MartinHoyer schrieb am 28.04.2011, 21:32:
Die Schnittmenge von Weltkriegsnostalgikern mit National(sozial)isten und Neofaschisten mag zwar nicht klein sein, aber gerade weil die Art dieser Erinnerungen verzerrt ist, sind sie so unpolitisch, wie die Rechten es gerne von sich behaupten: Eine belastende Ideologie gehört, wenn sie denn damals für den Kriegsteilnehmer überhaupt relevant war, zu den Dingen, die in der Retrospektive ausgeblendet werden - das meinte ich mit Passivität.
Dass wie auch immer
veröffentlichte Erinnerungen an den Weltkrieg nicht politisch seien, halte ich für eine gewagte These. Seit längerem gibt es doch einen Meinungsstreit darüber,
wer,
was und
wie erinnert wird - ob in den Medien, unter Historikern (
Historikerstreit) oder in der Sozialforschung (Ausstellung "
Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944").
Die Frage, was, wie erinnert wird,
müsste man demzufolge auch an die
Landser-Hefte stellen. Und auch wenn es sich in erster Linie wohl um Fiktionen jüngerer Autoren handelt - ansonsten müssten Ur-Opa Wilhelm und Heinrich ja über rhodanistische Zellschwingungsaktivatoren verfügen, um nach wie vor diese Unmengen von Abenteuerromanen zu generieren -, würde ich mich dagegen wenden wollen, den
Landser zu entproblematisieren. Denn es scheint, dass in diesen pseudodokumentarischen Beschreibungen von "Selbstopfereinsätzen" deutscher, tugendhafter, soldatischer Übermenschen die Opfer- bzw. Gegenperspektive konsequent ausgeblendet wird - das entnehme ich den Klappentexten der online beworbenen Heftchen - und somit Geschichte nach einer bestimmten Programmatik kompiliert wird.
MartinHoyer schrieb am 28.04.2011, 21:32:
Wertevermittelnde Anti-Kriegsliteratur wird aus dem Landser deswegen sicher nicht,
Welche Werte sollten das sein? Und wo siehst du im
Landser das Moment des "Anti-Kriegs"?
Bearbeitet von UdoTascher, 29 April 2011 - 10:33.