Sorry - im Post Nr. 57 (und auch später noch mal) habe ich zum Thema der seinerzeit üblichen und durch alle Medien geschleiften Faschismusvorwürfe gegen die Rhodan-Serie und die Rhodan-Autoren auf meinen diesbezüglichen Post im Nova-Thread "Morddrohungen gegen SF-Autoren" verwiesen. (
http://www.scifinet....e...1650&st=180 ) Inzwischen sind aber fast alle Posts in dem oben genannten Thread gelöscht. Aufgrund einer von außerhalb des Boards an mich gerichteten Frage hier eine kurze Version meines damaligen Posts - nur informationshalber, zum allgemeinen Verständnis, für alle, die dem Link folgen und dann voll vor die Wand fahren. Ich höffe, daß dies nun nicht gleich zum Anlaß für weitere Löschungen dient:
Ich habe jahrelang für die Perry Rhodan Serie geschrieben. Hätte ich damals auch nur den leisesten Anhaltspunkt dafür gefunden, daß die Serie insgesamt, von der zu dieser Zeit gültigen Konzeption her, faschistisches Gedankengut verbreitete und das gesamte Team hinter diesen Intentionen stand, wäre ich auf der Stelle ausgestiegen. Egal, was das finanziell für mich bedeutet hätte: ich hätte andere Wege gefunden. Mein Vater war Antifaschist. Er wurde von der Gestapo sechs Wochen lang durch die Mangel gedreht, mit Scheinhinrichtungen und allem Drum und Dran. Dann hat man ihn nach Buchenwald gebracht und ihn dort an die Öfen gestellt. Das hat ihn psychisch gebrochen und mich mein Leben lang begleitet. Vor diesem familiären Hintergrund habe ich eine sehr bewußte politische Wahrnehmung entwickelt - ich sehe das Unrecht, das politische, ideologische und religiöse Dogmen aller Art mit sich bringen. Ich habe nie - auch nicht in meinen Rhodan-Romanen - einen Hehl daraus gemacht, daß ich solche Dogmen mit all den Zwängen, die sie Individuen jeder Herkunft aufdrücken, aus tiefstem Herzen verurteile. Trotzdem mußte ich all die Jahre hindurch - und muß es auch heute noch - mit dem von gewissen Leuten verbreiteten pauschalisierten Vorwurf und Vorurteil leben, ich wäre als Rhodan-Autorin grundsätzlich faschistoid und gehöre darüber hinaus zur Gruppe der verachtenswerten Lohnschreiber, die sich für Geld literarisch und ideologisch "prostituieren". Dieses Pauschal-Urteil wurde niemals öffentlich widerrufen und geistert auch heute noch herum. Vor kurzem hat aber nun ein Autor aus den Reihen derer, die sich damals zu links-politischen Moralhütern berufen fühlten, zusammen mit einem Kollegen ein Buch bei einem bekannte rechts-orientierten Verlag veröffentlicht und auch relativ offen bekannt, daß es ihm dabei in erster Linie auf eines ankam: Hauptsache die Kasse stimmt. Fazit: wenn zwei das gleiche tun, ist es trotzdem nicht dasselbe...
Ich habe diesen Autor einst sehr respektiert, ihn hoch geschätzt, ihn in den wenigen mail-Kontakten als Freund und Vorbild angesehen. Er ist natürlich niemandem eine Antwort oder gar eine Erklärung schuldig. Aber es sei mir bitte erlaubt, mich zumindest in dieser Form noch einmal heftig zu wundern, ehe ich mich bemühe, die ganze Geschichte zu vergessen und den bitteren Geschmack aus dem Mund zu kriegen.
Übrigens - daß trotz gegenteiliger Behauptungen bis in die achtziger Jahre hinein in gewissen Kreisen sehr wohl ein Unterschied zwischen PR- und sonstigen SF-Autoren gemacht wurde, zeigt sich an folgendem Beispiel: als der Kurd-Laßwitz-Preis gegründet wurde, hat man diverse "SF-Schaffende" angeschrieben und ihnen mitgeteilt, sie seien abstimmungsberechtigt und mögen sich doch bitte an an der Findung der Preisträger beteiligen. Auch mein Mann, Heinz-Jürgen Ehrig, erhielt ein solches Schreiben. Er gehörte zwar keinem Verlag an und schrieb auch keine Geschichten, aber er hatte eine Reihe von Fanzines herausgegeben. Damit war er ein SF-Schaffender. Ich selbst schrieb damals für Rhodan und Atlan, erhielt aber keinen Brief - ich war offensichtlich
keine SF-Schaffende. Ehe jetzt jemand auf falsche Ideen kommt: ich bin darüber nicht böse. Wirklich nicht. Ich habe auch so schon viel zu viel Arbeit. Es ist nur so, daß ich diesen kleinen, feinen Unterschied hier mal festhalten möchte...