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Karla Schmidt (Hrsg.) - Hinterland, Teil 1


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215 Antworten in diesem Thema

#61 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 05 Januar 2011 - 19:28

Ich wollte einfach nur mal den Reiz der Rebellion in aller grausamen Ambivalenz hochleben lassen. Und weil man als friedliebendes, humanistisch denkendes Bürgersöhnchen eben eine gewisse (wohlbegründete) Distanz zum gewaltsamen Aufstand hat und weil die Grenzen zwischen Rebellion und Amok oft leider doch ein bisschen verschwommen wirken, ging das für mich am besten als traurige Liebesgeschichte - Es geht um ein Gefühl, dass man eigentlich nicht zulassen sollte, und eine Distanz, in der man sich befindet und die man einerseits überbrücken möchte und die andererseits als kritische Distanz gerade wichtig und sinnvoll ist. Als weiteres Problem kommt dann nur hinzu, dass die Alternative zum Begehren nach Rebellion in der Geschichte die Identifikation mit der moralischen Wohlanständigkeit des Helden ist, die wiederum auf ihre Art abscheulich ist, weil sie den Einzelnen (die Strahlenkanone) ohne mit der Wimper zu zucken dem "guten Zweck" opfert. Und schließlich steht da noch die Hoffnung, dass beides sich irgendwie vermählen lässt, dass es einen Weg geben muss, gleichzeitig das Lustvolle und das Richtige zu tun ...
Soviel zu meiner Selbstinterpretation.

:D :P ;)
Achte beim nächsten Mal darauf, daß Deine Geschichte nur mit dieser Interpretation veröffentlicht wird - dann ist sie echt preiswürdig.
:rofl1: :D :rofl1:

#62 methom

methom

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Geschrieben 05 Januar 2011 - 19:45

Ich schreibe aber auch manchmal Geschichten mit Raumschiffen :D.


Das erfreut die schlichteren Gemüter unter uns :D
Aber vielen Dank für die Erläuterungen zu deiner Geschichte. Ich glaube, ich habe wirklich nicht aufmerksam genug gelesen. Das ist zum großen Teil an mir vorbei gegangen.


Was das Leben auf der Erde angeht, bin ich noch unschlüssig. Zum einen finde ich die Idee mit der Roboterkultur ganz putzig, aber zum anderen scheint mir die Geschichte etwas ziellos vor sich hinzuplätschern, um möglichst viele Computer-Anspielungen unterzubringen, die leider nicht alle zünden. Eine amüsante Geschichte, die unspektakulär unterhält.

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#63 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 05 Januar 2011 - 22:32

"Life on Earth?"
Für mich ist es eine typische SF-Geschichte für Leute, die typischerweise keine SF lesen. (Also eigentlich weniger für Euch hier, sondern für die Bowisten da draußen ...).


So wird es sein.
Ich lese und beurteile die Geschichten dieser Anthologie zunächst mal ohne Bowie-Bezug. (Erst hinterher, als Zusatzbonbon, guck'/höre ich mir den Songtext an).
So kam diese Story als die bisher schwächste bei mir an. Nur, wenn man den Bowie-Aspekt in den Vordergrund stellt, kann man sagen: Hausaufgabe prima erfüllt!

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#64 Pepe Metropolis

Pepe Metropolis

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Geschrieben 05 Januar 2011 - 23:54

Hallo allerseits.

Hier ein paar Eindrücke von mir:

Purgatorium
. Die Atmosphäre hat mir auf Anhieb gefallen. Eine düstertriste Melancholie, wie sie auch die Melodie von »All The Madmen« bestimmt (wenn auch erst zum Ende hin). Bemerkenswert ist, mit welcher Gewissenhaftigkeit Dirk die Lyrics in den Plot übersetzt hat. Von meiner Warte aus deckt sich das Ende der Geschichte gar eins zu eins mit der Stimmung am Ende des Liedes. KiHaRohs [karitativer] Humanisierungsversuch mündet in dessen Umkehrung, in Isolation und Wahnsinn. Sehr Bowie-esk, wie ich finde. Bei Bowie verliert sich das menschlich oft im Wahnsinn.

Interessanterweise folgen nun drei Geschichten, die allesamt im Präsens erzählt werden. Solus Ipse ist eigenartig. Im Grunde verbirgt sich hinter der Story eine Studie über Identität und Gleichzeitigkeit. Mir gefällt das.

Kleines Mädchen aus China habe ich sehr ausführlich mit meiner Freundin diskutiert. Sie konnte dieser Geschichte nur wenig abgewinnen, da vieles zwar intensiv geschieht, doch am Ende vage bleibt. Genau diese intensive Vagheit war es, die mir zusagte. Die Geschichte funktioniert wie eine Art poetische Psychodiagnostik und korrespondiert damit in erster Linie mit der psychedelischen und weniger mit der phantastischen Seite von Bowies Schaffen. Zudem findet sich die für Bowie typische, da immer wiederkehrende (und vermutlich durch den Wahnsinn seines Bruders beeinflusste), Widersprüchlichkeit wieder. Die Manie zeigt sich in der Geschichte in der Umkehrung von Meditation in einen Zustand der Antimeditation. Sehr reich an Energie und Spontanität.

Die betrübte Strahlenkanone. Ich gebe zu, die Geschichte hatte schon aufgrund ihres Titels einen Pluspunkt bei mir. Das klingt doch sehr nach Terry Pratchett, dachte ich und wurde nicht enttäuscht. Die Perspektive ist gut umgesetzt. Der Tragik-Humor zeigt sich meisterhaft hinter der Maskerade der vermeintlichen Seriosität des Erzählten. Ich weiß nicht warum, vielleicht liegt†™s am moralischen Ansatz, aber ich musste während des Lesens ständig an Nietzsches Antichrist denken. Allein das Präsens als gewählte Zeitform empfand ich in dieser Geschichte, obwohl es Nähe und Gegenwärtigkeit schafft, als bremsend. Vielleicht legt sich dieser Eindruck noch bei erneuter Lektüre. Wer weiß. Ist nur ein spontaner Eindruck.

Life On Earth? Zunächst war ja eine andere Geschichte der Autorin für die Anthologie vorgesehen. Wenn ich mich recht entsinne, galt diese als nicht SciFi genug. Schade eigentlich, denn die ursprüngliche Geschichte hatte einen gewissen Charme, der aus der zarten Verletzlichkeit der Protagonistin resultierte. Und ebenso aus einer sehr gelungenen Darstellung musiktheoretischer Elemente, welche wiederum, obgleich sächlicher Natur, so lebendig beschrieben wurden, dass ihnen eine Art Persönlichkeit inne wohnte. Dieser Charme ist nun einem einfachen Humor gewichen, dessen Pointen allerdings durchaus funktionieren, wie ich auch bei einer zweisprachigen Lesung der Story beobachten konnte. Insgesamt habe ich den Eindruck, die Autorin verkauft sich hierbei unter Wert. Sprache und Stil sind gut. Der Plot ist solide, aber es fehlt ihm an Leidenschaft.



beste Grüße
Pepe

#65 karla

karla

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Geschrieben 06 Januar 2011 - 09:25

Guten Morgen allerseits,


Insgesamt habe ich den Eindruck, die Autorin verkauft sich hierbei unter Wert. Sprache und Stil sind gut. Der Plot ist solide, aber es fehlt ihm an Leidenschaft.


Pepe, ich gebe Dir recht: Annas erste Geschichte war authentischer und reichte weiter in die Abgründe der menschlichen Seele. Sie enthielt jedoch nicht das allerkleinste fantastische Element und den Vorschlag, eines einzubauen, hat Anna zu Recht Vergewaltigung der Story abgelehnt.


Kommen wir zu #5: Pepes "HINTERLAND"

Da Pepe sich auf die gesamte A-Seite des Lodger-Albums bezieht, würde das eine lange Liste von Links zu Songs und Lyrics werden. Ich poste daher erstmal nur den Signatur-Song der Story und der ganzen Anthologie: "RED SAILS" von 1979:

#5: http://www.hinterlan..._THE_MUSIC.html

Lyrics: http://www.azlyrics....e/redsails.html

Der Song erschließt sich nicht wirklich, wenn man eine Story in ihn hineindeuten und festzurren will, denke ich. Es geht hier (für mich) um das grundlegende Entsetzen, sich selbst nicht zu kennen. Es geht ums vergebliche Suchen und Getriebensein, und die Suche führt am Ende ins "Hinterland", was m.M.n. ein Bild für die Reise nach innen ist. Das heißt, es macht wenig Sinn, außen nach dem Ort zu suchen, an dem man sich selbst begegnen kann.

Die ganze A-Seite von Lodger ("Mieter", jemand, der nur auf Zeit bleibt) ist von Getriebensein durchtränkt: Immer unterwegs, immer von A nach B, nirgends zu Hause und darum ohne Identität, das alles musikalisch mit einer zittrigen Hysterie, die an "Entzugserscheinungen" erinnert. Das Motiv des Reisens ist hier vor allem ein Nichtankommenkönnen.
Meiner Meinung nach ein sehr persönliches Album. Bowie hatte zu dieser Zeit seinen Drogenentzug weitgehend hinter sich, hat angefangen, Verantwortung für seinen Sohn (= der Regisseur von "Moon") zu übernehmen, und er ist nach Jahren des ständigen Wohnortwechsels relativ sesshaft geworden.

Bei Pepe sehe ich natürlich deutlich sowohl das Motiv des Suchens, verbunden mit der Furcht für dem "Ankommen", das letztlich ebenfalls eine Reise nach innen ist. Ganz am Ende sind Innen und Außen dann wieder vereint: "Ich" bin der gesamte Kosmos.
Ich hoffe, Pepe schaut heute rein, um selbst etwas zu seiner Story und den Songs zu sagen, denn "Hinterland" ist m.M.n. ambitionierter, als "nur" eine Abenteuergeschichte. Oder - deute ich zu viel hinein, Pepe?

LG, Karla

Bearbeitet von karla, 06 Januar 2011 - 09:32.


#66 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 06 Januar 2011 - 12:31

Diese Erzählung hier mag das überstehen, aber Charles Stross' Roman "Du bist tot" wird in 20 Jahren niemand mehr verstehen...

Je nu, ich habe vor ein, zwei Jahren einen Dick-Roman gelesen, da kamen Magnetbandspeicher vor. Ups, dachte ich, und das war's auch schon. Natürlich versteht man das, und es stört nicht wirklich, wenn es nicht das Maß aller Dinge ist im Buch. Wir wissen ja auch, was Hellebarden sind, obwohl die aus der Mode sind.
Ich hatte aber auch den Effekt, daß mir die Computerbegriffe irgendwann lästig wurden. Beim ersten Mal übersetzt man sich das mit einer gewissen Entdeckerfreude in menschliche Sprache, aber irgendwann nutzt sich der Effekt ab. Dadurch entsteht das Gefühl, daß die Story sehr viel Anlauf nimmt für eine nicht wirklich umwerfende Pointe. Es wird einem jede Nuance der Computergesellschaft ausführlich erklärt, während eigentlich nicht viel passiert. Ich würde die Story besser finden, wenn sie 25 % kürzer wäre.
Was auf der anderen Seite heißt - die Idee fand ich interessant. Und gelegentlich habe ich mich bei einem Grinsen über die seltsame Welt ertappt.
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#67 bibo

bibo

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Geschrieben 06 Januar 2011 - 17:36

Hallo allerseits, nicht nur, aber auch, weil Pepes Geschichte ebenfalls das unendliche Meer - und die Abgeschiedenheit einer Insel - als prägendes Stilmittel nutzt, hat mich die Titelstory begeistert. Mich hat besonders fasziniert, dass sich bei mir Bilder von Forschern und Seefahrern aus lang vergangenen Zeiten einstellten, die jedoch in der Zukunft nach Lösungen von Geheimnissen suchen. Toller Plot!

#68 fahrenheit.451

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Geschrieben 06 Januar 2011 - 18:04

"Hinterland" ist m.M.n. ambitionierter, als "nur" eine Abenteuergeschichte.


Die Geschichte liest sich wie ein aus einer parallelen Welt herübergesickerter Klassiker. Die Reise der teils kauzigen Hauptpersonen ins Innere einmer geheimnisvollen Insel erinnert stark - auch in der Art, sich die Worte genau zu überlegen - an Wolfgang Jeschkes Osiris Land. Maschinen, die aus poliertem Holz gefertigt sind, und andere Details sind aus dem Steampunk übernommen, und dennoch wird's am Ende mit Super-DNA und weißem Nebel sehr modern... bis hin zur philosophischen Schlußwendung. Eine ebenso spannende wie listig-gemächliche Erzählung, bei der man kaum glauben kann, daß es ein Debüt sein soll.

Das ist auch ein Zitat - aus der Mail, mit der ich den Text für die KLP-Nominierungen angemeldet habe.
@bibo: Du siehst, es ging dir nicht alleine so.
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#69 methom

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Geschrieben 06 Januar 2011 - 19:46

Die Titelgeschichte Hinterland hat mir sehr gut gefallen, auch als "nur" Abenteuer-Geschichte.
Ich empfand es als modernisierte Version einer lovecraft'schen Expeditionsgeschichte. Die anachronistische Sprache und Technik fand ich zu Anfang etwas befremdlich, aber irgendwie übte das dann doch seinen ganz eigenen Reiz aus.
Über die Bedeutung des Endes bin ich mir noch nicht ganz im Klaren, aber das stört mich nicht weiter.

Zusammen mit Purgatorium bislang für mich das Highlight der Anthologie.

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#70 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 06 Januar 2011 - 20:13

Die Titelgeschichte Hinterland hat mir sehr gut gefallen, auch als "nur" Abenteuer-Geschichte.
Ich empfand es als modernisierte Version einer lovecraft'schen Expeditionsgeschichte.


Die Assoziation "Lovecraft" hatte ich auch, dazu viele andere, von "Steampunk" (schon erwähnt) bis hin zur mysteriösen Insel aus LOST. Und zu Dirk Flecks "Tahiti Projekt" (Dirk ist ja auch in dieser Antho vertreten und wird nicht erfreut sein, was aus "seinem" Tahiti geworden ist...).
Aber die Überschwänglichkeit von Dr.K., der die Geschichte gleich für den KLP nominiert hat, teile ich nicht.- Ich seh einen Widerspruch zwischen "konkret" und "vage". Wenn wir uns z.B. nicht in einer Parallelwelt befinden, hätte ich gern mehr Hintergrund (wie passt die anachronistische britische Gesellschaft ins Jahr 2064?). Oder: von der Hauptfigur erfahren wir nicht viel mehr, als dass ihr alle Knochen weh tun (das aber gleich 5 mal...)

Jaktusch
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#71 karla

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 11:38

Zusammen mit Purgatorium bislang für mich das Highlight der Anthologie.


Dass "Hinterland" gut ankommen wird, habe ich mir gedacht. Aber mit so etwas traut man sich ja nicht zu rechnen:

... aus der Mail, mit der ich den Text für die KLP-Nominierungen angemeldet habe.


Danke, Karsten. :) :thumb:

(Wie war das nochmal? Man braucht wenigstens drei unabhängige nominierungsvorschläge, um letztlich in die engere Wahl zu kommen?)


(Dirk ist ja auch in dieser Antho vertreten und wird nicht erfreut sein, was aus "seinem" Tahiti geworden ist...).


Genau das habe ich auch gedacht, als ich die Story das erste Mal in den Händen hatte. :lol:

KOMMEN WIR ZU #6: TIEF-BLAU von bibo Loebnau

Hier der Song: http://www.hinterlan..._THE_MUSIC.html

Und die (sparsamen) Lyrics: http://www.lyricsdep...and-vision.html

Bibo hat den Text wörtlich genommen und einen unterseeischen blauen Raum kreiert.

Für mich war der Song immer eine (faszinierende) Metapher auf Kreativität/den schöpferischen Prozess, der Rückzug in einen einsamen Innenraum erfordert, wo man auf "sound and vision" wartet. Dass der bei Bowie "electric" und "blue" ist, passt einfach zu Künstler und Werk.
Man kann das Stück auch einfach als Metapher auf "Drogenkonsum" hören, klar.
Das Stück lässt in jedem Fall eine Menge Assoziationsspielraum, und ich hatte selbst überlegt, eine Story dazu zu schreiben. Vielleicht mache ich das auch irgendwann noch ...
Musikalisch gibt es - ich kenne leider den Fachausdruck nicht - Stellen, an denen Töne ganz dicht beieinander gesungen werden, was eine Art "akustisches Flirren" erzeugt - elektirsierend!

Liebe Grüße, Karla

#72 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 12:17

Hallo, an "Life on Earth" gefiel mir gut die Umkehrung des Motivs, dass "wir" nicht allein sind. Und das mal geschaut wird, was es denn so auf der Erde gibt. Dass dann aber gerade da Bowie erklingt, nun ja, das war mir etwas zu dicke. "Hinterland" hat mich weggefetzt. Rider Haggard meets Ballard ... Habe ich mit großer Begeisterung gelesen! Für mich "der" Text der Anthologie. Viele Grüße Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
  • • (Film) gerade gesehen: Umbrella Academy (finale Staffel)

#73 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 12:34

Gab es eigentlich eine Vorgabe, daß die Storys SF sein müssen? Am meisten hat mich nämlich die Jahreszahl gestört, die mehr oder minder andeutet, in 50 Jahren hätten wir merkwürdige Meßgeräte aus poliertem Holz und Umgangsfomen aus dem vorletzten Jahrhundert. Die Assoziationen hier gehen ja auch alle mehr in die Vergangenheit (auch meine). Mich hat es an Rider Haggard erinnert. Dann wäre es konsequent gewesen, es gleich dort anzusiedeln. In sich ist die Story ja stimmig, wenn da nicht die Frage wäre, wie man da eigentlich hinkommen soll. Also - gefallen hat mir das schon; eine Nominierung für den KLP habe ich nicht erwogen, weil ich erst letztes Jahr mit einem "das ist keine SF" abgeschmettert wurde. Ich würde es eher unter "Phantastik allgemein" ablegen.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#74 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 12:48

Ah ja, da hatten wir noch "Tief-Blau". Da wohnen zwei Seelen in meiner Brust.
Einerseits holt sie eins der absolut ältesten Themen der SF vom Oberboden: Zeitreiseparadoxa und die Erkenntnis, daß Zeitreisen natürlich vom Militär mißbraucht werden.
Andererseits ist das eine der wirklich spannenden Storys und zeichnet sich durch einen bockigen Realismus aus. Die halblegale Glühlampenmanufaktur, der Rauswurf des Studenten aus finanziellen Gründen, der Wolframschmuggel - da hat man das Gefühl, daß jemand über eine mögliche, wirkliche Welt schreibt. Außerdem ist es mir immer sympathisch, wenn sich der Protagonist mit den Verhältnissen anlegt. Ich habe das mit Genuß gelesen.
Wenn da nicht ausgerechnet die Zeitmaschine wäre ...

Das bezieht sich natürlich auf "On Idle". Ich weiß auch nicht, warum die dunkelblaue Glühbirne immer wieder nahelegt, der Text müßte Tief-Blau heißen. Wahrscheinlich, weil ich beim tatsächlichen Titel noch immer nicht verstanden habe, wie er mit dem Text zusammenhängt. Die positive Aussage dabei ist, daß ich mich überdeutlich an die Glühbirne erinnere. Die hat in meinem Gehirn ihre ganz persönliche Rumpelecke gefunden.

Bearbeitet von Heidrun, 10 Januar 2011 - 07:35.

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#75 karla

karla

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 13:00

Gab es eigentlich eine Vorgabe, daß die Storys SF sein müssen?


Womit wir wieder bei der SF-Definition wären... Was ist verflixt noch mal SF? Langsam bin ich echt unsicher ...

Aber um die Frage zu beantworten: Nein, es war von meiner Seite keine lupenreine, wissenschaftlich abgesicherte SF gefordert. Es musste in jedem Fall fantastisch sein, und Geschichten mit SF-Elementen wurde bevorzugt. (Steampunk gilt doch als SF? Und Parallelwelten können auch SF sein, oder nicht? *grübel*)

Bei der Auswahl / beim Lektorat dieser Geschichte waren mir jedenfall solche Sachen wie aufgrund historischer Extrapolationen stimmige Jahreszahlen absolut unwichtig. Wie Karsten schreibt: Es kann z.B. eine Parallelwelt sein, in der die Geschichte seit dem 18. oder 19. Jahrhundert anders verlaufen ist. So habe ich diese Geschichte gelesen und bin auch nicht davon ausgegangen, dass wir von unserer heutigen Gegenwart ausgehend plötzlich wieder eine Gesellschaft mit Umgangsformen wie vor 150 Jahren entwickeln.

Aber eigentlich ist das auch ganz egal, darum geht es in dieser Geschichte nämlich gar nicht, das ist einfach nicht das Thema, zu erzählen, wie es in 50 Jahren sein könnte. Von mir aus könnte man darum die Jahreszahlen hier auch komplett streichen und offen lassen, ob diese Geschichte in der Vergangenheit, der Zukunft, in einer Parallelwelt oder sonstwann spielt. Was (für mich) zählt, ist das, was eine (diese!) Geschichte mit mir macht: Stimmung, Figuren, Gedanken, die angestoßen werden. Nachhall. Die "Verfremdung" der "Zukunft" durch Anachronismen macht etwas mit mir, sie erzeugt eine Irritation, und so etwas macht mir persönlich einfach viel mehr Spaß, als wenn alles in gewohnter weise "stimmt".

Jakob hat letztlich etwas ähnliches gemacht. "Mr. Swift" (in "Raumanzüge und Räuberpistolen") geht für mich vom Lesegefühl und der Frage nach "historischer Plausibilität" in eine ganz ähnliche Richtung.

Eine Rückfrage, Heidrun: Ist der KLP echt nur für lupenreine, eng definierte SF vorgesehen? War mir gar nicht klar ...

LG, Karla

Bearbeitet von karla, 07 Januar 2011 - 13:35.


#76 karla

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 13:20

Ah ja, da hatten wir noch "Tief-Blau". Da wohnen zwei Seelen in meiner Brust.


Ahhh - Du hast "On Idle" von Barbara Streun gelesen, nicht "Tief-Blau". Eingefügtes Bild
Aber ist ja egal ...

Einerseits holt sie eins der absolut ältesten Themen der SF vom Oberboden: Zeitreiseparadoxa und die Erkenntnis, daß Zeitreisen natürlich vom Militär mißbraucht werden.


Ich denke, dieses "Klischee" ist einerseits bewusst gesetzt, und zweitens ist es auch eine Anspielung auf David Bowie als "Nikola Tesla" in Christopher Nolans Film "The Prestige": Die Verantwortung bzw. Verantwortungslosigkeit des Naturwissenschaftlers als Thema.

Wenn da nicht ausgerechnet die Zeitmaschine wäre ...


Jaaaa, das Zeitparadoxon, das ist immer so ein Pferdefuß an allen möglichen Zeitreisestories.

Auch hier wieder: Das Paradoxon war mir ein bisschen egal, weil es hier m.E. eigentlich nicht um das Paradoxon als solches geht, sondern eher um die Frage, was mit der "Seele" des Menschen geschähe, wenn der Körper durch diesen Sprung bzw. eigentlich bei der Aufteilung auf verschiedene Zeitstränge, verdoppelt würde. Wo und bei wem ist dann die Seele? Ist die Seele vom Körper getrennt? Ist beides das gleiche und verdoppelt sie sich gleich mit? ...?
Der Anfang der Story impliziert, dass es eine Art "Nachhall" im Double/vom Double im/vom Original gibt, und dass man nicht entscheiden kann, wer Original und wer Double ist.

Also ... mich interessiert schon wieder nicht die wissenschaftliche Plausibilität, sondern das innere Thema, das damit verhandelt wird. Ist ganz interessant für mich, das herauszufinden. :thumb:

LGK

Ach so, wenn wir schon bei "On Idle" sind:

Songs: http://www.hinterlan..._THE_MUSIC.html

Lyrics:

Heathen: http://www.metrolyri...avid-bowie.html (WAS FÜR EIN SONG!)
Time: http://www.metrolyri...avid-bowie.html
Saviour Machine: http://www.metrolyri...avid-bowie.html

Wenn ich die Lsyrics jetzt nochmal lese, finde ich sogar, dass das Paradoxon unbedingt in die Geshichte rein gehört. Es bleibt, ebenso wie das Leib-Seele-Problem, nunmal unauflösbar ...

#77 Rusch

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 13:41

Ich bin jetzt ein bißchen hinten nach. Hinterland, die Titelgeschichte hat mir gut gefallen. Das war eine klassische phantastik Geschichte die sich nicht eindeutig einordnen lässt, aber eindeutig von jemanden verfasst wurde, der Ahnung von Phantastik hat. Schön.

#78 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 16:55

Bei der Auswahl / beim Lektorat dieser Geschichte waren mir jedenfall solche Sachen wie aufgrund historischer Extrapolationen stimmige Jahreszahlen absolut unwichtig. Wie Karsten schreibt: Es kann z.B. eine Parallelwelt sein, in der die Geschichte seit dem 18. oder 19. Jahrhundert anders verlaufen ist. So habe ich diese Geschichte gelesen und bin auch nicht davon ausgegangen, dass wir von unserer heutigen Gegenwart ausgehend plötzlich wieder eine Gesellschaft mit Umgangsformen wie vor 150 Jahren entwickeln.

Aber eigentlich ist das auch ganz egal, darum geht es in dieser Geschichte nämlich gar nicht, das ist einfach nicht das Thema, zu erzählen, wie es in 50 Jahren sein könnte. Von mir aus könnte man darum die Jahreszahlen hier auch komplett streichen und offen lassen, ob diese Geschichte in der Vergangenheit, der Zukunft, in einer Parallelwelt oder sonstwann spielt.


So ganz beliebig und einfach streichbar war die Jahreszahl 2064 ja nun nicht, weil sich auch noch auf Ereignisse 1964 und 1764 bezogen wird.
Ich hab die Handlung eher als nicht in einer Parallelwelt spielend gesehen und vermutete die anachronistischen Verhaltensweisen als nur für die "Red Sails"-Gesellschaft gültig, aber nicht für den Rest der Welt.


Eine Rückfrage, Heidrun: Ist der KLP echt nur für lupenreine, eng definierte SF vorgesehen? War mir gar nicht klar ...


Der KLP will tatsächlich nur SF, während der DSFP auch "allgemeine Phantastik" zulässt.

Jaktusch

Bearbeitet von Jaktusch, 07 Januar 2011 - 16:59.

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#79 fahrenheit.451

fahrenheit.451

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 16:57

(Wie war das nochmal? Man braucht wenigstens drei unabhängige nominierungsvorschläge, um letztlich in die engere Wahl zu kommen?)



In den Statuten steht mehrere. Also ein Verückter mehr als bloß ich.
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#80 Jakob

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 16:59

Der KLP will tatsächlich nur SF, während der DSFP auch "allgemeine Phantastik" zulässt.

Jaktusch


Allerdings hat auch China Mievilles "Eiserner Rat" den KLP gekriegt, ein Buch, das thematisch zwar in die SF passt, in Sachen setting aber ziemlich eindeutig Fantasy ist.
Bei "Hinterland" sollte es da aber doch echt kein Problem geben, schließlich ist die Parallelweitstory doch auch ein anerkanntes Untergenre der SF, oder?
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

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#81 karla

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 17:03

So ganz beliebig und einfach streichbar war die Jahreszahl 2064 ja nun nicht, weil sich auch noch auf Ereignisse 1964 und 1764 bezogen wird.


Stimmt natürlich. Es wäre komisch gewesen, dafür irgendwelche fiktiven Jahreszahlen zu nehmen, zu denen man keinen Bezug hat.

Ich hab die Handlung eher als nicht in einer Parallelwelt spielend gesehen und vermutete die anachronistischen Verhaltensweisen als nur für die "Red Sails"-Gesellschaft gültig, aber nicht für den Rest der Welt.


Auch eine Möglichkeit.


Der KLP will tatsächlich nur SF, während der DSFP auch "allgemeine Phantastik" zulässt.


Ah, Danke. Ich dachte, andersrum. :)

In den Statuten steht mehrere. Also ein Verückter mehr als bloß ich.


:thumb:

#82 Pepe Metropolis

Pepe Metropolis

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 17:16

Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare.
Insbesondere freue ich mich über die Tatsache,
dass Karsten seine Stimme an Hinterland vergeben hat.
Das allein bedeutet für mich schon eine große Auszeichnung.

- Ich seh einen Widerspruch zwischen "konkret" und "vage". Wenn wir uns z.B. nicht in einer Parallelwelt befinden, hätte ich gern mehr Hintergrund (wie passt die anachronistische britische Gesellschaft ins Jahr 2064?).

Die Kritik kann ich gut nachvollziehen.
Mir ging es darum, die für Forscherinstitutionen wie die Royal Geographical Society
oder die National Geographic Society typischen, tradierten Etiketten aufzugreifen:
die förmliche Anrede, das Streben nach Ansehen und das Anknüpfen an die Philosophie
des 19.Jahrhunderts, die Suche an einer absoluten Wahrheit wie etwa bei Hegel.
In der modernen Anthropologie wird Platons/Sokrates' Satz "Ich weiß, dass ich nichts
weiß.", eine These um das vermeintliche Wissen, von dem wir nicht wissen können, ob
es der oder irgend einer Wahrheit entspricht, mehr und mehr zur Prämisse. Das Streben
nach Fortschritt müsste also, wenn es dieser Prämisse folgt, in der Rückkehr zum Einfachen liegen. Die
Regression der gesellschaftlichen Normen verstehe ich als eine Allegorie für die Umkehrung
des Denkens.
Bowie geht im Song "Red Sails" noch ein Stück weiter und verliert sich gar im Dadaismus:
The hinterland, the hinterland
We're gonna sail to the hinterland
It's far far, far far far, far far far away
Its a far far, far far fa, da da da, da da da



Oder: von der Hauptfigur erfahren wir nicht viel mehr, als dass ihr alle Knochen weh tun (das aber gleich 5 mal...)

Und es kommt noch schlimmer. :thumb: Bares Schmerzen dienen in erster Linie dazu,
das weiße Schimmern zu charakterisieren, da es ja offensichtlich Auswirkungen auf
die Schmerzen hat und vielleicht doch nicht nur ein todbringendes Phänomen ist.
Bare selbst hätte womöglich ein bisschen mehr Farbe vertragen. Im Gegensatz
zu Priggish wirkt er auch auf mich etwas blass. Das stimmt.
Wichtig war mir bei Bare vor allem, dass er ein ehrliches Interesse an der Expedition
zeigt.

@Karla & Heidrun
Die Jahreszahlen entstanden übrigens nicht willkürlich.
Die Insel Ruitea hat ein echtes Vorbild. Makatea, auf der die Franzosen tatsächlich
Phosphatgesteine abbauten, und die im 18.Jhd. ebenfalls von skorbutkranken Seefahrern
angelaufen wurde.
Das Jahr 2064 wählte ich aufgrund von pessimistischen Studien, die davon ausgehen,
dass bis in dieses Jahrzehnt ein Großteil aller südpazifischen Korallenriffe abgestorben sein
wird. Heute ist die Wissenschaft diesbezüglich wieder optimistischer.
Die Geschichte der Insel ist allerdings modifiziert, versteht sich.

Beste Grüße
Pepe

#83 Pepe Metropolis

Pepe Metropolis

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 17:20

So ganz beliebig und einfach streichbar war die Jahreszahl 2064 ja nun nicht, weil sich auch noch auf Ereignisse 1964 und 1764 bezogen wird.
Ich hab die Handlung eher als nicht in einer Parallelwelt spielend gesehen und vermutete die anachronistischen Verhaltensweisen als nur für die "Red Sails"-Gesellschaft gültig, aber nicht für den Rest der Welt.

Ich gebe zu, dass es genau so gedacht war.

Pepe

#84 karla

karla

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 17:25

Ich gebe zu, dass es genau so gedacht war.

Pepe


Na, supi - nicht mal die Herausgeberin kapiert, wie es gemeint ist. Aber wenigstens ein Leser hat die Intention entdeckt! :thumb: :) :D

Danke für die Aufklärung, Pepe!

LG, Karla

#85 methom

methom

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 19:56

Tief-Blau
Der Anfang war vielversprechend. Ein Untersee-Setting ist (für meine Leseerfahrung) eine erfrischende Abwechslung, und Indien als übrig gebliebene Supermacht fand ich auch originell.
Nun ja, von Indien (beispielsweise als kulturellem Hintergrund) merkt man im Text leider gar nichts, da hätte auch genauso gut Kasachstan oder Timbuktu stehen können.
Und wenn dann eine Geschichte am Ende eine fünfseitige Erklärung von den Bösewichten braucht, um der Heldin (und dem Leser) die Hintergründe zu erklären, dann ist für meinen Geschmack da irgendetwas furchtbar schief gegangen. Immerhin schaffen die Bösewichte es, nach ihrem umfassenden Geständnis, die Heldin auch tatsächlich zu töten. Daran sind ja immerhin schon ganz andere goldene Finger gescheitert.
Auch inhaltlich fand ich die Erklärungen arg weit hergeholt. Jeff führt eine neue Sintflut herbei (wie? Immer schön mit seinem V8 auf und ab gefahren beim Beten?) und findet dann ein instabiles interstellares Molekül, das durch eine nicht näher definierte Schutzschicht stabilisiert werden kann, aber durch Human-Schrott dann doch wieder zerfällt...
Ne, ne, ich finde, die Geschichte hat das Potential des Szenarios leider komplett verschenkt.

Tut mir leid, dass ich nichts Positiveres dazu sagen kann. (Aber vielleicht ist mir auch wieder eine zusätzliche Bedeutungsebene der Geschichte entgangen.)

Gruß,
Methom.

Bearbeitet von methom, 07 Januar 2011 - 19:56.

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#86 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 19:59

KOMMEN WIR ZU #6: TIEF-BLAU von bibo Loebnau


Eigentlich #7 (7.Januar, 7.Story, 7.Lesetag....)

Ist das wirklich von einer Frau geschrieben?: Eine angsterfüllte, nackte Frau wird "pulp-mäßig" von sadistischen Männern durch eine Art U-Boot gejagt....;-)?
Und Indien ist die verbliebene Supermacht? (Neugierige Frage: Woran ist China gescheitert....?)
Fundamentalistische USA: inzwischen fast schon Standard-Antizipation.
Positiv: Wirklich durchgehend "tiefblau"; (konventionelle) Spannung, kein Happyend.
Die Geschichte ist okay; höhere literarische Weihen würde ich nicht vergeben.

Jaktusch

Edit: methom und ich fast gleichzeitig. Etwaige Übereinstimmungen rein zufällig....

Bearbeitet von Jaktusch, 07 Januar 2011 - 20:02.

Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#87 karla

karla

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 20:45

Tief-Blau ...

(Aber vielleicht ist mir auch wieder eine zusätzliche Bedeutungsebene der Geschichte entgangen.)


Soweit ich weiß, ist Dir nichts entgagen ... Aber vielleicht hat die Herausgeberin ja wieder was nicht kapiert und vielleicht sagt bibo ja noch etwas dazu?


Eigentlich #7 (7.Januar, 7.Story, 7.Lesetag....)


Klar.

Ist das wirklich von einer Frau geschrieben?: Eine angsterfüllte, nackte Frau wird "pulp-mäßig" von sadistischen Männern durch eine Art U-Boot gejagt....;-)?


Tja. Waschechter Pulp, würde ich sagen. Ich würde gerne ein ebenso echtes Pulp-Cover dazu sehen. So in electric blue, im organischen U-Boot und mit nacktem Weib. :thumb: (Und ja, doch, bibo ist ne Frau. Durchaus.)

Dies ist jedenfalls die vorletzte Story (meine ich) dieses Bandes, die eher für SF-unerfahrene Leser taugt, weil sie hinlänglich Bekanntes vor allem für die Bowiefans aufbereitet. Heidrun ist ja vorhin schon auf "On Idle" eingegangen, wo auch ein altes Motiv benutzt wird.

Positiv: Wirklich durchgehend "tiefblau"; (konventionelle) Spannung, kein Happyend.
Die Geschichte ist okay; höhere literarische Weihen würde ich nicht vergeben.


Fein - das würde wohl auch bibos Intention entsprechen, nehme ich an. (Hallo, bibo? Biste hier?)

LG, Karla

#88 bibo

bibo

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 22:33

Ja hallo, ich bin hier - spät, aber bereit zur "Schlachtung". Keine große Rechtfertigungslitanei zu TIEF-BLAU, aber†¦ Dies war meine erste Sci-Fi-Geschichte und meine erste Kurzgeschichte. Bisher habe ich einen Roman in der Jetztzeit geschrieben, mit RÜCKblenden in die 70er und 80er †¦ Der Blick in die Zukunft war spannendes Neuland. Das erklärt vielleicht Einiges †¦ :lol: Es hat mir großen Spaß gemacht, meine (größtenteils nackte) Heldin (ja, auch Frauen können/mögen so etwas schreiben) durch ihr Unterwasserabenteuer zu begleiten. Und dass sie am Ende ihre Neugier mit dem Leben bezahlen muss, fand ich auch schlüssig. PULP! Yeah! Da ich mit meiner "Kurz"-geschichte sonst noch länger geworden wäre (sie ist eh schon eine der längsten im Buch †¦), blieb mir zum Schluss nur noch der Kniff übrig, wesentliche Fakten im Jeff-Monolog unterzubringen. Ich gebe zu, in Romanform hätte ich das eleganter lösen können. Weiß ich fürs nächste Mal. @methom - Die "Sintflut" führt Jeff nicht herbei - das macht die Natur dank Klimakatastrophe schon ganz allein - aber durch die manipulierten Dämme sorgen die CUSA dafür, dass ihre Konkurrenten sich nicht vor den Wassermassen schützen können und überschwemmt werden. - Die "Schutzschicht", die die interstellaren Moleküle stabilisiert, und die Idee, dass diese durch "Humanmaterial" formbar werden, sind meiner Fantasie entsprungen (hallo? Wir machen Science-FICTION?!), aber alle anderen physikalischen Fakten und Vorgänge sind recherchiert und real - vom LFA-Sonar bis zur Reaktion interstellarer Moleküle unter Erdatmosphärenbedingungen. @Jaktusch - Ich war durch die Reaktion der amerikanischen Übersetzerin meiner Geschichte auch geschockt, wie nah ich in meiner Fantasie der aktuellen Realität gekommen bin. Sie wollte nicht namentlich genannt werden, da sie befürchtete, Schwierigkeiten bei der Jobsuche zu bekommen, wenn sie solche Sachen (Religion) übersetzt †¦ - Indien boomt. Warum also sollten die Inder in meiner Zukunft China nicht überholt haben? Hätte ich China zur Supermacht erhoben, hätte ich mir wahrscheinlich den Vorwurf der "Standard-Antizipation" eingehandelt? - Genauso ist es: Hohe Literatur ist nicht mein Bestreben - ich will unterhalten. :rolleyes: Soweit erstmal. Bin gespannt, was Euch noch zu TIEF-BLAU einfällt. Viele Grüße bibo

Bearbeitet von bibo, 07 Januar 2011 - 23:27.


#89 fahrenheit.451

fahrenheit.451

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 22:57

bereit zur "Schlachtung".

Och nö. Wir sind doch alle ganz lieb.

Es hat mir großen Spaß gemacht, meine (größtenteils nackte) Heldin (ja, auch Frauen können/mögen so etwas schreiben) durch ihr Unterwasserabenteuer zu begleiten. Und dass sie am Ende ihre Neugier mit dem Leben bezahlen muss, fand ich auch schlüssig. PULP! Yeah!

Soviel zum Thema männliche und weibliche Schreibweisen.

@Jakutsch
- Ich war durch die Reaktion der amerikanischen Übersetzerin meiner Geschichte auch geschockt, wie nah ich in meiner Fantasie der aktuellen Realität gekommen bin. Sie wollte nicht namentlich genannt werden, da sie befürchtete, Schwierigkeiten bei der Jobsuche zu bekommen, wenn sie solche Sachen (Religion) übersetzt †¦

Das ist jetzt Satire, oder?

- Genauso ist es: Hohe Literatur ist nicht mein Bestreben - ich will unterhalten.


Wenn Literatur NICHT unterhält, kann sie auch nicht groß sein. Oder hoch. Dann ist sie einfach nur langweilig.
  • (Buch) als nächstes geplant:Shazim. Der verborgene Plan
  • • (Film) gerade gesehen: Enterprise, Staffel 4

#90 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 07 Januar 2011 - 23:08

- Indien boomt. Warum also sollten die Inder in meiner Zukunft China nicht überholt haben? Hätte ich China zur Supermacht erhoben, hätte ich mir wahrscheinlich den Vorwurf der "Standard-Antizipation" eingehandelt?


Gut gekontert!
Wär mir auch lieber so: dann wären wir als Mitglied der indogermanischen Sprach- und Völkerfamilie noch ein bisschen mit im Boot und unsere Enkel müssten sich nicht mit chinesischen Schriftzeichen plagen....

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.


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