Ägyptische Kultur in SF und Fantasy-Genre
#1
Geschrieben 09 November 2010 - 09:14
#2
Geschrieben 09 November 2010 - 11:04
Warst Du mal in Ägypten?mich quält bereits seit längerem die Frage, was macht den Reiz der ägyptischen Kultur aus, dass diese überall im fantastischen Genre zu finden ist?
Nicht nur Film und TV-Serien wie Stargate, auch Dune ist stark beeinflußt vom Land am Nil.
Comic, Manga & Anime sind mein toter Fleck. Gibts dort auch Pyramiden, ägyptische Götter ...?
Verlor nicht der Roboter Laire in PR sein Auge in der Cheopspyramide, mit dem er hinter die Materiequellen äugen konnte?
Soll nicht auch in Maddrax die Ägyptomanie ausgebrochen sein?
Was meint Ihr?
Woran liegt das und welche tyipschen Beispiele kennt ihr?
Ich war drei Mal dort und kann die Faszination, die von Ägypten ausgeht sehr gut verstehen. Das ganze Land, vor allem aber die Tempel, ist geradezu eine Aufforderung, die Phantasie in diesen Bereich eintauchen zu lassen.
Vielleicht muss man dort gewesen sein, um es zu verstehen. Es lässt sich nur schwer beschreiben.
Besonders gerne habe ich "Morphogenesis" von Michael Marrak gelesen.
#3 Gast_Jorge_*
Geschrieben 09 November 2010 - 16:19
Comic, Manga & Anime sind mein toter Fleck. Gibts dort auch Pyramiden, ägyptische Götter ...?
u.a.
Enki Bilal
Alexander Nikopol
http://bilal.enki.fr...p...&special=20
#4 Gast_Jorge_*
Geschrieben 09 November 2010 - 16:42
Ägyptische Kultur im fantastischen Genre ?
Typische Beispiele ?
http://www.egyptoman...f/EgyptSFF.html
#5 Gast_Dirk_*
Geschrieben 09 November 2010 - 17:25
Bearbeitet von Dirk, 09 November 2010 - 17:26.
#6
Geschrieben 09 November 2010 - 18:58
#7
Geschrieben 09 November 2010 - 19:44
Mein Erklärungsansatz ist etwas profaner als Dirks von Herzen kommende Schwärmerei
Ich denke, diese (manchmal etwas störende) Obsession für die klassische ägyptische (und im übrigen auch griechische) Kultur geht im wesentlichen aus ihrer Omnipräsenz in der englischen Abenteuerliteratur des späten 19. Jh. hervor. Fantasy und SF speisen sich ja zu einem Teil aus dieser Quelle.
Die englische Literatur wiederum ist nur Teil einer umfassenderen Ägyptenbesessenheit der ollen Engländer, die zwei Gründe hat:
1. Die Kolonialpräsenz der Krone in Ägypten zu eben dieser Zeit,
2. das offensichtliche "Herumliegen" der beeindruckenden Zeugnisse einer frühen Hochkultur eben dort.
Ich bin alles andere als ein Spezialist für die englische Abenteuerliteratur des späten 19. Jahrhunderts, aber irgendwie tue ich mich schwer mit der von dir behaupteten "Omnipräsenz" der ägyptischen Kultur in besagter Literatur. Natürlich fallen mir auf die Schnelle nur Stevenson (Ägypten ... mMn Fehlanzeige) und Haggard (ja, gut, der hat "Cleopatra" geschrieben, aber bei dem denkt man doch wohl zuerst an "She" und "King Solomon's Mines", die beide mit Ägypten nichts zu tun haben) und dann vielleicht noch Kipling ein (aber der hat sich ja Indien ausgeguckt), aber auch wenn ich ein bisschen länger nachdenke, drängt sich mir kein Werk mit spezifisch ägyptischer Thematik auf, und auch kein Autor, dessen Bücher um dieses Thema kreisen. Okay, Sax Rohmer hat zwei, drei Bücher mit dieser Thematik geschrieben, aber das war dann schon Anfang des 20. Jahrhunderts - und außerdem dürfte auch hier sein Fu Manchu viel bekannter gewesen sein und mehr Wirkung gehabt haben.
Von daher wäre ich für ein paar Namen bzw. Titel recht dankbar.
#8
Geschrieben 09 November 2010 - 21:56
#9
Geschrieben 09 November 2010 - 22:33
Man darf sie aber auch nicht unterschätzen. So trivial ist das alles nicht, und die eigentlich beeindruckenden Leistungen sind oft nicht die auffälligsten Riesenbauten.Aber man darf sie auch nicht überschätzen. So haben die alten Ägypter Steine zu Pyramiden aufgeschichtet, weil man so mit einfachen Mitteln und wenig architektonischem Know How große und beeindruckende Bauwerke zustande bekam. Die zudem auch die Jahrtausende überdauern.
Ich erinnere mich da beispielsweise an ein architekturhistorisches Lexikon, das Grundzüge der Architektur an historischen Bauten analysiert hat. Da war als Beispiel ein nicht ganz so auffälliger ägyptischer Tempel genannt, der schon seit Jahrtausenden da rumsteht und noch bis ins 20. Jahrhundert gerne als Argument für das "noch nicht ganz so weit entwickelte architecktonische Know How der Ägypter" gehandelt wurde - er hatte nämlich etwa doppelt so viele Säulen, wie nötig gewesen wären, um die Konstruktion nach allen Regeln moderner Baukunst dauerhaft zu stützen. Von der Berechnung her war die Hälfte der Säulen also überflüssig und brachte keinen Zugewinn an Stabilität ... bis man vor ein paar Jahrzehnten erst feststellte, dass mehrer -zig Meter unter der Oberfläche eine andere geologische Schicht verläuft, die die Stabilität des Untergrunds für Großbauwerke entscheidend beeinflusst. Und wo dann die neueren Berechnungen unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse über den Baugrund ergeben haben, dass nach heutigem architektonischen Know How genau die vorhandene Menge an Säulen nötig wäre, um das Ding dauerhaft stabil zu halten.
Hätte man es so gebaut, wie die Architekten es noch vor 60 Jahren ausgerechnet hatten, hätte sich die Konstruktion im Verlauf von wenigen hundert Jahren verschoben und wäre heute auch nur noch ein Haufen Steine. Solche Fälle finde ich deutlich faszinierender als die Pyramiden, und es macht mich vorsichtig, wie gering ich das architektonische Know How der ägyptischen Hochkultur wirklich einschätzen würde.
#10
Geschrieben 10 November 2010 - 01:15
#11
Geschrieben 10 November 2010 - 07:44
Kann sein, dass ich mal wieder übertrieben habe, aber ich hatte dabei folgende Phänomene im Kopf:Ich bin alles andere als ein Spezialist für die englische Abenteuerliteratur des späten 19. Jahrhunderts, aber irgendwie tue ich mich schwer mit der von dir behaupteten "Omnipräsenz" der ägyptischen Kultur in besagter Literatur. [...]
Von daher wäre ich für ein paar Namen bzw. Titel recht dankbar.
http://en.wikipedia....iki/Egyptomania
http://en.wikipedia....ean_imagination
Genannt wird dort
wobei die zeitliche Einordnung wohl etwas weiter zu fassen ist, denn ein weiterer Hype dürfte durch die Öffnung von Tut-Ench-Amuns Grab 1922 losgetraten worden sein, der dann auch ein Welle von Mumienfilmen nach sich zog."Some Words With a Mummy" by E. A. Poe[8], "Lost In A Pyramid Or The Mummy†™s curse" by Louisa May Alcott[9] or The Marble Faun by Nathaniel Hawthorne
Egal, ich denke jedenfalls, dass die Briten schon länger auf Ägypten versessen waren, und durch den Einbau dieser Einflüsse in Literatur, Architektur und Kunst zieht sich dieser Einfluss indirekt bis heute durch.
#12
Geschrieben 10 November 2010 - 09:59
Mein Erklärungsansatz ist etwas profaner als Dirks von Herzen kommende Schwärmerei
Ich denke, diese (manchmal etwas störende) Obsession für die klassische ägyptische (und im übrigen auch griechische) Kultur geht im wesentlichen aus ihrer Omnipräsenz in der englischen Abenteuerliteratur des späten 19. Jh. hervor. Fantasy und SF speisen sich ja zu einem Teil aus dieser Quelle.
Die englische Literatur wiederum ist nur Teil einer umfassenderen Ägyptenbesessenheit der ollen Engländer, die zwei Gründe hat:
1. Die Kolonialpräsenz der Krone in Ägypten zu eben dieser Zeit,
2. das offensichtliche "Herumliegen" der beeindruckenden Zeugnisse einer frühen Hochkultur eben dort.
Gerade der zweite Punkt ist nicht ganz unwichtig, erklärt er doch, warum uns Ägypter und Griechen allenthalben in unseren Lieblingsgenres über den Weg laufen, während Babylonier, Sumerer, Maya und Neanderthaler - deren Errungenschaften größtenteils nur noch Staub sind - allenfalls mal als Kultisten für Cthuluh herhalten müssen.
Das ändert natürlich nichts an der Faszination für das alte Ägypten, manchmal wünsche ich mir lediglich, Hollywood möge öfter zur Kenntnis nehmen, dass es auch andere Hochkulturen gab ...
Das Argument mit der geographischen Nähe der Relikte ägyptischer Hochkultur zu Europa und daraus resultierender Einflüsse auf Literatur unterstütze ich. Allerdings sind die Relikte der Mayas nicht minder eindrucksvoll (wie ich mich selbst überzeugen konnte) und sind keineswegs größtenteils Staub. Allerdings sind sie im Dschungel weniger sichtbar gewesen und man hat sie auch vor gar nicht mal so langer Zeit "wieder entdeckt". Warum sich Hollywood so wenig um diesen Kulturkreis kümmert? Vielleicht weil es vor der eigenen Haustür liegt und Lateinamerika zu wenig exotisch ist?
Pirx
- • (Buch) gerade am lesen:Asprin: Tambu
- • (Buch) als nächstes geplant:Heitz: Drachenkaiser
-
• (Buch) Neuerwerbung: Greenland: Sternendieb
-
• (Film) gerade gesehen: Cargo
-
• (Film) als nächstes geplant: Illuminati
-
• (Film) Neuerwerbung: Batman - The Dark Knight
#13 Gast_Dirk_*
Geschrieben 10 November 2010 - 14:46
Bearbeitet von Dirk, 10 November 2010 - 14:46.
#14 Gast_Dirk_*
Geschrieben 10 November 2010 - 15:12
#15
Geschrieben 11 November 2010 - 21:08
Mein Denkansatz geht in die gleiche Richtung. Es ist ja wohl unumstritten, dass in diesem Gebiet eine der Wiegen der Menschheit gestanden hat und dass es dort viele frühe Hochkulturen gegeben hat, von denen die ägyptische wahrscheinlich die jüngste, aber auch am weitesten entwickelte gewesen ist und sich am besten erhalten hat. Diese Kulturen haben sich sehr stark gegenseitig beeinflusst und sind in irgendeiner Form in der ägyptischen Kultur aufgegangen.Noch ein gedanklicher Ansatz, warum Ägypten so sehr im Fokus liegen könnte:
Moses war ein Ägypter.
...
Klingt vielleicht weit hergeholt, aber ist es nicht die größte aller Fragen, wie das Land, dass einen wichtigen Bestandteil der christlichen Religion beinhaltet, damals aussah?
Das Erleben eines "Back to the Roots-Gefühl" in die Anfangszeit unserer Kultur mit ihren (aus heutiger Sicht irrattionalen) vielen Gottheiten macht m. E. den großen Reiz aus, den soche Geschichten auf uns ausüben. Dabei bin ich relativ wenig von Stories über Mumien, Grabräuber und Jahrhunderte überdauernde Flüche fasziniert, aber z. B. der religiöse Background, den Neill Stephenson in "Snow Crash" über die Zusammenhänge von babylonischen, sumerischen und etlichen anderen Gottheiten (bis hin zum Christentum) entworfen hat, hat mich ungemein fasziniert.
Da hier nach Comics, Zeichentrick, Animees mit ägyptischem Hintergrund gefragt wurde, werde ich ein Geheimnis lüften: Ich bin einer derjenigen, der, obwohl er jenseits der 50 ist, hin und wieder gerne Zeichentrickserien aus dem Kinderprogramm sieht und finde die Serie Papyrus recht ansprechend.
"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)
"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)
#16
Geschrieben 11 November 2010 - 22:53
#17
Geschrieben 13 November 2010 - 12:33
#18
Geschrieben 19 November 2010 - 16:24
erstmal vielen Dank für die Anregungen, Meinungen und Zitate.
Ich war selbst auf einer klassischen Touri-Kreuzfahrt in Ägypten und finde das Land ebenfalls sehr reizvoll, sieht man vom Spießrutenlaufen durch Bettler und Händler ab, die die Touri-Polizei mit etwas Bakshish zum penetranten Wegschauen genötigt haben.
Im Gegensatz zu den alten Römern, Griechen aber auch den zitierten Maya sind die Ägypter und ihre Bauten viel häufiger in SF-Romanen und Filmen zu sehen. (Gern gesehene Ausnahme. Alien vs Pretator: Das Gemetzel auf der Maya-Inka-oiden Pyramide).
Auch Erich von Däniken hat heiße Theorien.
Ist es wirklich nur King Tut und die imperialisitischen Franzosen und Engländer, die diesen Hype begründen?
Folgende Quellen sind der derzeitige Zwischenstand:
http://www.egyptoman...yptfiction.html
Morphogenesis" von Michael Marrak
Enki Bilal Alexander Nikopol
http://bilal.enki.fr...p...&special=20
Tim Powers: Die Tore zu Anubis Reich
Gary Gygax: Mythus 1 - Die Anubis Morde
Gary Gygax: Mythus 2 - Die Lösung von Samarkand
Gary Gygax: Mythus 3 - Tod in Delhi
http://en.wikipedia....iki/Egyptomania
http://en.wikipedia....ean_imagination
Hab Ihr mehr Lese- und Video-Futter für mich?
(Manga und Comic sind stark unterrepräsentiert)
Schönes Wochenende,
Jürgen
#19
Geschrieben 20 November 2010 - 10:33
[...]
Folgende Quellen sind der derzeitige Zwischenstand:
Tim Powers: Die Tore zu Anubis Reich
[...]
Jürgen
Es ist schon sehr lange her, dass ich das Buch gelesen habe, aber geht es da wirklich um ägyptische Kultur bzw. Mythologie? Mir fällt da zunächst einmal Zeitreiese und eine Auseinandersetzung zwischen Magiern in London ein...
Wobei der Roman dennoch sehr lesenswert ist.
Bearbeitet von Pirx, 20 November 2010 - 10:33.
Pirx
- • (Buch) gerade am lesen:Asprin: Tambu
- • (Buch) als nächstes geplant:Heitz: Drachenkaiser
-
• (Buch) Neuerwerbung: Greenland: Sternendieb
-
• (Film) gerade gesehen: Cargo
-
• (Film) als nächstes geplant: Illuminati
-
• (Film) Neuerwerbung: Batman - The Dark Knight
#20 Gast_Jorge_*
Geschrieben 22 November 2010 - 18:13
#21
Geschrieben 06 Dezember 2010 - 15:19
Ich bin alles andere als ein Spezialist für die englische Abenteuerliteratur des späten 19. Jahrhunderts, aber irgendwie tue ich mich schwer mit der von dir behaupteten "Omnipräsenz" der ägyptischen Kultur in besagter Literatur. Natürlich fallen mir auf die Schnelle nur Stevenson (Ägypten ... mMn Fehlanzeige) und Haggard (ja, gut, der hat "Cleopatra" geschrieben, aber bei dem denkt man doch wohl zuerst an "She" und "King Solomon's Mines", die beide mit Ägypten nichts zu tun haben) und dann vielleicht noch Kipling ein (aber der hat sich ja Indien ausgeguckt), aber auch wenn ich ein bisschen länger nachdenke, drängt sich mir kein Werk mit spezifisch ägyptischer Thematik auf, und auch kein Autor, dessen Bücher um dieses Thema kreisen. Okay, Sax Rohmer hat zwei, drei Bücher mit dieser Thematik geschrieben, aber das war dann schon Anfang des 20. Jahrhunderts - und außerdem dürfte auch hier sein Fu Manchu viel bekannter gewesen sein und mehr Wirkung gehabt haben.
Zu ägyptischen Schauplätzen/Motiven fallen mir neben Poes »Some Words with a Mummy« (1845) und Rider Haggards Cleopatra (1889) noch Arthur Conan Doyles »The Ring of Thoth« (1890) und Bram Stokers The Jewel of the Seven Stars (1903) ein. Zudem gibt es einen weitgehend unbekannten Roman The Mummy! aus dem Jahre 1827 (von einer Jane Loudon), ein im Jahr darauf anonym erschienenes Jugendbuch namens The Fruits of Enterprize (in dem Entdecker in Brand gesteckte Mumien benutzen, um das Innere einer Pyramide zu beleuchten), und die bereits erwähnte Erzählung »Lost in a Pyramid« von Louisa May Alcott. Mehr über diese eher obskuren Werke steht hier. Wenn es eine Ägyptomanie im Bereich der Phantastik gab/gibt, dann würde ich deren Anfänge aber vielleicht eher in Filmen wie The Mummy (1932), Cleopatra (1934) und The Mummy's Hand (1940 plus Fortsetzungen) sehen; sicherlich durch die Entdeckung des Tutanchamun-Grabes 1922 und die sich anschließenden Spekulationen über den Fluch der Pharaonen befeuert. Fast alle genannten Beispiele fallen bemerkenswerterweise eher in den Horror- als in den Abenteuerbereich.
Insgesamt würde ich eher eine langandauernde Dominanz von Indien und dem sub-saharischen Afrika als bevorzugte Schauplätze behaupten. Die englische Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts hat auf jeden Fall einen kolonialen Hintergrund, da stimme ich zu, aber koloniale Schauplätze gab es eben viele. In Indien hat sich vor allem Kipling ausgetobt, aber auch Jules Verne verlegte Handlungen gern dort hin (z.B. Der Stahlelefant, In 80 Tagen um die Welt, indische Herkunft wichtiger Charaktere in weiteren Romanen). Auch G.K. Chesterton schrieb mindestens eine Father-Brown-Geschichte mit Indienbezug. H. Rider Haggard ist in der Tat hauptsächlich bekannt für seine im südlichen Afrika spielenden Romane. Ebenso Edgar Rice Burroughs mit den Tarzan-Romanen. (Bei Stevenson kommen als zentraler Schauplatz die Südsee hinzu.)
Spekulativ würde ich behaupten, dass Indien und Afrika beliebter waren, weil der Schauplatz Ägypten den Verfassern kolonialer Abenteuerromane ein klitzekleines Problem bereitete: Wir sind es gewöhnt, die altägyptische Hochkultur als bewunderte Vorläuferin unserer Zivilisation zu sehen: Großartige Architektur, überragende künstlerische Leistungen, Mose als Erfinder des Monotheismus... you name it. Koloniale Abenteuerromane funktionieren aber nach dem Schema: Strahlende weiße Helden begehen Heldentaten vor der Kontrastfolie eines barbarisch-primitiven oder üppig-dekadenten, dunkel-exotischen Indien oder Afrika. Dieses Schema lässt sich mit Ägypten, wie wir es zu sehen gewöhnt sind, schwer vereinbaren.
Bearbeitet von Anubizz, 08 Dezember 2010 - 10:50.
#22 Gast_Jorge_*
Geschrieben 07 Dezember 2010 - 16:02
(Manga und Comic sind stark unterrepräsentiert)
Froideval/Angleraud
Atlantis
"Die Sheb"
"Der Älteste"
"Mormo"
"Mars"
Splitter-Verlag
http://www.generatio...i...iew&id=1165
#23
Geschrieben 07 Dezember 2010 - 18:15
Letzteres beschreibt m.E. noch einen anderen Grund warum die Europäer aus dem 18. & 19. Jahrhundert verrückt nach den Ägyptern waren: Weil es die alten Römer auch waren. Julius Caesar und nachher Marcus Antonius nahmen sich Kleopatra nicht nur als Geliebte, weil sie hübsch/reich war, sondern, hab ich den Eindruck, weil sie noch höher von ihrem Volk eingestuft wurde als ein König (im Alten Rom Caesars tabu) oder ein Konsul, nämlich praktisch als Gottheit - dem göttlichen Pharaoh. Außerdem war sie Alexandrinerin, also aus einer damals modernen Kultur, die als nachahmenswert galt im etwas militärisch neigenden Rom. Im 18. Jahrhundert wurde das Alte Rom im Westen wiederum so sehr bewundert, dass die neugegründeten USA z.B. ihr politisches System darauf modellierten (Kongress, Senat, Wahlmänner); also stelle ich mir vor, dass die Eliten der Zeit in Frankreich und in den USA auch die Vorlieben der alten Vorbilder nachahmten.
Es gibt m.E. noch einen anderen Grund: Die ägyptische Schriftsprache. Im Englischen ist "hieroglyph" bis heute auch ein Ausdruck für unverständliche/unleserliche Schreibweise. Aber vor etwas über 200 Jahren wurde der Rosettastein von Napoleons Truppen gefunden, und ägyptische Hieroglyphen wenige Jahrzehnte (!) danach entschlüsselt - und damit wurde Archäologie richtig spannend, und spornte die Fantasien in Europa mächtig an (späte Folge: die Indiana-Jones-Filme - da gibt es natürlich auch einen "ägyptischen").
P.S. @Nina: Ich denke mal, dass das was man heute als Tourist in Ägypten an Verhalten der Einheimischen erlebt, auch praktisch alles auf Touristen ausgerichtet ist, und damit nicht besonders "echt" ist. Und Touristen gelten in vielen Ländern der Welt als sehr reich (auch wenn sie das selber nicht so sehen), und ggü. strengeren Religionen die westlichen Frauen als "easy". Das nimmt manchmal leider schlimme Extreme an - ich erinnere mich, dass ich auf einem größeren Nil-Boot neben einer 55-jährigen Dame saß, mit der ich reiste, und der junge Reiseführer (ich schätze so 20) setzte sich neben sie und fasste sie dauernd am Bein an. Sie bat mich dann, mich zwischen ihn und ihr zu setzen.* Aber das ruppige Verhalten hat m.E. auch mit der grassierenden Armut in vielen Teilen der Welt zu tun - das überrascht uns verwöhnte Europäer auf Reisen immer wieder, weil wir es einfach nicht mehr kennen.
P.P.S. @Anubizz: Willkommen! Tolles Debüt!
(* Andererseits kenne ich eine große, hübsche, blonde Dame in meinem Alter, die ALLEINE Jahre lang durch Afrika gereist ist, und nie besonders Schlimmes erlebte. Sie machte sich aber auch Mühe einheimische Kleidung zu besorgen, und verdeckte ihre Haare öfter...)
/KB
Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?
Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.
Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.
Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.
(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)
#24 Gast_Jorge_*
Geschrieben 08 Dezember 2010 - 15:47
Außerdem gibt's noch die klassischen franz. Comics Nikopol-Trilogie von Enki Bilal
http://www.scifinet....e...st&p=166160
#25
Geschrieben 08 Dezember 2010 - 16:11
/KB
Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?
Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.
Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.
Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.
(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)
#26
Geschrieben 08 Dezember 2010 - 17:55
Werner Heisenberg,Atomphysiker
- • (Buch) gerade am lesen:Der Totenerwecker von Wrath James Wright
- • (Buch) als nächstes geplant:???
-
• (Film) als nächstes geplant: ???
-
• (Film) Neuerwerbung: EUREKA-Season 5
#27
Geschrieben 10 Dezember 2010 - 15:23
@Alle: Mir fehlt aber immer noch ein Nachweis darüber, dass das alte Ägypten (bzw. Versatzstücke dessen) als Schauplatz sooo beliebt sein sollen †” im Vergleich zu anderen Schauplätzen, meine ich.
Übrigens: In der Sache, dass die altamerikanischen Hochkulturen eher selten verwurstet werden, stimme ich überein. Ausnahmen gibt es natürlich: Der Zensor von Marcus Hammerschmitt beispielsweise, oder Liliana Bodocs Fantasy-Trilogie La saga de los confines (Die Grenzländersaga), in der von den Azteken, den Maya und den Mapuche inspirierte Völker auftreten. Aber das hat doch eher Seltenheitswert. Den Grund würde ich darin sehen, dass es heute noch Maya gibt, die sich allein schon aufgrund ihrer fortdauernden Existenz nicht so einfach als Projektionsfläche vereinnahmen lassen wie die alten Ägypter. Dazu kommt, dass die Maya im 20. Jahrhundert Opfer eines Völkermords wurden, der 250.000 Menschen das Leben kostete und von einem Regime begangen wurde, welches die ideologische und militärische Unterstützung zahlreicher westlicher Staaten genoss. Das macht die Sache, will man die Maya literarisch verwerten, unter Umständen etwas heikel. Und es gibt doch eine ganze Reihe von SFF-Autoren, die ein Talent dazu haben, sich bei der Behandlung von heiklen und sensiblen Themen gründlich in die Nesseln zu setzen...
#28
Geschrieben 10 Dezember 2010 - 15:40
Es ist eine der ersten menschlichen Hochkulturen und wir wissen sehr wenig über ihre Anfänge. Das öffnet Spekulationen Tür und Tor (Erich von Däniken)mich quält bereits seit längerem die Frage, was macht den Reiz der ägyptischen Kultur aus, dass diese überall im fantastischen Genre zu finden ist?
Es ist eine im kollektiven Gedächtnis sehr präsente Kultur, d.h. ein Schriftsteller, der Elemente davon einbaut, kann sicher sein, dass seine Leser sich das bildlich vorstellen können. (Bsp.: wenn ich agyptische Pyramiden und Hieroglyphen erwähne, haben vermutlich mehr Menschen sofort das Richtige vor den Augen als wenn ich babylonische Tempel und Keilschrift erwähne)
#29 Gast_Jorge_*
Geschrieben 13 Dezember 2010 - 16:48
In der Sache, dass die altamerikanischen Hochkulturen eher selten verwurstet werden, stimme ich überein. Ausnahmen gibt es natürlich: Der Zensor von Marcus Hammerschmitt beispielsweise, oder Liliana Bodocs Fantasy-Trilogie La saga de los confines (Die Grenzländersaga), in der von den Azteken, den Maya und den Mapuche inspirierte Völker auftreten. Aber das hat doch eher Seltenheitswert.
So selten nun auch wieder nicht :
Lewis Shiner
Verlassene Städte des Herzens
http://www.fantastic...es-of-heart.htm
Tobias S. Buckell
Kristallregen
http://www.phantasti...stallregen.html
Michael Bishop
Gestohlene Gesichter
http://www.sondheimg...vels/stolen.htm
Harry Harrison
Welt im Fels
http://www.michaelow....com/hh/n09.htm
Christopher Evans
Der Sturm der Azteken
http://www.fantastic...tec-century.htm
Kirk Mitchell
Imperator
http://www.fantastic...-barbarians.htm
Robert Silverberg
Auf zu den Hesperiden!
http://www.majipoor....work.php?id=360
usw.
Bearbeitet von Jorge, 19 Dezember 2013 - 19:25.
#30
Geschrieben 14 Dezember 2010 - 16:35
So selten nun auch wieder nicht ...
Touché! Das ist natürlich schon einiges.
Besucher die dieses Thema lesen: 0
Mitglieder: 0, Gäste: 0, unsichtbare Mitglieder: 0