Nicht, dass ich dich von der Arbeit an den Falkan-Romanen abhalten wollen würde (das käme mir niemals in den Sinn!), aber: der Cybermancer hat einige sinnvolle Technik-Threads im Verlagsforum aufgemacht, zu denen ich Pendants im PRA-NEO-Forum aufmachen werde. Ist weniger als direkte Aufforderung zu verstehen, dazu sofort etwas zu schreiben - mehr als eine Art ToDo-List.
Schliesslich wollen wir nicht die Lufthoheit in diesem Gebiet verlieren...
Räusper - hüstel...
Ist ja nicht so, daß ich völlig unschuldig an dieser speziellen Entwicklung bin...
Es gibt ja von unserer Seite schon genug dazu, man müßte es nur zusammenballen (Milz an Großhirn - soll ich mich auch ballen? Schanauzäähhh!)
Was Falkan betrifft - ich bin am Werken, halt etwas saltatorisch (soll heißen, nicht alles kann man sofort im Zusammenhang veröffentlichen). Ich war jetzt eine Woche beruflich/fortbildungsbedingt in Bad Gastein und nunmehr (aus praktischen/dienstlichen Gründen) ein paar Tage durchgehend in Ybbs. Fieserweise kann ich zwar von den KAV-Rechnern die Foren zwar weiterhin noch lesen, mich neuerdings aber nicht mehr dort anmelden. Anyway, die Nacht ist noch jung, hehe!
Was Technik betrifft: was wäre denn, wenn wir (nur zu Anschauungszwecken und in aller Bescheidenheit) *
tatsächlich* eine Art Weltraum-Harpoon erstellen, und es so möglich machen, historische Encounter in strukturiertem Rahmen nachzustellen? Natürlich kann man dann auch fiktive historische Encounter nachstellen - oder überhaupt erstmals darstellen und hinterher eine Story dazu basteln.
Nur so als Beispiel, was an reale (oder erfundene) Technik gebundene Storyhintergründe mit der Zeit für ein komplexes Eigenleben erhalten können:
*
Langsam fielen auf dem Schirm der Funkmeßortung die vier hellen Reflexe der Schlachtkreuzerabteilung zurück, schließlich schwenkten sie gravitätisch ein, um sich in Kiellinie hinter den drei Schlachtschiffen einzuordnen.
Die Funkmeßsysteme des Flottenverbands Seiner Majestät hatten die gegnerische Kolonne schon seit Minuten verläßlich in der Ortung. Längst lagen stabile Feuerleitlösungen der ballistischen Rechner vor.
Nach wie vor blieben die Kontakte stumm. Die britischen Funkmeßanlagen konnten Ziele erfahrungsgemäß bis etwa 300 hm verläßlich orten, ihre Abstrahlung war mit speziellen Vorrichtungen aber auf wesentlich größere Entfernungen nachzuweisen. Seit die Admiralität in London diese Diskrepanz erkannt und ihre negativen Auswirkungen mehrfach erfahren hatte, zeigten britische Schiffe eine merkliche Zurückhaltung beim Betrieb ihrer Ortungsanlagen, vor allem nachts.
Üblicherweise würden sie ein kleineres Schiff, einen leichten Kreuzer oder Zerstörer, in einiger Entfernung vom Hauptverband stationieren, entlang der erwarteten Annährungsrichtung des Gegners. Diese Schiffe, von den Briten
Pickets genannt, würden sporadisch ihre Funkmeßanlagen hochfahren –und sie nach wenigen Antennenumdrehungen,
Sweeps genannt, wieder abschalten, dann eiligst ihre Position verlassen und wenige Minuten später, etliche Kilometer weiter, das Manöver wiederholen.
Diese Schiffe fehlten hier – oder sie verhielten sich stumm und waren bislang der Funkmeßortung entgangen. Oder die Täuschungsmanöver des kaiserlichen Nachrichtendienstes hatten den gewünschten Erfolg gezeigt und den Briten eine gegnerische Präsenz südlich ihrer Position suggeriert.
Man würde sehen…
*
„Entfernung?“
„290 Hektometer, Herr Vizeadmiral! Annäherung unverändert einskommazwei Hektometer pro Minute.“
„Was meinen S’, Schneider?“ wandte sich Vormbacher an den Kommandanten. „Wen hamma da kalt erwischt?“
„Hm – bei der geringen Marschgeschwindigkeit – vermutlich NELSON und RODNEY, Herr Vizeadmiral. Laut unserem Nachrichtendienst hat die RODNEY nach wie vor Probleme mit ihrer Kesselanlage. Sehr unwahrscheinlich, daß die Briten eines ihrer schnelleren Schiffe mit einem Krüppel zusammenstecken. RENOWN wurde mit Begleitschiffen nordöstlich von Irland bestätigt, mit Kurs nach Westen. QUEEN ELIZABETH und WARSPITE haben sich vermutlich in der gleichen Richtung aus dem Staub gemacht.“
Vormbacher nickte nachdenklich. Zweifellos waren die Schiffe unterwegs nach Amerika, zur unbekannten Größe in diesem Krieg.
„287 Hektometer, Herr Vizeadmiral!“
Kapitän zur See Schneider verständigte sich wortlos mit seinem Vorgesetzten.
„Artillerie – laden und richten!“ befahl er dann. „Feuereröffnung bei 280 Hektometer, Funkmeßstörung in Bereitschaft halten.“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
*
Mit würdevoller Trägheit schwenkten die 1500 Tonnen schweren Panzertürme nach Backbord. In der eisigen Kälte des Kartuschenmagazins, tief unter dem 17 Zentimeter starken Panzerdeck, wurden die Nachtladungen aus ihren Vorratskästen gezogen und in die Munitionsaufzüge der Turmmechanik gespeist. 352 kg Nitroguanidin und Nitrozellulose, verteilt auf jeweils eine geladene Messingkartusche, gefolgt von vier in grauen Schaumstoff gepackten zusätzlichen Pulverladungen, glitten in die Förderkörbe. Ein Deck höher gesellten sich die 1150 kg schweren Panzersprenggranaten zu ihren Treibmittelsätzen. Ihre mattgrüne Oberfläche schien verstaubt und fettverschmiert, tatsächlich war eine Mischung aus Wachs und Titandioxid aufgetragen, die zusammen mit der Schaumstoffverkleidung der Pulverladungen eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer der hartverchromten 16-Zoll Rohre versprach.
Im Laderaum der Türme rollten die Granaten aus den Aufzugsöffnungen auf ihre Ladewiegen. Wie stählerne Skorpionschwänze stießen die hydraulischen Rammen aus ihren Halterungen und beförderten die schweren Projektile zentimetergenau an den Beginn der Laufbohrung, wo sich die kupfernen Führungsbänder in die Züge und Felder fraßen.
Kaum hatten die Rammen den Weg frei gegeben, glitten die Pulversäcke und Kartuschen aus ihren Fördertrommeln, gemeinsam wurden auch sie verrammt, deutlich gefühlvoller diesmal – und mit kürzerer Wegstrecke. Erneut glitten die Rammen zurück, dann wurden die Ladekammern von den Horizontalverschlüssen versiegelt.
Knapp drei Sekunden später hatten die Rohre die korrekte Richthöhe erreicht.
*
„Feuer!“
Die Erschütterungen waren bis in den schwer gepanzerten Gefechtsstand zu spüren, als sich aus den Türmen Anton und Bruno die erste Halbsalve entlud. Trotz der flammreduzierten Nitroguanidin-Ladungen erschien das Mündungsfeuer der vier Geschütze hell wie ein Sonnenaufgang.
Vom eigenen Gewicht getragen und hydraulisch gebremst, senkten sich die Rohre in ihre Ladeposition. Aus Drucktanks abgeblasener Stickstoff trieb graue Rauchsäulen aus den Mündungen in das düstere, fettige Wolkengebirge, das 1400 Kilogramm Treibladungspulver hinterlassen hatten. Ein neuer Ladezyklus begann.
Fünfzehn Sekunden nach Anton und Bruno eröffneten die achteren Türme Cäsar und Dora das Feuer, die zweite Halbsalve war unterwegs.
Im Gefechtsstand starrten die Offiziere gebannt auf die Schirme der Funkmessdarstellung. Quälend langsam tickte der Sekundenzähler für die erste Halbsalve – 42 – 43 – 44 – 45…
„Deckend!“ rief einer der Ortungsoffiziere begeistert aus, als vor und hinter dem Ziel je zwei diffuse, hellgrüne Flecken aufleuchteten, die Echos turmhoher Wassersäulen, die der Einschlag der schweren Granaten hinterlassen hatte. Bereits mit der erste Halbsalve war die Reichweite gefunden.
Fünfzehn Sekunden blieben bis zum Einschlag der zweiten Halbsalve. Die Geschütze schwiegen, alle vier Türme waren geladen und bereit, eine Breitseite zu feuern, sollte auch die zweite Halbsalve im Ziel liegen.
43 – 44 – 45…
„Deckend – Treffer! Ein Treffer!”
Nur drei grüne Lichtflecken diesmal – eine Granate hatte keine Wasserfontäne erzeugt.
„Breitseiten mit enger Garbe – Feuer!“ befahl Schneider.
Sekunden später schüttelte sich FRIEDRICH DER GROSSE unter dem Rückstoß der acht schweren 16 Zoll Stücke.
Konzentriert blickte Vizeadmiral Vormbacher auf die Kette der gegnerischen Ortungsreflexe.
GROSSER KURFÜRST hatte sein Ziel ebenfalls mit der ersten Halbsalve eingegabelt. Die Leistungsfähigkeit der ballistischen Rechner war phänomenal. Bei Nacht und ohne direkte Sicht mit der ersten Salve auf fast 30 Kilometer ein Ziel einzudecken – eine im Krieg von 1916 noch unvorstellbare Leistung! Jeden Moment mußte auch hier die zweite Halbsalve eintreffen. Sekunden später war es soweit: drei Flecken leuchteten auf – und ein großer, der mit jeder Antennenumkreisung weiter wuchs und dabei an Helligkeit verlor, genau auf der Position des Ziels.
„Was ist das?“ erkundigte er sich gespannt bei dem Ortungsoffizier, dem er über die Schulter sah.
„Ich – es sieht so aus – das ist… mein Gott!“ stammelte der Leutnant zur See aufgeregt. „Volltreffer! Ein Volltreffer!”
Scharf zog Vormbacher die Luft ein. Was da auf dem Schirm verblaßte, war das Echo einer riesigen Explosionswolke. Eine der Granaten der KURFÜRST hatte König Kordit in seiner Thronhalle gefunden…
*