Das hängt sehr stark von den Motiven hab, die ein guter bzw. böser Charakter verfolgt. Würde Harry Potter nur wegen Quidditch jemanden zu Tode kommen lassen, wäre die von dir genannte Reaktion des Leser natürlich. Aber so ist diese Figur nicht aufgebaut, und es würde dem Leser eher wie ein willkürlicher Akt der Autorin vorkommen, Potter als böse dastehen zu lassen. Das ist dann eine unglaubwürdige Handlung des Protagonisten, zumindest für mich.Was wäre denn, wenn Parry Hotter seinen Klassenkameraden sterben lassen würde, um Erster beim Quidditch zu werden? Die Sypathie und Identifikation wäre hin.
Was wäre denn, wenn der "böse" Draco Malfoy es nicht über sich bringt Dumbledore den Todesstoß zu versetzen?
Was wäre denn, wenn der "gute" Boromir den Einen Ring für sich haben will, weil er den Plan nach Mordor zu gehen für falsch hält?
Wie böse ist der Leibarzt Dr. Yueh, der den "guten" Herzog Leto Atreides vergiftet, weil die Harkonnen ihn erpressen?
Motive können stark sein oder schwach und sie können aufgesetzt wirken. Es ist die Kunst des Autors die Figuren mit Motiven zu bewegen. Wenn der Autor es richtig anfängt, kann man das als Leser nachempfinden und muss nicht unbedingt dem Charakter seine Sympathie entziehen, weil er etwas tut, was als "böse" empfunden wird. Wenn ich mir als Leser sagen kann, ja, das hätte mir auch passieren können, da wäre ich auch schwach geworden, dann ist das ok, wenn ein Harry Potter mal gegen den Strich gebürstet handelt oder ein knallharter böser Antagonist Moral oder menschliche Schwäche zeigt.