China Mieville: Die Stadt und die Stadt
#61
Geschrieben 11 November 2010 - 10:48
#62
Geschrieben 11 November 2010 - 10:57
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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Saramee
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- • (Buch) gerade am lesen: Maxim Leo – Wir werden jung sein
#63
Geschrieben 11 November 2010 - 14:14
Ich denke mal, wie man das Buch bewertet und insbesondere wie preiswürdig man es ansieht, hängt nicht zuletzt davon ab, worauf man dabei schaut. Dass der Unterschied nicht zuletzt in der Perspektive des Betrachters liegt, ist mir vor allem wieder an Amtraniks Äußerung deutlich geworden: "Denke mal es ist grundsätzlich kein so gutes Zeichen für einen Roman wenn die Leser recht schnell alternative Ideen für den Handlungsaufbau im Sinn haben".Waren alle anderen für die Preise in Frage kommenden Bücher schlechter oder spielt der Name des Autors eine größere Rolle als die Leistung?
Da wurde mir nämlich bewusst, dass das Buch auch bei mir die "Assoziationsmaschine" angeworfen hat und ich in Gedanken mit anderen Möglichkeiten experimentiert habe - allerdings kein einziges Mal für die Krimihandlung, sondern immer nur dann, wenn ich mir überlegt habe, wie so ein Gebilde wie diese Stadt historisch entstanden sein könnte, wie so ein "Nichtsehen" funktionieren könnte bzw. wie sich so etwas organisieren ließe, wenn es schon nicht so klappt, wie Mieville es beschreibt.
Ich bin da also voll auf den Hintergrundzug aufgesprungen und habe die Krimihandlung eher als nettes Nebenbei wahrgenommen, als ein Vehikel, das durch den eigentlich Text führt, das aber nicht der eigentliche Inhalt des Textes ist. Klar habe ich mir auch über die Krimihandlung Gedanken gemacht, habe mir überlegt, was die Auflösung sein könnte, fand die Anspielungen auf klassiche Verschwörungstheorien ganz interessant - aber der Vordergrundplot hat mich nie so sehr interessiert, dass ich auf die Idee gekommen wäre, mir zu überlegen, wie man ihn besser machen könnte. Wichtiger war mir eigentlich, dass er nicht das eigentliche Buch gestört hat, sondern einen hinreichenden Roten Faden abgab. Und die dramaturgische Rolle, die der Plot für mich in dem Buch hatte, hat er auch adäquat ausgefüllt. Nicht brillant, aber er erfüllt halt seinen Zweck und lenkt nicht vom Wesentlichen ab.
Vermutlich nimmt man das Buch einfach anders wahr, wenn man auf eine andere Ebene fokussiert. Und zwar ohne dass ich jetzt blind wäre für die Schwächen des Krimiplots - ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es Mievielles bestes Werk ist. Aber es funktioniert für mich halt auf einer ganz anderen Ebene als der, wo die Schwächen liegen.
Da stört es mich dann auch weniger, dass Dinge nur angerissen und Fragen aufgeworfen, nicht ausdiskutiert werden. Auch das wurde als Kritikpunkt ja mal angesprochen - im Gegenteil reizen mich intelligent aufgeworfene Fragen deutlich mehr als solche, die im Buch zu platt ausgeleuchtet und beantwortet werden. Im Unterschied beispielsweise zu Richard Morgan, dessen Bücher meines Empfindens nach besser wären, wenn er die tiefgründigeren Fragen darin allenfalls anreißen und ansonsten rechtzeitig wieder die Finger davon lassen würde.
Als Krimi hätte der Roman vermutlich keinen Preis verdient. Aber das ist sicher nicht die einzige Art, das Buch zu lesen.
#64
Geschrieben 11 November 2010 - 14:48
Ich bin da also voll auf den Hintergrundzug aufgesprungen und habe die Krimihandlung eher als nettes Nebenbei wahrgenommen, als ein Vehikel, das durch den eigentlich Text führt, das aber nicht der eigentliche Inhalt des Textes ist. Klar habe ich mir auch über die Krimihandlung Gedanken gemacht, habe mir überlegt, was die Auflösung sein könnte, fand die Anspielungen auf klassiche Verschwörungstheorien ganz interessant - aber der Vordergrundplot hat mich nie so sehr interessiert, dass ich auf die Idee gekommen wäre, mir zu überlegen, wie man ihn besser machen könnte. Wichtiger war mir eigentlich, dass er nicht das eigentliche Buch gestört hat, sondern einen hinreichenden Roten Faden abgab. Und die dramaturgische Rolle, die der Plot für mich in dem Buch hatte, hat er auch adäquat ausgefüllt. Nicht brillant, aber er erfüllt halt seinen Zweck und lenkt nicht vom Wesentlichen ab.
Vermutlich nimmt man das Buch einfach anders wahr, wenn man auf eine andere Ebene fokussiert. Und zwar ohne dass ich jetzt blind wäre für die Schwächen des Krimiplots - ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es Mievielles bestes Werk ist. Aber es funktioniert für mich halt auf einer ganz anderen Ebene als der, wo die Schwächen liegen.
Da stört es mich dann auch weniger, dass Dinge nur angerissen und Fragen aufgeworfen, nicht ausdiskutiert werden. Auch das wurde als Kritikpunkt ja mal angesprochen - im Gegenteil reizen mich intelligent aufgeworfene Fragen deutlich mehr als solche, die im Buch zu platt ausgeleuchtet und beantwortet werden. Im Unterschied beispielsweise zu Richard Morgan, dessen Bücher meines Empfindens nach besser wären, wenn er die tiefgründigeren Fragen darin allenfalls anreißen und ansonsten rechtzeitig wieder die Finger davon lassen würde.
Als Krimi hätte der Roman vermutlich keinen Preis verdient. Aber das ist sicher nicht die einzige Art, das Buch zu lesen.
Ich habe das Buch nicht als Krimi gelesen. Wenn dem so wäre, hätte ich es nicht mal in die Hand genommen, denn ich mag keine Krimis. Das Zusammenspiel zwischen der Krimihandlung und der Realitätskonstruktion ist nicht so gut geglückt.
Ich finde "Die Stadt und die Stadt" nicht schlecht, ich habe es gerne gelesen und fand die Beschreibungen der Städte und wie sie funktionieren sehr spannend. Aber wenn ein Buch gleich 2 so wichtige Preise bekommt, dann erwarte ich, dass alle Ebenen des Buches sehr gut sind. "Erfüllt seinen Zweck und lenkt nicht vom Wesentlichen ab" für den Krimiteil ist mir zu wenig.
Ein Beispiel, wie man eine phantastische Handlung perfekt mit einem Krimi verweben kann, ist - "Gewitter über Pluto" von Heinrich Steinfest.
Bei China Miéville (und Neil Gaiman) habe ich den Eindruck, dass sie für alles, was sie schreiben, einen Preis kriegen - weil sie den Namen haben.
Bearbeitet von TrashStar, 11 November 2010 - 14:48.
#65
Geschrieben 11 November 2010 - 15:31
#66
Geschrieben 11 November 2010 - 16:50
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#67
Geschrieben 11 November 2010 - 18:46
Die Hinweise auf gesellschaftliche Problematiken habe ich komplett überlesen. Mich hat vorzugsweise der wahrnehmungspsychologische Aspekt interessiert - wenn ich das mal mit diesem Wort bezeichnen darf. Und diese Beschreibungen fand ich teilweise genial.Meine Erklärungsansätze:
3) Zuletzt könnte man vermuten, dass TC&TC auf eine für sozio-kulturelle Schieflagen sensibilisierte Leserschaft trifft, die es zu schätzen weiß, wie Miéville gesellschaftliche Problematik thematisiert.
Das Thema heißt "Bewusstsein" - wie ist es konditionierbar und wie erschafft es die Welt.
Folgender Satz scheint mir ein Schlüsselsatz zu sein "Nicht wir sind es, nicht ausschließlich jedenfalls, die die Grenze zwischen ihnen (den Städten) aufrechterhalten, alle helfen mit, alle Bürger von Beszel und Ul Qoma. ... Weil alle daran glauben, weil niemand sich erlaubt zu zweifeln, deshalb funktioniert es. Wenn man aber Grenzbruch begeht, auch ohne es zu wollen, für länger als einen Augenblick, gibt es kein zurück mehr."
Das ist nicht nur ein politisches, sondern auch ein philosophisches bzw. okkultes Thema. Er schreibt zum Schluß "Wir sind alle Philosophen hier."
PKD schrieb "Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört daran zu glauben." Von daher ist es sinnvoll, mit einer Leiche anzufangen und mit einem Filosofen aufzuhören.
Der Rest ist offen. Schön wäre es, wenn die aus dem gesellschaftlichen Käfig Befreiten mit ihrer Freiheit auch noch etwas anderes anzufangen wüßten als nur die Käfigtüren ihrer Mitmenschen zu bewachen.
Bearbeitet von TrashStar, 11 November 2010 - 18:48.
#68
Geschrieben 11 November 2010 - 18:52
#69
Geschrieben 17 November 2010 - 07:48
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#70
Geschrieben 19 November 2010 - 14:09
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#71
Geschrieben 19 November 2010 - 14:18
#72
Geschrieben 19 November 2010 - 14:47
Mieville will uns wohl beweisen, dass er auch realistisch kann.
Nun, wenigstens mein kurzes Fazit: Spannende Phantastik, geniale Idee mit tiefer logischer Durchdringung, raffinierte Spiegelung der Realität.
@ lapismont:
Ist es fuer Dich nun Phantastik oder nicht? Und warum? Molo hat dazu ja auch schon weiter oben etwas dazu geschrieben.
@ all:
Zaehlt es fuer Euch als Phantastik oder eher nicht? Und wenn das erstere der Fall ist, was ist das (die) phantastische(n) Element(e)?
#73
Geschrieben 19 November 2010 - 15:13
Darüber mache ich mir keine Gedanken, das ist mir schlichtweg egal.@ all:
Zaehlt es fuer Euch als Phantastik oder eher nicht? Und wenn das erstere der Fall ist, was ist das (die) phantastische(n) Element(e)?
#74
Geschrieben 19 November 2010 - 15:24
#75
Geschrieben 19 November 2010 - 17:28
#76
Geschrieben 19 November 2010 - 18:29
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#77
Geschrieben 19 November 2010 - 22:09
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#78
Geschrieben 19 November 2010 - 23:37
durch die Art ihrer sozio-kulturellen Konditionierung zugleich ineinander & nebeneinander dabei aber aneinander vorbei leben kann.
Praktisch als Parallelgesellschaft. Kommt mir irgendwie bekannt vor, wobei Mieviélle es natürlich auf die Spitze treibt. Aus meinen Erfarhungen in Brasilien kann ich nur sagen, dass es so etwas - natürlich in abgeschwächter Form, nicht so absolut - durchaus im realen Leben gibt, inklusive Konditionierung.
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#79
Geschrieben 28 November 2010 - 03:49
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