Hi Leibowitz
@allgemein
Zunächst einmal finde ich diese Diskussion keinesfalls hinfällig.
Im Gegenteil, man kann von guten Texten ebenso viel lernen, wie von vermeintlich schlechten.
Und dann ein Sorry an dich, Leibowitz
Okay, eine erbetene "Analyse", keine geforderte
Spaß beiseite:
Das erste Wort "Hi" ist eine alltägliche Ansprache. Ich persönlich mag sie nicht sonderlich, da sie in vielen Serien inflationär gebraucht wird. Als Leser direkt so angesprochen zu werden, mag ich nciht sonderlich, ist aber eine reine Geschmascksfrage.
Zu diesem ersten Wort kommt natürlich der erste Satz / Absatz hinzu, um einen Gesamteindruck zu bekommen.
Ja, die erste Zeile meiner KG "I´m in love with my car" ist auch nicht gerade der Brüller
Als "Entschuldigung" kann ich hier nur anführen, das sie ein Sequel zur KG "Das Jucken" ist, die beide in direktem Zusammenhang stehen.
In einer Antho würden sie also direkt hintereinander kommen.
Aber erstklassige Beispiele erster Sätze / Anreden, für personale Erzähler sind nach meiner Meinung Andreas Eschbach "Der letzt seiner Art" und Anthony Burgess "Clockwork Orange".
Das sind zwei wahre Meisterstücke der Einführung eines Ich-Erzählers und der persönlichen Ansprache an den Leser.
An den beiden muss sich bei mir jeder "Ich-Erzähler" leider messen lassen.
Meine Idee wäre, wenn der Roman nicht schon veröffentlich wäre, folgende:
"Lieber Polizist (oder auch Polizistin? Ich weiß ja nicht, wer diese Papiere zuerst in die Finger bekommt)
Wenn Sie diese Zeilen lesen, bin ich tot.
Freiwillig tot, wie ich übrigens betonen möchte.
Ich habe mir die Suppe selber eingebrockt, und nun löffele ich sie auch ganz alleine aus.
Meinen Ausweis finden sie auf dem Tisch neben mir, dazu noch ein paar zahnärztliche Unterlagen, um Ihnen die Arbeit zu erleichtern.
Let´s make things better and easyer, okay?"
Das Mitfühlen mit der Hauptfigur / dem Erzähler einer Geschichte finde ich persönlich von beiden Seiten des Schreibtisches aus als unabdingbar.
Helden kann man auch hassen, Bösewichter lieben ...
Aber so gar nichts empfinden?
Warum sollte ich mir dann die Geschichte überhaupt durchlesen?
Ist doch kein Sachbuch
Der Vorgriff kam mit dem Hinweis auf die schreckliche Tat.
Okay, kann funkitionieren.
Aber nur, wenn dieser Hinweis nicht einem Wust schlechten Textes verloren geht.
Das ich mit diesem Vorgriff unter anderem nicht zurecht gekommen bin, mag tatsächlich an meiner Art zu lesen liegen.
Texte, die mich wirklich beißen, lese ich voller Genuss.
Rund um die Uhr, an den unmöglichsten Orten
Texte, die mich weniger packen, lese ich zumindest abends im Bett.
Immerhin benötige ich so für ein Buch von der Spitzen- bis runter zur besseren Mittelklasse je nach Stärke etwa 4 Tage.
Alle Texte für die ich länger brauche sind ... hm ... nicht ganz so prickelnd.
Da kommt dann wirklich viel Querlesen zum Einsatz.
Was den schwulen Nebencharakter betrifft:
Das ist eine Behauptung seitens des Autoren.
Finde ich unschön gelöst.
Ich kenne sehr viele homosexuelle Menschen.
Eine derartige "Abfertigung" finde ich als Leser da schon beinahe respektlos, auch mir als lesende "Hete" gegenüber
Mein Vorschlag wäre hier:
"Er war immer in sauteure Klamotten gekleidet, die Hosen so maßgeschneidert, dass seine Arschbacken wie zwei vakuumverpackte Würstchen wirkten. Sein Gang war genauso weich wie seine Haut aussah, und seine Finger waren immer gut manikürt.
Unbewusst wartete ich auf den Moment, wo er mir an die Wäsche gehen, oder mir gestehen würde, dass er auf den netten Herrn vom Kiosk nebenan ein Auge geworfen habe.
Kam aber nie.
Und mein Verdacht blieb ein Verdacht."
Der Vorschlag war, genau wie der weiter oben, ad hoc, aus der Hüfte geschossen, ohne großes Hirnschmalz.
Also ist der Autor des ursprünglichen Textes in meinen Augen mir gegenüber respektlos, weil er sich offenbar keine Mühe machte mir etwas aus seiner Welt zu zeigen, sondern einfach nur behauptete.
Wie auch bei schlechten Rezensionen, habe ich hier versucht bei der Sache zu bleiben, den Text zu zerpfücken, den Autoren aber unbeschadet zu lassen.
Gewünscht hätte ich mir eine Diskussion mit Toni.
Daher auch die "Kneipenbilder", die meinen Verriss etwas mildern sollten.
Aber außer einem kurzen Besuch auf meinem Profil war er (sie?) wohl nicht mehr hier?
Schade, aber wir diskutieren hier ja auch ganz gut, und vor allem (für mich, ich bin eben ein Egoist
) sehr lehrreich und interessant
LG
Dirk
Bearbeitet von Dirk, 23 August 2011 - 14:27.