Es kommt ja immer darauf an, wie sorgfältig und glaubhaft die Kundenkritiken sind. Hilfreich heißt ja nicht, dass jeder das gleiche aus ihnen schließt. Während die guten Kritiken den einen Leser neugierig machen, können sie den anderen auch abschrecken.
Bei mir kommt es oft vor, dass eine gute Negativkritik mich in meinem Vorurteil, das ich bei manchen Büchern einfach habe (oft aus gutem Grund), darin bestärkt, die Finger davon zu lassen. Und viele positive und vor allem hyperenthusiastische Kritiken (die machen mich immer besonders misstrauisch) davon abhalten ein Buch zu lesen, im Sinne von: wenn es alle gut finden kann es einfach nicht gut sein.
Das war beim Wüstenplanet so. Einen Roman den ich jahrelang gemieden habe, weil ich überzeugt war, dass der bei dem Thema einfach nichts taugen kann. Dann habe ich ich ihn letztens gelesen (im Lesezirkel) und musste mir eingestehen, dass ich mich in Vielem geirrt hatte (insbesondere den literarischen Qualitäten Herberts), auch wenn ich nicht zu den Bewunderern übergewechselt bin.
Ja aber natürlich. Was findest du denn an diesen Bewertungen unschlüssig? Bücher mit eindeutiger Polarisierung sind sogar häufig noch aufschlussreicher als gleichmäßig verteilte Sternchenvergabe.
Das meine ich doch damit. Wann immer ich solche Extrembewertungen entdecke, wird ein ein Buch für mich interessant. Ein Buch, dass die Leserschaft spaltet, muss interessant sein. Ob man es selbst gut findet steht auf einem anderen Blatt. Aber es wird einen sicher dazu zwingen Stellung zu beziehen, sich mit dem Buch auseinanderzusetzen, im Guten wie im Schlechten. Und das ist doch schon mal eine schöne Leistung, die ein literarisches Werk hervorrufen kann. Gleichgültigkeit zu erzeugen, ist eigentlich das Schlimmste, was einem Autor passieren kann.
LG Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem
Kyberiade