Sodele. Erst einmal die Einzelantworten:
Oliver, on 11.01.2011, 10:17, said:
Zu Deiner anderen Frage: Können wir uns nicht einigen und den Heftroman als Literaturgattung sui generis betrachten?
Nö. Bei Einordnungsproblemen eine neue Kategorie aufzumachen, birgt die Gefahr in sich, dass man dem Problem nur ausweicht, statt es zu lösen.
ShockWaveRider, on 11.01.2011, 10:28, said:
Roman wird zumeist als "Langform der schriftlich fixierten Erzählung" bezeichnet.
Frage: Wann ist eine Erzählung "lang"? Marcel Reich-Ranicki nannte einen Daumenwert von mindestens 150 Seiten.
Ein Heftroman ist deutlich kürzer; irgendwo habe ich mal was von ca. 45 Standardmanuskriptseiten aufgeschnappt.
110 Normseiten war die Zielvorgabe bei meinen beiden Heftromanen.
lapismont, on 11.01.2011, 10:32, said:
Zum einen seh ich das völlig wertfrei. Mein Ansatzpunkt war ja ein möglicher Grund für die abwertende Wahrnehmung der PR-Serie. Für mich gehört dazu auch die Überschätzung des Serienformats durch die Benamsung "Roman". Der historische Hintergrund ist akzeptiert, ich unterstelle auch keine absichtliche Falschettikettierung, jedoch ruft es bei Themafremdlingen Augenbrauenheben hervor - selbsterlebt.
Du sprichst damit indirekt den Grund dafür an, warum ich auf diesem Thema der literarischen Einordnung gerade so rumreite. Für meinen Geschmack verschanzen sich Leute, die gern eine Schund-Diskussion vermeiden wollen, weil sie dafür zu genierlich sind, gern hinter so scheinbar objektiven Kriterien wie eben dieser Einordnung, ein Heftroman sei ja eigentlich gar kein Roman.
Konrad, on 11.01.2011, 11:01, said:
In dem Zusammenhang würde mich der Vergleich mit einem Taschenbuch interessieren, was das Textvolumen angeht.
Wurden die in dieser Heftreihe veröffentlichten Romane von P.K.Dick und anderen bekannten Autoren gekürzt?
Mit Sicherheit. In den Taschenbüchern der 60er und 70er Jahre mit ihren genormten Umfängen allerdings zumeist auch noch.
Dann als zusammenfassende Entgegnung:
Die Untergliederung der literarischen Form Erzählung in
- Kurzgeschichte
- Novelle
- Roman
erfolgt nach ganz bestimmten, nachvollziehbaren Kriterien. An den Rändern gibt es sicher Unschärfen bzw. Schnittmengen, aber die jeweiligen "Kerne" sind deutlich genug.
Danach kommt man nicht darum herum, den Heftroman allgemein als Roman gelten zu lassen. Gern als schlechten Roman, aber eine Novelle im deutschen Sinne*) ist er in der Regel nicht.
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Die sehr pauschale oder meinetwegen auch pragmatische Einteilung der Erzählungskategorien nach Wortanzahl ist eine amerikanische Erfindung.