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Das Verhältnis von Utopie, SF und Alternate History


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316 Antworten in diesem Thema

#241 Ming der Grausame

Ming der Grausame

    Evil Ruler of Mongo

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Geschrieben 27 August 2011 - 15:22

Äh, die Ermordung von Franklin D. Roosevelt 1933 vor seiner Präsidentschaft hat eigentlich nicht viel mit Fantasy überein, ebenso wenig das der Zweite Weltkrieg im Jahre 1947 mit dem Sieg der Achsenmächte endet.

Ach ja?
Erkläre mal, warum nicht.

Weil Fantasy gewöhnlich keine wissenschaftliche Ableitung behauptet und die Ermordung von Franklin D. Roosevelt wurde AFAIR nicht durch Phänomene, die dem Spirituellen entstammen, verursacht, sondern war ein ganz gewöhnlicher Mord. Auch der Sieg der Achsenmächte wurde hinreichend erklärt: Die Luftwaffe fing eben nicht an, London zu bombardieren, sondern setzte konsequent die Bombardierung der Royal Air Force fort, bis sie niedergemacht wurde, wodurch die Invasion Großbritanniens möglich wurde.

Allerdings gab es da doch noch etwas mit dem I Ging oder erinnere ich mich falsch?
„Weisen Sie Mittelmäßigkeit wie eine Seuche zurück, verbannen Sie sie aus ihrem Leben.“

Buck Rogers

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#242 Konrad

Konrad

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Geschrieben 27 August 2011 - 15:35

Ach ja?
Erkläre mal, warum nicht.Weil Fantasy gewöhnlich keine wissenschaftliche Ableitung behauptet und die Ermordung von Franklin D. Roosevelt wurde AFAIR nicht durch Phänomene, die dem Spirituellen entstammen, verursacht, sondern war ein ganz gewöhnlicher Mord. Auch der Sieg der Achsenmächte wurde hinreichend erklärt: Die Luftwaffe fing eben nicht an, London zu bombardieren, sondern setzte konsequent die Bombardierung der Royal Air Force fort, bis sie niedergemacht wurde, wodurch die Invasion Großbritanniens möglich wurde.

Allerdings gab es da doch noch etwas mit dem I Ging oder erinnere ich mich falsch?

Ich kann mich nicht erinnern, daß Spontanübertritte zwischen Parallelwelten zu unserer wissenschaftlichen Wirklichkeit gehören.
Aber vielleicht ist dieser Thread in Wirklichkeit ein Wurmloch und du lebst in einem anderen Universum. :)

#243 Ming der Grausame

Ming der Grausame

    Evil Ruler of Mongo

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Geschrieben 27 August 2011 - 15:54

Ich kann mich nicht erinnern, daß Spontanübertritte zwischen Parallelwelten zu unserer wissenschaftlichen Wirklichkeit gehören.

Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, dass Spontanübertritte zwischen Parallelwelten in Das Orakel vom Berge vorkamen - allerdings wird ihre theoretische Möglichkeit durchaus auch in Bereichen der Physik diskutiert...
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#244 Konrad

Konrad

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Geschrieben 27 August 2011 - 16:16

[/i]me='Ming der Grausame' date='27.08.2011, 16:54' post='199374']
Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, dass Spontanübertritte zwischen Parallelwelten in Das Orakel vom Berge vorkamen - allerdings wird ihre theoretische Möglichkeit durchaus auch in Bereichen der Physik diskutiert...

http://www.scifinet....e...st&p=195124

Ich glaub', das ist ein Fall für Heidrun. :o

#245 Ming der Grausame

Ming der Grausame

    Evil Ruler of Mongo

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Geschrieben 27 August 2011 - 16:43

http://www.scifinet....e...st&p=195124

Ich kann mich zwar immer noch nicht daran erinnern, aber wenn es so ist, dann dürfte es zumindest ein hinreichendes Science-Fiction-Novum sein. Sobald ich vom Urlaub zurück bin, werde ich wohl Das Orakel vom Berge noch einmal lesen müssen oder es mir zumindest vornehmen...
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#246 Konrad

Konrad

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Geschrieben 27 August 2011 - 17:51

Ich kann mich zwar immer noch nicht daran erinnern, aber wenn es so ist, dann dürfte es zumindest ein hinreichendes Science-Fiction-Novum sein.

So eindeutig ist die Beschreibung nicht; halt ein typischer Dick.
Man kann sie auch als magischen oder als hypnotischen Zustand deuten.

#247 Anubizz

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Geschrieben 27 August 2011 - 19:01

Hm. Bisher habe ich Erzählungen, in denen sich am Ende herausstellt, dass die Alternativgeschichte in einer Parallelwelt oder etwas ähnlichem (
Spoiler
) spielt, immer als AH angesehen. Was spricht denn dafür, solche Erzählungen als eigenes Subgenre zu sehen?

Bearbeitet von Anubizz, 27 August 2011 - 19:02.


#248 Konrad

Konrad

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Geschrieben 27 August 2011 - 21:37

Ich verstehe die Frage nicht so ganz, denn ich finde schon AH thematisch zu klein, um daraus ein Genre zu machen. Außerdem sind die Verflechtungen mit der SF häufig viel komplizierter. Was ist denn mit den Zeitreisegeschichten? Gehört Baxters "Evolution" auch zur AH?

#249 RobRandall

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Geschrieben 27 August 2011 - 22:40

Wie ich gerade merke, hat Ming hier, wo er angeblich eine Definition von Dystopie bringt, die seiner Ansicht entspricht, wahrscheinlich direkt von Rob Randalls Blog abgeschrieben. Die Behauptung, dass die Definition von Negley und Patrick seine Ansicht stützt, ist nicht zuletzt deshalb originell, weil diese den Begriff überhaupt erst in die Literaturwissenschaft eingeführt haben.

Das schien mir auch so - allerdings hat er den Satz, dass das Werk heute eher als Satire betrachtet wird, unterschlagen.

Aber zurück zum Thema AH:

Eine Frage zum Verständnis: Ich erinnere mich daran, bei Aldiss gelesen zu haben, dass die AH selbst das Novum wäre - verstehe ich da irgendetwas falsch? Geht es bei eurer Suche darum, dass das Novum das Ereignis ist/sein kann, dass zum anderen Verlauf der Geschichte führt?

Bearbeitet von RobRandall, 27 August 2011 - 22:59.


#250 Anubizz

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Geschrieben 28 August 2011 - 00:51

Ich verstehe die Frage nicht so ganz, denn ich finde schon AH thematisch zu klein, um daraus ein Genre zu machen.

Meine Frage bezieht sich darauf, dass The Man in the High Castle im Forum verschiedentlich - in Abgrenzung zur AH - als Parallelweltgeschichte bezeichnet wurde. Ich habe The Man in the High Castle dagegen als ganz normalen AH-Roman gelesen. Die Tatsache, dass die alternativgeschichtliche Handlung sich in einer Parallelwelt abspielt, tut m.E. der Sache keinen Abbruch.

Was ist denn mit den Zeitreisegeschichten?

Werden die nicht einfach nur deshalb mit AH-Geschichten in einen Topf geworfen, weil Zweck der Zeitreisen häufig ist, den Verlauf der Geschichte zu verändern (wie in Carl Amerys Königsprojekt)? Für sich genommen macht das in meinen Augen aber noch keine AH-Geschichte aus.

Gehört Baxters "Evolution" auch zur AH?

Habe ich leider nicht gelesen.

Eine Frage zum Verständnis: Ich erinnere mich daran, bei Aldiss gelesen zu haben, dass die AH selbst das Novum wäre - verstehe ich da irgendetwas falsch? Geht es bei eurer Suche darum, dass das Novum das Ereignis ist/sein kann, dass zum anderen Verlauf der Geschichte führt?

Das ist in meinen Augen der strittige Punkt, ja. Ist das Ereignis, das zum alternativen Geschichtsverlauf führt, in jedem Fall ein SF-Novum? Oder nur dann, wenn es durch irgendeine technische Innovation herbeigeführt oder irgendwie (pseudo-)wissenschaftlich erklärt wird?

#251 Ulrich

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Geschrieben 28 August 2011 - 01:45

"Elleander Morning" beschreibt ein Zeitmaschine und ist damit eindeutig SF.

Auch bei Ward Moore: Bring the Jubilee" (Der große Süden) kommt es durch eine Zeitreise (mittels einer Maschine) zu einer veränderten Geschichte.

#252 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 28 August 2011 - 01:56

In Jack Finneys "Time and Again" und "From Time to Time" findet die Zeitreise mittels "Selbsthypnose" statt. Kann man die Eindrücke der Gegenwart verdrängen und die Vergangenheit für sich auferstehen lassen, wechselt die betreffende Person die Zeitebene. In Kulissen, die die jeweiligen Epochen nachstellen, wird entsprechend geprobt. Es geht dabei auch um alternative Zeitlinien, wie den Untergang der Titanic und den Ersten Weltkrieg.

#253 Ming der Grausame

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Geschrieben 28 August 2011 - 02:23

Meine Frage bezieht sich darauf, dass The Man in the High Castle im Forum verschiedentlich - in Abgrenzung zur AH - als Parallelweltgeschichte bezeichnet wurde. Ich habe The Man in the High Castle dagegen als ganz normalen AH-Roman gelesen. Die Tatsache, dass die alternativgeschichtliche Handlung sich in einer Parallelwelt abspielt, tut m.E. der Sache keinen Abbruch.

Woran ich mich aber erinnere, ist die Sache mit dem Buch im Buch, das in einer anderen fiktiven Welt spielt, in der die Achsenmächte den Krieg verloren haben und das britische Empire die mächtigste Nation der Welt ist, also eigentlich in noch einer Parallelwelt innerhalb der Parallelwelt.
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#254 simifilm

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Geschrieben 28 August 2011 - 07:07

Das ist in meinen Augen der strittige Punkt, ja. Ist das Ereignis, das zum alternativen Geschichtsverlauf führt, in jedem Fall ein SF-Novum? Oder nur dann, wenn es durch irgendeine technische Innovation herbeigeführt oder irgendwie (pseudo-)wissenschaftlich erklärt wird?


Ich würde klar dagegen plädieren, das als Novum zu verstehen. Ich sehe eigentlich kein überzeugendes Argument, das dafür spricht, den Begriff "Novum" in diese Richtung so stark zu erweitern.

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#255 Konrad

Konrad

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Geschrieben 28 August 2011 - 08:51

Meine Frage bezieht sich darauf, dass The Man in the High Castle im Forum verschiedentlich - in Abgrenzung zur AH - als Parallelweltgeschichte bezeichnet wurde. Ich habe The Man in the High Castle dagegen als ganz normalen AH-Roman gelesen. Die Tatsache, dass die alternativgeschichtliche Handlung sich in einer Parallelwelt abspielt, tut m.E. der Sache keinen Abbruch.

Da ist dir aber ein sehr wichtiger Aspekt des Romans offenbar komplett durch die Lappen gegangen.
Die "Engführung" der Welten ist doch die Kirsche in der kompositorischen Glanzleistung.
Ich kann dir nur raten, den Roman nochmal zu lesen.

Werden die nicht einfach nur deshalb mit AH-Geschichten in einen Topf geworfen, weil Zweck der Zeitreisen häufig ist, den Verlauf der Geschichte zu verändern (wie in Carl Amerys Königsprojekt)? Für sich genommen macht das in meinen Augen aber noch keine AH-Geschichte aus.

Das ist zwar grundsätzlich richtig, wird aber der Tatsache nicht gerecht, daß hier häufig sehr komplexe historische Zusammenhänge konstruiert werden.
Ich sehe bei den Zeitreisegeschichten einen hohen Verflechtungsgrad mit der SF und bin auf den Literaturwissenschaftler gespannt, der ein handhabbares Selektionskriterium erarbeitet. :o

#256 Konrad

Konrad

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Geschrieben 28 August 2011 - 09:00

Ich würde klar dagegen plädieren, das als Novum zu verstehen. Ich sehe eigentlich kein überzeugendes Argument, das dafür spricht, den Begriff "Novum" in diese Richtung so stark zu erweitern.

Außer dem vielleicht, daß die SF dann die AH komplett vereinnahmen kann. :o

#257 simifilm

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Geschrieben 28 August 2011 - 09:17

Außer dem vielleicht, daß die SF dann die AH komplett vereinnahmen kann. :o


Es ist ja wohl unbestritten, dass zahlreiche AH-Romane ohnehin SF (oder zumindest eindeutig wunderbar) sind, weil der alternative Geschichtsverlauf durch ein Novum erzeugt wird. Aber dann gibt es eben auch Beispiele, an denen gar nichts SF-Artiges ist und die gemeinhin auch nicht als SF bezeichnet. Ich sehe keinen Grund, warum diese Romane mit aller Macht zur SF schlagen sollte. Es sei denn, man betreibt tatsächlich eine Art von Genre-Imperialismus, wie Du es ja auch andeutest.

Insgesamt sehe ich Ähnlichkeiten bei der Frage, wie AH und SF zusammenhängen, Ähnlichkeiten mit dem Verhältnis von SF und Utopie. In beiden Fällen gibt es zahlreiche Beispiele, wo sich die Gattungen überschneiden, es gibt auch gewisse historische und strukturelle Überschneidungen, identisch sind sie deswegen aber nicht.

Zu AH und Literaturwissenschaft noch zwei Hinweise: Meines Wissens ist das Gebiet noch nicht sehr erforscht, mir selbst sind nur zwei Arbeiten zu dem Thema bekannt.

Helbig, Jörg: Der parahistorische Roman: Ein literarhistorischer und gattungstypologischer Beitrag zur Allotopieforschung. Frankfurt a. M./Bern/New York/Paris 1988.
Durst, Uwe: „Zur Poetik der parahistorischen Literatur“. In: Neohelicon. Jg. 31, Nr. 2, 2004, 201-220.

Den Artikel von Durst habe ich als PDF und kann ihn bei Interesse zuschicken.

Bearbeitet von simifilm, 28 August 2011 - 09:19.

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#258 Konrad

Konrad

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Geschrieben 28 August 2011 - 09:43

Es ist ja wohl unbestritten, dass zahlreiche AH-Romane ohnehin SF (oder zumindest eindeutig wunderbar) sind, weil der alternative Geschichtsverlauf durch ein Novum erzeugt wird. Aber dann gibt es eben auch Beispiele, an denen gar nichts SF-Artiges ist und die gemeinhin auch nicht als SF bezeichnet. Ich sehe keinen Grund, warum diese Romane mit aller Macht zur SF schlagen sollte. Es sei denn, man betreibt tatsächlich eine Art von Genre-Imperialismus, wie Du es ja auch andeutest.

Wie siehst du denn den Versuch, ein thematisch so enges Gebiet als "Genre" einzuzäunen?
Seitdem "Cyberpunk" als Genre intensiv vermarktet wird, ist m.E. eine Verarmung der Romane, eine gewisse Sterilität, erkennbar.

#259 †  a3kHH

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Geschrieben 28 August 2011 - 09:45

Genre-Imperialismus

:rofl1:
Ich stelle immer mehr fest, daß es heutzutage (oder jemals ?) keine festgefügten Schubladen zur Genre-Einteilung gibt. Das Modell von ineinander verschwimmenden Kugeln mit einer Eulerschen Häufigkeitsverteilung als Maß der Genre-Zugehörigkeit scheint auch bei dieser Diskussion deutlich besser zu greifen.

#260 Konrad

Konrad

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Geschrieben 28 August 2011 - 09:50

:rofl1:
Ich stelle immer mehr fest, daß es heutzutage (oder jemals ?) keine festgefügten Schubladen zur Genre-Einteilung gibt. Das Modell von ineinander verschwimmenden Kugeln mit einer Eulerschen Häufigkeitsverteilung als Maß der Genre-Zugehörigkeit scheint auch bei dieser Diskussion deutlich besser zu greifen.

Kugeln?
Das wäre aber ein sehr armseliger Eigenschaftsraum... :D

#261 †  a3kHH

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Geschrieben 28 August 2011 - 09:54

Kugeln?
Das wäre aber ein sehr armseliger Eigenschaftsraum... :rofl1:

Mathematiker bewegen sich eh im n-dimensionalen Raum, von daher ist das schon richtig so. Ganz davon abgesehen ist das entstehende Bild allgemeinverständlich.

#262 Konrad

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Geschrieben 28 August 2011 - 10:06

Mathematiker bewegen sich eh im n-dimensionalen Raum, von daher ist das schon richtig so. Ganz davon abgesehen ist das entstehende Bild allgemeinverständlich.

Vielleicht aber auch etwas zu simpel, um die Nachbarschaftsrelationen richtig erfassen zu können. :rofl1:

#263 †  a3kHH

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Geschrieben 28 August 2011 - 10:26

Vielleicht aber auch etwas zu simpel, um die Nachbarschaftsrelationen richtig erfassen zu können. :D

Nö. Denk' das mal durch. Und außerdem sind alle genialen Ideen im Prinzip simpel. :rofl1:

#264 Konrad

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Geschrieben 28 August 2011 - 11:14

Nö. Denk' das mal durch. Und außerdem sind alle genialen Ideen im Prinzip simpel. :D

Ok, hab' ich; bin aber immer noch nicht überzeugt. :rofl1:
Kugeln gehören zu Spezialfällen von Körpern, bei denen sich der Schwerpunkt immer innerhalb der Hülle befindet.
Wieso glaubst du, daß dies bei Genrekörper zutrifft?

Bearbeitet von Konrad, 28 August 2011 - 11:25.


#265 Anubizz

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Geschrieben 28 August 2011 - 11:26

Zu The Man in the High Castle:

Da ist dir aber ein sehr wichtiger Aspekt des Romans offenbar komplett durch die Lappen gegangen.
Die "Engführung" der Welten ist doch die Kirsche in der kompositorischen Glanzleistung.

Öhm, es ging mir oben nicht darum, sämtliche wichtigen Aspekte des Romans aufzuzählen. Meines Erachtens reicht es für die Definition von Alternativgeschichte grundsätzlich aus, wenn a) die Erzählung in einem Setting spielt, welches auf einem von der realen Geschichte signifikant abweichenden Geschichtsverlauf basiert. Und b) dieses Setting muss explizit thematisiert werden, d.h. der alternative Geschichtsverlauf muss Konsequenzen für Handlung, Charaktere etc. haben. Der weitere kompositorische Aufbau tut in meinen Augen erstmal nichts zur Sache - also zu der, ob es sich um AH handelt.

#266 †  a3kHH

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Geschrieben 28 August 2011 - 11:41

Ok, hab' ich; bin aber immer noch nicht überzeugt. :rofl1:
Kugeln gehören zu Spezialfällen von Körpern, bei denen sich der Schwerpunkt immer innerhalb der Hülle befindet.
Wieso glaubst du, daß dies bei Genrekörper zutrifft?

Du meinst, der Genreschwerpunkt ist außerhalb des Genres ?
Außerdem hast Du den Euler nicht visualisiert.

#267 Konrad

Konrad

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Geschrieben 28 August 2011 - 11:45

Zu The Man in the High Castle:

Öhm, es ging mir oben nicht darum, sämtliche wichtigen Aspekte des Romans aufzuzählen. Meines Erachtens reicht es für die Definition von Alternativgeschichte grundsätzlich aus, wenn a) die Erzählung in einem Setting spielt, welches auf einem von der realen Geschichte signifikant abweichenden Geschichtsverlauf basiert. Und :rofl1: dieses Setting muss explizit thematisiert werden, d.h. der alternative Geschichtsverlauf muss Konsequenzen für Handlung, Charaktere etc. haben. Der weitere kompositorische Aufbau tut in meinen Augen erstmal nichts zur Sache - also zu der, ob es sich um AH handelt.

Ich dachte, wir diskutieren hier die Überschneidungen mit der SF und anderen Genren.
Eine Parallelweltgeschichte ist nun mal auch eine Unterform der SF und somit eine Überschneidung.
Außerdem muß man bei einer Parallelweltgeschichte natürlich darüber diskutieren, wann man bei einer alternativen Wirklichkeit noch von einer AH sprechen kann und wann es keine AH mehr ist.

Bearbeitet von Konrad, 28 August 2011 - 13:04.


#268 Konrad

Konrad

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Geschrieben 28 August 2011 - 11:54

Du meinst, der Genreschwerpunkt ist außerhalb des Genres ?
Außerdem hast Du den Euler nicht visualisiert.

Ich meinte die konjunktive Verknüpfung von Eigenschaften einer Genredefinition, der sich nicht notwendigerweise im Genre befinden muß.
Es ging mir nicht um den Euler, sondern um die Kugel. :rofl1:

Bearbeitet von Konrad, 28 August 2011 - 12:14.


#269 Ulrich

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Geschrieben 28 August 2011 - 16:02

Es ist ja wohl unbestritten, dass zahlreiche AH-Romane ohnehin SF (oder zumindest eindeutig wunderbar) sind, weil der alternative Geschichtsverlauf durch ein Novum erzeugt wird. Aber dann gibt es eben auch Beispiele, an denen gar nichts SF-Artiges ist und die gemeinhin auch nicht als SF bezeichnet. Ich sehe keinen Grund, warum diese Romane mit aller Macht zur SF schlagen sollte. Es sei denn, man betreibt tatsächlich eine Art von Genre-Imperialismus, wie Du es ja auch andeutest.

In der Regel werden AH zur SF gezählt. Aber da finde ich deine Meinung durchaus sinnvoll, ob wirklich alle AH automatisch SF sein sollten.

Zu AH und Literaturwissenschaft noch zwei Hinweise: Meines Wissens ist das Gebiet noch nicht sehr erforscht, mir selbst sind nur zwei Arbeiten zu dem Thema bekannt.

Helbig, Jörg: Der parahistorische Roman: Ein literarhistorischer und gattungstypologischer Beitrag zur Allotopieforschung. Frankfurt a. M./Bern/New York/Paris 1988.
Durst, Uwe: „Zur Poetik der parahistorischen Literatur“. In: Neohelicon. Jg. 31, Nr. 2, 2004, 201-220.

Den Artikel von Durst habe ich als PDF und kann ihn bei Interesse zuschicken.

Ich habe mal die Erfahrung gemacht, dass Sprach- und Literaturwissenschaftlicher einer Universität, die sich mit Phantastik beschäftigen, nicht an dem Wissen von SF-Lesern interessiert sind, wenn diese nicht entsprechendes studiert haben. Dabei haben einige Leser umfangreiches Wissen über Geschichte und Themen der Science Fiction.
Außerdem schlug ein bekannter Utopieforscher den amerikanischen Autor Philip K. Dick zur technikorientierten Science Fiction, was ganz einfach falsch ist.
Das also zwei negative Beispiele wie wenig Forschung z.B. für Seiteneinsteiger offen sein kann.

#270 simifilm

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Geschrieben 28 August 2011 - 18:50

Wie siehst du denn den Versuch, ein thematisch so enges Gebiet als "Genre" einzuzäunen?
Seitdem "Cyberpunk" als Genre intensiv vermarktet wird, ist m.E. eine Verarmung der Romane, eine gewisse Sterilität, erkennbar.


Wie ich das sehe? Die eigentliche Frage, bei der es in dieser Debatte im Kern geht, ist, von welchem Genrebegriff man ausgeht. Vereinfacht gesagt gibt es zwei Auffassungen davon, was ein Genre ist und zu leisten hat, und diese schliessen sich im Prinzip gegenseitig aus:

- Wenn Du von einem historischen Genrebegriff ausgehst, fragst Du, welche Genrebegriffe und -konventionen zu einem gewissen Zeitpunkt als solche wahrgenommen wurden. Das geht es um Fragen wie, wann sich welche Konventionen herausbilden, inwieweit gewisse Werke - von den Lesern, Autoren, Verlegern, Rezensenten etc. - als zusammengehörig empfunden wurden und aufeinander einwirken. Wenn man Genres so fassen will, betreibt man letztlich immer Literaturgeschichte und schaut ganz konkret, wie bestimmte Texte miteinander im Zusammenhang stehen. Dieser Ansatz ist auch umso ergiebiger, je kleiner Gruppe ist, denn historische Genres wandeln sich fortlaufend.

- Wenn Du dagegen von einem systematischen Ansatz ausgehst, dann geht es darum, ein Raster zu finden, in das man die Werke möglichst einteilen kann. Dann ist die Frage, wer wann ein bestimmtes Werk als einer bestimmten Gattung zugehörig wahrgenommen hat, zweitrangig. Stattdessen stehen saubere Definitionen im Vordergrund, die es bei einem historischen Ansatz nie geben kann.

In diesem Sinne: Wenn AH erfolgreich als eigenständiges Genre vermarket wird und sich bestimmte Konventionen herausbilden, dann ist sie auch ein historisches Genre. Wie lange dieses Genre am Leben bleibt und wie einflussreich es ist, wird sich freilich erst in der Zukunft zeigen.

:rofl1:
Ich stelle immer mehr fest, daß es heutzutage (oder jemals ?) keine festgefügten Schubladen zur Genre-Einteilung gibt. Das Modell von ineinander verschwimmenden Kugeln mit einer Eulerschen Häufigkeitsverteilung als Maß der Genre-Zugehörigkeit scheint auch bei dieser Diskussion deutlich besser zu greifen.


Im Grunde gab es die festgefügten Schubladen nie. Es kann bei Genres längere Zeit der Stabilität geben, aber wenn man genau hinschaut, sieht man selbst bei scheinbar so festgefügten Genres wie dem Western grosse Unterschiede; ein Western der 30er Jahre unterscheidet sich in vielem deutlich von einem der 50er oder der 70er Jahre.


In der Regel werden AH zur SF gezählt. Aber da finde ich deine Meinung durchaus sinnvoll, ob wirklich alle AH automatisch SF sein sollten.

Ich habe mal die Erfahrung gemacht, dass Sprach- und Literaturwissenschaftlicher einer Universität, die sich mit Phantastik beschäftigen, nicht an dem Wissen von SF-Lesern interessiert sind, wenn diese nicht entsprechendes studiert haben. Dabei haben einige Leser umfangreiches Wissen über Geschichte und Themen der Science Fiction.
Außerdem schlug ein bekannter Utopieforscher den amerikanischen Autor Philip K. Dick zur technikorientierten Science Fiction, was ganz einfach falsch ist.
Das also zwei negative Beispiele wie wenig Forschung z.B. für Seiteneinsteiger offen sein kann.


Dieser Teil des Posts war eigentlich an Konrad gerichtet, der hier sein Interesse geäussert hat, ob es auf Seiten der Literaturwissenschaft schon etwas zum Thema gibt.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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