So, hier sind meine 0,5 Cent zum Thema (ich weiß, ich bin redaktionell beteiligt, befangen, voreingenommen etc. - but what the f..., i don't care!):
Uwe Post - Witzlos nach Talanta: Posts Stärke liegt ganz klar in seinen pointierten, ironischen Formulierungen. Manchmal merkt man gar nicht, dass etwas witzig gemeint ist, so subversiv ist sein Humor. Um selbigen geht es übrigens auch in dieser Story. Der Spannungsbogen wird bis zum Schluss schön gehalten, verpufft dann meiner Meinung nach aber etwas zu schnell. Da hätte sich noch ein besseres Finale finden lassen!
Markus Hammerschmitt - Im Krankenparlament: Die Idee ist witzig - wegen der vielen Kranken in Deutschland wird extra ein eigenes Parlament für sie geschaffen. Die Umsetzung - ja, es ist eine nette Story über Otto Normalreferent, der in den ihn umgebenden Strukturen gefangen ist und bleibt. Aber aus dem großen Thema „Krankenparlament“ hätte man doch mehr machen können, finde ich. Vor allem SF-mäßig.
Michael Iwoleit - Arkadia in transit: Die Geschichte eines Mannes, der seine Frau durch einen Biodroiden ersetzt hat und auf der Flucht ist. Wie immer schreibt Iwoleit detailliert, einwandfrei in technischen Beschreibungen und stilistisch überzeugend. Das Ende bleibt offen und symbolisiert die schlussendliche (symbolische?) Entscheidungsfreiheit einer Halbmaschine. Gute Story.
Steffen König - Albatros: Zu Beginn kommt mir zu häufig „der Alte“ vor. Auch können mich einige von Königs Begründungen und Schlussfolgerungen nicht ganz überzeugen (mangelnde Glaubwürdigkeit). Das sind aber nur Details. Im Ganzen weiß die Story schon zu überzeugen, wenngleich sie bestimmt kein Highlight in der deutschsprachigen SF darstellt. Eine solide Geschichte. Nicht mehr, nicht weniger.
Norbert Stöbe - Rette mich: Nette Story über das Messiesyndrom und seine unausweichlichen Folgen in einer Welt der Roboter und Maschinen. Teils satirisch, teils bitterböse schildert Stöbe das Schicksal eines Mannes und seiner kleinen Freunde.
Rainer Erler - Die Liebenden von Manhattan: Sehr poetische, aussagekräftige Story über den Sinn von Liebe und Beziehung. Eine ganze Stadt als Ausdruck des Zustands in unseren Köpfen. Gelungen.
Aleksandar Ziljak - Die Orgon-Ära: Erzählung über eine neuartige Antriebstechnologie, die im kommunistischen Russland verständlicherweise auf gewisse Ablehnung stößt, deren Erfolg aber alle moralischen Grenzen sprengt. Für meine Begriffe schildert Ziljak zu viel, es gibt zu wenig Überraschungsmomente. Aus der Grundidee wird zu wenig gemacht, man vermisst immer etwas. Handwerklich ist die Story solide gemacht. Dennoch nur ein - der Handlung angemessenes - „befriedigend“.
Bearbeitet von fictionality, 08 Juni 2013 - 22:49.