Eine grundsätzliche Identifikation des Nutzers gegenüber dem Anbieter halte ich für die Jugendschutzfunktion nicht erforderlich und auch sonst für überzogen.
Nun ja, die Ursprungsfrage war ja, ob es mit der Begründung des Jugendschutzes in Zukunft so sein könnte, dass man
nur noch mit dem Personalausweis ins Web kommt. Ob jeder Anbieter diese persönlichen Daten dann auch für seinen Zugriffsschutz nutzt, ist erst mal eine andere Sache - wichtig ist zunächst die Frage, ob der damit verbundene Sinn erreicht wird, dass jeder Anbieter wissen
könnte, wer da bei ihm vorbeikommt. Oder ob auch nur der Provider damit in der Lage wäre, die ankommenden Seiten gemäß dem Ausweis entsprechender Altersgruppenkennzeichnung zu kontrollieren.
Und gerade da fangen halt auch erst die Probleme an, weil eben das sich noch recht einfach durch den Nutzer unterbinden ließe, sprich: Selbst bei prinzipieller Ausweispflicht beim Netzzugang hätte ein auch nur mäßig technisch interessierter Nutzer keine Probleme, trotzdem anonym beim Anbieter anzukommen bzw. Seiten auf seinen Browser zu bekommen, ohne dass der Provider genau mitbekommt, welche Endseite beim Benutzer ankommt (wenn der sich die Endseiten nämlich verschlüsselt von einem Auslandsserver schicken lässt und erst auf seinem Rechner "entpackt"). Und dann stünden die Anbieter in Deutschland halt vor dem Problem, ob sie solchen anonymen Verkehr akzeptieren - womit die Zugangsautentifizierung ins Leere liefe - oder pauschal ablehnen - was spätestens dann zum Abwandern der Anbieter ins Ausland führte, wenn sie da wegen fehlender Autentifizierung spürbar mehr Kunden bekommen.
Eine
allgemeinverbindliche Jugendschutzkontrolle über Ausweis
pflicht wäre also vor allem dann nicht (national) zu realisieren, wenn die Sensibilität darauf Kundenströme umlenkt. Egal wie es sich technisch umsetzen lässt, es würde ins Leere laufen, wenn am Ende doch jeder autentifizierte User, der was anderes machen will als die Ausweiskontrolle zulässt, auf neutralen Proxys im Ausland verschwindet und anonym wieder auftaucht - und die Anbieter wegen der Masse der so doch wieder anonymen Surfer gezwungen wären, ein Angebot ohne Zugangskontrolle bereitzustellen. Notfalls halt nur ohne Beteiligung der deutschen Binnenwirtschaft.
Dass man freiwillig die Möglichkeit bereithält, kontrollierte Zugänge mit Ausweiskontrolle zu nutzen, und dass einzelne Anbieter dann auch die Möglichkeit anbieten, für so personalisierte Surfer Dienste und Auswahlfunktionen bereitzustellen, das wäre natürlich relativ problemlos möglich. Aber es wäre halt etwas anderes als die im ersten Post angesprochene "Ausweispflicht" für alle Surfer - bzw. wäre eine Auswahlpflicht ziemlich sinnlos, wenn sie am Ende dazu führt, dass ein Teilbereich des Netzes sie auf mehr oder minder freiwilliger Basis dann doch nutzt, während jeder, der das nicht will, sie einfach umgeht.
Denn das freiwillige Nutzen einer Ausweisidentifizierung kriegt man halt auch ohne Ausweispflicht hin.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)