a3kHH schrieb am 08.07.2011, 20:17:
Diese Differenzierung anhand der Länge ist nicht wirklich richtig. Uwe kann das besser erklären als ich, von daher warte bitte auf seine Detailkenntnisse. Aber ein simpler Word-Count hat mit einer Unterscheidung zwischen Kurzgeschichte und Novelle wenig zu tun.
Man kann sich über die Einteilung beliebig streiten, darauf wies ich ja oben auch hin. Von daher kann man es auch bleiben lassen.
Die Anzahl der Buchstaben gibt sicher nicht immer den richtigen Hinweis. So leicht ist die Sache nicht.
Ferner ist im angloamerikanischen Raum die Unterscheidung viel üblicher als bei uns, wo sie meist völlig vernachlässigt wird. Während es sicher auch bei den längeren Prosaformen Novelle und Erzählung möglich ist, Unterschiede zu benennen, betrachte ich persönlich die klassische Kurzgeschichte als völlig eigene Kunstform. Denn die Konzentration auf das Wesentliche erzeugt beim Leser ein intensives (wenn auch kurzes) Erlebnis. Dies zu bewerkstelligen, fordert viel vom Autor. Begebt euch mal auf kurzgeschichten.de und überzeugt euch in der dortigen Topliste von den möglichen Resultaten (wenngleich dort in der SF-Rubrik leider kaum noch Paradebeispiele existieren).
Das Schreiben einer starken Kurzgeschichte fordert vom Autor auch nicht weniger Zeit, Energie oder Sprachfertigkeit als das Verfassen einer Novelle. Manchmal feilt man tagelang an ein, zwei Sätzen. Der Hebben kann ein Lied davon singen. Lest seine "Prothesengötter", und ihr versteht, was ich meine.
Aber die Diskussion ist wirklich müßig, denn "reine" klassische Kurzgeschichten sind ohnehin heutzutage selten in der SF, weil hier die längere Erzählform große Vorteile hat, wenn es um die Belebung anderer Welten oder Zeiten geht, und die Leser längere Prosa gewohnt sind.
Mich wurmt nur, dass die besonderen Qualitäten klassischer KGs hier oftmals vernachlässigt oder gar von oben heran behandelt werden (wie im Fall des "Folterknecht"s). Ist vermutlich kein Zufall, dass gerade die Kollegen Haubold und Iwoleit, die praktisch ausschließlich Novellen und Erzählungen schreiben, hier oftmals voran schreiten. Einem Peinecke oder Hebben, oder auch Nadine, die wie ich durch die Schule von kurzgeschichten.de gegangen sind, käme dergleichen nicht in den Sinn.
Kurzgeschichten sind nicht per se schlechter, weil sie kürzer sind. Die besten bleiben länger in Erinnerung als mäßige Novellen.