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Cyberpunk


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53 Antworten in diesem Thema

#31 Dave

Dave

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Geschrieben 04 Juni 2004 - 18:30

Es gibt ja Romane, die sehr im Fahrwasser von †šNeuromancer†™ schwimmen, wie z.B. †šSynder†™ von Pat Cadigan. Das nimmt fast schon komische Züge an. Gerade bei so einem herausstechenden Stil wirkt es eigenartig. Ähnliches ist momentan bei den Musiksendern zu beobachten. So kann es recht cool sein, wenn sich eine Opernsängerin klassisch trainierte Heavy Metal Musiker an die Seite nimmt und in mystischer Videoatmosphäre das volle Brett gibt, wenn dann aber exakt dieses Rezept von anderen Gruppen aufgegriffen wird, kann es peinlich wirken, trotz aller Qualität.Gut gefallen hat mir vor einigen Jahren †šDatafat†™ von Simon Ings, wobei ich nicht mehr genau weiß, ob man es dem CP zuordnen kann. Ich muss es beizeiten noch einmal rauskramen.Etwas stiefmütterlich behandelt wäre da vielleicht †šSchismatrix†™ (1985) von Bruce Sterling, das reichlich kultig anmutet und eine eigenen Stil besitzt. Die Übersetzung ist im Argument Verlag erschienen und dadurch vielleicht nicht so präsent. Wohl eine ähnlich schwierige Kost wie †šNeuromancer†™.Ansonsten ist Bruce Sterling mit seiner †šSocial SF†™ ja ziemlich anstrengend. Bis zur Ermüdung. †šSchismatrix†™ würde ich als Ausnahme betrachten, irgendwo angesiedelt zwischen †šNeuromancer†™ und †šDiamond Age†™, denke ich.

#32 Rusch

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Geschrieben 04 Juni 2004 - 21:30

Deine Auswahl an Beispielen ist geschickt gewählt  http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png  ;)  :D Alle Filme sind nämlich Prä-cyberpunk, gedreht in einer Zeit, als es den Begriff des Cyberpunk noch gar nicht gab.

Eben! :bighlaugh: Ich wollte aufzeigen, dass Programmieren und virtuelle Welten durchaus ein Thema der SF waren, bevor es Cyberspace gab. Mir ist gerade noch Wargames eingefallen. Und Welt am Draht. Was ich wahnsinnig interessant finde ist die Tatsache, dass bis auf Matrix in den letzten Jahren kauf ein Film zu diesem Thema entstanden ist. Die Hochphase für solche Filme war wohl in den 70er bis zu Beginn der 80er.

#33 Rusch

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Geschrieben 04 Juni 2004 - 21:33

Ansonsten ist Bruce Sterling mit seiner †šSocial SF†™ ja ziemlich anstrengend. Bis zur Ermüdung. †šSchismatrix†™ würde ich als Ausnahme betrachten, irgendwo angesiedelt zwischen †šNeuromancer†™ und †šDiamond Age†™, denke ich.

Oh oh, das klingt ja schrecklich: Anstrengend bis zur Ermüdung. Klingt nach keinem Buch für mich. Aber Diamond Age werde ich mir bald mal vornehmen.

#34 Gast_Guest_*

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Geschrieben 04 Juni 2004 - 23:36

Ich wollte aufzeigen, dass Programmieren und virtuelle Welten durchaus ein Thema der SF waren, bevor es Cyberspace gab. Mir ist gerade noch Wargames eingefallen. Und Welt am Draht. Was ich wahnsinnig interessant finde ist die Tatsache, dass bis auf Matrix in den letzten Jahren kauf ein Film zu diesem Thema entstanden ist. Die Hochphase für solche Filme war wohl in den 70er bis zu Beginn der 80er.

Ein nicht-filmisches Beispiel zum Cyberspace sind die Ideen Stanislaw Lems aus den sechziger Jahren. Also, lange bevor es den Begriff des Cyberspace gab. Was die Filme betrifft: Stellenweise haben mich die Computeranimationen, die den Cyberspace verdeutlichen sollen, nicht wirklich überzeugt. wie man am besten so etwas darstellen kann, weiß ich nicht. Aber den Film Der Rasenmähermann fand ich nicht gut.

#35 Jakob

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Geschrieben 05 Juni 2004 - 17:42

@Rusch:Noch mal zu Snow Crash - ich wollte ja gar nicht behaupten, dass es um ein Computervirus geht, sondern um virale Informationsverbreitung. Das ist ein viel allgemeineres Konzept, aber es passt halt auch sehr gut in Cyberpunk-Szenarien und in die Funktionsweise eiens spekulativen weltweiten Datennetzes. Die "mythischen" Teile mit den Sumerern finde ich eigentlich klasse und auch gar nicht besonders esoterisch - ich meine da viel mehr, auf Seiten Stephensons eine gewisse Ironie rauszulesen, aber das ist natürlich Interpretationssache ...Aber eigentlich wollte ich ja darauf hinaus, was Stephenson meines Erachtens neues mit dem Cyberpunk macht. Ich hab noch mal an Cryptonomicon gedacht (KEIN Cyberpunk), dass sich mit der Geschichte der informationstechnologie beschäftigt. Und ich habe den Eindruck, dass in Snow Crash und Diamond Age ähnliches passiert: Irgendwie schreibt Stephenson gleichzeitig Cyberpunk und er schreibt über die Mythologie des Cyberpunk - also über die Geschichte der Vorstellungen davon, wie Informationsübertragung im weitesten Sinne funktioniert.Behauptung: Stephenson ist die streckenweise ironische Selbstreflektion des Cyberpunk (man erinnere sich auch an den großartigen Anfang von Diamond Age, wo der Dumbollo-Straßensamurai-Held mit der meganeuen Schädelkanone sich ganz schnell als Nullnummer entpuppt). Manchmal wird er dabei etwas anstrengend, insbesondere, seit er keinen Cyberpunk mehr schreibt ...Thema Sterling: Bei Schismatrix sehe ich den Cyberpunk-Aspekt bis heute nicht so recht. Sicher, es gibt virtuelle Spiele und Wirklichkeiten in dem Roman, Cyborgismus ist ein zentrales Thema, und die Galaxis hat auch schon bessere Zeiten gesehen ... trotzdem, für mich gehört Cyberpunk irgendwie auf die Erde. Vielleicht liegts an dem Wort "Punk", und an Punks im Weltall mag ich irgendwie nicht glauben ...Ich bin da aber auch voreingenommen, weil ich Schismatrix für Sterlings schwächsten Roman halte. Praktisch ohne Spannungsbogen, esoterisch angehaucht, und die konfliktlinie Former vs. Techs erschien mir ausgesprochen konstruiert. Und dann werden Jahrzehnte in halbseitigen Kapiteln abgehandelt - das wirkte irgendwie lustlos auf mich. Da sollte man als Autor lieber gleich ein paar Jahrzehnte nach vorne Springen und dann im Rückblick einflechten, was so wichtiges passiert ist.Seltsamerweise liebe ich Übrigens Schwere Wetter, Heiliges Feuer und Brennendes Land. Ich finde, hier ist Sterlings lakonischer, absolut moralfreier Stil am besten auf den Punkt gebracht.
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  • • (Film) Neuerwerbung: American Horror Story (Serie)

#36 Rusch

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Geschrieben 05 Juni 2004 - 18:23

Ein nicht-filmisches Beispiel zum Cyberspace sind die Ideen Stanislaw Lems aus den sechziger Jahren. Also, lange bevor es den Begriff des Cyberspace gab.

Ich denke Du sprichst vom Futurologischen Kongress. In der Tat erinnert mich das Ende sehr stark an Matrix (auch wenn hier keine virtuelle Welt, sondern eine Traumwelt mit Drogen erzeugt wird - aber die Wirkung für den individuellen Menschen ist die selbe). @Jakob: Das mit Sumerien ist denke ich einfach Geschmackssache. Mir hat es nicht gefallen und die Tatsache, dass ich mir das Buch als Hörbuch reingezogen habe, war nicht unbedingt hilfreich. Da musste ich mir den ganzen Schmonsens anhören und das war teilweise recht langatmig. Als Leser wird man dann teilweise eher flüchtig und fängt an querzulesen.

#37 Gast_Gast_Ulrich_*

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Geschrieben 05 Juni 2004 - 19:08

Ein nicht-filmisches Beispiel zum Cyberspace sind die Ideen Stanislaw Lems aus den sechziger Jahren. Also, lange bevor es den Begriff des Cyberspace gab.

Ich denke Du sprichst vom Futurologischen Kongress. In der Tat erinnert mich das Ende sehr stark an Matrix (auch wenn hier keine virtuelle Welt, sondern eine Traumwelt mit Drogen erzeugt wird - aber die Wirkung für den individuellen Menschen ist die selbe).

Ich meine speziell seine Phantomatik aus der Summa Technologiae. (welches jahrzehnt das war, bin mir jetzt nicht sicher). Soweit ich mich erinnere, war das eher ohne Drogen.

#38 Jürgen

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Geschrieben 05 Juni 2004 - 20:27

@Jakob

Seltsamerweise liebe ich Ãœbrigens Schwere Wetter, Heiliges Feuer und Brennendes Land. Ich finde, hier ist Sterlings lakonischer, absolut moralfreier Stil am besten auf den Punkt gebracht.

Um Gottes (oder wem auch immer) Willen !

Ganz abgesehen davon, dass Sterling zwar ein grosser Förderer des Cyberpunks ist, hat er ein vollkommen anderes Verständnis zum Thema als die alten "Haudegen" wie Gibson, Stephenson, Williams oder Cadigan.

Seine Interpretationen des Cyberpunks wird am deutlichsten im Roman Inseln im Netz, das meiner Meinung nach auch das beste Buch aus seiner Feder ist... und übrigens auch das einzige, dass überhaupt in das Sub-Genre Cyberpunk zuordnen ist.

Brennendes Land und Heilige Feuer haben die gleiche Schwäche wie Schismatrix, eine Story die mangels Höhepunkte vor sich hindümpelt... ohne sichtbaren Stil und Fortune...
... und mit Cyberpunk haben diese drei Bücher nun gar nichts zu tun.

@Ulrich

Ein nicht-filmisches Beispiel zum Cyberspace sind die Ideen Stanislaw Lems aus den sechziger Jahren. Also, lange bevor es den Begriff des Cyberspace gab.

Also... ich bin ja nicht ganz unbefleckt, was die Werke Lem´s betreffen, aber einen Ansatz oder auch nur die Idee, die in Richtung Cyberpunk geht, ist wirklich und bei allem Wohlwollen in seinen Romanen nicht zu erkennen.

Lem scheut in seinen Romanen die "Harte Technik" wie der Teufel das Weihwasser.
Er ist ein wahrer Künstler in seinem Bemühen, Technik zu "umschreiben".
Übrigens ein Grund für mich (subjektiv), Lem mehr der Phantastik als der Science Fiction zuzuordnen.

Cyberpunk kann imho NUR jemand schreiben, der den PC-Hype anfang der Achtziger sehr genau beobachtet hat (egal, ob er sich dabei stundenlang in Spielhallen aufgehalten hat wie Gibson oder selbst in diesem Hype involviert war, wie Stephenson).
Lem´s Werke besitzen nicht den Hauch des nerd-typischen Schreibstil, der den Cyberpunk ausmacht.


Dann doch lieber Rusch´s Beispiel Welt am Draht... hat zwar auch nichts mit Cyberpunk zu tun, aber der "Cyberspace" wird in diesem Werk zumindest andeutungsweise vorgestellt.
Der Unterschied zum kybernetischen Raum in Galouye´s Werk und dem heutigen Cyberspace ist, das Galouye eine Simulation beschreibt (nach damaligen Rechnerkapazitäten schon ganz schön gewagt), während im cyberpunk das Netz in Echtzeit eine parallele Datenwelt beinhaltet.
Alles, was in dieser virtuellen Realität passiert, hat auch unmittelbare Auswirkungen auf das reale Leben.
Ein kleiner, aber feiner Unterschied... aber für eine Cyberpunkgeschichte unabdingbar.

Gruss
Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 05 Juni 2004 - 20:50.

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#39 Gast_Gast_Ulrich_*

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Geschrieben 05 Juni 2004 - 22:33

@Ulrich

Ein nicht-filmisches Beispiel zum Cyberspace sind die Ideen Stanislaw Lems aus den sechziger Jahren. Also, lange bevor es den Begriff des Cyberspace gab.

Also... ich bin ja nicht ganz unbefleckt, was die Werke Lem´s betreffen, aber einen Ansatz oder auch nur die Idee, die in Richtung Cyberpunk geht, ist wirklich und bei allem Wohlwollen in seinen Romanen nicht zu erkennen. Lem scheut in seinen Romanen die "Harte Technik" wie der Teufel das Weihwasser. Er ist ein wahrer Künstler in seinem Bemühen, Technik zu "umschreiben". Übrigens ein Grund für mich (subjektiv), Lem mehr der Phantastik als der Science Fiction zuzuordnen.

Dazu muss ich sagen: Ja und Nein. Zuerst muss zwischen Cyberspace und Cyberpunk unterschieden werden. Nun, ich habe nicht gesagt, dass Cyberpunk bei Lem vorkommt. Hier liegt also ein Irrtum vor, zu dem was ich gesagt habe. Insofern ist dein Widerspruch, Jürgen, nicht ganz berechtigt. "Nicht ganz", weil ich es hätte vielleicht deutlicher machen können. Zum Cyberspace: Gewiss mag der Cyberspace heutzutage nicht derjenige von Lem sein. Ich will deshalb von künstlichen Realitäten sprechen. Lem versteht unter dem Begriff Phantomatik die verschiedenen Möglichkeiten zur Erzeugung künstlicher Realitäten. er unterscheidet dabei zwei grundsätzliche Varianten. - zentrale Phantomatik: "eine unmittelbare Reizung gewisser Hirnzentren" durch entsprechende Drogen oder mikroelektronische Implantate. Das ist sehr wohl "Science Fiction". Aber das ist seiner Summa Technologiae (1964)entnommen. Dieses Buch ist kein Roman. - periphere Phantomatik: Erzeugung einer synthetischen Umwelt, die nur für den Wahrnehmungsapparat existiert und vom Individuum nicht von der Wirklichkeit unterschieden werden. Also, liege ich mit meiner Ansicht durchaus richtig, was Lems Ideen betrifft. (ich setze diese Behauptung einfach mal in die Welt :P ) Science Fiction ist auch eine Art Technikfolgenabschätzung. Zum Beispiel kommt in Lems Geschichte Test eine virtuelle Welt vor. U.a. geht es um die "Frage, wie man den fiktiven Charakter der phantomatischen Vision erkennen kann". Auch wenn Lem nicht das Wie beschreibt, auf die Auswirkungen geht er ein. William Gibson bemüht sich übrigens auch nicht sehr um die Hard-SF. @Jürgen: es ist interessant, dass du Phantastik von der SF unterscheidest. Bisher habe ich unter Phantastik die einzelnen Genres Horror, SF, Fantasy... subsummiert. Beziehst du dich auf eine bestimmte Sekundärliteratur oder aus Erfahrung? Ich frage deshalb, weil es immer interessant ist, mehr zu erfahren.

#40 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 05 Juni 2004 - 23:38

@Ulrich

William Gibson bemüht sich übrigens auch nicht sehr um die Hard-SF.

Öhm.. da bin sogar ich erst einmal sprachlos :lookaround: :P (habe mich nach 5 Minuten Sprachlosigkeit erholt) Also, wenn Gibson kein Hard-SF schreibt (wobei allgemein Hard-SF als sehr techniknah eingestuft wird), dann frag ich mich ernsthaft, was du unter Hard-SF verstehst.

es ist interessant, dass du Phantastik von der SF unterscheidest. Bisher habe ich unter Phantastik die einzelnen Genres Horror, SF, Fantasy... subsummiert.

Ahhh... da gab es schon heftige Diskussionen auf diesem Board. Ich denke aber, der Unterschied zwischen Phantastik und Science Fiction geht schon allein aus der Bedeutung der Namen hervor. Meine Ansicht zur Einordnung habe ich mal hier gepostet.

Lem versteht unter dem Begriff Phantomatik die verschiedenen Möglichkeiten zur Erzeugung künstlicher Realitäten. er unterscheidet dabei zwei grundsätzliche Varianten. - zentrale Phantomatik: "eine unmittelbare Reizung gewisser Hirnzentren" durch entsprechende Drogen oder mikroelektronische Implantate. Das ist sehr wohl "Science Fiction". Aber das ist seiner Summa Technologiae (1964)entnommen. Dieses Buch ist kein Roman. - periphere Phantomatik: Erzeugung einer synthetischen Umwelt, die nur für den Wahrnehmungsapparat existiert und vom Individuum nicht von der Wirklichkeit unterschieden werden.

Nochmal... zum langsamen Mitlesen.... Du redest von einer virtuellen Welt, die, mit Hilfe von Drogen oder Technik, im Kopf entsteht. Sie ist isoliert zu betrachten, da sie eine Interaktivität mit Millionen anderer Menschen ausschliesst. Ich rede von einem technischen Netzwerk, in dem eine Welt mit Hilfe von Programmiertechnik und Hardware AUSSERHALB des eigenen Verstandes existiert. Sie ist künstlich geschaffen und ist physikalisch genauso vorhanden, wie das richtige Leben... und das gleichzeitig. Der Begriff "kybernetischer Raum" bezeichnet eine technische Einrichtung. Sicherlich gibt es Brührungspunkte im Bereich einer virtuellen Realität, die sowohl in einer Maschine, als auch im eigenen Kopf erzeugt werden kann... aber das ist nicht das Thema.

Bearbeitet von Jürgen, 05 Juni 2004 - 23:50.

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#41 Rusch

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 00:04

Also, wenn Gibson kein Hard-SF schreibt (wobei allgemein Hard-SF als sehr techniknah eingestuft wird), dann frag ich mich ernsthaft, was du unter Hard-SF verstehst.

Jep, das würde mich auch interessieren. Neuromancer ist für mich Hard SF pur mit allen Schwachstellen (schon oft zitiert: Die Technik und nicht die Personen stehen im Mittelpunkt. Das führt zu Charakterisiereungen, die es dem Leser unmöglich machen, mit den Figuren warm zu werden).

es ist interessant, dass du Phantastik von der SF unterscheidest. Bisher habe ich unter Phantastik die einzelnen Genres Horror, SF, Fantasy... subsummiert.

Ahhh... da gab es schon heftige Diskussionen auf diesem Board. Ich denke aber, der Unterschied zwischen Phantastik und Science Fiction geht schon allein aus der Bedeutung der Namen hervor. Meine Ansicht zur Einordnung habe ich mal hier gepostet.

Lem versteht unter dem Begriff Phantomatik die verschiedenen Möglichkeiten zur Erzeugung künstlicher Realitäten. er unterscheidet dabei zwei grundsätzliche Varianten. - zentrale Phantomatik: "eine unmittelbare Reizung gewisser Hirnzentren" durch entsprechende Drogen oder mikroelektronische Implantate. Das ist sehr wohl "Science Fiction". Aber das ist seiner Summa Technologiae (1964)entnommen. Dieses Buch ist kein Roman. - periphere Phantomatik: Erzeugung einer synthetischen Umwelt, die nur für den Wahrnehmungsapparat existiert und vom Individuum nicht von der Wirklichkeit unterschieden werden.

Ich stimme da mit Ulrich überein. Phantastik gliedert sich in drei Subgenres (SF, Fantasy und Horror/Mystery). Was Lem dazu schreibt (und er hat sich ja als eingebildeter Querdenker einen Ruf gemacht), ich für mich nicht maßgeblich. Ich denke, dass die Mehrheit die Meinung von Ulrich und mir teilt.

Du redest von einer virtuellen Welt, die, mit Hilfe von Drogen oder Technik, im Kopf entsteht.  Sie ist isoliert zu betrachten, da sie eine Interaktivität mit Millionen anderer Menschen ausschliesst. Ich rede von einem technischen Netzwerk, in dem eine Welt mit Hilfe von Programmiertechnik und Hardware AUSSERHALB des eigenen Verstandes existiert. Sie ist künstlich geschaffen und ist physikalisch genauso vorhanden, wie das richtige Leben... und das gleichzeitig. Der Begriff "kybernetischer Raum" bezeichnet eine technische Einrichtung. Sicherlich gibt es Brührungspunkte im Bereich einer virtuellen Realität, die sowohl in einer Maschine, als auch im eigenen Kopf erzeugt werden kann... aber das ist  nicht das Thema.

Das bezieht sich wieder auf den "Futurologischen Kongress". Der Punkt ist halt der, dass die Menschen vollkommen in einer Scheinwelt leben. Sie wohnen in Ruinen in Lumpen, denken aber sie würden in einer Welt des Wohlstandes und des Überfluss leben. Diese Phantasien werden den Menschen suggestiert um sie gefügig zu machen. Klar keine Technik, aber das Thema virtuelle Welt wurde dennoch von Lem behandelt - hierfür gebührt ihm mein Respekt, denn er ist in der Tat ein Technik Kritiker. Ich sage nur "Der Waschmaschinenkrieg". :P ;) :lol:

#42 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 11:01

Mann-o-mann, interessanter Thread, und viel gäb's dazu zu sagen.

Ich möchte mich hier kurz an Rusch mit einigen Fragen/Hinweisen wenden.

    [*]Snow Crash ist m.E. definitiv Cyberpunk (CP). Du bemängelst an einer Stelle Längen im Text. Ich finde Jürgen's 3. "Gesetz des CP" enthält auch dass CP oft in einem merkbar "coolen", um nicht zu sagen chaotischen, Stil präsentiert wird. Dies erlaubt auch ein Umherwandern des Geschichtsfadens, und das ist ja etwas dass Stephenson per se gerne tut (aber auch andere "klassischere" nicht-SF US-Autoren wie z.B. Joseph Heller in Catch 22). Wie soll man das genauer beschreiben? Vielleicht so: Das Leseerlebnis soll beim CP irgendwie immer wie ein leichter Drogentrip wirken. Wo ich dir bei SC recht gebe, ist dass das Pacing (dt. Tempo?) teilweise langsamer ist als bei Gibson.


    [*]Ich finde es lustig dass du dir gerade CP als Hörspiel reinziehst. Ich finde man bräuchte dafür zumindest noch so eine Art VR-Brille, die farbige geometrische Objekte im Takt mit dem Audio-Input darstellt (vielleicht hatte Gibson ja genau so eine beim Schreiben seiner Cybertrip-Passagen in Neuromancer an? ;)).


    [*]Du sagst es gab keine CP-Filme in den letzten ca. 15 Jahren außer Matrix. Nun was ist mit Wild Palms? (Ich habe mal versucht einen bestehenden Thread dazu hier auf dem Board zu reanimieren...) Es ist zwar "nur" eine TV-Serie, aber aus meiner Sicht definitiv CP, und zwar in einer "social SF" / politik-und-konsum-kritischen, um nicht zu sagen subversiven, Form. Das Tolle an ihr ist, dass sie auf den ersten Blick wie ein typischer Denver-Clan-Klon im "soft-edged" 90er-Stil daherkommt, aber das gerade dessen schwüle Dekadenz, gekoppelt mit den menschenverachtenden Plot-Elementen, schnell in ein ekligeres CP-Endzeit-Gefühl umkippt. (Im Fernsehen gab's auch noch die serienmäßige Verfilmung von Shatner's Tek-CP-Romanen, aber die waren m.E. eher nur visuell ansprechend...)
    [/list]P.S.: Wenn man Jürgen's 2. "Gesetz" (ein Hyper-Internet als zentrales Thema) ein wenig reduziert, gibt's außerdem noch die CP-artigen TV-Serien Robocop ('94) und Dark Angel zu erwähnen...

    P.P.S.: Sterling ist auch bei gelegentlichen Fehlgriffen einer meiner Lieblingsautoren. Wo Gibson m.E. hauptsächlich Stil und Eleganz erforscht, hat Sterling oft einen realeren politischen Dreh. Mir gefällt bis heute sein frühes Werk Artificial Kid (dt. glaub ich Video-Kid) gut. Am Schlechtesten von ihm, wg. dem vermurksten Potential der Ideen, ist m.E. seine einzige Kooperation mit Gibson: Difference Engine. Aber das ist ja "steam punk"... :P

    Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 06 Juni 2004 - 12:18.

/KB

Yay! SF-Dialog Mitte Juni...
'König': Was war diese andere Frage noch, Abner?

Raddampfer-Eigner: Ich werde diese Sache [um dir zu helfen] nicht alleine angehen. Ich erzähl' das zusätzlich noch...

'Killer-Queen': (ruckartig dem  'König' zugewandt) Nein! Dieser eine war schon schlimm genug, wir dürfen ihm nicht erlauben das noch weiter zu verbreiten. Sie werden uns umbringen.

Raddampfer-Eigner: Die Hölle nochmal, mam'selle, hatte nicht vor irgend 'ne Anzeige in den True Delta zu setzen deswegen, capiche?

(2 vermeintliche Vampire vs. ob deren wahren Wesen schlimm erschrockenen - aber robusten - bisherigen Geschäftspartner, grob übersetzt aus Fevre Dream, im Bantam-Books-Verlag, Sn. 221 & 222, by Martin)


#43 Gast_Gast_Ulrich_*

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 12:16

@Rusch und Jürgen: Wieder muss ich darauf hinweisen, dass ich nicht gesagt habe, dass der- oder diejenige etwas tut oder nicht tut in Form eines Scharz-Weiß-Schemas. Ich habe lediglich in Zusammenhang mit Lem gesagt, dass sich Gibson (und meinte eigentlich sein Neuromancer) auch nicht sehr um die Hard-SF bemüht. Das bedeutet nicht, dass es keine Hard-SF ist. Alles klar? Bei Gibson wimmelt es nur so vor technischen Begriffen. Doch er spielt sprachlich damit und liefert keine seitenlangenlangen Erklärungen der Technik. (solche allgemeinen Sätze, wie der hier von mir, haben ihre Tücken, das weiß ich). Insofern hat Hard-SF verschiedene Facetten. Einerseits kommen technische-wissenschaftliche Extrapolationen und Erfindungen in Gibsons Neuromancer vor, was der Hard-SF entspringt. Andererseits bezieht er gesellschaftliche Entwicklungen ein, die eher der Social-SF zuzurechnen sind. Bei Gibson gibt es einige Referenzen zum Fernsehen und zur Musik (Rock) u.a., so dass ich nicht ausschließlich von einem Hard-SF Roman sprechen möchte.@Jürgen: Gut dass du auf den Unterschied hingewiesen hast. Insbesondere auf das Netzwerk, das auch unabhängig vom jeweiligen Geist existiert. Hier hat jedoch auch Rusch Recht, indem er auf den Futorologischen Kongress verweist. Eine phantomatisierte Gesellschaft gibt es ebenso in Lems Transfer. Eine Interaktivität zwischen wenigen, tausenden oder gar Millionen kann hier stattfinden. Ohne Zweifel gibt es aber auch Unterschiede, und das habe ich früher gesagt, zwischen Lems Phantomatik und dem Cyberspace, den wir uns seit Gibson vorstellen.Und da das Thema hier Cyberpunk ist, ist natürlich zu sagen, dass Lem keinen Cyberpunk geschrieben hat. Anderes habe ich auch nie behauptet.@yiyippeeyippeeyay: Wild Palms ist eine Serie, die mir sehr gefallen hat.weitere Filme/Serien (ob diese jetzt nur Cyberspace, virtuelle Realitäten oder Cyberpunk sind, darüber kann man diskutieren)- Harsh Realm (Serie. Ganz wenig eines Cyberspace. Eine vom Militär entworfene Virtual Reality, die von einem abtrünnigen Soldat kontrolliert wird. Der Zugang dazu ist entsprechend begrenzt und nicht für die Milliiarden Erdenbewohner vorgesehen)- Nirvana (Film von 1997)- Existenz (Film. Nur VR und kein Cyberspace/Interaktion über Informationsnetzwerke. Hier findet die Interaktion nur zwischen den Teilnehmern eines Spiels statt)- Johnny Mnemonic (ist bestimmt schon genannt worden)

#44 Jürgen

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 12:17

WOW !

Ich entwerfe Gesetze :P

S A G E N H A F T ! :lol:

Aber bevor ich als CP-Guru in die Geschichte eingehe und mich nach meinem ersten Rolls umschaue (als Guru HAT man sowas), möchte ich doch erst einmal einiges klarstellen.

Diese "Einordnungskriterien" habe ich lediglich verfasst, NICHT FESTGELEGT !

Sie sind das Ergebnis einer Vielzahl von Meinungen der CP-Fan Szene, untermauert auch von vielen Mitgliedern diese Boards.
Meine eigenen Kriterien sind nicht ganz so eng abgesteckt... aber ich beuge mich der Mehrheit, da ich mich gerade bei diesem Thema um einen Konsens bemühe.

Viele Leute haben mich früher einer eingeschränkten und Fan-lastigen Betrachtungsweise des Themas beschuldigt. Das gab mir doch so weit zu denken, dass ich mich bemühe, auch bei meinem Cyberpunk-Projekt eine allgemein gültige Betrachtungsweise zu präsentieren.
Die von mir aufgeführten Kriterien bilden den kleinsten Nenner der CP-Community und spiegeln nur teilweise meine eigene Überzeugung wieder.

Deshalb ganz deutlich... es sind nicht "meine" Definitionen"... auch wenn das leider bedeuted, dass ich keinen Rolls bekomme ;)


Weiterhin finde ich (subjektiv), dass die Rolle von Bruce Sterling als Mitbegründer eines Sub-genres vollkommen überbewertet wird.
Sicherlich gehören gerade Video-Kid und Inseln im netz eindeutig zum Cyberpunk.
Fakt ist aber, dass sein Stil sehr weit hinter den wirklichen Grössen des Genres zurückbleibt, und das seine erwähnenswerten Beiträge zum CP mehr auf die Förderung anderer Autoren und Herausgabe von Cyberpunk-KG-Anthologien aufbaut.


Was das Thema CP-Filme angeht, so gab es da doch schon den einen oder anderen...

Ich erinnere mal an Kathryn Bigelow´s Strange days, an den Film Nirvana mit Christopher Lambert, den dänische Film Webmaster, Johnny Mnemonic mit Keanu Reeves, aber auch der von YIP erwähnte Wild Palmes mit einem ausgezeichnet agierenden James Belushi.

Wenn ich mal die Zeit hätte, meine Filme zu ordnen, kämen da noch sicher ein Dutzend weiterer erwähnenswerter Umsetzungen des Cyberpunk zusammen.

Max Headroom fällt mir dazu noch ein... da wurden sehr viel Elemente einer CP-Umgebung eingebaut.

Matrix (und dabei rede ich ausschliesslich vom ersten Teil), hat das Thema lediglich am eindruckvollsten umgesetzt.

bis denne
Jürgen
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#45 Jürgen

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 12:45

@UlrichDeiner Argumentation folgend, würden hunderte von SF-Schriftstellerin in irgendeiner Weise das Thema schon einmal bearbeitet haben.Das ist natürlich stark von subjektiven Interpretationen abhängig.Man sollte nur nicht "Väter" suchen, die es nicht gibt.Und nicht nur das... man sollte auch nicht Lorbeeren verteilen, die vollkommen unpassend für einige Autoren sind.Wenn ich deine Interpretation nehme und nach gemeinsamen Werten zwischen CP und LEM suche, wird es immer Berührungspunkte geben. Wäre auch verwunderlich, wenn einer der besten Phantastik-Autoren unserer Zeit nicht das eine oder andere Denkmodell aufgezeigt hätte.Leider ist deine Art der Interpretation zu schwammig.Ich kann doch auch nicht behaupten, dass China ein demokratisches Land ist, nur weil es augenblicklich im Konsumgüterbereich auf Westnivieau zusteuert... oder Hitler Führer einer Demokratie war, weil er einen Beraterstab um sich hatte.Nicht ganz passende Beispiele, aber sie zeigen auf, das die Interpretation einiger weniger Handlungsfäden nur einen peripheren Bezug auf etwas wie ein eigenes Sub-Genre hat.LEM gilt als Vordenker, sogar innerhalb der SF, aber er ist weit davon entfernt, irgendetwas zum Entstehen oder zum Erhalt des Cyberpunk beigetragen zu haben.... aber das hast du ja schon selbst eingeräumt. ;) Und damit klinke ich mich erst einmal aus dieser Diskussion aus, weil ich der Meinung bin, dass alles zum Thema der augenblicklich Beteiligten gesagt worden ist.Für Wiederholungen gibt es das Fernsehen :P ;) :lol: GrussJürgen
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#46 Gast_Gast_Ulrich_*

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 12:50

Was die Einordnungskriterien anbelangt, da ist hier aber noch etwas nicht genannt worden. Und zwar "punk", wie in Cyberpunk. Punk, eine Jugendkultur entstanden in den siebziger Jahren. Der Begriff des Punkrock, 1972, stammt von Lenny Kaye, dem Gitaristen der Patti Smith Group. Mit Punk wird u.a. Aggressivität und ein Aufbegehren gegen das Establishment verbinden, ebenfalls eine gewisse Desillusionierung. (grob vereinfacht ausgedrückt).

#47 Gast_Gast_Ulrich_*

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 12:51

Was die Einordnungskriterien anbelangt, da ist hier aber noch etwas nicht genannt worden. Und zwar "punk", wie in Cyberpunk. Punk, eine Jugendkultur entstanden in den siebziger Jahren. Der Begriff des Punkrock, 1972, stammt von Lenny Kaye, dem Gitaristen der Patti Smith Group. Mit Punk wird u.a. Aggressivität und ein Aufbegehren gegen das Establishment verbinden, ebenfalls eine gewisse Desillusionierung. (grob vereinfacht ausgedrückt).

#48 Gast_Guest_*

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 13:39

@Ulrich Deiner Argumentation folgend, würden hunderte von SF-Schriftstellerin in irgendeiner Weise das Thema schon einmal bearbeitet haben. Das ist natürlich stark von subjektiven Interpretationen abhängig. Man sollte nur nicht "Väter" suchen, die es nicht gibt. Und nicht nur das... man sollte auch nicht Lorbeeren verteilen, die vollkommen unpassend für einige Autoren sind. Wenn ich deine Interpretation nehme und nach gemeinsamen Werten zwischen CP und LEM suche, wird es immer Berührungspunkte geben. Wäre auch verwunderlich, wenn einer der besten Phantastik-Autoren unserer Zeit nicht das eine oder andere Denkmodell aufgezeigt hätte.

@Jürgen, was du alles immer herausliest, ist mir schleierhaft. Zumal ich eindeutig im Fall von Lem nicht von Cyberpunk rede. Und ich ebenfalls gesagt habe, dass sich Lems Phantomatik von dem Cyberspace unterscheidet, den wir von Gibson kennen. Soll ich jeden einzelnen Punkt seitenweise ausführen? Und an keiner Stelle habe ich eine direkte Verbindung zwischen Lem und Gibsons Cyberspace hergestellt. Auf Ähnlichkeiten kann hingewiesen werden, dieser Meinung bin ich. Aber damit ist eine Kausalität zwischen den Werken noch lange nicht gegeben. Obwohl es Schnittstellen geben kann, ergibt sich noch lange keine Identität. Diesen Vorwurf machst du mir aber. (dein Beispiel mit China, Hitler). an keiner Stelle habe ich jemals beides gleichgesetzt. Was ich gut fand, dass du den Netzwerkcharakter und die eigene Existenz beim Cyberspace genannt hast. Lediglich habe ich dann gesagt, dass es auch eine Interaktion bei der Phantomatik-Gesellschaft in Lems Transfer vorkommt. Und Rusch hat den Futurologischen Kongress genannt. (das bezog sich auf deinen Einwand, "Du redest von einer virtuellen Welt, die, mit Hilfe von Drogen oder Technik, im Kopf entsteht. Sie ist isoliert zu betrachten, da sie eine Interaktivität mit Millionen anderer Menschen ausschliesst.") Lediglich dieser eine Aspekt der millionfachen Interaktionsmöglichkeiten ist ähnlich. Es ist nicht dasselbe. Aber du interpretierst dass gleich in einen Versuch meinerseits um, in Lem den Vater des Cyberpunk und des Cyberspace zu sehen. Warum schreibst du eigentlich erst das alles, wenn du dann sagst, dass ich die Unterschiede selber einräume? Und während ich vorher mehrfach (!) schreibe, dass ich bei Lem keinen Cyberpunk sehe, sagst du dass nach meiner Interpretation zufolge immer Berührungspunkte zwischen CP (Cyberpunk?) und LEM geben wird. Du sagst, dass man nicht nur "Väter" suchen sollte. Andererseits habe ich den Eindruck, dass du genau diesen Argumentationsfehler begehst, in dem du nur die Kommentarstellen heraussuchst, die dir passen. Du beziehst dich immer auf meine angebliche Interpretation. Hätte ich eine abgegeben, dann hätte ich explizit gesagt, ob es zwischen den Arbeiten Lems und Gibsons Wechselwirkungen gibt. aber mal angenommen, es hätten sich tatsächlich bereits hunderte von SF Schriftstellern mit Cyberpunk und dem Cyberspace befasst. Was wäre daran so schlimm? Es kommt nämlich darauf an, in welcher Form das geschah. Und bei Gibson ist es das zentrale Thema, während es vorher vielelicht nur mal am Rande bei einzelnen Autoren geschah. Das ist erwähnenswert. Und nicht irgendwelche Vorhaltungen, dass ich "Väter" suche oder Lorbeeren verteile. Wenn ich mir deine Argumentationen so durchlese, kann ich behaupten, dass du dir die Texte anderer nicht richtig durchliest und mit den Begriffen Cyberpunk und Cyberspace nicht geordnet umgehst sowie nach Gutdünken interpretierst. Nun, ich bin sehr, sehr verärgert und ziemlich wütend. Ulrich, der sich hier nie wieder blicken lässt.

#49 Jürgen

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 14:11

@Ulrich ... auch wenn er sich hier nicht mehr blicken lässt.

Nun, ich bin sehr, sehr verärgert und ziemlich wütend.

Warum ? Habe ich dich persönlich beleidigt, habe ich Zweifel an deiner Intelligenz angemeldet ? Habe ich geschrieben, dass ich dein Recht auf eigene Interpretationen einschränke ? NEIN ! Ich habe deine Meinung gegen meine gestellt ! Etwas ganz normales in einem Diskussionsforum. Und das ich überhaupt so stark auf deine Argumente reagiert habe, lag daran, dass ich schon erkannt habe, dass du etwas zum Thema zu sagen hast. Also... was ist falsch an meinen Postings. Ich erwarte doch nicht, dass du meine Meinung annimmst... um Gottes Willen (oder wem auch immer) Dieses Board LEBT von solchen Auseinandersetzungen... es ist ein Diskussionsforum !!! Und wenn ich schon mal jemanden habe, der bei meinem Lieblingsthema eine andere Meinung als ich vertritt und seine Ansichten auch durchaus logisch mitteilen kann, dann hab ich doch Spass an dieser Diskussion. Nun mach mal nicht auf Mimose... das entspricht in keinster Weise deinen Beiträgen !

Ulrich, der sich hier nie wieder blicken lässt.

Genau... Gast_Ulrich sollte schleunigst Mitglied Ulrich werden ! :P Also... raus aus deiner Muschel und rein in ehrliche Diskussionen, die zwar manchmal heftig, aber dafür mit hoch erhobenen Haupt geführt werden.
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#50 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 16:37

@Jürgen: Vielleicht siehst du in punkto Überreagieren mal auch deine eigenen Posts an?... Z.B. ist Ulrich längst Board-Mitglied, aber eben noch Newbie (s. Seite 1 dieses Threads). Vielleicht kann man ja als erfahrener Moderator da mal etwas vorsichtiger (Hitler & Co.) argumentieren?

Zurück zum Thema: Deine 3 Eckpunkte für die Kategorisierung des Cyberpunk (CP) fand ich wirklich gut - natürlich habe ich das mit den "Gesetzen" etwas spielerisch gemeint (deshalb ja auch die Anführungszeichen). Aber einen Rolls hast du dafür m.E. schon verdient! :P (Nur beim Zweiten würde ich z.B. etwas die notwendige All-Präsenz der virtuellen Computerwelt reduzieren, wie schon angedeutet. Denn sonst hat z.B. auch Max Headroom Mühe als CP zu gelten - schließlich kommt da die Computervernetzung eher nur als Alltagswerkzeug vor, ähnlich dem heutigen Internet.)

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 16:39

Hm, manchmal frage ich mich, wie solche Konflikte entstehen. Warum muss gleich alles auf sein ein persönliches Niveau rutschen. Also ehrlich, das verstehe ich nicht, aber ich fordere beide Seiten, Ulrich und Jürgen auf, dies schnell beizulegen. Wäre ja eigentlich schade, denn die Diskussion war bisher sehr interessant.

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 17:05

Ich fände es auch sehr schade, wenn die Diskussion auf diese Weise abbricht. :P Kommt Jungs, das kriegen wir hin. ;)
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#53 Jürgen

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Geschrieben 06 Juni 2004 - 17:08

@YIP

Vielleicht kann man ja als erfahrener Moderator da mal etwas vorsichtiger (Hitler & Co.) argumentieren?

Hmm..eigentlich sollten diese Beispiele, WEIL sie so weit hergeholt sind, nur die Deutlichkeit meiner Argumentation hervorheben (Argumentation, NICHT unumstössliche Wahrheit oder Fakt)

Z.B. ist Ulrich längst Board-Mitglied, aber eben noch Newbie

Ohje... hab ich wirklich nicht nachgeschaut :P Mein Fehler... sorry ;)

Nur beim Zweiten würde ich z.B. etwas die notwendige All-Präsenz der virtuellen Computerwelt reduzieren, wie schon angedeutet.

Darüber lässt sich reden... aber wenn das kybernetische beim Cyberpunk nicht mehr vorhanden ist, wird es verdammt eng für eine Definition. @rusch

aber ich fordere beide Seiten, Ulrich und Jürgen auf, dies schnell beizulegen.

Ich habe doch dazu etwas gepostet... wenn Ulrich nicht darauf reagiert, was soll ich deiner Meinung nach tun ? Ich bin mir in diesem Fall keiner Schuld bewusst.... ausser das ich meinen Standpunkt bezüglich LEM erklärt habe. Gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 06 Juni 2004 - 17:47.

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#54 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 12 März 2005 - 23:59

Da Jürgen in diesem Thread mal Max Headroom lobend erwähnte und es sich um einen Cyberpunk-Thread handelt (und MH ansonsten im Forum kaum vor kommt), möchte ich hier kurz darauf hinweisen, dass dieses Jahr MH 20 Jahre alt wird! (Mann, waren das wirklich 2 Jahrzehnte seitdem ich MH's Abenteuer zum ersten Mal auf dem TV verfolgte?!)

Eine der m.E. originellsten CP-Film/TV-Erlebnisse habe ich also auch entsprechend jetzt in der Film-DB gewürdigt. Ich besitze ca. 7 Folgen auf Video, und der nette engl. Videoladen um die Ecke hat 3 kommerzielle Videos mit den ersten 6 Folgen; ich meine ich hätte auch schon mal von einer DVD gehört? Wer sich die Serie heute ansieht, sollte sich klar machen, dass Mitte der Achtziger ein relativ moderner Computer einige MB Festplattenplatz und ein/zwei 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerke hatte, und es erste interessante Grafikprogramme gab, und sogar den ein oder anderen "Desktop" (der Apple Macintosh war damals gerade erst erschienen); vom WWW gab es nur Gerüchte, EMail war eher eine Domäne der Akademiker und des Militärs. Daher war die Serie auch in technischer Hinsicht damals recht avant garde.

Lustig ist heute m.E. dass damals die Serie auf der Hype-Welle um Computer und deren Möglichkeiten erfolgreich dahin schwebte, und dabei die eigentlichen MH-Sequenzen (MH im TV) jedoch kein Stück CGI enthalten - nur Bluebox-Technik, tolle (Latex-) Maske, Beleuchtung und Schnitt!

P.S.: Damit ich noch schnell dem Literatur-Charakter dieses Teils des Forums gerecht werde... Bei meinen Recherchen stieß ich auch auf einige dt. Titel zu MH bei Bastei-Lübbe. Kennt die jemand? (Wenn ja, wie sind die denn so?)

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 13 März 2005 - 00:34.

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