Prototypen und andere Unwägbarkeiten
#1 Gast_Dirk_*
Geschrieben 25 September 2011 - 09:15
#2
Geschrieben 25 September 2011 - 10:17
Ich beginne mit Christian Endres und seiner Geschichte Das erste Orakel.
Die Geschichte baut eine schön routinierte Atmosphäre auf. Da werden geschickt die richtigen Knöpfe gedrückt, dass man sich gleich in einem epischen, großen Rahmen wiederfindet. Die Pointe ist ein lustiger Kontrast dagegen, so dass mich das alles an Eschbachs "Haarteppichknüpfer" in der Gartenzwerg-Version erinnert hat.
Auf der anderen Seite scheint mir der Stil etwas roh zu sein, so als wäre die Geschichte in einer Nachtschicht ohne Nachschleifen heruntergeschrieben worden. Da hätte man durchaus nochmal den Hobel ansetzen können.
Insgesamt ein netter Einstieg, aber ich hoffe auf Steigerung.
Bearbeitet von Naut, 25 September 2011 - 10:17.
#3 Gast_Dirk_*
Geschrieben 25 September 2011 - 11:32
Mir gefällt der nahezu philosophische Ansatz.
Was ist wichtger? Das Ende der Suche, oder die Suche selber?
Ja, ich hatte auch das Gefühl zuerst einen Teilaspekt eines epischen Romans einzutauchen. Also ist die Atmosphäre auf den wenigen Seiten einer Kurzgeschichte sehr gut eingefangen worden.
Die Schlusspointe hat mir erst ein breites Grinsesn, und dann ein herzhaftes Lachen entlockt.
Sehr gut gemacht, weil das Ende mit seinem Twist wirklich unerwartet kommmt.
In meinen Augen ein gelungener Einstieg, der Spaß machte.
Bearbeitet von Dirk, 25 September 2011 - 11:33.
#4
Geschrieben 25 September 2011 - 11:51
http://sternenportal.org/
http://slo-faster-graphics.org/
https://bsky.app/pro...ter.bsky.social
https://www.facebook.../lothar.bauer01
-
• (Film) als nächstes geplant: Equi
#5
Geschrieben 25 September 2011 - 12:36
who the hell took my roof and ceiling?
#6 Gast_Dirk_*
Geschrieben 25 September 2011 - 12:39
Dadurch, dass wir zu dieser Anthologie von Harald eingeladen wurden, das Lektorat zwischen Verlag und jeweiligem Verfasser hinter verschlossenen Türen abgelaufen ist, und wir somit keine der anderen Storys kennen, glaube ich schon, dass wir unvoreingenommen daran gehen können.
Bin ja auch beteiligt, und lasse mich gerade deswegen gerne überraschen
Bearbeitet von Dirk, 25 September 2011 - 12:40.
#7
Geschrieben 25 September 2011 - 14:59
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#8 Gast_Dirk_*
Geschrieben 25 September 2011 - 15:08
Hi Dirk (und alle),
ich bin etwas unschlüssig hinsichtlich der Idee, jetzt schon einen Lesezirkel zu veranstalten.
Natürlich will man als Beteiligter das Buch möglichst schnell lesen. Aber ich fände es schön, wenn auch "Nur-Leser" reichlich teilnehmen würden. Und die haben das Buch vielleicht noch nicht oder sind nicht bereit, alle anderen stehen und liegen zu lassen, um sich gleich die Prototypen zu Gemüte zu führen.
Die Prototypen sind ja auch für den nächsten Neuerscheinungslesezirkel nominiert. Wenn sie gewählt werden sollten, wäre es allerdings erst im November so weit, sie zu lesen. Das ist vielleicht zu spät.
Wie wäre es als Kompromiss, den offenen Lesezirkel am 01.10. oder 05.10. zu beginnen. Dann haben alle, die teilnehmen wollen, noch ein paar Tage Zeit, sich das Buch zu beschaffen?
Hi Methom
Ich habe nicht gewusst, dass das Buch für den Neuerscheinungslesezirkel nominiert ist
Zudem hätte ich auch nie damit gerechnet, dass hier so schnell losgeschossen wird (wir kommen in Frieden lasst euere Wasserpistolen ruhig stecken)
Scusi,
Dirk
#9
Geschrieben 26 September 2011 - 07:01
Hmm, wenn ich noch so lange warte, bin ich mit dem Buch durch und habe dann wieder keine Lust, etwas dazu zu schreiben. Und normalerweise sind die Lesezirkel meinem SUB voraus & warten dann auch nicht auf michHi Dirk (und alle),
ich bin etwas unschlüssig hinsichtlich der Idee, jetzt schon einen Lesezirkel zu veranstalten.
Natürlich will man als Beteiligter das Buch möglichst schnell lesen. Aber ich fände es schön, wenn auch "Nur-Leser" reichlich teilnehmen würden. Und die haben das Buch vielleicht noch nicht oder sind nicht bereit, alle anderen stehen und liegen zu lassen, um sich gleich die Prototypen zu Gemüte zu führen.
Die Prototypen sind ja auch für den nächsten Neuerscheinungslesezirkel nominiert. Wenn sie gewählt werden sollten, wäre es allerdings erst im November so weit, sie zu lesen. Das ist vielleicht zu spät.
Wie wäre es als Kompromiss, den offenen Lesezirkel am 01.10. oder 05.10. zu beginnen. Dann haben alle, die teilnehmen wollen, noch ein paar Tage Zeit, sich das Buch zu beschaffen?
Nee, ich werde hier weiter schreiben, und sollte "Prototypen" im regulären LZ gelesen werden, stehe ich für meine Story natürlich Rede und Antwort.
Weiter geht's:
Dirk Gansers Geschichte gefiel mir durch ihren langsamen, sorgfältigen Aufbau. Da waren ein paar schöne Momente und Bilder drin, besonders die Annäherung ans Zentrum.
Nicht so gut gefallen hat mir, dass der Plausibilitätsunterbau dem Ernst des Themas eigentlich nicht angemessen ist - meiner Meinung nach:
Was mir hier auch schon auffällt: Das Korrektorat hätte noch besser sein können. Bitte nicht falsch verstehen, für ein Kleinverlagsbuch ist das ganze sehr ordentlich und muss sich nicht hinter aktuellen Massenprodukten verstecken, aber hier und da sind dann doch kleine Satzfehler, Rechtschreibfehler oder Wortwiederholungen, die eigentlich vermeidbar gewesen wären.
Sven Klöppings Entwicklungsplanet bringt gleich einen krassen Kontrast zur vorigen Geschichte. Augenfällig sofort Klöppings Absicht, mit Sprache zu spielen, zu provozieren. Das ist bestimmt nicht jedermanns (oder -fraus) Sache, im Gegenteil: Sein Hang zu seltsam unangemessenen Angelismen (und dann wieder nicht) und die weitgehend Dialoglose Egoperspektive fordern den "klassischen" Genreleser schon etwas mehr. Mir hat aber schon Jasper Nikolaisens Beitrag in "Emotio" gefallen, daher mag ich auch diese, ähnlich gelagerte Story. Gut!
Miriam Pharo geht es wieder ruhiger, klassischer an. Ihr Endzeitportrait fügt sich gut in die lange Reihe thematisch ähnlicher Geschichten ein, die Stimmung ist entsprechend trist und melancholisch. Die Doppelpointe ist vielleicht nicht neu, in der Kombination kannte ich sie aber noch nicht. Hat mir gefallen.
Es folgt Der Tag der Zikade von Lucas Edel. Lucas' Geschichten haben ja ot etwas Melancholisches, und mit "alten" Protagonisten hat er sich auch schon mehr als einmal befasst. Aber die vorliegende Geschichte erscheint mir in seinem Werk am besten ausgereift. Lucas verbindet Wehmut mit einem passenden, leicht pathetischen Stil, der sich so angenehm liest, dass man es erst gar nicht merkt. Toll, ein Highlight der Anthologie für mich.
Bearbeitet von Naut, 26 September 2011 - 17:55.
#10
Geschrieben 26 September 2011 - 19:10
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#11
Geschrieben 26 September 2011 - 20:21
Dirk Ganser - Das ferne Leuchten
Ich fühlte mich unwillkürlich an Stalker erinnert, was sicherlich auch durch die Wahl des geographischen Settings beeinflusst war. Die beiden Handlungsbögen -Liebesgeschichte und Wissenschaftsdesaster- waren recht gut vermischt. Kein Infodump, jedenfalls meistens nicht. Das Ende, ein dritter Handlungsbogen, hätte etwas kürzer und weniger mit dem Holzhammer sein können. Durch Fukushima erhält die Story einen aktuellen Bezug. Ich stimme Naut zu, der "technische" Unterbau hätte etwas präziser recherchiert sein können, die XXXXXX (ich will nicht spoilern) waren nicht notwendig,eine natürliche Variante hätte es auch getan. Dennoch las sich die Geschichte flüssig und angenehm, mit einigen sehr schönen Bildern.
Sven Klöpping - Der Entwicklungsplanet
Typisch Klöpping, möchte man sagen. Wortkonstrukte und hektische Satzfolgen werden einem um die Augen gehauen. Kann man mögen. Die Storyline selber gefiel mir gut.
Miriam Pharo - Der Junge
Eine ich-perspektivische Geschichte mit unerwartetem Ende. Die Erklärung für das Verhalten der Hauptfigur kam etwas sehr abrupt, was der Geschichte selber jedoch keinen Abruch tut. Sie ist flüssig geschrieben, hält schön das Tempo und zieht den Leser mit. Gefällt mir sehr gut.
Lukas Edel - Der Tag der Zikade
ein Highlight, für wahr, wenn auch nicht das Highlight. Das stammt für mich von Thorsten Küper. Lukas´ Geschichte berührt, man nimmt Anteil, die Story strebt konsequent auf das Ende zu und enttäuscht nicht die Erwartung des Lesers.
Ich habe mich an Silent Running erinnert, obwohl die Handlung des Filmes so gar nichts mit der Story zu tun hat. Doch das Grundgefühl des Filmes kommt dem der Story recht nahe.
Frank Lauenroth - Goldene Zeiten
Schön durchdacht, clever konstruiert, macht definitiv Spass beim Lesen und lässt nur kurz am Ende den Leser stolpern. Eine Unwägbarkeit, die innerhalb der Story geschickt umgangen wurde, wird am Ende schlicht ignoriert. Trotzdem ein Lesevergnügen.
Ich bin zwar mit dem Buch schon durch, warte aber erst einmal auf die Meinungen anderer.
Bearbeitet von Frederic Brake, 27 September 2011 - 17:20.
who the hell took my roof and ceiling?
#12
Geschrieben 27 September 2011 - 07:06
Na, Du bist ja schnell![...]Ich bin zwar mit dem Buch schon durch, warte aber erst einmal auf die Meinungen anderer.
Heute Morgen gelesen: Goldene Zeiten von Frank Lauenroth. Alfred schrieb kürzlich mal, dass sich die derzeitige deutsche SF schon mit dem "Golden Age" vergleichen lässt. Hier stimmt das: "Goldene Zeiten" hätte auch ein 40er-Jahre-Brotjob von Bradbury oder Clarke sein können. Das ist kurz, pointiert und bei näherer Betrachtung sehr sorgfältig entworfen. (Mich würde mal die "Unwägbarkeit" interessieren, die Frederic hier gefunden hat, mir ist nämlich nichts aufgefallen.)
#13
Geschrieben 27 September 2011 - 08:21
Bis zu diesem Punkt gefällt mir aber Lucas Geschichte am besten. Sie ist dramatisch, melancholisch, und mehr als ordentlich inszeniert. Mein Highlight kommt noch
#14 Gast_Dirk_*
Geschrieben 27 September 2011 - 16:35
#15
Geschrieben 27 September 2011 - 17:19
Die Unwägbarkeit ist (aus meiner Sicht), dass der Knall beim Gewehr ertönt, die Kugel aber ganz woanders ist. Das wirkt schon sehr... zurechtgebogen.
öhm ... Nö!
Bewegung ist das Stichwort.
who the hell took my roof and ceiling?
#16
Geschrieben 28 September 2011 - 09:10
#17
Geschrieben 28 September 2011 - 09:18
Eigentlich waere das Buch auch auf der Liste fuer den Novemberlesezirkel gestanden...
Stimmt, aber der Hinweis konnte diesen Thread nicht stoppen :
Die Prototypen sind ja auch für den nächsten Neuerscheinungslesezirkel nominiert. Wenn sie gewählt werden sollten, wäre es allerdings erst im November so weit, sie zu lesen.
Ich denke aber, da können sie dann raus, wenn es hier schon den Thread gibt, oder?
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#18
Geschrieben 28 September 2011 - 11:02
Ich denke aber, da können sie dann raus, wenn es hier schon den Thread gibt, oder?
Das denke ich auch.
#19
Geschrieben 28 September 2011 - 11:14
#20 Gast_LucEdel_*
Geschrieben 28 September 2011 - 11:43
#21
Geschrieben 28 September 2011 - 17:13
who the hell took my roof and ceiling?
#22
Geschrieben 28 September 2011 - 18:38
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#23
Geschrieben 28 September 2011 - 18:55
#24 Gast_Dirk_*
Geschrieben 28 September 2011 - 20:35
#25 Gast_LucEdel_*
Geschrieben 29 September 2011 - 06:00
#26
Geschrieben 29 September 2011 - 06:43
Thorsten Küper liefert mit Handlungsreisende ein weiteres Highlight der Anthologie. Auch wenn das Personal eher die Standardbesatzung für ähnliche Weltraumgeschichten ist, gelingt es ihm, eine entzückend böse Geschichte über eine schicksalhaft gerechte Strafe diverser "V.I.P."s zu liefern. Augenfällig bei Thorsten ist, dass er stets den Menschen in der Verantwortung sieht - seine Protagonisten kämpfen nicht in erster Linie gegen gesichtslose Firmen und Konzerne, denn in diesen Konzernen sitzen eben skrupellose, selbstsüchtige Typen an den Machthebeln. Das ist eine interessante Perspektive, quasi ein Alleinstellungsmerkmal.
#27 Gast_LucEdel_*
Geschrieben 29 September 2011 - 07:27
1. Sven Klöpping - Der Entwicklungsplanet: Schön gebaute Geschichte mit einem Helden, der mal wirklich ein gut motiviertes Ziel mitbringt. Flucht. Die Anglizismen waren mir leider zu sehr "auf's Auge gedrückt". Die Ich-Perspektive ist ok, wobei ich mich immer gefragt habe: Hat der keinen Not-Aus-Knopf? Warum schaltete er sich nicht einfach ab? Sowas muss er doch haben, man stelle sich vor er kommt in Gefangenschaft und wird gefoltert. Not-Aus mit Festplattenformatierung und das war's. Wenn er aber nur Kanonenfutter ist, dann passt es.
2. Uwe Post - Träumen Bossgegner von nacken Elfen?: Es tut mir sooooo leid, dass ich kein Online-Gamer bin, denn ich hab mich in der Story überhaupt nicht zurecht gefunden. Sorry, Uwe, mir entgehen da zu viele Anspielungen und Gags, daher kann ich nichts wertendes über die Geschichte sagen. Schade eigentlich ...
3. Niklas Peinecke - 300 PS intravenös: Amüsantes Kleinödchen aus der Naut-Schmiede. Die Figuren hätten für meinen Geschmack einen Tick tiefer werden dürfen, zumindest ein kleines Dilemma mitbringen. Ansonsten: Sauber geschriebene Monster-Mücken-Werbe-Zombie-Story und wenn ich dran denke welche Werbebotschaften man in Wespen, Hornissen oder Spinnen verpacken könnte, läuft es mir ziemlich frisch den Rücken runter.
There is more to come ...
#28
Geschrieben 29 September 2011 - 20:28
frech. berührend. sentimental. rotzig. zynisch. spannend. mitreißend.mein persönliches highlight.
Eine exellente Extrapoaltion der derzeitigen sozioökonimischen und ökologischen Tendenzen. Kapitalismus schütz nicht davor, als Eintopf zu enden.
Heidrun Jänchen - Die Isolierbox
Die Story hat ein Luxusproblem. Dadurch, dass die Stories in diesem Band auf einem hohen bis sehr hohen Niveau sind, fällt sie minimal ab gegenüber den anderen Geschichten. So als wäre sie ein Aston Martin, der sich einem Bugatti geschlagen geben muss. Ich gebe zu, der Prototypengedanke hatte sich gut versteckt. Berührend war auch diese Geschichte, das Schicksal der Violetten bleibt einem nicht fern.
Heinz Löbel - Zeiten
Ebenso wie Heidruns Geschichte bleibt sie ein kleines bisschen hinter den anderen Geschichten zurück. Auch hier greift der Rennwagenvergleich. Mit "anderen Geschichten" meine ich natürlich nicht die meine. Deren Beurteilung obliegt anderen.
Jedenfalls ist die Löbelsche Geschichte ein schönes Gedankenexperiment, dass mit der UNveränderbarkeit der Zeit spielt, sogar geschickt, verstrickt sich der Autor doch nicht in das Unmögliche des Erklären wollens.
who the hell took my roof and ceiling?
#29
Geschrieben 29 September 2011 - 22:12
Daher wäre mein Vorschlag wie oben schon angedeutet in ein paar Tagen, meinetwegen am 05.10. und sprechen dann jeden Tag über eine Story. Alternativ dazu könnte meiner Meinung nach dieser Thread verschoben werden als normaler Feedbackthread und da könnte jeder zu jeder Zeit wenn er will seine Meinung kundtun.
Ist ein offener Lesezirkel dazu geplant oder wird es "nur" einen Feedbacktrhread geben? Ich frage wegen des Novemberlesezirkels. Momentan habe ich es aus der Vorschlagsliste genommen (auch, da Harald weiter oben seiner Hoffnung Ausdruck gab, dass dann vielleicht hier mehr Leute mitmachen). Im ersteren Fall würde ich es draußen lassen, im letzteren Fall wieder mit aufnehmen.
#30
Geschrieben 30 September 2011 - 07:02
Die Isolierbox von Heidrun Jänchen. Ja, eine gute, berührende Geschichte. Aber es stimmt schon, gegen die Storys von Edel und Küper fällt sie etwas ab. Inhaltliches Problem:
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