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Karla Schmidt (Hrsg.) - Hinterland, Teil 1


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215 Antworten in diesem Thema

#1 Kopernikus

Kopernikus

    Temponaut

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Geschrieben 31 Dezember 2010 - 08:35

Lesezirkel, Teil 1 mit den Stories 1 bis 10

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Hinterland
Karla Schmidt (Hrsg.)

Dirk Röse: Purgatorium
Dietmar Dath: Solus Ipse, leerer Drache
Jasper Nicolaisen: Kleines Mädchen aus China
Jakob Schmidt: Die betrübte Strahlenkanone
Anna Janas: Life on Earth?
Pepe Metropolis: Hinterland
bibo Loebnau: Tief-Blau
Barbara Streun: On Idle
Ernst-Eberhard Manski: Der Saxophonist vom Rathaus Neukölln
Karla Schmidt: Erlösungsdeadline

#2 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 31 Dezember 2010 - 12:07

Hallo, Lesezirkel-Thread! :P Ich bin dabei. Lesen wir in der Druckreihenfolge oder egal?
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#3 Rusch

Rusch

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Geschrieben 31 Dezember 2010 - 14:29

Ich schlage die Druckreihenfolge vor und, wenn es recht wäre, jeden Tag eine Story. Oder andere Vorschläge?

#4 methom

methom

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 10:50

Ich schlage die Druckreihenfolge vor und, wenn es recht wäre, jeden Tag eine Story. Oder andere Vorschläge?


Klingt vernünftig. Dann fange ich gleich mal an:
Dirk Röse: Purgatorium

Ein beeindruckendes Erstlingswerk, das wir hier als Auftakt vorgelegt bekommen. Die Idee, dass die Schwerkraft eines riesigen Objekts alles auf der Erde nach oben zieht ist zumindest für mich neu und originell. (Auch wenn das physikalisch natürlich nicht sonderlich glaubwürdig ist, aber das hat mich in diesem Falle nicht gestört.) Die daraus resultierende Welt scheint sehr gut durchdacht zu sein. Ich hatte zu jedem Zeitpunkt den Eindruck, dass der Autor sich gründlich Gedanken gemacht hat.
Die Orientierungslosigkeit der Bewohner dieser Welt überträgt sich (in einem positiven Sinn) auch auf den Leser. Ich wusste manchmal selbst nicht mehr, wo denn jetzt oben und unten ist.

Auch die Geschichte selbst fand ich überzeugend. Ich wollte gestern Abend eigentlich nur noch ein paar Seiten lesen, aber dann wurde es doch die ganze Geschichte.

Unklar ist mir nur noch, wie man aus der Koordinaten-ID den NEMTH berechnet. Hat das schon jemand durchschaut?

Leider fehlen mir sowohl der religiöse als auch der bowie'sche Hintergrund, um die sicherlich zahlreich vorhandenen Andeutungen entsprechend zu würdigen. Aber das werden sicherlich noch andere hier im Thread übernehmen. Aber auch ohne diese Hintergründe eine gute Geschichte, die Lust auf mehr in dem Band macht.

Gruß,
Methom.

Bearbeitet von methom, 01 Januar 2011 - 14:26.

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#5 Jakob

Jakob

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 13:14

"Purgatorium" ist für mich fast schon eine vorbildliche SF-Geschichte, was "Realitätsdichte" (oder wie genau man das nennt, fällt mir gerade nicht ein) angeht. Man merkt, dass hier genug Material für einen Roman im Hintergrund steht, um so besser, dass all das zu einer Kurzgeschichte verdichtet ist. Pluspunkte sind vor allem die zahlreichen glaubwürdigen und originellen Details des Weltentwurfs, die auch größtenteils natürlich eingebracht und erklärt werden. Ein bisschen krankt die Geschichte für mich daran, zu viel zu wollen, hier und da wirkt das ganze zu dicht. Insgesamt aber ein wirklich sehr guter Auftakt!
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

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#6 Skydiver

Skydiver

    Schwebonaut

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 13:24

All the madmen...

http://www.lyricsfre...n_20036836.html

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It's all fun and game until someone loses an eye

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#7 karla

karla

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 18:24

Hallo, ein frohes Neues Jahr wünsche ich. Ihr legt ja wirklich pünktlich los. :-) Da Dirk Röse hier (noch?) nicht registriert ist, kann ich ja erstmal kurz sagen, was ich zu der Story weiß: Tatsächlich basiert "Purgatorium" auf einem Thriller des Autors (noch ohne Verlag), der in der Jetztzeit spielt. Die Story extrapoliert die Entwicklung von diesem Roman ausgehend weiter, und ich denke auch, der Stoff reicht eigentlich für einen Roman. @Jakob, dass die Story manchmal fast zu dicht wirkt, ist, fürchte ich, meine Schuld. Ich habe Dirk gedroht, dass seine Geschichte nicht in den Band kommt, wenn er sich nicht an die Auflagen für die maximale Länge hält ... Und kann es sein, dass Du nach dem Wort "Welthaltigkeit" gesucht hast? @Skydiver: Danke für die Lyrics! Das Stück, sagt man, ist von Bowies Halbbruder Terry inspiriert, der mit der Diagnose "Schizophrenie" in eine Anstalt kam (und sich später das Leben nahm). Bowie hat von seinem Bruder sehr viel gelernt, er hat ihn in Kunst, Literatur etc. eingeführt. Die Geisteskrankheit war tragisch für ihn (für beide wahrscheinlich). Wesentlich ist für mich hier der Refrain: "I´d rather stay here with all the madmen ..." Auch der Prota in "Purgatorium" bleibt lieber in einer verrückten und verkehrten Welt zurück, als den einfachen "Heils"-Weg zu gehen. Eine gewisse Schizophrenie (eher Zerrissenheit) ist auch Thema in "Purgatorium", und die Welt auf den Kopf zu stellen hieß früher auch, die Narren zu Königen und umgekehrt zu machen. Das alles sind für mich Verbindungspunkte zwischen der STory und dem Song. Man könnte jetzt Zeile für Zeile durch den Song gehen, Dirk hat sicherlich für jede einzelne einen Anknüpfungspunkt in seiner Story. Sollen wir, oder ist Euch das zu langweilig? Liebe Grüße, Karla

Bearbeitet von karla, 01 Januar 2011 - 19:05.


#8 Rusch

Rusch

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 19:13

Das war eigentlich keine Geschichte nach meinen Geschmack, aber gut unterhalten hat sie mich dennoch. Das ist wieder eine jener Erzählungen beidenen man sich fragt, ob eine etwas längere Form nicht besser gewesen wäre. Aber letzten Endes war das eine Analogoie für das alte und das neue. Der Held in einer Welt, in der es für ihn keinen Platz mehr gibt. Ein altes Thema, dass immer wieder gerne aufgegriffen wird. Auf jeden Fall kein schlechter Anfang für die Anthologie.

#9 karla

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 19:39

Der Eindruck, dass da zu viel Stoff in zu wenig Story steckt, kam ja jetzt schon zwei Mal zum Ausdruck. Mir geht es mit Kurzgeschichten auch oft so. Vlt. ist das ein allgemeines Problem bei KG-Sammlungen? Manche Stoffe reichen nicht für einen Roman, sind für eine KG aber zu groß. Eigentlich müsste man sie als Novelle von 50 bis 80 Seiten schreiben. Leider sind Novellen sowas von out ... keiner will die haben.

#10 Uwe Post

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 22:12

Leider sind Novellen sowas von out ... keiner will die haben.

Und doch gewinnen ständig welche den Deutschen Science Fiction Preis in der Kurzprosa-Kategorie...

Der Eindruck, dass da zu viel Stoff in zu wenig Story steckt, kam ja jetzt schon zwei Mal zum Ausdruck. Mir geht es mit Kurzgeschichten auch oft so.


Das ist in der Tat ein häufiges Problem. Meine Erfahrung als langjähriger Nur-Kurzgeschichten-Schreiber ist: Manche Stoffe eignen sich nicht zur Umsetzung als Kurzgeschichte. Hauptsächlich dann, wenn eine Geschichte in einer für uns vollkommen fremdartigen Welt spielt. Der Leser benötigt einfach Zeit, um sich auf eine solche Welt einzulassen, um sich zurecht zu finden. Es ist ein hoher Anspruch an den Leser, wenn ein Autor ihm (wie in der vorliegenden Story) schon in den ersten Sätzen mehrere so fremde und surrealle Fakten um die Ohren haut, dass man sein komplettes Weltbild wegwerfen muss. Bei mir persönlich hat das zu einigen Schwierigkeiten geführt. Es fällt mir ohnehin schon schwer, diese mit den mir bekannten Gravitationsgesetzen unvereinbaren Verhältnisse zu akzeptieren. Zu diesem phantastischen Element kommen Namen, die nichts in mir auslösen, und nicht ohne weiteres nachvollziehbare Emotionen und Handlungsweisen der Hauptfigur. Das war mir einfach zuviel; ungefähr ab der Stelle, wo dann in der surrealen Welt eine Art bodenständiges Versteckspiel stattfindet, habe ich zugegebenermaßen quer gelesen. Bis zu dem Punkt blieb mir die Hauptfigur fremd, es entstand kein Bild in meinem Kopf, und das ist eigentlich für fast jede Geschichte das KO (egal ob Kurzgeschichte, Novelle oder Roman).
Ich nehme mal den Anfang beispielhaft:
Im zweiten Satz hustet ein gewisser KiHaRo Wasser. Ich frage mich: Wieso, war er untergetaucht? Keine Ahnung, vielleicht hat es mit der geringen Schwerkraft zu tun, es wird jedenfalls nicht erklärt. Dritter Satz: Der Raum war schäbig. Dieses Adjektiv ist die einzige Beschreibung, und das ist wenig erhellend. Gibt es Möbel, Fenster, Geräusche, ist es ein Schlafzimmer in einer Wohnung, ein Hotel, oder was sonst? Als nächstes erfahre ich von der umgekehrten Gravitation. Bevor ich mich damit abfinden kann, versucht die Hauptfigur, sich mit der Unsterblichkeit abzufinden. Okay, zugegeben: Manchmal denke ich nach dem Aufstehen auch zuerst über meine Unsterblichkeit nach :)
Nach diesem den Handlungsfluss zerstörenden Exkurs sieht die Hauptfigur zum Fußboden hinauf. Warum hat man in 155 Jahren nicht den Fußboden einfach mal in Decke umbenannt und umgekehrt, wo doch der "Effekt" anscheinend das Leben in vielerlei anderer Hinsicht grundlegend umgekrempelt hat? All das ist anscheinend für die Gesamtgeschichte durchaus relevant, ich kann also nicht drüber hinweg lesen, wie über einen sonderbaren Namen für ein nebensächliches Objekt (dergleichen gibt's in meinen Geschichten ja sehr häufig). Ich fühle mich überfordert, und als Nicht-Bowie-Hörer frage ich mich, ob ich leichter Zugang zu dem Text finden würde, würde ich das zugehörige Lied kennen (edit: habe es mir gerade angehört: nein). Falls ja, habe ich schon ein bisschen Angst, dass ich mit dieser Anthologie einen Fehlgriff getan habe (habe ich nicht, denn ehrlich gesagt lese ich Nadines Exemplar ;) ).
Um es ganz klar zu sagen: Die Ideen, die auf der ersten Seite dieser Story zu finden sind, genügen für drei bis vier separate, und durchaus interessante Kurzgeschichten oder für einen Roman.
Sprachlich habe ich nichts weiter auszusetzen. Zwischendurch macht der Autor übrigens einmal Sinn (S. 22 oben). Darüber wurde ja schon an anderer Stelle trefflich gestritten, mich persönlich stört's einfach.

Insgesamt in meinen Augen ein wirklich monumentaler Weltenbau, der für mich persönlich als Kurzgeschichte unverdaulich ist (und in längerer Form würde ich ihn wohl gar nicht erst anfangen zu lesen, weil mich ein hypothetischer Klappentext vermutlich abschrecken würde). Als Auftaktgeschichte definitiv eine hoch gelegte Latte, die ich leider nicht überspringen konnte. Gut, dass das kein Hochsprungwettbewerb ist, dann wär ich raus.

Next.

Bearbeitet von Uwe Post, 01 Januar 2011 - 22:16.

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#11 Michael Erle

Michael Erle

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 22:58

Ich hatte als Übersetzer die Ehre, mich mit der Geschichte eingehend zu beschäftigen, und ich kann Uwe Posts Einwänden nur teilweise zustimmen. Mir war die Story gerade abgedreht genug, und ich hatte auch kein Problem mit den rätselhaften Andeutungen, die sich vor allem zu Beginn fanden. Zwar hätte ich etwas anders aufgebaut, eingeführt, ich fand auch den Stil manchmal noch verbesserungswürdig, aber im Großen und Ganzen fand ich den Text sehr unterhaltend (und dass obwohl er ja quasi Arbeit für mich war). So Fragen wie die nach der Bennenung der Decke sind nun wirklich albern. Wenn es nicht nur ein stilistischer Kunstgriff wäre (ist es meiner Meinung nach), um die Fremdheit der Welt zu vermitteln und die Athmospähre der Surrealität zu förden, dann gäbe es genug Gründe, warum es im Rahmen der Geschichte logisch wäre. Menschen können sehr dickköpfig und traditionell sein, was die Sprache angeht, vor allem wenn es um unliebsame, aufgezwungene Änderungen geht - und die Oben-Unten-Verkehrung zählt offensichtlich dazu, steht sie doch in Verbindung mit einer verhassten fremden Macht.

Bearbeitet von Michael Erle, 01 Januar 2011 - 23:03.


#12 Rusch

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 23:53

Leider sind Novellen sowas von out ... keiner will die haben.


Ich LIEBE Novellen!!!

#13 karla

karla

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 23:58

@Uwe und @Michael: Ich denke mittlerweile auch, auf den ersten zwei Seiten wäre etwas Weniger und ein leicht anderer Aufbau besser gewesen. Lektoratsfehler. Dass es nicht ganz leicht ist, sich in die Wahrnehmung dieser Welt reinzudenken, empfinde ich jedoch (im positiven Sinne) als herausfordernd. Das Wasserhusten z.B., was Dir zu fragwürdig erschien, Uwe, war genau der Punkt, der mich direkt in die Story reingezogen hat. Weil ich das so abgefahren fand. (Erklärt wirds dann später auch - durch Wasserstürme und allgegenwärtige Feuchtigkeit. Man atmet das Zeug einfach ein, und dann muss es wieder raus.) Dass die Komplexität einer Welt grundsätzlich ein Hinderungsgrund für eine KG wäre, sehe ich nicht unbedingt. Wenn ein Autor gut ist, kann es gelingen, mit wenigen Sätzen sehr viel "Welthaltigkeit" zu erzeugen. (Da ist das Wort wieder.) Voraussetzung: Die wenigen Worte schaffen das auch. Weitschweifige Erklärungen reißen aus dem Fluss der Handlung, sehe ich genauso. Mir persönlich gefällt es hier gerade, dass eher wenig erklärt und mehr einfach vorausgesetzt wird. Aber ich stehe auch einfach auf dichte, seltsame und sperrige Geschichten ... Geschmackssache. Für mich ist ein Stoff v.a. dann nicht für eine KG geeignet, wenn zu viele handlungstragende Figuren beteiligt sind. Da wir hier nur zwei handlungstragende Figuren (+ ein paar Statisten) haben und Dirk konsequent aus einem einzigen Blickwinkel erzählt, ist m.M.n. eigentlich genug Zeit und Raum, sich auf die Welt einzustimmen. Aber: Purgatorium bietet genug Stoff für einen Roman. Definitiv. Nur warum eigentlich ... ? Ich glaube, dass es an der massiven Entwicklung liegt, die der Prota hier vollzieht. Für ihn verändert sich in sehr kurzer Zeit alles. Seine auf den Kopf gestellte Welt, in der er sich eingerichtet hat, wird noch einmal komplett auf den Kopf gestellt - innen wie außen. Diese Figur IN dieser Welt auszubauen, ihr mehr Entfaltungsmöglichkeit zu geben, das fände ich durchaus interessant. Ich fürchte nur, ich werde Dirk nicht dazu überreden können. :) Liebe Grüße, Karla

Bearbeitet von karla, 02 Januar 2011 - 00:02.


#14 karla

karla

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Geschrieben 01 Januar 2011 - 23:59

Ich LIEBE Novellen!!!


Ich auch!!! Bitte, könnte nicht jemand eine kleine, feine, edle Novellenreihe ins Leben rufen?

(Mit "niemand" meinte ich eher Verlage. :) )

#15 Joe Chip

Joe Chip

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 00:09

Der Eindruck, dass da zu viel Stoff in zu wenig Story steckt, kam ja jetzt schon zwei Mal zum Ausdruck. Mir geht es mit Kurzgeschichten auch oft so.

Vlt. ist das ein allgemeines Problem bei KG-Sammlungen? Manche Stoffe reichen nicht für einen Roman, sind für eine KG aber zu groß. Eigentlich müsste man sie als Novelle von 50 bis 80 Seiten schreiben. Leider sind Novellen sowas von out ... keiner will die haben.



Ich LIEBE Novellen!!!


stimme zu

wo steht das dass Novellen mehr out sind als KGs :)

im Gegenteil - ich finde dass in einer Anthologie ein paar längere Sachen durchaus angebracht sind, für alle jene denen die KGs normalerweise zu kurz erscheinen

beste Grüsse
Joe

Bearbeitet von Joe Chip, 02 Januar 2011 - 00:36.

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#16 karla

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 00:26

wo steht das dass Novellen mehr out sind als KGs :o

im Gegenteil - ich finde dass in einer Anthologie ein paar längere Sachen durchaus angebracht sind, für alle jene denen die KGs normalerweise zu kurz erscheinen


Weiß nicht, ob das irgendwo steht. Es ist einfach nur mein Eindruck: KG-Ausschreibungen sehen oft eine maximale Länge vor, damit auch genug Geschichten in ein Buch passen.
Und eine einzelne Novelle, das würde nur ein dünnes Büchlein machen.

Im Buchhandel sieht man vor allem dicke, fette Romanklötze. Wenige KG-Sammlungen. Und Novellen nur bei den Klassikern. Wenn ein zeitgenössischer Autor die schreibt, werden sie typografisch und mit Schaumpapier zu "Romanen" aufgeblasen. Siehe Paolo Coelho oder Amélie Nothomb.

Dabei hat eine schlanke Novelle eine ganz feine Anmutung, wie ein kleiner Schatz, den man tatsächlich in der Hosentasche unterbringen kann. Aber das ist alles OT, Verzeihung.

LG, Karla

#17 methom

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 10:25

Warum hat man in 155 Jahren nicht den Fußboden einfach mal in Decke umbenannt und umgekehrt, wo doch der "Effekt" anscheinend das Leben in vielerlei anderer Hinsicht grundlegend umgekrempelt hat?


Wenn ich darüber nachdenke, kann ich logisch gesehen diesen Einwand verstehen. Beim Lesen hat es mich aber gar nicht gestört. Ich stimme da eher Michael zu:

Wenn es nicht nur ein stilistischer Kunstgriff wäre (ist es meiner Meinung nach), um die Fremdheit der Welt zu vermitteln und die Athmospähre der Surrealität zu förden, dann gäbe es genug Gründe, warum es im Rahmen der Geschichte logisch wäre. Menschen können sehr dickköpfig und traditionell sein, was die Sprache angeht, vor allem wenn es um unliebsame, aufgezwungene Änderungen geht - und die Oben-Unten-Verkehrung zählt offensichtlich dazu, steht sie doch in Verbindung mit einer verhassten fremden Macht.


Gerade wenn man bedenkt, dass die ganze Geschichte ja aus KaHiRos Perspektive erzählt wird, ergibt die Dickköpfigkeit und das Festhalten an alten "Positionen" (in mehrfacher Bedeutung) Sinn. Denn er ist ja einer derjenigen, die sich als Vorapokalyptiker am wenigsten mit den neuen Gegebenheiten anfreunden können.

But now for something not completely different:
Dietmar Dath: Solus Ipse, leerer Drache
Die Idee, einen fiktiven Charakter reale Gestalt annehmen zu lassen, hat mir gefallen. Würde ich in diesem Fall aber nicht unbedingt als Science Fiction einordnen. Erinnert eher an Stephen King (Das geheime Fenster, Stark), aber egal.
Auch die Geschichte an sich, die gleichzeitige Darstellung verschiedener Handlungsorte hat mir gefallen.

Allerdings hat mir die Sprache nicht zugesagt und mir die Geschichte doch ziemlich verdorben. Irgendwie war mir das alles zu geschliffen und poliert. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass da echte Menschen reden bzw. denken. Dadurch bekam das Ganze einen abgehobenen, intellektuellen Eindruck, bei dem das Mitfühlen mit den Charakteren (zumindest bei mir) leider auf der Strecke blieb.

Gruß,
Methom.

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#18 karla

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 11:24

Hi - auf zur nächsten Runde.

Ich warte mal noch ein paar Kommentare ab, bevor ich (bei Bedarf) etwas zum Songhintergrund von "Solus Ipse" sage. Vielleicht interssant: Der - für Bowie schon arg hippieske - Song ist nicht von Bowie selbst, sondern von Biff Rose und Paul Williams.

Hier erstmal ein Link zum Anhören:

http://www.hinterlan..._THE_MUSIC.html

Und die Lyrics:

FILL YOUR HEART
Fill your heart with love today
Don''t play the game of time
Things that happened in the past
Only happened in your mind
Only in your mind - ohh forget your mind
And you''ll be free - yeah
The writing''s on the wall
Free - yeah, and you can know it all
If you choose - just remember
Lovers never lose
''Cos they are free of thoughts unpure
And of thoughts unkind
Gentleness clears the soul
Love cleans the mind
And makes it free - free
Oh happiness is happening
The dragons have been bled
Gentleness is everywhere
Fear''s just in your head
Only in your head
Fear is in your head
Only in your head
So forget your head
And you''ll be free
The writing''s on the wall
Free - yeah, and you can know it all
If you choose, just remember
Lovers never lose
''Cos they are free of thoughts unpure
And of thoughts unkind
Gentleness clears the soul
Love will clean your mind
And make you free!!!
Free - yea'' - yeah-yeah-yeah, yeah-yeah-yeah (repeat) Free - yea''


Und noch eine allgemeine Bemerkung: Hinterland enthält tatsächlich nicht ausschließlich astreine SF, manches bewegt sich deutlich in andere fatastische Richtungen. Aber die SF überwiegt.

Liebe Grüße, Karla

#19 Jakob

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 12:29

Dietmar Dath kann bei mir natürlich gar nicht viel falsch machen, habe noch nie etwas von ihm gelesen, das mich völlig kalt gelassen hätte. "Solus Ipse" ist gut konstruiert und gehört für mich zugleich in die Reihe der "zugänglichen" und persönlichen Dath-Texte - also zu Büchern wie "Sie schläft", "Waffenwetter" und mit Einschränkung "Dirac", und nicht zu den irrsinnigen Teilen wie "Für immer in Honig" und "Abschaffung der Arten". Vor allem gelungen finde ich, wie hier auf engem Raum vier greifbare und stimmige Figuren mit ganz sparsamen Mitteln auf den Punkt gebracht werden. ich finde die Sprache auch nicht abgehoben oder gekünstelt, sondern eigentlich sehr dicht an tatsächlichem Sprechen und Denken - ein bisschen verwickelt, verquast, aber auch voller spontaner Einsichten. Und was mich in Bezug auf Dath am meisten überrascht: Es handelt sich um eine Pointengeschichte mit einer einzigen, ganz klar umrissenen Grundidee.
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R. Scott Bakker

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#20 Rusch

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 12:47

Dietmars Geschicht hat mir gefallen. Die Idee aus die erste Person für einen fikitiven Charkter zu wählen ist verrückt. Als Leser versucht man immer wieder darüber nachzudenken und scheitert an der Unmöglichkeit. Eine gute Geschichte.

#21 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 12:59

Letzte Anmerkung zu einer Anmerkung zu meiner Anmerkung zur ersten Geschichte:

Dass die Komplexität einer Welt grundsätzlich ein Hinderungsgrund für eine KG wäre, sehe ich nicht unbedingt. Wenn ein Autor gut ist, kann es gelingen, mit wenigen Sätzen sehr viel "Welthaltigkeit" zu erzeugen.

Völlig richtig, aber aus wenigen Sätzen eine ganze Welt zu erzeugen, setzt voraus, dass sie zusätzliche, nicht explizit aufgeschriebene Eindrücke beim Leser aktivieren - und damit hat man eine starke Abhängigkeit vom Background des Lesers. Weil nicht jeder über den gleichen Erfahrungsschatz funktioniert, entsteht die Welt nicht immer. Vereinfacht ausgedrückt: Ob so eine "Welthaltigkeitserzeugung" funktioniert, hängt stark vom Leser ab = ein Risiko für Story und Autor, nicht verstanden zu weden.

Zu "Solus ipse...": Als Nicht-Lateiner durfte ich erstmal recherchieren, was das bedeutet. Aber ich will nicht meckern, ich gebe auch gerne mit Kenntnissen an, die ich anderen voraus habe.
Ich fand Daths Geschichte lesbar und die geschliffene Sprache hat mir an vielen Stellen gut gefallen, obwohl sie in der Tat nicht klingt wie echte Menschen reden - aber gilt das nicht für viele Filme oder Theaterstücke auch, erst recht für... Musicals? :o
Die Konstruktion mit den Schnitten hat gut funktioniert, obschon ich gestehen muss, zwischendurch durch die vielen Figuren etwas verwirrt worden zu sein (Karla erwähnte ja weiter oben einen (weiteren) für Kurzgeschichten problematischen Fall - nämlich zu viele handelnde Figuren). Auch für mich fällt die ganze Angelegenheit aber nicht unter SF, so dass ich nur noch (gut unterhalten) sage:

Next.
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#22 fahrenheit.451

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 17:15

Allerdings hat mir die Sprache nicht zugesagt und mir die Geschichte doch ziemlich verdorben. Irgendwie war mir das alles zu geschliffen und poliert. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass da echte Menschen reden bzw. denken. Dadurch bekam das Ganze einen abgehobenen, intellektuellen Eindruck, bei dem das Mitfühlen mit den Charakteren (zumindest bei mir) leider auf der Strecke blieb.



So unterschiedlich können Geschmäcker sein. Ich fand gerade die Genauigkeit der Sprache gut - gestört hat mich der ein bißchen übertriebene Einsatz von Textzitaten (die, wie wir von Karla wissen, gar nicht von Bowie sind).

Und die Geschichte von Dath hat zwei wunderschöne Schlußsätze. Die mit der ersten Zeile des Textes korrespondieren.
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#23 karla

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 20:15

Vereinfacht ausgedrückt: Ob so eine "Welthaltigkeitserzeugung" funktioniert, hängt stark vom Leser ab = ein Risiko für Story und Autor, nicht verstanden zu weden.


Stimmt natürlich ...

Auch für mich fällt die ganze Angelegenheit aber nicht unter SF ...


Hm - Definition von SF? Eine fiktionale Geschichte, die von einer schlüssigen wissenschaftlichen Spektulation ausgeht?
Wenn SF bedeutet, dass immer stichhaltig erklärt werden muss, wie und warum etwas funktionieren könnte, dann ist es keine SF.
Wenn SF auch bedeuten darf, dass die Konsequenzen einer in ihrer Funktionsweise nicht näher erläuterten Errungenschaft gezeigt werden, dann wäre es schon SF.

@Karsten: Die Textzitate in der Story sind größtenteils nicht aus dem Bezugssong, sondern tatsächlich Bowie-Zitate aus anderen Songs. Weil die Figuren sich eben mit Bowie auskennen und sich über Bowiezitate verständigen. Was ja auch gut geht, wenn der Ich-Erzähler lediglich eine Projektion ist.
Dennoch ist "Fill your heart" für diese Geschichte der wichtigste Bezugspunkt - wegen der Frage nach dem Stellenwert des Denkens. Decartes' Satz "ich denke also bin ich" wird in Song und Story als zu kurz gegriffen markiert. Denken ist definitiv keine Garantie für Sein. Vielleicht ist Denken sogar etwas, was "Sein" überdeckt und verstellt?

Die pointierte und dadurch durchaus künstliche Sprache der Story hat mir im Übrigen auch gefallen. :-)

LG, Karla

#24 Jaktusch † 

Jaktusch † 

    Andronaut

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 22:30

Bin kein "offizieller" Teilnehmer dieses (und anderer) Lesezirkels (weil ich "Lesen auf Kommando" nicht mag), aber da ich zufällig dieser Tage auch gerade ins "Hinterland" geschaut habe, kann ich ja doch mal ein paar Worte fallen lassen....
*
Purgatorium
Anspruchsvoller (für manchen vielleicht abschreckender...?) Einstieg. Originell (plot) und dicht (Atmosphäre). Wenn das wirklich ein Debüt ist: alle Achtung!- Die theologischen Feinheiten verstehe ich möglicherweise nicht (was ist denn nun eigentlich das "Fegefeuer"? Das Leben auf dieser Erde oder erst der endlose Flug zwischen Erde und Heller Welt?). Auf jeden Fall: gut.
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Solus ipse, leerer Drache
Kommt bei mir mehr als "Versuchsanordnung" als als Erzählung an. Immerhin ein "gemäßigter" (= lesbarer) Dath. - Was ich nicht mag, ist, dass David Bowie (samt Textzitaten) expressis verbis im Text vorkommt; die Bowie-Inspiration sollte nur indirekt in den Stories zum Ausdruck kommen (hoffentlich machen das im Folgenden nicht allzuviele Autoren so...)
*
Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#25 karla

karla

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Geschrieben 02 Januar 2011 - 22:52

Hi Jaktusch, zu Deiner Beruhigung: Direkte Bowie-Zitate kommen nur ganz selten vor. Die meisten sind indirekte Leckerbissen für die Bowiefizierten. :D LG, Karla Ach so: Und "Purgatorium" ist ein echtes Debüt, was Print angeht. Meines Wissens gibt es nur eine (Horror-)Story vor dieser. (Die ich vielleicht mal Michael Schmidt antragen sollte ... fällt mir gerade ein ...) Und das Fegefeuer verstehe ich einfach als die Unfähigkeit zu sterben. Egal wie kaputt Du bist, Du musst weiterleben. Sogar im luftleeren Raum.

Bearbeitet von karla, 02 Januar 2011 - 22:59.


#26 lapismont

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Geschrieben 03 Januar 2011 - 07:24

mist, hab vergessen, mir das Buch zu besorgen. Dezember ist ein blöder Moonat.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

Moderator im Unterforum Fantasyguide
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  • (Buch) gerade am lesen: Maxim Leo – Wir werden jung sein

#27 Ernst Wurdack

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Geschrieben 03 Januar 2011 - 07:36

Aber: Purgatorium bietet genug Stoff für einen Roman. Definitiv.

Man sollte eine Kurzgeschichte nicht nachträglich zum Roman aufblasen. Ich habe mit Dirk über verschiedene Möglichkeiten diskutiert, und wir haben den Gedanken verworfen. Und ich bin finster entschlossen, (mindestens) einen Roman von Dirk zu verlegen, aber es wird nicht SF sein. Seine Stärken liegen woanders.

#28 karla

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Geschrieben 03 Januar 2011 - 08:00

Und ich bin finster entschlossen, (mindestens) einen Roman von Dirk zu verlegen, aber es wird nicht SF sein. Seine Stärken liegen woanders.


Guten Morgen Ernst,

ja, das meinte er auch schon zu mir, dass er sich anders orientieren wird. ... bin gespannt!

LG, Karla

#29 Rusch

Rusch

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Geschrieben 03 Januar 2011 - 09:49

Also weiter gehts: Jasper Nicolaisen: Kleines Mädchen aus China Alptraumhafte Drogenexzesse. Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll: Soll sich das nun voll auf David Bowie beziehen? Und der Titel? Das war irgendwie hingebogen. Also mit der Geschichte bin ich gar nicht zufrieden. Schade, denn den Song mochte ich immer (und die Geschichte passt IMHO nicht zu den Gefühlen, die ich habe, wenn ICH den Song höre).

#30 karla

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Geschrieben 03 Januar 2011 - 11:53

Hi!

Okay, Jaspers Geschichte. Ein paar Stichpunkte, die ich dazu gerne loswerden möchte, weil sie Nicht-Bowisten wahrscheinlich verborgen bleiben:

- Das Dorgenerlebnis, das in der Gosse endet, hat es in Bowies Biografie tatsächlich gegeben. Als er eines Morgens in LA im Rinnstein aufgewacht ist, scheint B. das die Augen geöffnet zu haben. Kurz darauf waren Iggy Pop und er in Berlin und sind von harten Drogen auf Alkohol umgestiegen, um dann langfristig ganz clean zu werden. (Die Disco "Dschungel", die auch in der Story vorkommt, war eine Berliner Kult-Disco, in der sich nicht nur Pop und Bowie viel aufhielten. Sie hat allgemein viele Stars angezogen.)

- Nichtfans fragen immer mal wieder gerne: Sind die zwei verschiedenfarbigen Augen echt?
Ja, sind sie. Auch dieses Ereignis kommt in der Story vor: Bowies Schulfreund George Underwood hat ihm bei einer Schulhofprügelei um ein Mädchen mit der Faust das Auge zermanscht. Nach (ich glaube drei?) Operationen blieb eine Pupillenlähmung zurück, das heißt, sie kann sich nicht mehr zusammenziehen. Darum sieht es aus, als hätte das eine Auge eine andere Farbe. Solch eine ständig offene Pupillenstellung macht ein Auge natürlich sehr lichtempfindlich.

- Das Gedankenspiel, das Jasper darauf aufbaut, hat mir gefallen: Was, wenn das "kaputte" Auge nicht nur mehr Licht aufnehmen muss, sondern dabe auch ständig wechselnde potentielle Leben, die hätten sein können, sieht? Für mich steckt da auch ein bisschen der Gedanke drin: Würde das Bowies ständig wechselnden Identitäten und Interessen und Versuche, den "Dingen auf den Grund zu gehen", erklären?

- Der Bezug zum Song: Musikalisch klingt er bei Bowie wie ein hübsches Liebeslied; in der Story klingt das am Ende an, wenn der "Sing- und Tanzmann" Bowie auf der Bühne steht und bejubelt wird. In dieser Version der Realität ist er eine Hitmaschine.
Der Text des Songs ist jedoch etwas bedrohlicher. Genau wie Jasper im Vorwort schreibt: Es geht weniger um Liebe als um Macht - was in der Story durch die Realitätsebene mit dem kleinen Mädchen aus China beschrieben wird. Auch hier ist es - wie im Song - am Ende das Mädchen, das gewinnt.

- Das Stück entstand ursprünglich 1977, Bowie hat es für Iggy Pop geschrieben. Wenn der es singt, klingt es kaputter, wütender (und wurde darum vlt. auch damals noch kein Hit?):

http://www.youtube.c...feature=related

- Die Lyrics sind hier: http://www.lyricsfre...l_20036807.html

Dass Jaspers Geschichte nicht leicht reinläuft, war mir klar. Was ich an ihr jedoch besonders schätze: Sie zeigt Versionen von Bowie, der dreckig, gemein, jämmerlich und einfach nur menschlich sind. Das Spaceboy-Überwesen wird recht gründlich demontiert.

Liebe Grüße, Karla

Bearbeitet von karla, 03 Januar 2011 - 12:00.



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