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Schreibratgeber


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98 Antworten in diesem Thema

#91 Jacqueline

Jacqueline

    Ufonaut

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Geschrieben 14 Juli 2013 - 22:52

"Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" ist sicher eine gute Grundlage und hat mir auch ein paar interessante Einsichten gebracht. Jeder Autor muss - wie jeder Architekt oder Ingenieur - gewisse Grundregeln einhalten, damit sein Gebäude nicht einstürzt bzw. seine Geschichte interessant und verständlich ist. Doch das ist nur das Grundgerüst. Viel wichtiger ist es - meiner Meinung nach - das Ganze dann mit der eigenen Fantasy, dem eigenen Schreibstil und der eigenen Note zu füllen. Mit zehnmal aufgekochtem Einheitsbrei in ein vorgegebenes Gerüst gequetscht lässt sich sicher ein guter Bestseller schreiben. Aber ist es deswegen ein gutes Buch? Wie Valerie schon sagte, lieber ein paar Fehler machen und etwas Individuelles erbringen, als etwas - auf Teufel komm raus - in eine Schablone zu pressen.
Mit Worten Welten erschaffen *** Willkommen auf meiner Homepage
  • (Buch) gerade am lesen:Skorpion, Richard Morgan

#92 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 15 Juli 2013 - 05:40

Wenn jemand ein Ticket für ein Spiel der Fußball-Bundesliga kauft, dann will er im Stadion zwei Mannschaften mit jeweils elf Spielern sehen, die einen Ball mit den Füßen kicken, um ihn ins gegnerische Tor zu befördern. Wenn ich in einer dieser Mannschaften spielen will, dann muss ich in genau diesem Spiel - in den Augen des Trainers - besser sein als alle anderen, die diese Mannschaft verpflichten könnte. Wenn ich in der Bundesliga spielen will, muss ich zudem bei einem Team anheuern, das das Zeug hat, mal um die Meisterschaft zu kicken. Die Analogie ist klar, glaube ich: Der Autor ist der Spieler, der Verlag ist der Verein und die Bestsellerliste ist die Bundesliga. Wenn ich als kleiner Dötz auf dem Schulhof sage: "Ja wie - nur mit den Füßen? Ne, ich will mehr Flexibilität! Es müssen ja nicht gleich die Hände sein, aber die Feldspieler sollten auch die Ellbogen benutzen dürfen!" - dann macht mich das nicht zu einem schlechten Menschen und wahrscheinlich erweise ich mich in dem Moment sogar als kreativer als die anderen. Vielleicht könnte ich sogar besser regulären Fußball spielen als sie - es befriedigt mich nur nicht. Ich muss dann aber damit leben, dass ich meine exquisiten Ellbogen-Techniken in meinem Bundesligaverein nicht werde nutzen dürfen - oder mich der Trainer vom Platz holt. Okay, vielleicht macht er mich auch zum Torwart (in der Analogie lande ich dann im Lyrik-Segment des Verlags oder einem anderen Bereich, der aus Prestigegründen mit durchgefüttert wird). Die meisten Spieler werden aber versuchen, regelgerecht zu spielen, und wenn sie gelegentlich mal foulen, dann so moderat, dass sie dafür nicht vom Platz gestellt werden (oder gar aus der Mannschaft fliegen). Das alles hat nichts mit (im objektiven Sinne) gut oder schlecht zu tun, sondern lediglich mit einem Publikum, das sich betrogen fühlt, wenn es für ein Fußballspiel bezahlt und irgend etwas anderes bekommt. Darum stellt der Verein/ muss der Verein genau diese Fragen stellen: Spielst Du gut Fußball? Und wenn ja, auf welcher Position? Die Position ist der Programmplatz - ein Publikumsverlag kann genausowenig ausschließlich SteamPunk bringen, wie in einer Fußballmannschaft alle 10 Feldspieler auf der Position des rechten Außenverteidigers spielen können. So, wie ein Fußballratgeber Tipps und Kniffe vermittelt, die innerhalb der Fußballregeln ein erfolgreicheres Spiel vermitteln sollen, so ist das in der Regel mit den Schreibratgebern auch. Wenn jemand gar nicht in einer Fußballmannschaft spielen möchte, sondern für ihn das Höchste ist, den Lederball besonders souverän zu beherrschen, ihn 400 mal zu spielen, bevor er den Boden berührt und der Ballakrobat währenddessen einen Handstand macht - dann wird er in einem Varieté auftreten, aber eben niemals um die Meisterschaft spielen.
www.bernardcraw.net
www.robertcorvus.net
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#93 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 15 Juli 2013 - 06:59

Der Fußball-Vergleich hinkt stark, trotzdem finde ich deinen Einwand hilfreich. Zweimal elf Spieler, kein Handspiel, Abseits und so weiter: Das sind die Spielregeln. Das entspricht Rechtschreibung und Grammatik. Das muss jede Mannschaft/jeder Autor beherrschen. Die Schablone entspricht dem Spielsystem. 3-4-3? Eine oder zwei Spitzen? Mit oder ohne Libero? Über die Flanken oder durch die Mitte? Wenn eine Mannschaft von "Spielaufbau", ein Autor von "Spannungsbogen" noch nichts gehört hat, kann immer noch zufällig ein Sieg herauskommen - aber eben nur zufällig. Genau wie im Fußball setzt aber nun die Kreativität ein. Wenn der Gegner weiß, dass Ariel Robben immer über die rechte Flanke kommt und einen Torschuss mit Links versucht, hat die Abwehr leichteres Spiel. Wenn der Leser weiß, dass ungefähr am Ende des zweiten Drittels der Geschichte immer die weibliche Nebendarstellerin entführt und der Hauptdarsteller damit erpresst wird (Katharsis Schema F), wird es sterbenslangweilig. An diesem Punkt ist der Trainer gefragt, die Mannschaft für den Gegner unberechenbar zu machen. Denn was die Zuschauer garantiert nicht sehen wollen, sind hundert Wiederholungen des Endspiels Bayern-Barcelona, egal wie schön das Spiel war.

#94 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 15 Juli 2013 - 07:43

Wenn jemand gar nicht in einer Fußballmannschaft spielen möchte, sondern für ihn das Höchste ist, den Lederball besonders souverän zu beherrschen, ihn 400 mal zu spielen, bevor er den Boden berührt und der Ballakrobat währenddessen einen Handstand macht - dann wird er in einem Varieté auftreten, aber eben niemals um die Meisterschaft spielen.

Hmmm - oder in der brasilianischen Nationalmannschaft? Eingefügtes Bild

#95 C. J. Knittel

C. J. Knittel

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Geschrieben 17 Juli 2013 - 06:54

Einem absoluten Neuling würde ohnehin erst mal empfehlen, von solcher Lektüre die Finger zu lassen. Das Schreiben sollte an erster Stelle stehen. Ausprobieren, einen eigenen Stil finden etc. Eigene Fehler begehen. Lesen. Neue Wörter lernen: Synonyme. Wie machen es die anderen? Die eigenen Texte anderen Autoren in (wichtig!) "freundlich-konstruktiven" Foren zu lesen geben. Weiter schreiben. Und wenn man sich ein bisschen gefestigt hat, dann kann man solche Lektüre zu rate ziehen, um zu sehen: Was fehlt meinen Texten? Warum sind meine Figuren nicht dreidimensional? Was mache ich am Plot falsch? Gibt es etwas, worauf ich mehr Wert legen sollte? Etc.

Wer sich solche Ratgeber zu Gemüte führt, bevor er richtig angefangen hat, zu schreiben, ist meiner Ansicht nach von vornherein geschädigt. Denn es werden dogmatische Formeln eingehämmert, die zum 08/15-Werk führen. Wenn man selbst schon ein bisschen Übung und Sicherheit besitzt, entdeckt man eher seine Schwächen anhand solcher Lektüre, aber auch was man bereits immer richtig gemacht hat. Als blutiger Anfänger ist man da eher versucht, alles als Weltformel zu verstehen und sich dem Druck des Schreib-Gurus zu beugen. Zum Schreiben war mir nach lesen eines solchen Schreibratgebers jedenfalls nie.Eingefügtes Bild

Ich habe schon viele Jahre geschrieben, bevor ich überhaupt erst erfahren habe, dass es solche Ratgeber gibt. Das hat mich dann wieder ein ganzes Stück weitergebracht. Inzwischen hinterfrage ich die Aussagen in solchen Ratgeber und halte nicht alles in Stein gemeißelt.

Bi-lal kaifa
(Mehr muss nicht gesagt werden)


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#96 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 07 August 2013 - 20:03

Was meint ihr zu diesem englischen Ratgeber? Ich fand die Rubriken recht interessant.

http://www.sfwa.org/...r-sf-workshops/

#97 derbenutzer

derbenutzer

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Geschrieben 08 August 2013 - 03:03

Was meint ihr zu diesem englischen Ratgeber? Ich fand die Rubriken recht interessant.

http://www.sfwa.org/...r-sf-workshops/

Die sind sogar ausgesprochen interessant. Manche der Bezeichnungen sind in ihrer Griffigkeit unschlagbar und was zum Schmunzeln.

Dieser Satz (unter "Infodump") hat mir besonders gefallen:

... When information is worked unobtrusively into the story’s basic structure, this is known as “heinleining.”


Danke für den Link.

LG

Jakob

Austriae Est Imperare Orbi Universo


#98 MoiN

MoiN

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Geschrieben 07 Dezember 2016 - 17:45

Nach seinen Texte süchtige Leser - welcher Autor möchte die  nicht haben?

 

Vielleicht finden sich in folgendem Artikel brauchbare Hinweise: Fortsetzung folgt: Wenn Serien süchtig machen

 

"Eine Folge schauen wir noch." Fernsehserien können regelrecht süchtig machen. Woher kommt ihre Faszination? Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe geht dem Phänomen des seriellen Erzählens auf den Grund."

 

"Nach einem denkbar einfachen Prinzip scheinen die Serienmacher im Hörfunk-, TV-, Print- und Onlinebereich zu arbeiten. Die Geschichtenschreiber erfinden interessante Charaktere, deren Heldenreisen wir mit Sympathie für die Guten, Antipathie gegenüber den Bösen und Empathie gegenüber den Opfern verfolgen. Eine ordentliche Portion Spannung gehört natürlich auch noch dazu und dann, wenn's am schönsten ist, Schluss, aus, Fortsetzung folgt ..."


Bearbeitet von MoiN, 07 Dezember 2016 - 17:47.

πάντα ῥεῖ

 

Büchermarkt ...druckfrisch...dlr lit  ...Verena ... Dana ...swrwi ...brwi ..   .A I N


#99 MoiN

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Geschrieben 13 Dezember 2016 - 08:53

Ist zwar schon was älter, vielleicht auch allen schon bekannt und hier im Thema schon erwähnt, aber immer noch sehr lesenswert:

 

Andreas Eschbach - Wie man als Schriftsteller lesen sollte

 

(geht natürlich auch ums Schreiben)

 

"Und der »Powerbooster« unter den Schreibübungen: Man erstelle zu einer Szene eine stichwortartige Gliederung dessen, was darin geschieht, lege alles für ein paar Tage beiseite, schreibe dann die Szene in eigenen Worten - und vergleiche anschließend die eigene Version mit der Originalfassung. Bringt mehr als jedes Schreibseminar. Wenn man es durchzieht."

 

A.Eschbach: "Besser als jedes Schreibseminar"

 

(Und viel billiger :D )


Bearbeitet von MoiN, 13 Dezember 2016 - 08:53.

πάντα ῥεῖ

 

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