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Call for papers: Die Erben der Inklings - zeitgenössische Fantasy Fiction


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11 Antworten in diesem Thema

#1 Sierra

Sierra

    Giganaut

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Geschrieben 21 Mai 2011 - 10:24

Die Erben der Inklings - zeitgenössische Fantasy Fiction
Wissenschaftliches Symposium der Inklingsgesellschaft
in Zusammenabeit mit der Phantastischen Bibliothek Wetzlar

5. bis 7. Mai 2012
Phantastische Bibliothek Wetzlar
Turmstraße 20, 35578 Wetzlar


Die Inklings haben ein Genre geprägt, das seit dem ausgehenden 2. Jahrtausend einen Boom erlebt, den wohl kaum jemand so erwartet hätte: George MacDonald, J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis gelten als die Urväter der Fantasy Fiction, deren literarische Qualität nach wie vor von Skeptikern in Frage gestellt wird und die doch wie kaum ein anderes literarisches Genre die Leser in ihren Bann zu ziehen vermag.

Seit der Jahrtausendwende ist zunehmend ein Wandel in der Gattung zu beobachten; zeitgenössische Fantasy Fiction weicht immer mehr von den ursprünglichen Strukturen ab. So scheinen die Inhalte der Fantasy Fiction plötzlich näher an unserer außerliterarischen Wirklichkeit zu sein, weil die Handlung nicht länger in vergangenen Zeiten spielt, sondern etwa mit der Urban Fantasy in die Gegenwart und in uns bekannte, wenn auch radikal verfremdete Großstädte rückt. Nicht wenige Geschichten schildern das Agieren reanimierter Götter oder mythologischer Gestalten in einer modernen Welt. Die traditionelle Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse wird zunehmend problematisiert und weicht einer Relativierung moralischer Kategorien, die der in der sogenannten †šrealistischen†˜ Literatur in nichts nachsteht. Die postmoderne (Meta-)Fantasy Fiction thematisiert das phantastische Erzählen an sich und verunsichert den Leser mit Illusionsdurchbrechungen und intertextuellen Verwirrspielen. Durch den Einfluss anderer Gattungen wie Liebesroman, Gothic Novel, Kriminalroman und Thriller wird die Fantasy Fiction hybridisiert, was sich in neuen Gattungsbezeichnungen wie Romantasy und Mystery niederschlägt. Insbesondere werden die Grenzen zwischen Science Fiction und Fantasy Fiction durchlässig und es entstehen Texte, die man mit Etiketten wie Science Fantasy, Alternate Histories, Steampunk oder Gaslamp Fantasy bedacht hat. Angesichts dieser Entwicklungen stellt das Problem der Gattungsdefinition eine noch immer ungelöste Herausforderung dar.

Im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums möchten die Mitglieder der Inklings-Gesellschaft, die Freunde der Phantastischen Bibliothek Wetzlar und alle an Fantasy Fiction Interessierte gemeinsam diesen neueren Genres und Autoren, den „Erben der Inklings“, auf die Spur kommen. Neben qualifizierten Vorträgen zu den oben angesprochenen (und weiteren) Themen ist dabei auch die Diskussion der zunehmend altersübergreifenden Attraktivität des Genres (Stichwort „all-age-Literatur“) wünschenswert.

Die Vorträge können auf Deutsch oder Englisch gehalten werden; ihre Länge sollte 30 Minuten nicht übersteigen. Vorschläge in Form kurzer Exposés (maximal 2000 Zeichen inkl. Leerzeichen) können bis zum 15. August 2011 per E-Mail bei den Organisatoren des Symposiums eingereicht werden:
Maren Bonacker (Phantastische Bibliothek Wetzlar): Maren.Bonacker@web.de
Prof. Dr. Dieter Petzold (Universität Erlangen): Dieter.Petzold@gmx.net


Quelle

Bearbeitet von Sierra29, 21 Mai 2011 - 10:25.

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#2 †  a3kHH

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    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 21 Mai 2011 - 11:26

Seit der Jahrtausendwende ist zunehmend ein Wandel in der Gattung zu beobachten; zeitgenössische Fantasy Fiction weicht immer mehr von den ursprünglichen Strukturen ab. So scheinen die Inhalte der Fantasy Fiction plötzlich näher an unserer außerliterarischen Wirklichkeit zu sein, weil die Handlung nicht länger in vergangenen Zeiten spielt, sondern etwa mit der Urban Fantasy in die Gegenwart und in uns bekannte, wenn auch radikal verfremdete Großstädte rückt.

Das ist weder neu noch zunehmend seit der Jahrtausendwende zu beobachten. Ich verweise hier auf Katherine Kurtz (Lammas Night 1983), Mercedes Lackey & Ellen Guon (Knight of Ghosts and Shadows 1990) oder Michael Moorcock. Vom Horror-Bereich (der sehr wohl in großen Teilen der Fantasy Fiction zugerechnet werden kann) einmal ganz zu schweigen.

Angesichts dieser Entwicklungen stellt das Problem der Gattungsdefinition eine noch immer ungelöste Herausforderung dar.

Daß Schubladendenken in künstlerischen Regionen wenig Sinn macht, sollte eigentlich langsam sogar in das Bewusstsein von Universitätsangehörigen gesickert sein. Daß viele der neuen Subgenres reine Marketingmechanismen sind, sollte eigentlich auch trivial sein.

Diskussion der zunehmend altersübergreifenden Attraktivität des Genres (Stichwort „all-age-Literatur“)

Daß dies auf einer wachsenden Ungebildetheit (Unbildung ?) der Bevölkerung beruht, die in früheren Zeiten triviale Heftromane las, dies aber mit ihrem heutigem Selbstverständnis nicht mehr vereinbaren kann, sollte ebenfalls kein Novum sein. Statt Courths-Mahler und Ganghofer (bzw. Dr. Stefan Frank und Lassiter bzw. Fu Manchu und Dr. Nikola) eben Stephanie Meyer und Frank Schätzing.

Ich bin aber mal gespannt auf die Ergebnisse der Konferenz. Werden die öffentlich zugänglich sein ?

#3 Sierra

Sierra

    Giganaut

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Geschrieben 21 Mai 2011 - 12:26

Daß Schubladendenken in künstlerischen Regionen wenig Sinn macht, sollte eigentlich langsam sogar in das Bewusstsein von Universitätsangehörigen gesickert sein. Daß viele der neuen Subgenres reine Marketingmechanismen sind, sollte eigentlich auch trivial sein.

Wenn man über den innerliterarisch-ästhetischen Tellerrand von Einzelwerken hinweg Literatursysteme in den Blick nimmt, gehört die starke Vermarktung der "neuen" (?) Subgenres sicherlich zur Diskussion dazu*. Der Vermarktungsaspekt ist jedoch in meinen Augen nicht unbedingt ihre einzige Entwicklungsbedingung.
Welches Subgenre ist in deinen Augen ein "reines" Marketinginstrument, -konzept?

*
http://www.amazon.de...n/dp/3836496054

Daß dies auf einer wachsenden Ungebildetheit (Unbildung ?) der Bevölkerung beruht, die in früheren Zeiten triviale Heftromane las, dies aber mit ihrem heutigem Selbstverständnis nicht mehr vereinbaren kann, sollte ebenfalls kein Novum sein. Statt Courths-Mahler und Ganghofer (bzw. Dr. Stefan Frank und Lassiter bzw. Fu Manchu und Dr. Nikola) eben Stephanie Meyer und Frank Schätzing.

Hast Du Belege dafür, dass die Bevölkerung früher gebildeter war? Und: Heftromane werden doch auch heute noch gelesen. Möglicherweise nicht mehr so viel. Aber das hat sicherlich ebenfalls verschiedene Gründe.
Zudem: Auch die These, dass Heftchenlektüre heutzutage an dem eigenen Selbstverständnis kratzt, aber früher nicht, müsste belegt werden...? Wie würdest du da argumentieren?

Maren Bonacker hat in zwei Sammelbänden Artikel zusammengetragen, die sich u.a. mit dem Konzept der doppelten Adressiertheit als einer Erklärung für die Beliebtheit von sog. All-ages-Titeln bei Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen auseinandersetzen. Ich wollte diese Titel ohnehin noch in unserem Sek.-Lit-Bereich ergänzen.


Ich bin aber mal gespannt auf die Ergebnisse der Konferenz. Werden die öffentlich zugänglich sein ?

ich würde mich wundern, wenn nicht. Möglicherweise erscheinen sie aber auch in der Schriftenreihe der Inklings-Gesellschaft. Ich werde bei Gelegenheit nochmal in Wetzlar nachfragen.

(Da in deinem Post von dem "Bewusstein von Universitätsangehörigen" die Rede ist - ich denke, dass sich durch den CfP durchaus auch Nicht-Universitätsangehörige angesprochen fühlen dürfen... Also, auf geht's! :thumb: )

Bearbeitet von Sierra29, 21 Mai 2011 - 12:34.

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#4 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 21 Mai 2011 - 12:57

Welches Subgenre ist in deinen Augen ein "reines" Marketinginstrument, -konzept?

Soweit es sich mir darstellt, sind Genres und Subgenres wie "Thriller", "Steampunk" und "Romantic Fantasy" reine Marketinginstrumente, die mit einer Kategorisierung des Genres wenig zu tun haben. Dies liegt meines Erachtens daran, daß sich literarische Genres eher analog als digital verhalten. Was ich damit meine ist das, was im Call for Papers als "Hybridisierung" angesprochen wurde. Wobei es übrigens noch nie eine echte Trennung zwischen den Groß-Genres Science Fiction und Fantasy gab, wie die Diskussionen um die Einordnung von "Star Wars" beweisen. Oder die Romane der 70er, in denen Magie wissenschaftlich begründet wurde.

Hast Du Belege dafür, dass die Bevölkerung früher gebildeter war? Und: Heftromane werden doch auch heute noch gelesen. Möglicherweise nicht mehr so viel. Aber das hat sicherlich ebenfalls verschiedene Gründe.
Zudem: Auch die These, dass Heftchenlektüre heutzutage an dem eigenen Selbstverständnis kratzt, aber früher nicht, müsste belegt werden...? Wie würdest du da argumentieren?

Ich nehme einen Wertewandel innerhalb der letzten 40 Jahre wahr. Während es in den 60ern, 70ern und 80ern en vogue war "zu wissen" und die Zeitgenossen auch Wissen jeglicher Coleur anhäuften, begann etwa ab Mitte der 90er eine Verschiebung vom Sein zum Schein. Es wurde relevanter, sich durchzusetzen und etwas darzustellen anstatt Recht zu haben. Die Spitze dieser Scheinwelt erreichen wir gerade mit Guttenberg & Co.
Heftromane waren bis zur Jahrtausendwende zwar als Trivialliteratur und Schund verschrien, aber durchaus als Lektüre anerkannt. Heute müssen es Hardcover sein, mit denen man sich den Anschein des Belesenen gibt. Und dieser Anschein ist den Leuten offenbar wichtig - wie die vielen Verkäufe relativ teurer Hardcover, die dann ungelesen im Regal stehen, beweisen.


Da in deinem Post von dem "Bewusstein von Universitätsangehörigen" die Rede ist - ich denke, dass sich durch den CfP durchaus auch Nicht-Universitätsangehörige angesprochen fühlen dürfen... Also, auf geht's!

Ich wusste, daß das kommt. Ich habe mir vor Absenden meines Posts auch ernsthaft überlegt, was zu schreiben. Dafür bin ich aber insofern nicht kompetent genug, als mir die Kenntnisse von aktuellen sozialwissenschaftlichen Untersuchungen fehlen. Die müssten nämlich in so ein Paper in jedem Fall einfließen, schließlich steht die Phantastik "mit beiden Beinen in der Gesellschaft", wie man an "Peter Pan" und "Hook" sieht. Es gibt sicherlich Untersuchungen zum Leseverhalten der Nachkriegsdeutschen, die man erst einmal durcharbeiten müsste, um obige Eindrücke zu fundamentieren.
Andererseits : "SF ist analog" wäre vielleicht machbar - ich denk' drüber nach. Aber, da ich meine Faulheit kenne, wohl eher nicht ... :thumb:

Bearbeitet von a3kHH, 21 Mai 2011 - 12:59.


#5 simifilm

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Geschrieben 21 Mai 2011 - 16:59

Soweit es sich mir darstellt, sind Genres und Subgenres wie "Thriller", "Steampunk" und "Romantic Fantasy" reine Marketinginstrumente, die mit einer Kategorisierung des Genres wenig zu tun haben. Dies liegt meines Erachtens daran, daß sich literarische Genres eher analog als digital verhalten. Was ich damit meine ist das, was im Call for Papers als "Hybridisierung" angesprochen wurde. Wobei es übrigens noch nie eine echte Trennung zwischen den Groß-Genres Science Fiction und Fantasy gab, wie die Diskussionen um die Einordnung von "Star Wars" beweisen. Oder die Romane der 70er, in denen Magie wissenschaftlich begründet wurde.


Dass Genres schon immer zur Vermischung geneigt haben, dass "reine" Genrevertreter tendenziell die Ausnahme und nicht die Regel sind, wird heute kaum ein Genretheoretiker ernsthaft bestreiten. Das Phänomen der Mischformen resp. Hybridisierung lässt Genres als Konzept aber nicht hinfällig werden. Im Gegenteil: Wenn eine Hybridisierung stattfindet, muss es ja zuerst etwas geben, dass da hybridisiert werden kann. Die Diskussionen um Star Wars bestätigen das nur. Gerade weil es weit verbreitete Vorstellungen gibt, was SF resp. Fantasy ist, kann es überhaupt erst zur Diskussion kommen, zu welchem Genre Star Wars nun tatsächlich gehört.

Bearbeitet von simifilm, 21 Mai 2011 - 17:00.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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#6 †  a3kHH

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Geschrieben 21 Mai 2011 - 17:33

Gerade weil es weit verbreitete Vorstellungen gibt, was SF resp. Fantasy ist, kann es überhaupt erst zur Diskussion kommen, zu welchem Genre Star Wars nun tatsächlich gehört.

Diese "weit verbreiteten Vorstellungen" halten aber einer genauen Analyse nicht stand. Ich denke da nur an das Clarke-Zitat, nachdem weit genug fortgeschrittene Technik von Magie nicht mehr unterscheidbar ist.
Weiter ist Star Wars nur das prominenteste Beispiel. Der Lensmen-Zyklus war ein halbes Jahrhundert vorher und weist schon genau die gleichen Charakteristika auf. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, es gibt ein Genre "Fantasy und Science Fiction", das am Rand ziemlich in alle sonstigen phantastischen und nicht-phantastischen Richtungen ausfranst. (Ein Kreis, der am Rand immer heller wird, bis er in die Umgebung verschwimmt.)
Innerhalb dieses Genres sind keine disjunkten Abgrenzungen möglich, da jegliche Abgrenzung sofort durch mindestens ein Werk durchbrochen wird. Und logischerweise eine Abgrenzung ebenso wie das Genre an sich am Rand zerfasert. (Ist übrigens mathematisch gesehen ein klassischer topologischer Raum.) Jeder Versuch, ein eigenständiges Subgenre zu definieren, ist damit schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. (Allerdings müsste so etwas wie eine Positionsbestimmung machbar sein.)
In jedem Fall ist die oben angesprochene "Unreinheit" kein Novum dieses Jahrtausends, sondern schon immer Standard.

#7 simifilm

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Geschrieben 21 Mai 2011 - 21:36

Diese "weit verbreiteten Vorstellungen" halten aber einer genauen Analyse nicht stand.


Das müssen sie auch nicht. Genres sind eben keine festen, klar definierbaren Grössen, sondern Gebrauchsbegriffe, die sich fortlaufend ändern. Wenn man mal verstanden hat, dass sich Genres grundsätzlich nicht anhand abstrakter Kriterien eindeutig definieren lassen, ist man schon ein gutes Stück weiter.

Innerhalb dieses Genres sind keine disjunkten Abgrenzungen möglich, da jegliche Abgrenzung sofort durch mindestens ein Werk durchbrochen wird.


Genau.

Und logischerweise eine Abgrenzung ebenso wie das Genre an sich am Rand zerfasert.


Genau.

In jedem Fall ist die oben angesprochene "Unreinheit" kein Novum dieses Jahrtausends, sondern schon immer Standard.


Genau.

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#8 Sierra

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Geschrieben 22 Mai 2011 - 10:22

Soweit es sich mir darstellt, sind Genres und Subgenres wie "Thriller", "Steampunk" und "Romantic Fantasy" reine Marketinginstrumente, die mit einer Kategorisierung des Genres wenig zu tun haben. Dies liegt meines Erachtens daran, daß sich literarische Genres eher analog als digital verhalten. Was ich damit meine ist das, was im Call for Papers als "Hybridisierung" angesprochen wurde. Wobei es übrigens noch nie eine echte Trennung zwischen den Groß-Genres Science Fiction und Fantasy gab, wie die Diskussionen um die Einordnung von "Star Wars" beweisen. Oder die Romane der 70er, in denen Magie wissenschaftlich begründet wurde.



Ich stimme dir zu, dass eine "echte" Trennung natürlich nicht möglich ist, dennoch bin ich auch der Meinung, dass Genres als Gedankenfiguren durchaus nützlich sein können, selbst wenn sie ihren programmatischen Anspruch - ob in inhaltlicher Hinsicht ("steampunk") oder hinsichtlich einer Wirkungsabsicht (Entfaltung von Nervenkitzel, Thrill durch Einsatz bestimmter Handlungskonventionen) - nicht erfüllen können, sondern sich diesem immer nur annähern bzw. hinterherlaufen. Und selbst wenn sie "nur" der Vermarktung dienen sollten, ist dies ebenfalls eine Funktion, die für die Bewertung von Literatursystemen interessant sein kann und ein gewisses Maß an Unterscheidungkraft bietet. Bsp.: Warum lässt sich ein bestimmtes Subgenre (meinetwegen steampunk...?) im Moment so gut vermarkten und ein anderes nicht?



Ich nehme einen Wertewandel innerhalb der letzten 40 Jahre wahr. Während es in den 60ern, 70ern und 80ern en vogue war "zu wissen" und die Zeitgenossen auch Wissen jeglicher Coleur anhäuften, begann etwa ab Mitte der 90er eine Verschiebung vom Sein zum Schein. Es wurde relevanter, sich durchzusetzen und etwas darzustellen anstatt Recht zu haben. Die Spitze dieser Scheinwelt erreichen wir gerade mit Guttenberg & Co.
Heftromane waren bis zur Jahrtausendwende zwar als Trivialliteratur und Schund verschrien, aber durchaus als Lektüre anerkannt. Heute müssen es Hardcover sein, mit denen man sich den Anschein des Belesenen gibt. Und dieser Anschein ist den Leuten offenbar wichtig - wie die vielen Verkäufe relativ teurer Hardcover, die dann ungelesen im Regal stehen, beweisen.


OK, nur müssten diese (literatur-)soziologischen Thesen belegt werden. Plagiate - insbesondere im Fall von besonders auf Reputation bedachten Gruppen wie Politikern - gab es sicherlich schon früher. Und gerade die Guttenberg-Affäre könnte m.E. genauso gut auch die Gegenthese stützen. Dass das Internet als ein - in diesem Fall - von vielen Menschenhänden bedienter Schein- und-Betrug-Aufdeckungs-Zauberkasten mächtig ist. Und dass eben der gemeine Bürger seinen Anspruch auf "Wissen" nicht aufgegeben hat, sondern nach wie vor einfordert und dabei selbst auch neue, vielen bisher unbekannte und aggressive Pfade á la Guttenplag zu beschreiten bereit ist bzw. als Außenstehender mit dieser Entwicklung zumindest sympathisiert.


Ich wusste, daß das kommt. Ich habe mir vor Absenden meines Posts auch ernsthaft überlegt, was zu schreiben. Dafür bin ich aber insofern nicht kompetent genug, als mir die Kenntnisse von aktuellen sozialwissenschaftlichen Untersuchungen fehlen. Die müssten nämlich in so ein Paper in jedem Fall einfließen, schließlich steht die Phantastik "mit beiden Beinen in der Gesellschaft", wie man an "Peter Pan" und "Hook" sieht. Es gibt sicherlich Untersuchungen zum Leseverhalten der Nachkriegsdeutschen, die man erst einmal durcharbeiten müsste, um obige Eindrücke zu fundamentieren.
Andererseits : "SF ist analog" wäre vielleicht machbar - ich denk' drüber nach. Aber, da ich meine Faulheit kenne, wohl eher nicht ... :D

... noch ist für ein paper ja Zeit...., und es ist ein paper und es muss noch kein vollständig ausgearbeiteter Vortragstext sein... ;) lock-lock ;)

Bearbeitet von Sierra29, 22 Mai 2011 - 10:28.

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#9 simifilm

simifilm

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Geschrieben 22 Mai 2011 - 15:17

... noch ist für ein paper ja Zeit...., und es ist ein paper und es muss noch kein vollständig ausgearbeiteter Vortragstext sein... :D lock-lock ;)


Ein Textlein von 2'000 Zeichen Länge für einen solchen Call for Papers hat man ja wirklich schnell geschrieben; und dafür braucht man auch keine grossen Recherchen. Die Kunst eines solchen Textes besteht eigentlich eher darin, ihn so offen zu formulieren, dass man nachher, wenn man dann den Vortrag schreibt, nicht zu sehr eingeengt ist, denn bei der eigentlichen Arbeit am Vortrag wird sich die ursprüngliche These ohnehin zwangsläufig verändern. Also Alfred, zeig, was Du kannst, und reich was ein!

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#10 †  a3kHH

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Geschrieben 01 Juni 2011 - 08:48

Ich nehme einen Wertewandel innerhalb der letzten 40 Jahre wahr. Während es in den 60ern, 70ern und 80ern en vogue war "zu wissen" und die Zeitgenossen auch Wissen jeglicher Coleur anhäuften, begann etwa ab Mitte der 90er eine Verschiebung vom Sein zum Schein. Es wurde relevanter, sich durchzusetzen und etwas darzustellen anstatt Recht zu haben.

Interessante Spiegel-Polemik dazu : http://www.spiegel.d...,765863,00.html

#11 MiraBell

MiraBell

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Geschrieben 11 Juni 2011 - 10:40

Ich bin aber mal gespannt auf die Ergebnisse der Konferenz. Werden die öffentlich zugänglich sein ? [/quote] Ja, werden sie - die Inklings geben einmal im Jahr ein Jahrbuch heraus, in dem die Beiträge versammelt sind. Die kommen übrigens nicht nur von universitärer Seite, wie weiter oben vermutet. Und sie decken ein breiteres Spektrum ab: Literarische Texte, Filme, Internetbeiträge / Fanblogs. Die Veranstaltungen sind immer einen Besuch wert!

#12 Sierra

Sierra

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Geschrieben 11 Juni 2011 - 11:31

Ich bin aber mal gespannt auf die Ergebnisse der Konferenz. Werden die öffentlich zugänglich sein ?


Ja, werden sie - die Inklings geben einmal im Jahr ein Jahrbuch heraus, in dem die Beiträge versammelt sind. Die kommen übrigens nicht nur von universitärer Seite, wie weiter oben vermutet. Und sie decken ein breiteres Spektrum ab: Literarische Texte, Filme, Internetbeiträge / Fanblogs. Die Veranstaltungen sind immer einen Besuch wert!


Danke für die Info! Ich brauche dann nicht mehr nachfragen. Und: Willkommen hier! :D

Bearbeitet von Sierra29, 11 Juni 2011 - 11:32.

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