Eine plausible und stringente Storyline
Nehmen wir mal an, der Expokrat hat die Idee (oder den Auftrag) zwischen zwei Parteien einen Krieg anzuzetteln, mit dessen Verlauf man die Handlung der nächsten 100 Bände bestreiten möchte. Und zwar genau 100. Nicht sollen es nur 99 sein, noch sollen es 101 sein. 102 scheiden völlig aus.
Bisherige Vorgangsweise war in etwa diese:
Da ist jetzt Krieg zwischen A und B, weil das brauch ma so für die Nummer xx00 – und aus!
Wobei eine der Parteien – angenommen B – einfach so aus dem Hut gezaubert wird. Von denen hat man vorher noch nie was gelesen – und wird hernach erst recht nichts mehr lesen. B ist am Anfang grenzenlos überlegen, oft auch Sendbote hoher und höchster Mächte, aber gegen Ende plötzlich von prekären Empfindlichkeiten und dramatischen Defiziten geplagt, die sich in Summe einer rationalen Erklärung entziehen.
Und wenn’s dann gut war:
So – jetzt is kein Krieg mehr, weil das brauch ma jetzt nimma, wir sind bei xx99 – und fertig!
B räumt samt seinen hohen und höchsten Mächten das Feld, der Konflikt als solcher bleibt mehr oder weniger ebenso ungelöst wie folgenlos. Punkt, Zyklusende, nächstes Mal weiter mit Schema F.
Zwischendurch werden zahlreiche Nebenhandlungen aufgerissen, die – wenn überhaupt – am Ende des Zyklus nur noch mit der Formpresse unter einen Schalenhelm zu bringen sind. Hauptzweck dieser Nebenhandlungen ist gemeinhin das Füllen von Seiten und allzuoft auch von ganzen Bänden. Handlungsfortschritt sucht man auf dieser Ebene oft vergeblich.
Alternative Vorgangsweise (für den oben geschilderten Fall):
Kriege haben eine Ursache (oder mehrere) und einen Anlaß. Die Ursache besteht meist seit Jahrzehnten, ein Anlaß ist bei entsprechender Stimmungslage bald zur Hand.
Soll heißen: die Kontrahenten kennen sich – vielleicht nicht immer so gut wie sie glauben, aber das doch seit einiger Zeit. Man glaubt einander einschätzen zu können und beginnt zu pokern.
Zum Beispiel könnte A etwas (eine Ressource) benötigen, das B zwar nicht wirklich braucht, es aber A nicht überlassen möchte, da A sonst stärker/unabhängiger/fortschrittlicher/reicher werden könnte, als es B lieb ist.
B versucht A bei seiner ökonomischen Entfaltung zu behindern, wo und wie es nur kann, vielleicht auch durch Einbeziehung von C und D, die mit A in Handelsbeziehungen stehen.
A versucht im Gegenzug, B’s Aktivitäten in seiner Region zu stören und verwickelt zusätzlich E und F in den anwachsenden Konflikt.
Schließlich sind die Spannungen hoch genug, daß eine der Parteien – sagen wir A – ernsthaft an eine militärische Lösung als einzig verbleibende Option denkt. B soll mit einem Präventivschlag, notfalls mit einem kurzen, begrenzten Krieg, aus dem Rennen geworfen werden.
A hat ein paar technische Neuerungen auf seiner Seite, von denen B nichts weiß und die – laut den A’schen Experten – den numerischen Vorteil von B mehr als wettmachen werden. Außerdem hat A durch Handel mit den Parteien E und F ein Aufrüstungsprogramm durchgezogen, das B entweder verschlafen und/oder nicht ernst genommen hat. A fühlt sich also fit für einen Konflikt – und B fühlt sich sicher. Beide fühlen sich im Recht.
Theoretisch bräuchten wir jetzt einen Anlaß, in diesem Fall wäre das A’s Präventivschlag.
Damit ergeben sich auch die Kriegsziele:
A will seine Nachschubwege und ökonomischen Interessensgebiete auf Dauer frei von B’s Einfluß haben.
B will genau das verhindern und A sowohl militärisch als auch ökonomisch dauerhaft marginalisieren.
Folgendes wäre noch im Vorhinein festzulegen:
- wie soll der Konflikt im Groben verlaufen
- wie lange soll er dauern
- welche politischen/ökonomischen/militärischen Auswirkungen soll sein Ausgang haben
Was die Nebenhandlungen betrifft: ja bitte, ja gerne, natürlich.
Aber in überschaubarer Anzahl und mit Sinn und Verstand. Etwa könnte das lokale Kriegsgeschehen in Episoden aus der Sicht einzelner Beteiligter erzählt werden. Die können und sollen sich natürlich auch im Verlauf der Konflikte begegnen (dabei können ja einige Stränge eliminiert werden), anschließend sollte erzählt werden, was aus den Überlebenden geworden ist.
Das alles selbstverständlich unter Wahrung von Kanon, Logik und Hausverstand – und mit nachvollziehbar und plausibel handelnden Akteuren.
Daß das keine unverschämten, unerfüllbaren Forderungen sind, beweisen Woche für Woche etliche Hobby-Autoren, die ein ums andere Mal saugute Stories mit dichtem, plausiblem Hintergrund posten. Da hätt ich doch gern eine Erklärung, warum das Rastatt grundsätzlich unmöglich sein sollte.