Beverly schrieb am 16.08.2011, 20:11:
Der "Kanon" - das Perryversum - gehört zu einem der interessantesten SF-Universen und die Future History vom Solarem Imperium, dessen Zerfall und Untergang bis zur Liga Freier Terraner hat auch was für sich. Selbst die an sich unselige Erhöhung der Hyperimpedanz lieferte im Odysee-Zyklus den Hintergrund für ein interessantes Setting - Leben und Intelligenz drohen aus dem Universum zu verschwinden, was tun?
Nachtrag: ich habe auch deswegen zu den Heyne-Zyklen gegriffen, weil sie im Perryversum spielten. Die Mängel liegen in der z. T. grottigen Umsetzung an sich guter Ideen und in der sehr stark schwankenden Qualität der einzelnen Romane. Es ist so als ob ihn das Gespür fehlte, Sinn und Unsinn zu trennen und bei Unsinn den Rotstift anzusetzen. Oder auch auf Autoren zu verzichten, denen am Projekt herzlich wenig lag.
Was da bei Perry Rhodan NEO besser werden soll, ist mir allerdings ein Rätsel.
Das ist auch mir ein Rätsel. Was die Entscheider da geritten hat, kann ich mir auch beim besten Willen nicht vorstellen. Obwohl ich das eigentlich recht gut kann, denn mit der Analyse, warum jemand etwas gemacht hat, verdiene ich aktuell meinen Lebensunterhalt. Das schließt auch und gerade soziale und wirtschaftliche Problematiken ein. Das Perryversum ist sicher ein riesiges Konglomerat aus Lebewesen, Raumzeit-Koordinaten (Orte würde bei den vielen Zeitreisen zu kurz greifen) und Ereignissen, aber das bestätigt doch eigentlich nur das Interesse der Leser, denn sonst hätten sie sicher nicht 50 Jahre lang mitgemacht und die Serie wäre schon lange zu Ende erzählt.
Ich hätte ja Verständnis, wenn man wegen des langsamen Aussterbens der serientreuen Fans (ich hab Band 1 mit 13 Jahren vom Taschengeld gekauft, kann also nicht mehr so lange dauern, wenn ich keinen Zellaktivator finde) und angesichts der schwer zu vermittelnden Komplexität mit dem Stamm teilweise guter Autoren etwas Neues gemacht hätte. Das hätte in meinen Augen eine reelle Chance gehabt, die Autoren weiter zu ernähren und die Leser zu erfreuen.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Dass an PR dringend etwas geändert werden müsste, ist für mich eine traurige Erkenntnis, die ich aus den letzten Zyklen überdeutlich gewonnen habe. Ich erkenne meine Serie immer weniger wieder. Es ist mehr eine Fantasy-Story mit teilweise sehr düsteren Einsprengseln geworden, wohl dem vermeintlichen Zeitgeschmack (von Geist mag ich in dem Zusammenhang nicht sprechen) geschuldet.
Ich hätte schon erwartet, dass man die Ressource Perryversum entweder weiter für bessere und durchdachtere Erzählungen nutzt - nicht immer nur fast unüberwindliche Bedrohung für Terra aufbauen, 100 Hefte lang durchquälen und am Ende im Tontauben- oder Psi-Modus alles mit links retten und vor allem resetten, damit bloß keine bleibende Entwicklung aufkommt - oder eben ganz neu anfängt.
Hier fehlen einfach echte Visionen. Die Damen und Herren Autoren und Redakteure sollten sich mal kreativ und visionär zeigen, dann hätten sie zumindest eine Chance auf Besserung. Aber wer dasselbe Kind in dieselbe Badewanne setzt und die Geschichte im Vertrauen auf gutes Marketing (mit einer Bauchbinde, auf der "NEO" steht) neu und anders erzählt, kann das Kind auch gleich mit dem Bade ausschütten. Auf mittlere Frist kommt das nach meiner Auffassung auf das Gleiche heraus.
Dass man einen Aufguss einer schon erzählten Geschichte macht, hilft weder dem Neuen noch dem Alten. Schließlich erfährt der Leser nichts wirklich Neues - oder es wird ein Etikettenschwindel. Ich hab auch wirklich versucht, alle sehr umfangreichen Diskussionen hier und im Verlagsforum einigermaßen konzentriert zu verfolgen, aber ich fand nirgends ein Statement der Redaktion oder der Autoren, warum der Muckefuck namens Perry Rhodan NEO klug und sinnvoll sein soll bzw. was man sich dabei gedacht hat.
Wenn man das überhaupt hat. Mich erinnert diese Planung der Verantwortlichen mehr an das aktionistische Getue von Merkel, Sarkozy und Co. mit dem sie gerade die sogenannte Finanzkrise "bekämpfen" - das funktioniert auch nicht.
Beim aktuellen Stand meiner Information sehe ich nur einen Lichtblick: Ich könnte durch diese Entscheidung der Verantwortlichen endlich meine trotz vieler Enttäuschungen gerade in den letzten zehn Jahren noch immer vorhandene PR-Abhängigkeit besiegen...