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Wie aktuell ist die aktuelle SF?


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82 Antworten in diesem Thema

#61 valgard

valgard

    Revoluzzer

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 10:30

John Brunner und Norman Spinrad kennst Du ? Die haben praktisch genau das gemacht, die Szenarien in die Zukunft projiziert und fertig waren die Meisterwerke.


Brunner "Die dunklen Jahre"?
Ok damals gerne gelsen.
Für mich zwar heute auch noch ajtuell.
Aber die jetzige SF muß andere Wege gehen.
Welche?
Das müssen die Autoren versuchen umzusetzen und den Leser damit zu faszinieren udn zu verblüffen.

valgard
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#62 Diboo

Diboo

    Kaisertentakel

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 10:57

Wenn die "Quellenüberprüfung" in dem Versuch besteht, Thomas Krügers Person mit Vorurteilen über seine Parteizugehörigkeit, ostdeutsche Herkunft und vermeintliche Karrierewege im BpB zu desavouieren, stimme ich Dir zu. Dann hält meine Quellenangabe deiner Betrachtung nicht stand. Kritisch ist deine Betrachtung dann aber noch lange nicht.


Natürlich. Er ist kein Politikwissenschaftler, der hat nicht einmal eine auch nur in der Nähe des Objekts zu verortende Qualifikation. Er bekam den Posten - wie fast alle seine Vorgänger auch, das ist kein Alleinstellungsmerkmal - aus politischem Proporz heraus. Er hat eine Äußerung getan, die ihm jemand aufgeschrieben hat. Gerne, aber dann ist die Quelle derjenige, der sie aufgeschrieben hat. Die bloße Tatsache, dass Herr Krüger Chef der BpB ist, sagt nichts über die Validität seiner Aussage aus, wodurch Quellenkritik automatisch herausgefordert wird.

Dieser Punkt klingt schon besser - nach einem Erfahrungsargument -, obwohl ich hier einen missing link habe, da ich ja nicht weiß, was du für das BpB generiert hast.


Auf die Schnelle habe ich nur zwei links gefunden. Ich führe über sowas schon lange nicht mehr Buch.
http://www.bpb.de/me...,Redaktion.html
http://www.bpb.de/th...inparteien.html

Welche Linie sollte das sein? Es gibt ja zuhauf Rechtsextremismusdefinitionen; und auch die Abgrenzung zwischen Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus ist wohl alles andere als einfach. Ich bin jedoch sicher, dass beide Begriffe mehr als weichgespült werden, wenn Du "pathologischen Islamhass" aus ihnen ausbürgerst.


Die Unterscheidung ist nicht irrelevant, sie ist auch nicht weichgespült, sie ist nur, gerade für Vertreter linker Provinienz, meist zu anstrengend. Ein Rechtsextremer lehnt die demokratische Grundordnung per se ab und fordert die Einführung eines meist dem Totalitarismus zuzuordnenden Systems. Ein Rechtsradikaler verbleibt im Rahmen der demokratischen Verfassung, siedelt sich aber am ganzen rechten Rand innerhalb des Verfassungsbogens an. Die genaue Grenze wird natürlich von den jeweiligen Rechtsordnungen in den verschiedenen Ländern gezogen. Was z. B. in Deutschland unter Volksverhetzung fällt, geht in anderen Ländern unter freie Meinungsäußerung. Ungeachtet dieser Nuancen ist es notwendig, zwischen Extremismus und Radikalismus zu unterscheiden. Diejenigen, die das nicht tun, subsumieren den Radikalismus unter den Extremismus, um damit ihre eigene Form von Populismus zu befördern. Das ist aber mindestens intellektuell unredlich.

Was gibt es da zu mäkeln? Ist diese "Quellenkritik" eine Art Strategie?

Quellenkritik ist notwendige Voraussetzung für jede Diskussion, gerade dann, wenn man Internetquellen heranzieht. Ohne Quellenkritik weiß man nichts über die Validität der gemachten Aussagen und auch nichts darüber, warum der Diskutant gerade diese Quelle für wichtig hält und andere möglicherweise nicht. Wenn Dir diese Übung zu anstrengend ist, können wir nich weiter miteinander kommunizieren, denn sie gehört für mich zur Grundlage einer jeden Auseinandersetzung. Du wirst es Dir gefallen lassen müssen.
Der FOCUS ist für seine verkürzende und sensationsheischende Darstellung und Nutzung externer Quellen bekannt.

Wie jetzt? Jetzt bestätigt Du also doch die vermaledeite Quelle? Wie dem auch sei, sie dient lediglich als Beleg, dass die BNP für viele Briten wählbarer wird.


Ich habe kein Problem mit der Feststellung als solche. Sie ist nur kein Beleg für Deine These. Die diversen rechtsradikalen sowie rechtsextremen Parteien waren schon immer "wählbar" für viele Briten. Das ist _nichts Neues_, und daher auch kein Hinweis für den plötzlich erwachenden politischen Rechtsextremismus in Europa. Der war schon immer wach, der hat sich nie schlafen gelegt. Es geht hier doch um eine angenommene neue Qualität. Dafür bietest Du keinen Hinweis.

Nun, zumindest Kollege Genov sieht einige besorgniserregende Tendenzen, deshalb habe ich ja auch das Interview mit ihm verwiesen und versucht Deinem Wunsch nach Fakten - in dem Fall eine Expertenansicht - zu entsprechen. Wenn Du andere Quellen hast, die Entwarnung geben, wäre ich Dir für Hinweise dankbar, auch im Hinblick auf die "Evidenz der Zeitreihe" ... bin ich doch selbst noch im Prozess der Meinungsbildung. :P
Deinem Fazit kann ich so nicht zustimmen, weil mir in deinen Posts trotz einiger guter Ansätze bisher die Belege fehlen.


Ich kürze diese Diskussion ab, indem ich Dir, wie meinen Studierenden, für sowas die passenden Literaturhinweise gebe.

Globisch/Pufelska/Weiß: Die Dynamik der europäischen Rechten: Geschichte, Kontinuität und Wandel, VS-Verlag 2010
Jesse/Thieme: Politischer Extremismus in den EU-Staaten, VS-Verlag 2010

Etwas anstrengender, als irgendwelche Statements herzugoogeln, aber die Lektüre wird deutlich fruchtbringender sein, glaube ich.

Bearbeitet von Diboo, 25 Juni 2011 - 11:09.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

Mein Blog
 


#63 Beverly

Beverly

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 11:12

Frage an euch als Leser: Würde euch ein nahzukünftiger SF-Roman, der mit Themen wie anonymen Konzernen, entmündigten Bürgern oder Welthunger daherkommt, nicht auf die Nerven gehen? "Kenn ich, erzähl was neues", würdet ihr denken, das klang ja bereits in einigen Postings auf der ersten Seite an.

Zweite Frage an euch als Leser: Wie müsste ein Roman die Themen angehen, um trotzdem interessant zu sein? Wie wäre es mit gnadenloser satirischer Überzeichnung? Was ist mit Verlagerung auf eine andere Welt? Oder mit Außerirdischen, die zu Besuch kommen und den Moralzeigefinger "so nicht" sagend heben?


So ein Roman müsste als Krimi oder Thriller mit 150 bis höchstens 400 Seiten geschrieben sein und sollte keine Zeile mehr haben als die Handlung erfordert.

Brunner "Die dunklen Jahre"?
Ok damals gerne gelsen.
Für mich zwar heute auch noch ajtuell.
Aber die jetzige SF muß andere Wege gehen.
Welche?
Das müssen die Autoren versuchen umzusetzen und den Leser damit zu faszinieren udn zu verblüffen.

valgard


John Brunner ist viel zu früh gestorben :P Heute wäre er Autor von Gegenwartsromanen.

SF soll und muß für mich weg von der nahen Realität gehen.
Ich bin und war nie der SF Leser der "gerne" Themenkomplexe die sich zu intensiv mit der Erde und deren Problemen, welcher Art auch immer, las und lese.


Für mich ist SF untrennbar damit verbunden, als Antwort auf die Frage "was wäre, wenn ...?" eigene Welten zu schaffen. Die können als Parallelwelten in einer alternativen Vergangenheit oder Gegenwart angesiedelt sein oder in Form eines Zukunftsszenarios daherkommen. Dass Reisen zu anderen Planeten oder Sonnensystemen ins Spiel kommen, ergibt sich daraus, dass man sie als Orte braucht, um Welten zu schaffen.

Bearbeitet von Beverly, 25 Juni 2011 - 11:21.


#64 simifilm

simifilm

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 13:58

Frage an euch als Leser: Würde euch ein nahzukünftiger SF-Roman, der mit Themen wie anonymen Konzernen, entmündigten Bürgern oder Welthunger daherkommt, nicht auf die Nerven gehen? "Kenn ich, erzähl was neues", würdet ihr denken, das klang ja bereits in einigen Postings auf der ersten Seite an.


Wie ich schon früher geschrieben habe: In meinen Augen sind das alles uralte Themen, die heute nur begrenzt aktueller sind als vor 10 oder 30 Jahren. Wenn schon Aktualität als Kriterium dienen soll, ginge es in meinen Augen darum, wirklich neue Trends oder Entwicklungen zu erkennen und daraus etwas zu machen. Ich tu mich schwer mit Beispielen, weil hier eben genau die Schwierigkeit liegt, die Dinge früh genug zu erkennen, aber wie wäre es zB. den Social-Media-Trend konsequent weiterzuspinnen oder etwas in Richtung Opensource oder die ganzen Veränderungen im Bereich des geistigen Eigentums? Keine Ahnung, ob und was sich daraus machen lässt, aber es sind nach meinem Ermessen Themen, die tatsächlich erst seit einigen Jahren aktuell sind im Gegensatz zu "Aktualitätsdauerbrennern" wie die oben genannten.

Bearbeitet von simifilm, 25 Juni 2011 - 13:59.

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Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

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Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#65 Pogopuschel

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 14:17

Im Bereich der geistigen Ideen und dem Patentrecht könnte ich mir so einiges vorstellen. Ein System in dem man sich seine Ideen direkt übers Netz patentieren lassen kann, und in dem es irgendwann verboten ist, die patentierten Ideen anderer überhaupt zu haben, bzw zu äußern; ebenso bestimmte Sätze, die sich Autoren patentieren lassen. "Kriege" zwischen Opensourceverfechtern und Patentrechtlern. Oder Ähnliches. Aber Jorge könnte bestimmt auch mit Beispielen aufwarten, die dieses Thema bereits behandelt haben. :lol:

Bearbeitet von Pogopuschel, 25 Juni 2011 - 14:18.


#66 Amtranik

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 16:38

Wenn ich auch mal etwas dazu sagen dürfte. Ich finde die herangehensweise in diesem thread teilweise absurd. Warum? Es hat mit SF eigentlich überhaupt nichts zu tun, oder besser formuliert: Es hat nicht mehr damit zu tun als mit jedem anderen dahergelaufenen Genre. Wenn man suggeriert, gerade die SF-Litertur habe den besonderen Anspruch besonders aktuell und teilweise orakelhaft vorausschauend zu sein, so ist das in meinen Augen totaler mumpitz. So wäre meine Meinung als Laie die folgende: Die SF ist nicht mehr und nicht weniger aktuell als Sie es zu allen Zeiten gewesen ist. Es gibt ein breites Spektrum, je nachdem welche Gewichtung der Autor in seine Story einfliessen läßt. Ich mag es nicht, wenn von einem Teil der Fans behauptet wird "gute SF" müsse immer einen aktuellen Bezug aufweisen. Das ist quatsch. Es ist nur eine Nuance von vielen. Man dürfte höchstens fragen: Welche Art von SF ist gerade besonder in? Sind SF-Geschichten mit dem Anspruch des aktuellen Bezuges ( Biokrieg) oder der besonderen innovation ( Quantum thief ) heute gefragter als früher? Ich finde alles hat seinen Platz und seine berechtigung, aber SF darauf zu reduzieren wäre fatal.

Bearbeitet von Amtranik, 25 Juni 2011 - 16:39.


#67 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 17:03

Wenn ich auch mal etwas dazu sagen dürfte.

Ich finde die herangehensweise in diesem thread teilweise absurd.
Warum?

Es hat mit SF eigentlich überhaupt nichts zu tun, oder besser formuliert: Es hat nicht mehr damit zu tun als
mit jedem anderen dahergelaufenen Genre.
Wenn man suggeriert, gerade die SF-Litertur habe den besonderen Anspruch besonders aktuell und teilweise orakelhaft
vorausschauend zu sein, so ist das in meinen Augen totaler mumpitz.

So wäre meine Meinung als Laie die folgende: Die SF ist nicht mehr und nicht weniger aktuell als Sie es zu allen
Zeiten gewesen ist. Es gibt ein breites Spektrum, je nachdem welche Gewichtung der Autor in seine Story einfliessen läßt.

Ich mag es nicht, wenn von einem Teil der Fans behauptet wird "gute SF" müsse immer einen aktuellen Bezug aufweisen.
Das ist quatsch. Es ist nur eine Nuance von vielen.

Man dürfte höchstens fragen: Welche Art von SF ist gerade besonder in? Sind SF-Geschichten mit dem Anspruch des
aktuellen Bezuges ( Biokrieg) oder der besonderen innovation ( Quantum thief ) heute gefragter als früher?

Ich finde alles hat seinen Platz und seine berechtigung, aber SF darauf zu reduzieren wäre fatal.


Also ich frage immer noch, alles was ich will. Es hat hier auch niemand behauptet, dass "gute SF" immer einen aktuellen Bezug aufweisen muss. Es hat auch niemand behauptet, dass es mehr als ein Aspekt oder eine Nuance von SF ist. Aber auf eben jenen Aspekt möchte ich mich in diesem Thread konzentrieren. Dass heißt ja nicht, dass alle anderer SF schlecht ist. Im Gegenteil, ich lese alle Aspekte der SF gerne, von Abenteuer Sf bis zu Zeitreisen und auch Space Opera.
Ich wollte einfach nur wissen, ob es unter den aktuellen Neuerscheinungen auch Romane gibt, die eben aktuell brisante Themen aufgreifen. Es ist mir ein Rätsel, wie du da irgendeine Aussage über Qualität reinliest. reduziert wird hier gar nichts. Aber darf man noch nichtmal eine bestimmte Richtung/ein Untergenre diskutieren, ohne dass einem eine Herabsetzung der anderen Untergenres vorgeworfen wird.

Wir sind hier in einem SF Forum, deswegen diskutiere ich hier auch nicht über die gesellschaftspolitischen Aspekte bei Stieg Larson oder Henning Mankell, sonder über SF.

#68 Amtranik

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 17:39

Also ich frage immer noch, alles was ich will. Es hat hier auch niemand behauptet, dass "gute SF" immer einen aktuellen Bezug aufweisen muss. Es hat auch niemand behauptet, dass es mehr als ein Aspekt oder eine Nuance von SF ist. Aber auf eben jenen Aspekt möchte ich mich in diesem Thread konzentrieren. Dass heißt ja nicht, dass alle anderer SF schlecht ist. Im Gegenteil, ich lese alle Aspekte der SF gerne, von Abenteuer Sf bis zu Zeitreisen und auch Space Opera.
Ich wollte einfach nur wissen, ob es unter den aktuellen Neuerscheinungen auch Romane gibt, die eben aktuell brisante Themen aufgreifen. Es ist mir ein Rätsel, wie du da irgendeine Aussage über Qualität reinliest. reduziert wird hier gar nichts. Aber darf man noch nichtmal eine bestimmte Richtung/ein Untergenre diskutieren, ohne dass einem eine Herabsetzung der anderen Untergenres vorgeworfen wird.

Wir sind hier in einem SF Forum, deswegen diskutiere ich hier auch nicht über die gesellschaftspolitischen Aspekte bei Stieg Larson oder Henning Mankell, sonder über SF.


Sorry, sollte kein Vorwurf sein. Dann habe ich eventuell dein Topic mißverstanden. Ich habe " aktuelle SF" so verstanden das Du
damit SF meinst die 2011 erscheint....

Und hier ist meine Antwort...Ich erkenne keinen expliciten Unteschied zu SF älterer Dekaden. Das wäre vielleicht eine Frage
an unsere 100jährigen Forenweisen die seit 1919 alles gelesen haben was es so gibt... wo ist Alfred?

#69 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 25 Juni 2011 - 17:50

Sorry, sollte kein Vorwurf sein. Dann habe ich eventuell dein Topic mißverstanden. Ich habe " aktuelle SF" so verstanden das Du
damit SF meinst die 2011 erscheint....

Und hier ist meine Antwort...Ich erkenne keinen expliciten Unteschied zu SF älterer Dekaden. Das wäre vielleicht eine Frage
an unsere 100jährigen Forenweisen die seit 1919 alles gelesen haben was es so gibt... wo ist Alfred?


Mit "aktuelle SF" meine ich durchaus SF die in den letzten 3-4 Jahren (um einfach mal einen Wert zu nennen) erschienen ist. Angeregt wurde ich durch "Daeomon", "Darknet" und "Biokrieg", die für mich die interessantesten SF Erscheinungen der letzten Zeit sind - in Bezug auf aktuelle Themen. Ist die SF noch am Ball, so wie John Brunner in den 70er Jahren oder William Gibson in den 80ern. Das ist keine vorwurfsvolle Frage, sondern einfach Neugierde. Wobei ich persönlich solche SF durchaus als wichtig ansehe, da sie eine warnende Wirkung haben kann. So wie "1984", "Fahrenheit 451" oder "Schöne Neue Welt"*. Wo ist das nächste Werk, dass so in die Kulturgeschiche eingehen wird, wie diese Bücher? Und, von welcher Thematik wird es handeln?

Ich sage nicht, dass die SF eine bestimmte Aufgabe erfüllen muss, aber es wäre doch schön, wenn sie es täte.


*Nicht, dass es was genutzt hätte. :angry:

#70 simifilm

simifilm

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 07:23

Mit "aktuelle SF" meine ich durchaus SF die in den letzten 3-4 Jahren (um einfach mal einen Wert zu nennen) erschienen ist. Angeregt wurde ich durch "Daeomon", "Darknet" und "Biokrieg", die für mich die interessantesten SF Erscheinungen der letzten Zeit sind - in Bezug auf aktuelle Themen. Ist die SF noch am Ball, so wie John Brunner in den 70er Jahren oder William Gibson in den 80ern.


Wenn wir Gibsons Cyberpunk-Trilogie als Beispiel für SF nehmen, die bei Erscheinen hochaktuell war, dann zeigt sich hier etwas sehr Interessantes. Hat Gibson wirklich etwas vorausgesehen? Keiner der Technologien, die er in Neuromancer beschreibt, gibt es in dieser Art und Weise. Auch sozial und politisch hat sich die Welt kaum so entwickelt wie von ihm beschrieben.

Die Qualität von Gibson liegt vor allem ja darin, dass er für gewisse Dinge unglaublich treffende Begriffe und Bilder erfindet und so Atmosphären, Stimmungen beschreiben kann. Meines Wissens waren Kinder, die NES oder ähnliche Konsolen spielten, die Inspiration für den Cyberspace. Neuromancer erschien 1988, bis zum Erscheinen des ersten funktionsfähigen Webbrowsers vergingen da noch mehrere Jahre. Und der wiederum hatte nichts mit dem zu tun, was Gibson beschrieben hat.

Die Qualität von Gibson liegt somit in meinen Augen weniger darin, dass er wirklich konkrete Entwicklungen voraussah, sondern dass er für gewisse Dinge, die noch sehr unkonkret "in der Luft lagen", Begriffe und Bilder schuf. Den Cyberspace gab es als Begriff, der die Leute faszinierte, schon bevor es das Web im heutigen Sinne gab. Und dieser Cyberspace hatte mit dem Web eigentlich kaum was zu tun. Dennoch - oder vielleicht auch gerade deshalb - war dieser Begriff unglaublich erfolgreich.

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#71 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 11:27

Sorry, sollte kein Vorwurf sein. Dann habe ich eventuell dein Topic mißverstanden. Ich habe " aktuelle SF" so verstanden das Du damit SF meinst die 2011 erscheint....

Und hier ist meine Antwort...Ich erkenne keinen expliciten Unteschied zu SF älterer Dekaden. Das wäre vielleicht eine Frage an unsere 100jährigen Forenweisen die seit 1919 alles gelesen haben was es so gibt... wo ist Alfred?

Es gibt einen Unterschied zwischen der klassischen SF früherer Jahrzehnte und der modernen. Zu Beginn, d.h. in den 40ern, 50ern und 60ern war die SF hauptsächlich technische Ideen-SF. Dann, in den 70ern und 80ern, wandelte sie sich zur psychologischen, ökologischen und soziologischen Ideen-SF. Heutzutage ist die Grundidee einer Geschichte zwar immer noch wichtig, hat aber beileibe nicht mehr den Stellenwert, den sie früher innehatte. Die Geschichte wird mehr als Gesamtwerk betrachtet, Stil und Dynamik sind gleichrangige Qualitätskriterien.
Natürlich hatten die großen Geschichten der Vergangenheit (Dune, Foundation, Lazarus Long) auch diese Einheit von Idee und Form. Aber lest heute einmal die klassischen Short Stories von Asimov, da gruselt es selbst einen Fan teilweise.

#72 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 11:32

Ist die SF noch am Ball, so wie John Brunner in den 70er Jahren oder William Gibson in den 80ern.

Ich denke schon. Betrachtet man beispielsweise die Military SF einmal wirklich vorurteilsfrei, so gibt es neben den klassischen Action-Romanen einen erheblichen Anteil an gesellschaftskritischen Aspekten darin, die das Unbehagen der heutigen Zeit gegenüber den Regierungen und den Regierenden, gegenüber globalen Organisationen und den Organisatoren widerspiegeln.

#73 Beverly

Beverly

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 13:25

Im Bereich der geistigen Ideen und dem Patentrecht könnte ich mir so einiges vorstellen. Ein System in dem man sich seine Ideen direkt übers Netz patentieren lassen kann, und in dem es irgendwann verboten ist, die patentierten Ideen anderer überhaupt zu haben, bzw zu äußern; ebenso bestimmte Sätze, die sich Autoren patentieren lassen. "Kriege" zwischen Opensourceverfechtern und Patentrechtlern.
Oder Ähnliches. Aber Jorge könnte bestimmt auch mit Beispielen aufwarten, die dieses Thema bereits behandelt haben. ;)

Laufen sie mit dem Urheberrecht und der Patentierung nicht gerade Amok?

Ein Beispiel: es ist OK, wenn ein Unternehmen das Genom eines Lebewesens entschlüsselt und diese Entschlüsselung urheberrechtlich geschützt ist. Wenn dieses Unternehmen seine Entschlüsselung exklusiv nutzen will, müssen andere ggfs. das Genom des betreffenden Lebewesens selbst entschlüsseln.

Aber so, wie ich die Berlichte darüber verstehe, wird nicht die Entschlüsselung[/p] patentiert, sondern das [b]Genom. Der erste, der es entschlüsselt hat, hat demnach das "Patent" auf ein Lebewesen, das nicht er, sondern die Evolution geschaffen hat. Wobei ich so eine Patentierung für juristisch angreibar halte. Man kann nicht Rechte auf etwas anmelden, das man nicht selbst geschaffen hat.

Nachtrag: Dazu fällt mir eine Kurzgeschichte aus "Alien Contact" ein. In ihr hat eine Frau eine Veränderung in ihrem Erbgut, auf der ein Konzern das Patent hat. Um den Folgen zu entgehen, wechselt sie sogar ihre Identität. Dummerweisen werden zur Personenkontrolle Genscanner eingesetzt, die erkennen, dass sie eine Modifikation in ihrem Erbgut hat, auf die Konzern xy die Rechte hat ...

Bearbeitet von Beverly, 26 Juni 2011 - 13:34.


#74 Pogopuschel

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 13:53

Laufen sie mit dem Urheberrecht und der Patentierung nicht gerade Amok?

Ein Beispiel: es ist OK, wenn ein Unternehmen das Genom eines Lebewesens entschlüsselt und diese Entschlüsselung urheberrechtlich geschützt ist. Wenn dieses Unternehmen seine Entschlüsselung exklusiv nutzen will, müssen andere ggfs. das Genom des betreffenden Lebewesens selbst entschlüsseln.

Aber so, wie ich die Berlichte darüber verstehe, wird nicht die Entschlüsselung[/p] patentiert, sondern das [b]Genom. Der erste, der es entschlüsselt hat, hat demnach das "Patent" auf ein Lebewesen, das nicht er, sondern die Evolution geschaffen hat. Wobei ich so eine Patentierung für juristisch angreibar halte. Man kann nicht Rechte auf etwas anmelden, das man nicht selbst geschaffen hat.

Nachtrag: Dazu fällt mir eine Kurzgeschichte aus "Alien Contact" ein. In ihr hat eine Frau eine Veränderung in ihrem Erbgut, auf der ein Konzern das Patent hat. Um den Folgen zu entgehen, wechselt sie sogar ihre Identität. Dummerweisen werden zur Personenkontrolle Genscanner eingesetzt, die erkennen, dass sie eine Modifikation in ihrem Erbgut hat, auf die Konzern xy die Rechte hat ...

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Genom wirklich patentiert wird (zimindest nur sehr eingeschränkt) . Im Bereich der Agrarwirtschaft hat es auf jeden Fall verheerende Wirkung, da einfache Bauern teilweise nicht mehr anbauen dürfen, was sie (bzw. ihre Vorfahren) schon seit hunderten von Jahren anbauen. Konzerne wie Monsato treiben die Monokultur voran und verunreinigen Saatgut mit ihrem genveränderten Zeug. Da muss man gar nicht viel machen, einfach irgendwo ein Versuchsfeld aufbauen und den Rest erledigt der Wind (zumindest, so weit ich informiert bin).

Irgendwann wird es vermutlich Patente für künstlich befruchtete und genmanipulierte Menschen geben. Und ist das Erbgut einmal verändert, verbreitet es sich immer weiter und die Zahl derer, die patentgeschützte Gene in sich tragen erhöht sich.

#75 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 18:19

Im Bereich der geistigen Ideen und dem Patentrecht könnte ich mir so einiges vorstellen.
Oder Ähnliches.


Charles L. Harness
Der Katalysator(The Catalyst)
http://www.fictiondb...st~193948~b.htm
H-Tec(H-TEC)
Eine Novelle um den Rechtsstreit auf das Patent einer "neuartigen" Energiequelle :unsure: :
http://www.scifinet....e...ost&p=83266

Michael Crichton
Next(Next)
http://www.phantasti...chton-next.html

usw. usw.

Bearbeitet von Jorge, 26 Juni 2011 - 18:25.


#76 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 19:55

. Aber lest heute einmal die klassischen Short Stories von Asimov, da gruselt es selbst einen Fan teilweise.


Ich bin unter anderem gerade die Roboter-Kurzgeschichten die bei Bastei erschienen sind am durchackern.
Ich gestehe mich gruselt es nicht wirklich. Ich mag das... bisweilen. Vielleicht bin ich ja auch einfach 40 Jahre zu spät auf
die Welt gekommen... ;)

#77 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 27 Juni 2011 - 12:06

Irgendwann wird es vermutlich Patente für künstlich befruchtete und genmanipulierte Menschen
geben. Und ist das Erbgut einmal verändert, verbreitet es sich immer weiter und die Zahl derer,
die patentgeschützte Gene in sich tragen erhöht sich.


Das ist gar nicht mal das Bedenklichste. Es wird auch versucht (und ist wiederholt gelungen),
Gensequenzen zu patentieren, die unverändert aus der Natur übernommen und technisch gar
nicht modifiziert wurden, womit eine grundlegende Bedingung für Patentierungen - die eigene
geistige Leistung des Pantentinhabers - nicht erfüllt ist. Ein amerikanisches Pharmaunternehmen
hat versucht, sich die Sequenz eines Gendefekts patentieren zu lassen, der möglicherweise für
Brustkrebs verantwortlich ist. Das hieße, daß Universitätsinstitute, die an entsprechenden Krebs-
therapien arbeiten, Lizenzgebühren zahlen oder andernfalls Patentrechte verletzen müßten. Die
weitreichenden Konsequenzen mag man sich vorstellen.

Aber was das angeht, muß ich Dirk zustimmen: da wäre genaue Faktenrecherche erforderlich,
um festzustellen, welche Patente in welchen Ländern bzw. von welchen Rechtssystemen bereits
zugelassen wurden.

Gruß
MKI

Bearbeitet von Michael Iwoleit, 27 Juni 2011 - 12:34.


#78 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 27 Juni 2011 - 12:33

Wenn wir Gibsons Cyberpunk-Trilogie als Beispiel für SF nehmen, die bei Erscheinen hochaktuell
war, dann zeigt sich hier etwas sehr Interessantes. Hat Gibson wirklich etwas vorausgesehen?
Keiner der Technologien, die er in Neuromancer beschreibt, gibt es in dieser Art und Weise. Auch
sozial und politisch hat sich die Welt kaum so entwickelt wie von ihm beschrieben.


Ein wesentlicher Aspekt von William Gibson scheint mir, daß er etwas in der SF höchst
Ungewöhnliches ist, nämlich ein Ästhet, der sich vor allem für Dinge wie Stile, Moden,
Warenästhetik, Image usw. interessiert. Seine Bücher schillern von Sätzen, die ähnlich
wie Werbetexte funktionieren und gezielt mit Bildern, Vergleichen und Assoziationen
arbeiten. Nehmen wir einen der berühmtesten Sätze aus Neuromancer:

"Night City was like a deranged experiment in Social Darwinism, designed by a bored
researcher who kept one thumb permanently on the fast-forward button."

Anderes Beispiel: "The Gernsback Continuum" ist eine Story über eine bestimmte futuristische
Ästhetik und ihre weltanschaulichen Untertöne. Eiinige Sätze aus dieser Story:

"And that was my frame of mind as I made the stations of her convoluted socioarchitectural
cross in my red Toyota as I gradually tuned in to her image of a shadowy America-that-wasn't,
of Coca-Cola plants like beached submarines, and fifth-run movie houses like the temples of
some lost sect that had worshiped blue mirrors and geometry."

"Lots of them featured superfluous central towers ringed with those strange radiator flanges
that were a signature motif of the style, and made them look as though they might generate
potent bursts of raw technological enthusiasm, if you could only find the switch that turned
them on."

Bis zu Gibsons Auftreten gab es meines Wissens keinen SF-Autor, der solche Dinge gemacht
hat, am ehesten J.G. Ballard, der aber von einer anderen Zeit geprägt war. Am großen Erfolg und
Einfluß von Gibson freut mich, daß es offenbar immer noch möglich ist, die SF durch eine primär
stilistische Innovation zu verändern.

Gruß
MKI

Bearbeitet von Michael Iwoleit, 27 Juni 2011 - 13:07.


#79 ShockWaveRider

ShockWaveRider

    verwarnter Querulant

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Geschrieben 27 Juni 2011 - 12:56

Thomas Krüger ist vor allem erstmal SPD-Politiker aus Neufünfland, er ist von Beruf Facharbeiter für Plaste- und Elaste und Theologe. Ich erkenne seine politikwissenschaftliche Qualifikation nicht, aber Du bist da sicher besser informiert.

Ein fehlendes Diplom schützt nicht vor wahren Aussagen.

Gruß
Ralf,
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#80 lapismont

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Geschrieben 27 Juni 2011 - 13:29

Frage an euch als Leser: Würde euch ein nahzukünftiger SF-Roman, der mit Themen wie anonymen Konzernen, entmündigten Bürgern oder Welthunger daherkommt, nicht auf die Nerven gehen? "Kenn ich, erzähl was neues", würdet ihr denken, das klang ja bereits in einigen Postings auf der ersten Seite an.

Zweite Frage an euch als Leser: Wie müsste ein Roman die Themen angehen, um trotzdem interessant zu sein? Wie wäre es mit gnadenloser satirischer Überzeichnung? Was ist mit Verlagerung auf eine andere Welt? Oder mit Außerirdischen, die zu Besuch kommen und den Moralzeigefinger "so nicht" sagend heben?


Zur ersten Frage.
Thor Kunkel hat es ja mit "Subs" offengelegt, dass es eine Frage der Massierung ist, ob etwas nervt. Eine Extrapolation kann immer auch neue Sichtweisen aufzeigen. Oder nimm "Du bist tot" von Charles Stross mit seiner öffentlichen Stigmatisierung von Straftätern. Gerade in einer Zeit, wo die Eroberung des Weltraums nicht mehr zieht, sind erdgebundene Themen dichter am Leser.

Das führt zur zweiten Frage.
Vielleicht ist die Richtung des Hintergrundes schlicht egal. Ob nun positive oder negative Zukunft, irgendwoher muss der dramatische Spannungsbogen kommen. Wenn der Hintergrund keine Spannungen bietet, muss man sich was anderes ausdenken.

Von den SF Geschichten der letzten Zeit bin ich eigentlich was Aktualität anbelangt, nicht enttäuscht worden. Aber ich mag halt auch eher stilistische Schmankerl wie "Die gelöschte Welt" oder "Spektrum".

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#81 Stormking

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Geschrieben 27 Juni 2011 - 16:23

mag keine ad-hominem-"Argumente" in Diskussionen

Wenn eine Seite sich auf eine vermeintliche Autorität stützt und die andere Seite diese Autorität in (begründeten) Zweifel zieht, dann ist das vieles, aber kein "ad hominem".

Darüber hinaus hat Diboo seine Sicht der Dinge mehr als ausreichend mit Sachargumenten untermauert. Leiter einer Bundeszentrale für Irgendwas zu sein ist nunmal kein Garant für Kompetenz.

#82 T. Lagemann

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Geschrieben 28 Juni 2011 - 15:09

Halo Uwe,

Frage an euch als Leser: Würde euch ein nahzukünftiger SF-Roman, der mit Themen wie anonymen Konzernen, entmündigten Bürgern oder Welthunger daherkommt, nicht auf die Nerven gehen? "Kenn ich, erzähl was neues", würdet ihr denken, das klang ja bereits in einigen Postings auf der ersten Seite an.


Für das übliche Verschwörungsgedöns samt entmündigtem Bürger, korrupter Politiker reicht es ja, mal schnell in verschiedenen Foren quer zu lesen oder in den Kommentarbereichen diverser Online-Magazine bzw. -Zeitungen. Oder auch eine Fahrt im Bus. Da brauche ich keinen Roman für.

Interessant wird altbekanntes natürlich durch eine neue Verpackung.

Zweite Frage an euch als Leser: Wie müsste ein Roman die Themen angehen, um trotzdem interessant zu sein? Wie wäre es mit gnadenloser satirischer Überzeichnung? Was ist mit Verlagerung auf eine andere Welt? Oder mit Außerirdischen, die zu Besuch kommen und den Moralzeigefinger "so nicht" sagend heben?


Ja, satirische Überzeichnung. Seinerzeit fand ich Sladeks "Roderick" Klasse.

Andere Welt. Nein.

Außerirdische? Ja, in einer satirischen Überzeichnung. Aber bitte ohne Moralzeigefinger.

Sonst: Vielleicht ganz nett, wenn alles anders wäre. Wenn jemand einer was-auch-immer-Verschwörung auf die Spur kommt, Beweise anhäuft, alles auffliegen lässt und dann feststellt, pah, das war gar nicht so, das war eigentlich alles bloß Zufall gepaart mit Dummheit. Aber noch zündet der Gedanke nicht bei mir ...

VG
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"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

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#83 UdoTascher

UdoTascher

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Geschrieben 28 Juni 2011 - 17:41

ZITAT(UdoTascher @ 25.06.2011, 10:45)
Wenn die "Quellenüberprüfung" in dem Versuch besteht, Thomas Krügers Person mit Vorurteilen über seine Parteizugehörigkeit, ostdeutsche Herkunft und vermeintliche Karrierewege im BpB zu desavouieren, stimme ich Dir zu. Dann hält meine Quellenangabe deiner Betrachtung nicht stand. Kritisch ist deine Betrachtung dann aber noch lange nicht.

Natürlich. Er ist kein Politikwissenschaftler, der hat nicht einmal eine auch nur in der Nähe des Objekts zu verortende Qualifikation. Er bekam den Posten - wie fast alle seine Vorgänger auch, das ist kein Alleinstellungsmerkmal - aus politischem Proporz heraus. Er hat eine Äußerung getan, die ihm jemand aufgeschrieben hat. Gerne, aber dann ist die Quelle derjenige, der sie aufgeschrieben hat. Die bloße Tatsache, dass Herr Krüger Chef der BpB ist, sagt nichts über die Validität seiner Aussage aus, wodurch Quellenkritik automatisch herausgefordert wird.


Noch eeeeynmals, dass Herr Krüger diese Aussage als Chef der genannten Institution trifft, gibt der Aussage durchaus ein gewisses Gewicht, weil diese Institution im Hinblick auf Politikwissenschaft für gewisse wissenschaftliche Grundstandards bürgt - an dieser Feststellung würde ich zumindest so lange nicht zweifeln, bis Du mir in Hinblick auf die BpB das Gegenteil beweist.
Diboo, ich finde es ja gut, dass du auch gegenüber der BpB so quellenkritisch eingestellt bist, weiss aber nicht, was "Quellenkritik" mit dem Indiewelthinausschreiben von so Gemeinplätzen wie Krügers SPD-Mitgliedschaft oder seiner ostdeutschen Herkunft zu tun hat, ohne sich die Mühe zu machen die Unwissenschaftlichkeit oder mangelnde Stichhaltigkeit der konkreten Aussagen Krügers nachzuweisen.
Möglicherweise solltest Du daher deine Form der Quellenkritik zunächst mal anhand deiner eigenen Ansprüche nach wissenschaftlicher Redlichkeit "erden".


ZITAT
Welche Linie sollte das sein? Es gibt ja zuhauf Rechtsextremismusdefinitionen; und auch die Abgrenzung zwischen Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus ist wohl alles andere als einfach. Ich bin jedoch sicher, dass beide Begriffe mehr als weichgespült werden, wenn Du "pathologischen Islamhass" aus ihnen ausbürgerst.

Die Unterscheidung ist nicht irrelevant, sie ist auch nicht weichgespült, sie ist nur, gerade für Vertreter linker Provinienz, meist zu anstrengend. Ein Rechtsextremer lehnt die demokratische Grundordnung per se ab und fordert die Einführung eines meist dem Totalitarismus zuzuordnenden Systems. Ein Rechtsradikaler verbleibt im Rahmen der demokratischen Verfassung, siedelt sich aber am ganzen rechten Rand innerhalb des Verfassungsbogens an. Die genaue Grenze wird natürlich von den jeweiligen Rechtsordnungen in den verschiedenen Ländern gezogen. Was z. B. in Deutschland unter Volksverhetzung fällt, geht in anderen Ländern unter freie Meinungsäußerung. Ungeachtet dieser Nuancen ist es notwendig, zwischen Extremismus und Radikalismus zu unterscheiden. Diejenigen, die das nicht tun, subsumieren den Radikalismus unter den Extremismus, um damit ihre eigene Form von Populismus zu befördern. Das ist aber mindestens intellektuell unredlich.


Eine lediglich amtliche (!) Ausrichtung der Begrifflichkeiten Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus an ihrer Stellung zur demokratische Verfassung ist in meinen Augen eine relativ willkürliche Engführung. Möglicherweise werden die Begriff dadurch handlicher, doch wird so das gesamte Gesellschaftsgefüge vernachlässigt, das rechtsextreme Phänomene m.E. mitbedingt.

Ich halte es daher lieber mit politikwissenschaftlichen Definitionen wie der von Richard Stöss

"R e c h t se x t remismus ist ein Sammelbegriff für verschiedenartige gesellschaftliche Erscheinungsformen, die als rechtsgerichtet, undemokratisch und inhuman gelten." Er unterscheidet vier Punkte, einer davon ist

"R e c h t s e x t remismus negiert die universellen Freiheits- und Gleichheitsrechte des Menschen, insbesondere das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, das Recht auf Freiheit, Freizügigkeit und soziale
S i c h e rheit, das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfre i h e i t ,
das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf Ve r s a m mlungs-, Vereinigungs- und Koalitionsfre i h e i t." (http://library.fes.d...hland/02930.pdf)

Halte ich an diesen Definition fest, kann ich selbstverständlich den von dir erwähnten "pathologischen Islamhass" aus den Definitionen nicht ausbürgern, sondern würde ihn als ein Merkmal rechtsextremer Einstellungen und Verhaltensweisen hinzuziehen.
Die Ablehnung der Verfassung ist auch in meinen Augen ein ernstzunehmendes, besorgniserregendes Kriterium, doch möchte ich in jedem Fall die anderen Punkte dazunehmen, um so dem Begriff Schärfe zu verleihen.


Ich habe kein Problem mit der Feststellung als solche. Sie ist nur kein Beleg für Deine These. Die diversen rechtsradikalen sowie rechtsextremen Parteien waren schon immer "wählbar" für viele Briten. Das ist _nichts Neues_, und daher auch kein Hinweis für den plötzlich erwachenden politischen Rechtsextremismus in Europa. Der war schon immer wach, der hat sich nie schlafen gelegt. Es geht hier doch um eine angenommene neue Qualität. Dafür bietest Du keinen Hinweis.


Doch - die erwähnte Untersuchung soll durchaus als Hinweis verstanden werden, der Gültigkeit beansprucht, oder bist du im Stande konkret die zitierte Untersuchung zu entkräften. Die Untersuchung selbst, die der Focus benennt, hat auch erstmal wenig mit dem Focus selbst zu tun. Sie ist wahrscheinlich auch in den anderen Medien gebracht worden.
Im Übrigen - und das ist jetzt noch viel wichtiger als unser Geplänkel um Quellenkritik - habe ich in keinster Weise behauptet, dass da irgendwo der Rechtsextremismus "erwacht" ist. Dies ist eine Bedeutungsnuance, die du an diese Diskussion heranträgst. Selbstverständlich hat es Rechtsextremismus auch früher gegeben. Es geht lediglich um die Annahme, dass sich das Problem in den letzten Jahren verschärft hat.
Ich bin mir über die Situation in Westeuropa nicht ganz im Klaren, möglicherweise stagniert hier der Rechtsextremismus, die Situation in Osteuropa scheint aber in jedem Fall - ich bin zumindest bisher nicht auf gegenteilige Belege gestoßen - besorgniserregend.


ZITAT
Nun, zumindest Kollege Genov sieht einige besorgniserregende Tendenzen, deshalb habe ich ja auch das Interview mit ihm verwiesen und versucht Deinem Wunsch nach Fakten - in dem Fall eine Expertenansicht - zu entsprechen. Wenn Du andere Quellen hast, die Entwarnung geben, wäre ich Dir für Hinweise dankbar, auch im Hinblick auf die "Evidenz der Zeitreihe" ... bin ich doch selbst noch im Prozess der Meinungsbildung.
Deinem Fazit kann ich so nicht zustimmen, weil mir in deinen Posts trotz einiger guter Ansätze bisher die Belege fehlen.

Ich kürze diese Diskussion ab, indem ich Dir, wie meinen Studierenden, für sowas die passenden Literaturhinweise gebe.

Globisch/Pufelska/Weiß: Die Dynamik der europäischen Rechten: Geschichte, Kontinuität und Wandel, VS-Verlag 2010
Jesse/Thieme: Politischer Extremismus in den EU-Staaten, VS-Verlag 2010


Nanu? Wir diskutieren nicht über Extremismus, sondern Rechtsextremismus in der EU. Wo ist da bei der letzten Literaturangabe der Bezug zum Thema?
- Na ja, ich fürchte, dass du doch noch ein wenig nachlegen musst: Ich habe nicht um Literaturangaben gebeten, sondern um echte Belege . *seufz*

Bearbeitet von UdoTascher, 28 Juni 2011 - 17:54.



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