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Heinlein, Starship Troopers


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63 Antworten in diesem Thema

#1 Naglfar

Naglfar

    Yoginaut

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 10:10

Ich muss sagen, ich lese die Artikel von Alien Contact ganz gern, sie sind meistens informativ und objektiv, doch dann bin ich über folgenden Satz gestolperlt, Ausgabe 50 zum Hugo Gernsback Award - Das Jahr 1960, die Kritik zu Starship Troopers."Es ist eine Schande, daß dieser Roman überhaupt für den Hugo nominiert wurde und ein Armutszeugnis für die SF-Welt der späten 50er Jahre, daß er den Preis sogar gewonnen hat."Man kann ja denken über den Roman was man will, aber einfach einer Gruppe von Menschen die man weder kennt, noch deren Situation man berücksichtigt, pauschal zu verurteilen halte ich für ziemlich unsachlich und arrogant, nur weil man nicht damit einverstanden ist, das ein Roman einen Preis gewonnen hat, mit dem man nichts anfangen kann. Zudem ist die Kritik des Romans polemisch und nicht besonders objektiv.

#2 Gast_Hardy Kettlitz_*

Gast_Hardy Kettlitz_*
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Geschrieben 18 Februar 2003 - 14:14

Hallo, ehrlich gesagt hatte ich damit gerechnet und sogar gehofft, dass jemand auf die Starship-Troopers-Kritik reagiert. Es ist ein umstrittenes Buch, und insbesondere als die Verfilmung in die Kinos kam, wurde darüber wieder sehr viel diskutiert. Ich hätte vielleicht den von Dir zitierten Satz ein bisschen ausführlicher schreiben und begründen sollen. Es ärgert mich immer sehr, wenn ein Autor sein Publikum für dumm verkaufen will, und noch mehr ärgert es mich, wenn ein Publikum sich das sogar gefallen lässt. Der Hugo ist ein Publikumspreis, das heißt, dass die Teilnehmer des jeweiligen WorldCons abstimmungsberechtigt sind. Hierbei spielen die literarischen Qualitäten eines Werkes nicht immer die wichtigste Rolle. Heinlein gehörte damals zu den beliebtesten SF-Autoren der USA, und es war jedes Mal ein Ereignis, wenn ein neuer Roman von ihm erschien, so dass er ohnehin im Mittelpunkt der Fan-Aufmerksamkeit stand. Hinzu kommt, dass das Buch verdammt gut geschrieben ist, wovon sich die überwiegende Zahl der Leser offenbar ausreichend beeindrucken ließ.Nun war Heinlein ein sehr intelligenter Mann, der genau wusste, was er tat. Und aus dem Text ist ersichtlich, dass es ihm keineswegs darum ging, nur militärische Strukturen oder die Karriere eines Soldaten zu zeigen. Dazu ist die geschilderte Gesellschaftsform viel zu detailliert gezeichnet. Der Autoritarismus, den man auch in vielen anderen Heinlein-Büchern findet (z.B. in The Moon is a Harsh Mistress oder Methuselah†™s Children) gipfelt hier in einem Militär-Regime, die viele Kritiker als faschistisch bezeichnet haben. Nichts deutet darauf hin, dass Heinlein dies als negativ empfindet, im Gegenteil: Rico und die anderen Protagonisten machen sich nicht einmal Gedanken darüber, ob es in Ordnung ist, dass nur derjenige an vorgeblich demokratischen Wahlen teilnehmen darf, der mit der Waffe in der Hand sein Land verteidigt hat. Es wird an keiner Stelle begründet, warum die Feinde vernichtet werden müssen oder ob es sogar einen anderen Weg gäbe, den Konflikt beizulegen. Die in der Kritik zitierten Textstellen sind dazu nur ausgewählte Beispiele, aber im Roman ist noch jede Menge ähnliches zu finden. Dabei geht Heinlein nicht so weit zu erläutern, welche wirtschaftlichen Interessen möglicherweise hinter dem Krieg gegen die Bugs stecken. Womit wir in der Gegenwart bzw. der Realität angekommen wären. Im aktuellen Geschehen ist ja auch ein gewisser amerikanischer Präsident der Meinung, dass man Konflikte ausschließlich auf kriegerischem Weg lösen kann, wobei es in den offiziellen Reden natürlich keine Rolle spielt, dass der Irak unter amerikanischer Kontrolle ein wesentlicher Öllieferant wäre. Motivationen und Interessen werden sowohl in der Wirklichkeit als auch in der Literatur oftmals verdreht oder verschleiert. Nun war 1959 eine andere Zeit als heute. Der Hauptfeind der USA war damals nicht der Irak, und auch nicht die Bugs, sondern die Sowjetunion. Der kalte Krieg war in der heißen Phase, an Abrüstungsverhandlungen noch nicht zu denken. Mir kann keiner erzählen, dass die Leser damals nicht auch ihre Assoziationen hatten, wenn ein US-amerikanischer Autor in einem Roman ohne Kompromisse von der notwendigen Vernichtung des Feindes schreibt. Und genau deshalb halte ich es für ein Armutszeugnis, dass SF-Fans, die sich gern in der Pose gefallen besonders tolerant und friedliebend zu sein, ausgerechnet Starship Troopers zum besten Roman des Jahres wählen. Klar ist meine Kritik nicht objektiv. Keine Kritik ist objektiv, das liegt in der Natur der Sache, denn ein Text spiegelt immer den Blickwinkel seines Autors wider. Ich ärgere mich halt darüber, dass Starship Troopers so populär war, ebenso wie ich mich darüber ärgere, dass David Feintuchs Romane heutzutage so populär sind. Das hält mich allerdings nicht davon ab, Heinleins Gesamtwerk zu lesen (bin im Moment zu drei Vierteln durch), und vieles davon, insbesondere die frühen Werke, richtig klasse zu finden. Jeder soll das lesen, was ihm gefällt. Und natürlich soll es auch deutlich sagen, wenn ihm etwas nicht gefällt. Beste Grüße Hardy Kettlitz

#3 Naglfar

Naglfar

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 14:52

Dazu muss ich sagen, ich stimme damit überein, das Heinleins Roman gut geschrieben ist, und auch gut zu lesen ist, auch wenn ich nicht mit allen Ansichten und Denkweisen des Romans übereinstimme und einen Teil davon komplett ablehne. Mir hatte einfach nur dieser eine Satz nicht gefallen. Vielleicht solltest du einen Link zu dieser Ausführung setzten, denn er dadurch wird der Satz ganz gut begründet und die Kritik ganz gut ergänzt. Natürlich ist keine Kritik objektiv, in der Hinsicht sind wir nunmal alle Menschen, aber was mir in dieser Hinsicht fehlte, waren einfach einige Dinge, durch die Kritik doch stark einseitig wirkte, ohne in meinen Augen immer sachlich zu sein oder bestimmte Hintergründe zu erläutern. Leider hast du mit deinen ergänzenden Worten mir etwas den Wind aus den Segeln genommen wurde, da hier einige der Sachen stehen, die vielleicht in der Kritik zusätzlich hätten stehen sollen. Eine Analyse zu Heinlein Roman's von jemanden der dem Roman positiv gegenübersteht ist hier zu finden, zwar auf Englisch und ziemlich lang, aber sicher ganz interessant zu lesen. http://www.kentaurus.com/troopers.htm

#4 Jürgen

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 15:13

@HardyWenn du schon deine persönliche Meinung zu einem Ereignis, das 1959 stattfand, politisierst, dann mache dass auch bitte mit den richtigen Fakten. Vielleicht ändert es zumindest die Sichtweise.1959 interessierte sich die Masse der Amerikaner  mehr für neue Kühlschränke, Autos, ihren persönlichen Wohlstand und Fernseher, als für Politik. (ich glaube, dass es in der Tat immer noch so ist).Gerade die SF-Fans in dieser Zeit wollten nur eines.... die Amerikaner (oder auch die Menschheit, dass ist für die meisten Bewohner der USA sowieso das gleiche) gewinnen JEDEN Kampf. Egal gegen wen und wo er statt findet. Wer einen Krieg beginnt oder welchen Interessen er nutzt, wurde selten oder überhaupt nicht hinterfragt. HAUPTSACHE, es gab in diesen Romanen Raumschiffe und Zukunftswaffen, die die Menschheit ans Ziel brachte.Das politische Modell, das Heinlein bei "Starship Troopers" benutzte, war zu dieser Zeit durchaus im Bereich des Möglichen... Privatbesitz war erlaubt; wer was leistete, um den kümmerte sich die Gesellschaft usw.Der Einsatz an "vorderster Front" war durch die glorifizierung der Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg und dem Korea-Krieg durchaus ertrebenswert. Wer eine militärische Karriere gemacht hat oder sich durch "Heldentaten" im Krieg hervortat, der hatte es auch leichter, in der Wirtschaft Fuss zu fassen, sei es im Angebot von Jobs oder anderen Leistungen.Wenn du diese Tatsache (und es SIND Tatsachen, denn wie erklärst du dir die vielen Freiwilligen, die sich auch noch zum Vietnam Einsatz gemeldet haben) einmal erkennst, bekommt das Szenario von Heinlein plötzlich was sehr verständlichesErst die Bewegung der "68er" brachte überhaupt so etwas wie politisches Bewusstsein in die Bevölkerung, die Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg.Nur nebenbei erwähnt, waren auch diese Bewegungen dafür verantwortlich, dass die Soldaten nicht mehr als Helden gefeiert wurden, sondern plötzlich als Kindermörder wie menschlicher Abfall behandelt wurden. Der Krieg wurde das, was er meiner Meinung nach immer sein sollte...unpopulär!Wenn überhaupt, war es in diesen Jahren erstmals so, dass sich Amerikaner (die breite Bevölkerung) erstmals Gedanken über ihre eigene Politik machte. Und 1967 ist nun wirklich ein paar Jahre später als 1959.Das Szenario, das Heinlein erschuf MUSS sogar den Vorstellungen der Politik und des Volkes entsprochen haben, ansonsten hätte der Mann diesen Roman gar nicht veröffentlichen dürfen (die McCarthy-Ära war zu dieser Zeit noch nicht vorbei und Abweichler, gerade aus der künstlerischen Szene, wurden extrem stark beobachtet)Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass Heinlein sehr wohl durch seine Übertreibung der Gehorsamspflicht und dem beschriebenem Regime auf zukünftige Fehlentwicklungen in der Politik aufmerksam machen wollte. Wenn ich heute "Starship Troopers" lese, fällt es mir sofort ins Auge.... den damaligen Lesern wahrscheinlich auch...und glücklicherweise hatten es die politisch Verantwortlichen nicht so gesehen.Aus der heutigen Sicht, in unserer aufgeklärten Gesellschaft, bekommen die Bücher, die in den 50er und 60er Jahren gerade im SF-Bereich geschrieben wurden, einen faden Beigeschmack. Deshalb sollte man/frau wissen, wie die politischen Gegenbenheiten zu dieser Zeit waren. Das Militär war immer und überall zugegen.Dazu stehen jedem Interressierten reichlich Dokumente im Netz  und in Büchereien zur Verfügung. der Count
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#5 MartinHoyer

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 17:22

Ganz dummdreist gefragt: Warum wird diese Diskussion basierend darauf geführt, daß es schlecht ist, wenn tapfere Leute mit überlegener Technik losmarschieren, um dem bösen Feind eins auf die Mütze zu geben?(Eine plump konstruierte Gedankenfalle, aber das muß jetzt einfach sein ...)
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#6 Jürgen

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 17:59

Falle erkannt :D  ...und weigere mich standhaft, in dieselbige hineinzustapfen. :biglaugh: der Count
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#7 Ronni

Ronni

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 18:06

@CountDeine Erläuterungen geben zwar einen guten Überblick darüber, warum die Geisteshaltung damals so war, ändern aber nichts daran, daß diese Geisteshaltung Bockmist ist, eben ein Armutszeugnis.Gruß Ronni
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#8 MartinHoyer

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 19:49

Aber es erklärt sehr gut, warum der Hugo seinerzeit zu Recht verliehen wurde. Nach zeitgenössischer Auffassung war es schlüssig, ja beinahe zwingend, und bedurfte keiner Rechtfertigung.Unsereiner hat doch in der moralischen (oder moralisierenden) Bewertung historischer Ereignisse nur das Glück der späten Geburt. Ich möchte nicht wissen, wie in einem halben Jahrhundert über die durch uns heute mitvergebenen Awards geurteilt wird ... Vermutlich ständen uns die Haare zu Berge.Der Artikel an sich ist als Ganzes selbstverständlich nicht dadurch angefochten, daß mehrere Leser mit einer speziellen Äußerung nicht konform gehen können.
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#9 Ronni

Ronni

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 20:39

@Martin
ich bin nun beileibe kein Hugo-Spezialist (dafür habe ich ja Hardy  :D ), aber wenn ich mir die Hugos der 50er Jahre so ansehe, sind da häufig Werke dabei, die sich durch eine tolerante Grundhaltung auszeichnen. Also beim besten Willen, zwingend war der Hugo für Starship Troopers also nicht.

Und für alle, die endlich mal wissen wollen, um was es hier geht: Hier ist der besagte Hugo-Beitrag.

Gruß Ronni
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#10 MartinHoyer

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 22:06

Ähem, Ronni ... Die Menschen im Mittelalter haben sich nicht als Menschen des Mittelalters verstanden, und die Hugo-Verhunzer verstanden sich auch garantiert nie als intolerant, reaktionär, militaristisch und sonstwie unmodern. Eine Generation kann ihren Status, den sie in den Augen der späteren Generation hat, nun einmal nicht erkennen. Und auch SF-Fans repräsentieren nur einen Querschnitt der Gesellschaft.Das eine Spezifikation für Hugo-Nominierungen über den Inhalt vermittelte Toleranz ist, wäre mir ohnehin neu. Aber selbst wenn dem so sein sollte, heißt ein Faible für Hau-den-bösen-Feind nicht, daß man nicht trotzdem ein Werk nominieren kann, welches aus Versehen Toleranz predigt. Die meisten Menschen sind selbst heute noch sehr für Toleranz, und lassen durchaus zu, daß man ihrer Meinung ist.
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#11 Ronni

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 23:06

@MartinTrotzdem kann eine spätere Generation sagen: "Euer Verhalten war ein Armutszeugnis". Hexenverbrennungen sind ja auch nicht damit zu entschuldigen, daß das damals alle gemacht haben (Hallo Count :wink: ich weiß, das war jetzt geschichtlich nicht ganz korrekt, ist aber trotzdem ein nettes Beispiel)Gruß Ronni
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#12 MartinHoyer

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Geschrieben 18 Februar 2003 - 23:20

Jeder, wie es ihm beliebt. Ich stelle, wenn es mir nötig erscheint, lieber den Menschen meiner Zeit ein Armutszeugnis aus ... Damit stehen die Chancen besser, daß sie es auch lesen können. :D
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#13 Naglfar

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 01:24

Heinlein wird oft vorgeworfen, das er in seinem Roman eine faschistische Gesellschaftsordnung oder eine Militärdiktatur entwirft. Genau das ist das Problem des ganzen.In seinem Roman ist das Militär ein Flaschenhals zwischen Regierung und Bevölkerung, eine Art moralische Instanz die dafür sorgt, das nur die "Richtigen" das Recht haben, zu wählen und politische Karriere zu machen. Genau hierin liegt der Knackpunkt, denn im Roman funktioniert das System, die Gesellschaft ist auf ihre Art und Weise stabil, deswegen stellt die Hauptfigur diese Gesellschaft auch nie in Frage (oder hinterfragt sie), denn dies tut man meisten erst, wenn man gesellschaftliche Probleme sieht. Die Regierung des Roman ist in keinster Weise eine Militärdiktatur. Ich glaube, das Heinlein sehr wohl geglaubt hat, das das Militär eine solche Instanz sein kann, und ich glaube er fand bestimmte Aspekte seiner erschaffenen Zukunft erstrebenswert.Meiner Meinung nach jedoch würde das von Heinlein geschaffene System deswegen nicht funktionieren, weil ich im Militär, egal welchen Landes auch, keine moralische Instanz sehe.  Das Militär ist wie eine Waffe, es hat keine verborgene Moralische Instanz, es ist eine Gewalt, die durch die Kräfte derer die das Militär kontrollieren gelenkt wird, und deren Moral ist in solchen Fällen das entscheidene.Wenn man jedoch dem Militär diese moralische Instanz abspricht, dann funktioniert Heinleins Entwurf nicht mehr, denn dann würde sich eine Schleife bilden, die beim Militär beginnt dann zur Politik geht, und wieder zurück zum Militär. Was ich damit sagen will ist, das wenn die Regierung nur aus Leuten gebildet wird, die so denken wie das Militär, und wenn diese Leute für die weitere Entwicklung des Militärs verantwortlich sind, dann hat man nach kurzer Zeit den Effekt, das das Denken derjenigen die das Militär kontrollieren, und derjenigen die das Militär ausmachen gleich sind. In diesem Fall hat man nach kurzer Zeit den Fall, das sich die Regierung und das Militär so sehr gleichen, das man tatsächlich von einer Militärregierung sprechen kann, was am Ende auf eine Militärdiktatur hinausläuft.Doch wie gesagt, das ist der dann der Fall, wenn man dem Militär diese gewisse moralische Instanz abspricht.Und genau das tut Heinlein nicht. Denn hier würde ich sagen liegt ein großer Unterschied zwischen den Deutschen und den Amerikaner, während man bei uns dank unserer Geschichte im letzten Jahrhundert kritisch auf das Militär sieht, ist bei den Amerikaner die Lage entschieden anders. Dort ist es noch immer selbstverständlich, mit dem Gedanken des Militärs Begriffe wie Ehre, Moral und nationale Stärke zu verbinden.Deswegen würde ich mal ganz krass spekulieren, könnte, wenn Starship Troopers im letzten Jahr geschrieben worden wäre, unter den amerikanischen Leser noch immer einen Preis gewinnen.Und deswegen habe ich mich auch über den Satz von Hardy K. so geärgert, denn er betrachtet das ganze aus der Perspektive von jemanden, der so oder so ganz anders auf diesen Roman reagiert als es der typische Amerikaner getan hätte. Wenn man sich in die Gedankenwelt der Amerikaner verseztzt, wird es in meinen Augen verständlich, warum ein Großteil von ihnen diesem Roman so positiv gegenüber eingestellt ist, auch wenn ich nicht sagen will, das jeder Amerikaner so denkt.

#14 Jürgen

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 08:34

@Naglfar

Deswegen würde ich mal ganz krass spekulieren, könnte, wenn Starship Troopers im letzten Jahr geschrieben worden wäre, unter den amerikanischen Leser noch immer einen Preis gewinnen.

jepp... Wobei ich zu Hardys Entlastung (das kommt hier gar nicht rüber) mal anmerken muss, dass er selbst zugibt, von Heinlein´s Schreibstil begeistert zu sein. Das geht ja nicht nur ihm so. Auch ich bin von seinen schriftstellerischen Fähigkeiten angetan. Wir streiten hier ja auch nicht über Heinlein selbst, sondern über das Publikum, dass ihm den Preis verliehen hat bzw. über die Aussage von Hardy zu diesem Publikum.

Denn hier würde ich sagen liegt ein großer Unterschied zwischen den Deutschen und den Amerikaner, während man bei uns dank unserer Geschichte im letzten Jahrhundert kritisch auf das Militär sieht, ist bei den Amerikaner die Lage entschieden anders. Dort ist es noch immer selbstverständlich, mit dem Gedanken des Militärs Begriffe wie Ehre, Moral und nationale Stärke zu verbinden.

auch das ist faktisch richtig und (leider) zu wahr ! der Count
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#15 Ronni

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 09:07

@Martinnur zur Erinnerung, wir diskutieren hier über die Bewertung eines historischen Ereignisses.@Naglfarauch wenn der Hugo und der WorldCon von den Amerikanern dominiert werden, ist der Hugo im Grunde ein internationaler Preis.@allkommt es mir eigentlich nur so vor, oder werden hier krampfhaft Entschuldigungen gesucht, warum eine fragwürdige Entscheidung irgendwie doch richtig ist.Gruß Ronni
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#16 Jürgen

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 09:43

@Ronni

kommt es mir eigentlich nur so vor, oder werden hier krampfhaft Entschuldigungen gesucht, warum eine fragwürdige Entscheidung irgendwie doch richtig ist

Diese Entscheidung WAR und IST nicht fragwürdig. Heinlein hat diesen Preis (ganz subjektiv) zu Recht bekommen. Starship Troopers ist ein schriftstellerisches Highligt der SF. Auch wenn man, wie ich übrigens auch, politisch anders denkt und nicht zu den Militaristen zählt, ist dieser Roman mit Recht gewählt worden. Mir ist auch kein Roman in den Jahren 58/59 bekannt, der Starship Troopers auch nur annähernd das Wasser reichen konnte. Und für diese Meinung entschuldige ich mich sowieso nicht. :D der Count
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#17 Holger

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 10:36

Wenn ich da ganz kurz meinen subjektiven Eindruck zur Debatte um Heinleins Werk hinzufügen darf:ohne Wissen über die politische Gesinnung liest sich SST offensichtlich wie eine Kritik an faschistoiden Systemen und militärischen Regimen. Und so kann man das Buch nach wie vor interpretieren.Doch mit dem Wissen um Heinleins Auffassung von Geopolitik und der Rolle Amerikans in der Welt bleibt zumindest mir das Lachen im Halse stecken. Schriftstellerische Brillianz hin oder her, Heinlein gehörte zu den rechten Hardlinern, die ein amerikanisches Selbstverständnis geprägt haben, mit dem die Welt gerade unter konservativen Administrationen böse Probleme hat.Unter diesem Gesichtspunkt fällt es mir doch sehr schwer Heinlein zu lesen.Hoffe hier keinen durch diese persönliche Meinung zu verärgern ...
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#18 MartinHoyer

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 10:42

Wer hat eigentlich verbindlich festgelegt, das konzeptioneller Sarkasmus kenntlich gemacht werden muß? Nehmen wir an, der Roman wäre mit einem "Vorsicht, Gesellschaftskritik!" auf einer der ersten Seiten erschienen. Jeder hätte sofort gewußt, wie er den Roman aufzufassen hat, unabhängig davon, daß im Text selbst nicht über die Aussagen reflektiert wird. Auch unabhängig davon, ob das korrekt gewesen wäre. Stellt euch vor, Hitlers "Mein Kampf" wäre mit dem Aufdruck "Satire" erschienen.Vielleicht ist der Roman ein Zeichen seiner Zeit und aus unserer Sicht zu reflektionsarm. Vielleicht hat Heinlein aber auch erwartet, daß die Rezipienten über den Roman reflektieren. Ob das dem größten Teil der damaligen Leser möglich war, wäre ein anderes Kapitel.Die Political Correctness, die uns vorschreibt, auch den Dümmsten möglichst oft und möglichst einleuchtend zu erläutern, daß man gerade ein rein hypothetisches Szenario aufbaut, begann fast 20 Jahre nach "Starship Troopers" ... Und ich bin dagegen.
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#19 Ronni

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 10:45

Hoffe hier keinen durch diese persönliche Meinung zu verärgern ...

lieber jemand durch seine persönliche Meinung verärgern, als dem Militarismus den Weg zu ebnen. Ein Werk kann schriftstellerisch noch so brillant sein, wenn es eine fragwürdige Moral transportiert, hat es keinen Preis verdient. Es kommt ja auch keiner auf die Idee, jemand einen Preis zu verleihen, weil er die genialste Massenvernichtungswaffe konstruiert hat.
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#20 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 11:31

Hallo Count,dem schließe ich mich an. Heinleins bissiger und zynischer Humor machen es zu einem Vergnügen, seine Bücher zu lesen - STARSHIP TROOPERS bildet da keine Ausnahme.Mir hat das "Wahlsystem" überaus gut gefallen: man stellt der Gesellschaft für einen gewissen Zeitraum seine Dienste zur Verfügung und tut etwas für das Gemeinwohl, dann erhält man die vollen Bürgerrechte. Es heißt ja nicht, dass jeder zur Waffe greifen muss (obwohl man dort das größte Ansehen erringen kann), es gibt auch andere Möglichkeiten. Und zum Anfang des Buches wird klar, dass viele Leute freiwillig auf die zusätzlichen Rechte verzichten, sie bevorzugen ein ruhiges Leben. Ist "unsere" Demokratie besser dran? Es gab und gibt doch immer Einschränkungen, früher durften nur Männer wählen, in Amerika waren lange Zeit die Schwarzen ausgeschlossen, bei uns darf man erst ab 18 Jahren wählen etc. @Naglfar:Das Militär ist sicherlich keine moralische Instanz wie wir sie uns vorstellen wollen, aber sie vertritt bestimmte Werte die nicht per se falsch sind (Ehre, Treue, Pflichtgefühl, Kameradschaft). Wenn ich an Hitler denke war doch gerade die ideologische Vermischung das größte Problem. Ein vernünftiger General denkt an seine Soldaten und hält sich nicht in Stalingrad an die Losung "Bis in den Tod!". Oder er achtet den Feind und metzelt ihn nicht nieder. Wenn jemand als Soldat im Krieg war denkt er mit Sicherheit ganz anders über bestimmte Dinge und Werte als ein Zivilist - z.B. auch über den Krieg an sich. Ob ihm diese Erfahrung zu einen besseren Menschen macht sei dahingestellt, Heinlein vertritt die Auffassung dass das der Fall ist.Joe Haldeman kommt dagegen in "Forever War" zum Schluss, dass die einfachen Soldaten nur Kanonenfutter sind, die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Vielleicht hätte ich doch für STARSHIP TROOPERS im Lesezirkel stimmen sollen...@Ronni:Wer entscheidet denn ob eine Moral "fragwürdig" ist? Du?Sullivan

#21 dyke

dyke

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 11:35

Ist ja eine heiße Diskussion. leider kann ich mich nicht daran beteiligen, da ich damals (wann war das nur??) die Bastei-Ausgabe gelesen habe und den Roman nur noch als bittere Satire in Erinnerung habe, ohne dies begründen zu können.Da ich aber vor ein paar Tagen die Goldmann-Ausgabe (Das Buch zum Film) als Remittend erstanden habe, der Roman ja auch auf der Vorschlagsliste des Lese-Zirkels stand, wie wäre es mit einem Lese-Quicky vor oder nach Chasm City. Hätte jemnd dazu Lust??Dyke

#22 Jürgen

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 11:37

Habe meinen Beitrag gelöscht, weil er am Diskussionsthema haarscharf vorbei ging. :jumpgrin: der Count
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#23 Ronni

Ronni

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 12:25

@count --> Und jetzt habe ich mir gerade eine Antwort abgerungen :jumpgrin:

Alles Nobelpreisträger der Physik, ohne deren Forschung nie der Bau der Atombombe möglich gewesen wäre. Behauptest du jetzt, diese Leute haben auf die Atombombe hingearbeitet ? Bestimmt nicht ! Haben Sie auch nicht.

richtig, haben sie nicht (soweit mir bekannt). Hätten Sie aber mit Absicht auf den Bau einer Atombombe hingearbeitet und trotzdem den Nobel-Preis erhalten, würde ich in dem Fall die Auszeichnung für fragwürdig halten.

Genausowenig wie Heinlein eine Militärdiktatur favoritisierte ! Er benutzte sie lediglich als Plot.

Genau da gehen unsere Meinungen auseinander. Weniger die Militärdiktatur, aber den Militarismus und das "Töte alles, was anders ist". Gerade Deine Ausführungen weiter oben deuten doch darauf hin, daß die von mir in den Roman reininterpretierte Denkweise zur Zeit der Entstehung relativ normal war. Die Ansicht, daß der Roman als Satire gemeint war, dürfte in etwa genauso neu sein, wie die Befremdung über die Auszeichnung. Um mal auf den Kern der Sache zu kommen: In einem geschichtlichen Rückblick mit Interpretation (und um nichts anderes handelt es sich bei dem Hugo-Beitrag) ist eine Bewertung aus heutiger Sicht IMHO legitim. Das dabei die Meinungen auseinander gehen übrigens auch. @Sullivan

Wer entscheidet denn ob eine Moral "fragwürdig" ist? Du?

†¢ Behandel andere Leute so, wie Du behandelt werden möchtest †¢ Bring keine Leute um und verletze sie auch nicht †¢ Jeder hat das Recht, seine Meinung zu äußern (was dich nicht davon abhalten muß, eine gegenteilige Meinung zu vertreten) Und jedwede Meinung, die von diesen Punkten abweicht, ist fragwürdig und da bin ich auch stur. Gruß Ronni
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#24 Sullivan

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 13:00

Hallo Ronni,

ich verstehe dich schon, schließlich ordnet man alle Informationen (Nachrichten, Bücher, etc.) in seine eigene Welt ein und fällt für sich eine Entscheidung.

Letzten Endes ist es eine Frage der Interpretation (ist das Buch satirisch, kriegsverherrlichend oder nur ein Abenteuerroman) und der Toleranz (akzeptiere ich die Interpretation von anderen Leuten), wie die Beurteilung ausfällt.

Anscheinend waren viele Leser der Meinung, das Buch verdient einen Preis, es ist aber dein und unser Recht, diese Entscheidung anzuzweifeln.

Sullivan

#25 MartinHoyer

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 13:19

†¢ Behandel andere Leute so, wie Du behandelt werden möchtest

Wer eine absolute Meinung vertritt, nimmt billigend in Kauf, daß auch über ihn absolute Meinungen existieren. Manche Antipathien beruhen auf Gegenseitigkeit, und in diesem Punkt herrscht auch bei Gegner oft Einigkeit.

†¢ Bring keine Leute um und verletze sie auch nicht

Bei jeder Entscheidungsfrage über Leben und Tod wird dieser Anspruch zur Farce. Heinlein wußte das und beschrieb es so, wie es war, ohne es zu werten. Und weil er gut beschrieb, wurde er dafür ausgezeichnet.

Da gibt es keinen Angriffspunkt, wenn man nicht zu denen gehört, die auch im Alltag hinter jeder Beschreibung von Mißständen ein "Aber das ist unwichtig, so lange Kinder in Afrika hungern." klemmen. Ein Autor ist nur verpflichtet, Zustände widerzugeben. Ob er damit Meinungen vertreten, verändern oder ad absurdum führen will, obliegt seiner Entscheidung. Und nicht jeder Autor ist ein Vollzeit-Philantroph.

Sogar über die Atombombe ließe sich streiten ... Wir verdanken ihr eines der größten Verbrechen der jüngeren Geschichte, aber auch ein halbes Jahrhundert, in denen zwei Großmächte ihre Armeen nicht gegeneinander geschickt haben. Es ist immer sehr leicht, diejenigen als Schuldige zu benennen, die Potential entwickeln und ohne Mühe greifbar sind. Diejenigen zu suchen, die das Potential einsetzen, erfordert Mühe, die sich viele "Gutmenschen aus Leidenschaft" nicht machen. Waffen aber töten keine Menschen ... Menschen töten Menschen.
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#26 Holger

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 13:59

Um auf den HUGO zurückzukommen: da hilft wohl nur eine Betrachtung der historischen Umstände, wie Count es versucht hat. Wie war die politische Lage, auf welche konkreten Gegebenheiten zielte Heinleins Symbolik ab, wie nahm wer den Roman auf, etc. ?Mich interessiert in diesem Zusammenhang mehr, wie der Roman heute zu lesen ist. Welche Botschaft vermittelt SST einem amerikanischen Leser im Februar 2003?Gerade angesichts der gegenwärtigen amerikanischen Außenpolitik sollte begeisterten SST-Lesern diese Frage zu denken geben. Das Verständnis von Krieg und Frieden, das Wahlrecht des einzelnen (aber auch das verbündeter Nationen), die Darstellung des Feindes und die Notwendigkeit diesen auszumerzen ...@Martin: zum Thema Atombombe. Verwechselst Du da vielleicht Ursache und Wirkung? Natürlich wurde das Aufeinanderprallen von Armeen mit Grabenkämpfen und Artelleriegefecht verhindert, aber kam es nicht letztlich durch das bedrohliche Rüstungspotential (einschl. A-Bombe) zu der Blockbildung?
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#27 Ronni

Ronni

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 14:06

@Martin Also noch mal gaaaaanz langsam zum Mitschreiben: Jeder Autor kann in seinen Werken die Meinung vertreten, die er auch immer will. Es gibt durchaus Leute, die der Ansicht sind, daß andere Leute, die ein Werk auszeichnen, sich dessen Meinung zu eigen machen oder zumindest billigend in Kauf zu nehmen. Dann gibt es Leute, die der Meinung sind, daß ein internationaler Literatur-Preis (und das ist der Hugo nun einmal) nicht allein Rücksicht auf die literarische Qualität nehmen darf. Hardy und ich sind der Meinung, daß die Meinung, die in "Starship Troopers" vertreten wird, nicht unsere Meinung ist und das wir sie auch nicht billigend in Kauf nehmen möchten, was wir wiederum dadurch zum Ausdruck bringen, daß wir die Auszeichnung für ein "Armutszeugnis" halten.

Sogar über die Atombombe ließe sich streiten ...

sogar trefflich. Trotzdem hat man nicht besonders gute Chancen auf den Friedennobelpreis, wenn man einen Krieg durch den Abwurf einer Atombombe beendet. Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#28 Holger

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 14:12

@Naglfar & AC-Red.:Seit ihr damit einverstanden, dass ich den Thread aus BUCHKRITIKEN heraus unter dem Titel "R. A. Heinlein - Starship Troopers / Diskussion" verlinke? So wird dieser Thread vermutlich auch in Zukunft noch einige interessante Meinungen dazu bekommen.Der Titel des Beitrags verheimlicht leider, welch brisante Diskussion sich dahinter verbirgt. :jumpgrin:
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#29 Naglfar

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 14:25

Klar, ich hatte eigentlich auch keine solche Reaktion erwartet.

#30 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 19 Februar 2003 - 14:29

@allSorry, die Atombombe hatte ich ins Spiel gebracht und nach dreimaligem durchlesen festgestellt, dass es überhaupt nicht zun Thema passt.Da aber Ronni wieder mal die Lichtgeschwindigkeitstastatur an seinem Rechner hatte, hat er auf was gepostet, was ich dann rausgenommen habe. :jumpgrin: Ist dumm gelaufen, EntschuldigungZum Thema zurückIch bin auch der Meinung, so langsam verhärten sich die Fronten. Das ist grundsätzlich schlecht. Nur wenn man über Einwände nachdenkt, die das eigene Weltbild evtl. verändern oder erweitern, ist ein Konsens möglich. Und nie die geschichtlichen Fakten ausser Acht lassen... denn nur aus der Geschichte lässt sich was lernen.Damit klink ich mich so langsam aus der Diskussion aus und bin dann wieder dabei, wenn SST als Zusatztitel im Lesezirkel zum Einsatz kommt.Leider hab ich grad so einen 800 Seitigen Backstein neben meinem Sofa liegen, der mich erst einmal mehr interessiert :biglaugh: der Count
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