So, ich habe Band 1 inzwischen auch durch. Meine Eindrücke in der bewährten Struktur:
The Good
Der Handlungsstrang mit John Marshall ist für mich das Beste an dem Roman. Um es mal überspitzt zu sagen: der Roman wäre vielleicht ein besserer gewesen, wenn man sich mehr auf Marshall und die Kinder des Pain Shelters konzentriert hätte und dafür den ganzen Quark mit der Geheimdienst-Verschwörung und dem Mondflug weggelassen hätte
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Dann aber hätten wir Perry Rhodan und Reginald Bull aber natürlich nicht kennen gelernt. Der Namensgeber der Serie bleibt für mich erstaunlich blaß. Man erfährt kaum was über seine Herkunft, seinen beruflichen Werdegang, seine familiären Verhältnisse, seine Neigungen und Schwächen... außer, daß er sich mal den Ehrentitel "Der Sofortumschalter" (aua!) verdient hat. Besser gezeichnet wird da sein Sidekick Reginald Bull. Mit einigen sehr geschickten Pinselstrichen erweckt Frank Borsch diesen Charakter zum Leben, und von all den Figuren dieses Romans (abgesehen von Marschall) ist Bull der lebendigste und glaubwürdigste. Von der Sorte bitte demnächst mehr!
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The Bad
Von einem Neustart der Serie hatte ich eigentlich ein wenig mehr Mut zum Risiko erwartet. Soll heißen: deutlich mehr Änderungen gegenüber dem Original, nicht einfach nur ein paar neue Jahreszahlen einsetzen und dann die gleiche Story mit anderen Worten nacherzählen. Wenn aber im Jahr 2036 ein Russe einen Amerikaner mit Worten wie "Na, du kapitalistischer Ausbeuter" anpflaumt, dann kommt es mir (der ich das Original nie gelesen habe) so vor, als habe jemand die alten Dialoge aus den Sechzigern eins zu eins übernommen, ohne sich darum zu scheren, daß in Moskau auch heute schon mehr Kapitalismus als Kommunismus gelebt wird und das vermutlich auch so bleiben wird.
Hinzu kommen ein paar Brüche in der Handlung, die mich aus dem Lesefluß gerissen haben. Hier im Thread wurde ja schon bemängelt, daß die Ermordung der Besatzung der Mondbasis durch die Aliens einfach so unter den Tisch gefallen ist. Was mich auch gewundert hat: in Rhodans Fahrzeug war ja angeblich ein nuklearer Sprengsatz versteckt (Seite 36) - hätte es dann bei der Zerstörung desselben (Seite 79) nicht eine bedeutend größere Explosion geben müssen.
Außerdem fand ich die Tatsache, daß die Aliens fließend Englisch sprachen und auch mühelos komplexe technische Sachverhalte ohne Stammeln beschreiben konnten, furchtbar retro . Auch hier hätte die Redaktion für meinen Geschmack ruhig mutiger sein können und die Kommunikation etwas beschwerlicher gestalten können.
And The Ugly
Am meisten haben mich beim Lesen die häufigen Wiederholungsfehler gestört. Wie oft ich da "...brüllte er" auf einer Seite lesen mußte - so was zeugt entweder von schlampiger Schreibe oder von nicht vorhandenem Lektorat. Würde ich ein Manuskript mit so vielen Wiederholungsfehlern bei "Rettungskreuzer Ikarus" einreichen, würde mir Irene Salzmann mit Anlauf (und völlig zu Recht) den Allerwertesten bis zur Halskrause aufreißen.
Wenn dann ausgerechnet im Namen eines der Protagonisten ein Dreckfuhler steckt (Seite 145), wundert man sich beim Lesen schon...
Alles in allem eine nette, aber belangslose Zwischendurchlektüre. Ich werde wohl noch ein, zwei Hefte lesen, um zu erfahren, wie es weitergeht - aber es hat mich noch nicht so gepackt, daß ich davon jetzt zigtausend Hefte lesen wollen würde. Mal gucken, ob es noch besser wird.
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Quelle: Perry Rhodan Neo 1 - Sternenstaub