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Figurentwicklung


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68 Antworten in diesem Thema

#61 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 12:16

Was wäre denn, wenn Parry Hotter seinen Klassenkameraden sterben lassen würde, um Erster beim Quidditch zu werden? Die Sypathie und Identifikation wäre hin.

Das hängt sehr stark von den Motiven hab, die ein guter bzw. böser Charakter verfolgt. Würde Harry Potter nur wegen Quidditch jemanden zu Tode kommen lassen, wäre die von dir genannte Reaktion des Leser natürlich. Aber so ist diese Figur nicht aufgebaut, und es würde dem Leser eher wie ein willkürlicher Akt der Autorin vorkommen, Potter als böse dastehen zu lassen. Das ist dann eine unglaubwürdige Handlung des Protagonisten, zumindest für mich.

Was wäre denn, wenn der "böse" Draco Malfoy es nicht über sich bringt Dumbledore den Todesstoß zu versetzen?
Was wäre denn, wenn der "gute" Boromir den Einen Ring für sich haben will, weil er den Plan nach Mordor zu gehen für falsch hält?
Wie böse ist der Leibarzt Dr. Yueh, der den "guten" Herzog Leto Atreides vergiftet, weil die Harkonnen ihn erpressen?

Motive können stark sein oder schwach und sie können aufgesetzt wirken. Es ist die Kunst des Autors die Figuren mit Motiven zu bewegen. Wenn der Autor es richtig anfängt, kann man das als Leser nachempfinden und muss nicht unbedingt dem Charakter seine Sympathie entziehen, weil er etwas tut, was als "böse" empfunden wird. Wenn ich mir als Leser sagen kann, ja, das hätte mir auch passieren können, da wäre ich auch schwach geworden, dann ist das ok, wenn ein Harry Potter mal gegen den Strich gebürstet handelt oder ein knallharter böser Antagonist Moral oder menschliche Schwäche zeigt.
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#62 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 13:41

Aber der Bösewicht muss eindeutig böse sein.

Der Literaturwissenschaftler würde darauf hinweisen, daß es eigentlich der Antagonist ist. Er muß andere Interessen haben, die sich mit dem des Protagonisten kreuzen. Im Extremfall dürfen sogar beide die Rettung der Menschheit im Sinn haben, aber grundsätzlich verschiedene Vorstellungen haben, wie die Rettung aussehen könnte. Damit hat der Leser ein wunderbares moralisches Dilemma.

Und was die Quidditch-Meisterschaft angeht: Würdest du Harry verzeihen, wenn er einen besonders fiesen Charakter mit irgendeinem Durchfall-Trank traktiert? Vielleicht nachdem Fiesling einen vom Gryffindor-Team böse gefoult hat? Na? Böse und nicht böse ist immer relativ. Die Frage ist: Wieviel kann sich der Protagonist leisten, ehe er die Sympathie des Lesers verscherzt hat? Jemanden umzubringen, nur um ein eigentlich belangloses Spiel zu gewinnen, wäre nicht einfach eine Charakterschwäche, sondern schlicht psychopathisch. Das würde ich nicht einmal beim Bösewicht wollen.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#63 C. J. Knittel

C. J. Knittel

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 15:04

Ich verstehe, was ihr meint und gebe euch vollkommen recht. Lucardus hat etwas entscheidendes gesagt:

Wenn ich mir als Leser sagen kann, ja, das hätte mir auch passieren können, da wäre ich auch schwach geworden, dann ist das ok, wenn ein Harry Potter mal gegen den Strich gebürstet handelt oder ein knallharter böser Antagonist Moral oder menschliche Schwäche zeigt.


Worauf ich hinaus wollte war, dass für den Leser klar sein muss, wer der Prota und wer der Anta ist. Ich sage nichts dagegen, wenn beide hin und her schwanken, aber es muss klar sein, wer wer ist. Wie bei einer Waage, einer rechts, der andere links. Wenn einer von beiden oder beide ZU sprunghaft sind, könnte der Leser die Identifikation verlieren.

Bi-lal kaifa
(Mehr muss nicht gesagt werden)


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#64 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 15:40

Wenn einer von beiden oder beide ZU sprunghaft sind, könnte der Leser die Identifikation verlieren.

Langsam werden wir uns einig. Sie sollten einen nachvollziehbaren Charakter haben.

Ich habe noch ein schönes Beispiel für die Bösewichter, mit denen man sich identifiziert: "Die Stunde der toten Augen" von Harry Thürk. Die Helden sind deutsche Fallschirmjäger im 2. Weltkrieg. Also faschistische Elitetruppen. Sie begehen ein Kriegsverbrechen, indem sie in russischen Uniformen hinter der Frontlinie abspringen und dort einiges sprengen.
Die Schuldfrage ist klar.
Und trotzdem bangt man als Leser die ganze Zeit, ob sie wohl überleben werden. Dafür kriegt man vom Autor am Ende ziemlich eine drüber. Es tut weh, weil man sich mit den Jungs identifiziert, die sich für die Retter des Vaterlandes halten. Weil man weiß, wie die Rettung des Vaterlandes ausgegangen ist.
Thürk, selbst Fallschirmjäger im 2. Weltkrieg, widmete das Buch seinen Kameraden, die für die falsche Sache so tapfer kämpften. Ich finde es faszinierend, wie es ihm gelingt, den Leser zum Kumpan der Sauerei zu machen, obwohl man die ganze Zeit weiß, daß man zu denen nicht gehören möchte. In der DDR wurde das Buch zwar gedruckt, aber im Gegensatz zu Thürks anderen Büchern nicht wieder aufgelegt. Es war irgendwie ... verdächtig.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#65 C. J. Knittel

C. J. Knittel

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 19:33

Langsam werden wir uns einig. Sie sollten einen nachvollziehbaren Charakter haben.


Richtig. Nachvollziehbar und glaubhaft. Wenn der Leser schon den Fernseher aus lässt, sollte man ihm keine Quiz-Show bieten.

Ich habe noch ein schönes Beispiel für die Bösewichter, mit denen man sich identifiziert: "Die Stunde der toten Augen" von Harry Thürk. Die Helden sind deutsche Fallschirmjäger im 2. Weltkrieg. Also faschistische Elitetruppen. Sie begehen ein Kriegsverbrechen, indem sie in russischen Uniformen hinter der Frontlinie abspringen und dort einiges sprengen.
Die Schuldfrage ist klar.
Und trotzdem bangt man als Leser die ganze Zeit, ob sie wohl überleben werden. Dafür kriegt man vom Autor am Ende ziemlich eine drüber. Es tut weh, weil man sich mit den Jungs identifiziert, die sich für die Retter des Vaterlandes halten. Weil man weiß, wie die Rettung des Vaterlandes ausgegangen ist.
Thürk, selbst Fallschirmjäger im 2. Weltkrieg, widmete das Buch seinen Kameraden, die für die falsche Sache so tapfer kämpften. Ich finde es faszinierend, wie es ihm gelingt, den Leser zum Kumpan der Sauerei zu machen, obwohl man die ganze Zeit weiß, daß man zu denen nicht gehören möchte. In der DDR wurde das Buch zwar gedruckt, aber im Gegensatz zu Thürks anderen Büchern nicht wieder aufgelegt. Es war irgendwie ... verdächtig.


Mhh... sagt mir irgendwas. Habe schon mal was davor gehört, denke ich. Aber was die Sache mit den Bösewichtern angeht, sind wir uns einig.

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#66 Angela Fleischer

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 19:46

Das hängt sehr stark von den Motiven hab, die ein guter bzw. böser Charakter verfolgt. Würde Harry Potter nur wegen Quidditch jemanden zu Tode kommen lassen, wäre die von dir genannte Reaktion des Leser natürlich. Aber so ist diese Figur nicht aufgebaut, und es würde dem Leser eher wie ein willkürlicher Akt der Autorin vorkommen, Potter als böse dastehen zu lassen. Das ist dann eine unglaubwürdige Handlung des Protagonisten, zumindest für mich.

Was wäre denn, wenn der "böse" Draco Malfoy es nicht über sich bringt Dumbledore den Todesstoß zu versetzen?
Was wäre denn, wenn der "gute" Boromir den Einen Ring für sich haben will, weil er den Plan nach Mordor zu gehen für falsch hält?
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Motive können stark sein oder schwach und sie können aufgesetzt wirken. Es ist die Kunst des Autors die Figuren mit Motiven zu bewegen. Wenn der Autor es richtig anfängt, kann man das als Leser nachempfinden und muss nicht unbedingt dem Charakter seine Sympathie entziehen, weil er etwas tut, was als "böse" empfunden wird. Wenn ich mir als Leser sagen kann, ja, das hätte mir auch passieren können, da wäre ich auch schwach geworden, dann ist das ok, wenn ein Harry Potter mal gegen den Strich gebürstet handelt oder ein knallharter böser Antagonist Moral oder menschliche Schwäche zeigt.


Die Definition des Bösen scheint stark vom Setting und Konzept der Geschichte abzuhängen. Wenn ich zum Beispiel äh Blade in das Benjamin Blümchen Universum hineinsetzen würde (Übertreibung, aber durchaus mit Absicht) wäre er sicher der Bösewicht, weil er Dinge tut, die ihn im Benjamin Blümchen Universum als böse definieren würden. Ich würde also sagen, es kommt doch sehr stark auf den Kontext an. Persönlich habe ich kein Problem mit "nur bösen"-Bösewichtern, weil die mit ihrer übertriebenen Art unglaublich unterhaltsam sein können. Dr. Smith oder Khan (zumindest würden mir bei den beiden nicht sonderlich viele "gute" Charakterzüge auffallen) wären dafür Beispiele.
  • (Buch) gerade am lesen:Asimov: The Currents of Space
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#67 C. J. Knittel

C. J. Knittel

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 20:21

Die Definition des Bösen scheint stark vom Setting und Konzept der Geschichte abzuhängen. Wenn ich zum Beispiel äh Blade in das Benjamin Blümchen Universum hineinsetzen würde (Übertreibung, aber durchaus mit Absicht) wäre er sicher der Bösewicht, weil er Dinge tut, die ihn im Benjamin Blümchen Universum als böse definieren würden. Ich würde also sagen, es kommt doch sehr stark auf den Kontext an. Persönlich habe ich kein Problem mit "nur bösen"-Bösewichtern, weil die mit ihrer übertriebenen Art unglaublich unterhaltsam sein können. Dr. Smith oder Khan (zumindest würden mir bei den beiden nicht sonderlich viele "gute" Charakterzüge auffallen) wären dafür Beispiele.

Ich stimme Dir zu. Aber wer ist Dr. Smith? Als anderes Beispiel fiele mir noch Agent Smith ein. Passt glaub ich auch.

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#68 Angela Fleischer

Angela Fleischer

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 20:50

Ich stimme Dir zu. Aber wer ist Dr. Smith? Als anderes Beispiel fiele mir noch Agent Smith ein. Passt glaub ich auch.


Aus Lost in Space. Aber Agent Smith passt auch ganz gut. :unsure:
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#69 C. J. Knittel

C. J. Knittel

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Geschrieben 21 Juli 2011 - 21:16

Aus Lost in Space. Aber Agent Smith passt auch ganz gut. :unsure:

Aha, den meinst Du. Den kenne ich natürlich. Gutes Beispiel.

Bi-lal kaifa
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