Anonymisierer entfernen Informationen, was rechtlich nur schwer angreifbar ist, wie man an den entsprechenden Server in Deutschland sieht.
Das unautorisierte Aufbringen eines Markenlabels wie die FSK-Kennung stellt in allen mir bekannten Ländern den strafrechtlich relevanten Tatbestand einer Fälschung dar.
Das müssten sie nicht tun. Die künftigen Anonymisierungsserver müssten nicht mehr tun als heute auch: Eine verschlüsselte Verbindung zwischen User und sich selbst etablieren, die Anfragen des Users entgegennehmen, an die Zieladresse weiterleiten und die Ergebnisse wieder zum User zurückschicken.
Da der Provider, der die FSK-Kennung prüft, nur die Verbindung zwischen User und Proxy, nicht aber die Endadressen sieht, ist die FSK-Kennung der eigentlich aufgerufenen Seiten bedeutungslos. Bliebe nur noch die Frage, ob der Anonymisierungsserver selbst eine FSK-Kennung benötigt, die er fälschen müsste - was, wie oben gesagt, nicht der Fall sein wird, weil eine solche Anforderung Deutschland de Facto vom internationalen Netz abtrennen würde und damit politisch undurchsetzbar ist.
Denn die Vorstellung, dass ausländische Server auf breiter Front deutsche FSK-Kennungen benutzen werden, ist illusorisch, und damit bleibt dem Gesetzgeber letztlich nur die Alternative, das deutsche Netz zu isolieren oder den Kontakt zu ausländischen Servern ohne FSK-Label zuzulassen. Notfalls vielleicht mit einer vom Provider vergebenen FSK-Kennung ab 18 (und schon das wäre verdammt schwer zu vermitteln, warum plötzlich so gut wie alle ausländische Nachschlagewerke, Mailserver, Communities etc. ohne inhaltliche Begründung ab 18 sein sollen*) - was aber trotzdem bedeuten würde, dass die Kontrolle über die Filterung wieder wie schon ohne Personalisierung bei den Privathaushalten liegen würde, weil die providerseitige FSK-Kontrolle in dem Augenblick ausgehebelt ist, wo der Privathaushalt pauschal so einen Auslandsproxi abonniert und seinen Internetverkehr darüber abwickelt. Und genau das wäre ja die Art, wie ein Privathaushalt so einen Dienst nutzen würde, wenn ihm daran gelegen ist, dass individuelle Internetnutzungen pro Person nicht von außen beobachtbar sind - man kann nicht erwarten, dass irgendein Haushalt, der so seine Privatsphäre schützen will, am Ende doch jeden Zugriff mit der korrekten Kennung beim Provider anmeldet.
*Hm, wenn ich es mir recht überlege, wäre die Regel "alle ausländischen, nicht FSK-gekennzeichneten Seiten nur ab 18" vermutlich sogar der beste Weg, wie das System sich selbst ein Bein stellen könnte und plötzlich auch an sich desinteressierte User dazu gebracht werden könnten, das System zu umgehen. Systeme, die zu viele Fehlalarme produzieren, werden in der Regel nicht akzeptiert, sondern nach Möglichkeit ignoriert oder abgeschaltet. Man kann sich vermutlich an den Fingern abzählen, wie oft der Sprössling den Vater rufen muss, weil er auf irgendeine Seite nicht draufkommt, obwohl sie bei Prüfung durch die Eltern ersichtlich harmlos ist - bevor die Eltern schließlich die Schnauze voll haben und den bequemsten Weg suchen, um sich aus dem System, das unnütze Nachfragen und Arbeit generiert, zu verabschieden.
Genau diese Regelung dürfte also mit einiger Wahrscheinlichkeit eben jene Nachfrage nach einer Umgehungsinfrastruktur generieren, die nötig wäre, um eine solche leicht zugänglich und kostengünstig zu etablieren. Das wäre also ein gutes Beispiel für ein systemimmanentes falsches Anreizsystem, das spürbare Vorteile für systemwidriges Verhalten setzt - und dem man mit technischen oder administrativen Maßnahmen kaum noch beikommen kann. Ich sehe also das Dilemma mit den ausländischen Seiten, die gar nicht FSK-labeln, bei näherer Betrachtung als noch unlösbarer an, als es auf den ersten Blick schon scheint.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)