Der schlechteste SF-Roman
#31
Geschrieben 09 Februar 2004 - 14:55
#32
Geschrieben 09 Februar 2004 - 20:13
Ok, aber die beiden Bücher die ich oben genannt habe, sind Romane. Die eine oder andere Kurzgeschichte von ihm habe ich glaub ich doch auch schon mal zu Gesicht bekommen, ist aber lange her.Im Forum werden Kurzgeschichten sehr selten besprochen. Deswegen ist es kein Wunder, dass du noch nicht über Sheckley gestolpert bist.
Lebensgeister kenne ich nicht - kennst du den engl. Titel?
Hm, das mit den Kurzgeschichten muss doch irgendwie machbar sein - außer Sheckley wäre da noch Lafferty dessen viele "shorts" mal irgendwo besprochen werden sollten...
Jedenfalls danke für die Empfehlungen!
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#33
Geschrieben 10 Februar 2004 - 09:10
Seine Romane sind aber nicht ganz so gut wie die Kurzgeschichten, deswegen die mangelnde Resonanz.Ok, aber die beiden Bücher die ich oben genannt habe, sind Romane.
Lebensgeister GmbH heißt im Original IMMORTALITY, INC und wurde verfilmt unter dem Namen "Freejack".
Nicht zu vergessen Theodore Sturgeon, Harlan Ellison, Damon Knight, ...Hm, das mit den Kurzgeschichten muss doch irgendwie machbar sein - außer Sheckley wäre da noch Lafferty dessen viele "shorts" mal irgendwo besprochen werden sollten...
Sullivan
#34
Geschrieben 11 Februar 2004 - 11:20
"Die Größe eines Landes bemisst sich nicht daran, wie es mit den Mächtigen umgeht. Die Größe eines Landes bemisst sich daran, wie es mit den Machtlosen umgeht."
Jorge Ramos
#35
Geschrieben 29 September 2004 - 21:21
Und vielleicht verlockt diese Reaktivierung ja gleich noch ein paar Neulinge zu Nominierungen. Torben?
schlimme Bücher :abkotz:
Robert Heinlein - Farnhams Freehold (Die Reise in die Zukunft)
Der übelste, krankeste Roman, der mir je untergekommen ist. Das Ding hat ernsthaft den Charakter, den Spinrad seinem "Iron Dream" als bewußte Satire gegeben hat. Man merkt Robert Heinleins Werken ja oft an, daß da im Hintergrund diverse extrem eigenwillige persönliche Obsessionen spuken. Aber in diesem Roman hat Heinlein seinen pathologischsten Obsessionen völlig freien Lauf gelassen.
Robert Heinlein - Number of the Beast
Einfach eine Unverschämtheit. Streckenweise haben wir hier wieder unverblümte Pflege von bizarren Obsessionen - die Diskussionen über Kommandostrukturen muß man gelesen haben, um sie zu glauben - und ansonsten lebt Heinlein einfach einen unbekümmerten Ego-Trip aus, mit wahllosen Reminiszenzen an alte Romanfiguren und einer SF-Con-Szene, die außer aus Insidergags aus überhaupt nichts besteht. Jede Bereitschaft, so etwas wie eine zielgerichtete Handlung zu konstruieren, hat Heinlein spätestens im zweiten Drittel aufgegeben.
Was ist noch mal das treffendste deutsche Wort für "indulgence"?
Nett, wie oft dieser Roman in diesem Thread schon aufgetaucht ist.
Philipp José Farmer - The Dark Design - 3. Band der Riverworld-Serie.
Das einzige Buch, das ich je halb gelesen weggelegt habe. Ich bin sonst äußerst stur. Ich habe es auch, mühsam, geschafft, "Number of the Beast" zuende zu lesen. Bei "Dark Design" brauchte ich fünf Jahre, um mich dazu entschließen zu können, es noch mal aufzugreifen und abzuschließen. Schließlich hatte ich den vierten Band auch noch dazuliegen.
Farmer schafft es in seiner Flußwelt, in großartigstem Stil jede Menge ungeheuer interessante und romantische Dinge aufzubauen - und sie dann ausnahmslos alle rücksichtslos wegzuwerfen, gerade in dem Moment, in dem man denkt: jetzt geht’s los! Dazu eine Hintergrundstory (eben das Dark Design), die an Wirrheit und Obskurität Maßstäbe setzt.
Arthur Clarkes Rama-Fortsetzungen sind auch "nicht schlecht". Aber da ärgert mich eher die Zielrichtung des Autors, und es ist ja legitim, daß er woanders hin will als ich. Jedenfalls hatte mich "Gardens of Rama" für längere Zeit von dicken Büchern kuriert.
mal etwas aktuelleres:
Brian Herbert / Kevin Anderson - Das Haus Atreides. Band 1 der Dune-Prequel-Trilogie. (nur bis 2 gelesen)
Herbert Jr. erdreistet sich, eines der brilliantesten, ausgefeiltesten Epen der SF "vorzusetzen" - und liefert mit seinem Hack-Kompagnon ein erdrückend plattes Machwerk ab. Z.B. kopiert er Vaters Praxis der Zitate als Kapiteleinleitungen - aber wo Frank Herbert Zitate erdacht hat (vielleicht auch von historischen Quellen adaptiert), die als reale Zitate aus echten religiösen Schriften völlig glaubwürdig wären, da bieten Brian und Kevin atemberaubende Einfältigkeiten, Binsenweisheiten und Allgemeinplätze. Die Charakterisierung von Personen bewegt sich auf derartigem Grotten-Niveau, daß ich an mindestens einer Stelle zuerst nicht glauben konnte, was ich da las. Und ich bin einiges gewohnt.
Was die zwei Täter aus der Komplexität, Ausgefeiltheit und Eleganz von Frank Herberts Dune-Universum gemacht haben, kann einen harten Mann zum Weinen bringen.
Der Betrachter kommt in einen Salon eines prachtvollen Palastes, und der Salon ist so kostbar, daß dort zwei Gemälde an der Wand hängen: ein Monet und ein Renoir.
Für die Nicht-Kenner: wir befinden uns ca. 50.000 Jahre in der Zukunft, man weiß nicht mal mehr, daß es die Erde je gegeben hat.
Ganz zu schweigen davon, daß der Senior in "Dune" noch eine echte Idee, ein inhaltliches Anliegen hatte.
Alan Dean Foster : Dirge
Zweiter Band der neuen Serie über die Entstehung des Humanx-Commonwealth. Weiß jetzt nicht, ob es schon einen deutschen Titel gibt.
Dieses grausige Machwerk - streckenweise ganz lesbar, der Schlußteil dafür eine grenzenlose Katastrophe - kann ich nicht in ein paar Worten adäquat würdigen, deshalb kommt noch eine richtige Rezi an anderer Stelle.
In der Rubrik "Gescheiterter Humor":
2 Fortsetzungen von Harry Harrisons "Bill, the Galactic Hero". Ich glaube, es waren Band Drei und Fünf. Einer war von Robert Sheckley.
In ungefähr der Frequenz, in der man sich von einem guten humoristischen Roman Lacher erhofft, entlockten mir diese zwei Bände gequältes Stöhnen. Gelacht habe ich, soweit ich mich entsinne, genau ein mal.
Re Bad-Earth - "Dschungelwelt" von Horst Hoffmann :
als erfahrener Perry-Rhodan-Leser habe ich den weiträumig übersprungen.
Und als erfahrener PR-Leser sage ich: auch das Schlimmste dort war nie so schlecht wie Brian Herbert und Kevin Anderson.
Bearbeitet von Harun Raffael, 29 September 2004 - 22:53.
#36
Geschrieben 29 September 2004 - 21:45
#37
Geschrieben 29 September 2004 - 22:34
Hey, Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe zweimal mit dem Flusswelt Zyklus angefangen und bin immer nur bis zur Hälfte des vierten Bands gekommen. Bezeichnend.Philipp José Farmer - The Dark Design - 3. Band der Riverworld-Serie.
Das einzige Buch, das ich je halb gelesen weggelegt habe. Ich bin sonst äußerst stur. Ich habe es auch, mühsam, geschafft, "Number of the Beast" zuende zu lesen. Bei "Dark Design" brauchte ich fünf Jahre, um mich dazu entschließen zu können, es noch mal aufzugreifen und abzuschließen. Schließlich hatte ich den vierten Band auch noch dazuliegen.
Farmer schafft es in seiner Flußwelt, in großartigstem Stil jede Menge ungeheuer interessante und romantische Dinge aufzubauen - und sie dann ausnahmslos alle rücksichtslos wegzuwerfen, gerade in dem Moment, in dem man denkt: jetzt geht†™s los! Dazu eine Hintergrundstory (eben das Dark Design), die an Wirrheit und Obskurität Maßstäbe setzt.
Arthur Clarkes Rama-Fortsetzungen sind auch "nicht schlecht". Aber da ärgert mich eher die Zielrichtung des Autors, und es ist ja legitim, daß er woanders hin will als ich. Jedenfalls hatte mich "Gardens of Rama" für längere Zeit von dicken Büchern kuriert.
Auch was Du zu Rama sagst stimmt, wenngleich ich auch schon Rama 1 als Zumutung empfand.
#38
Geschrieben 30 September 2004 - 08:53
Und das wiederum spricht mir aus der Seele! (HR, du hast ab sofort bei mir den Cognomen "Seelensprecher"! ) Dieses Buch, und wahrscheinlich die ganze Prequel-Serie, ist wirklich nur zum Verschenken an allerliebste Feinde gut. Da ich annehme dass Anderson dies hauptsaechlich verbrochen hat, und Herbert jr. nur seinen Namen und sein Ok zur Story gab, werde ich Anderson auch erst mal 10 Jahre lang boykottieren! Eine echte Prequel waere toll gewesen, aber dieses belanglose Gefasel - insbes. die Geschichte der 2 Brueder, von denen der eine zum Navigator wird - haette nie veroeffentlicht werden duerfen. Plapprige Dialoge, Fehler bei den Sandwuermern, voellig unentwickelte Hauptfiguren (der Baron muss also von einer BG-Nonne infiziert werden, damit er die BG hasst?)... :abkotz:Brian Herbert / Kevin Anderson - Das Haus Atreides. Band 1 der Dune-Prequel-Trilogie. (nur bis 2 gelesen) Herbert Jr. erdreistet sich, eines der brilliantesten, ausgefeiltesten Epen der SF "vorzusetzen" - und liefert mit seinem Hack-Kompagnon ein erdrückend plattes Machwerk ab. Z.B. kopiert er Vaters Praxis der Zitate als Kapiteleinleitungen - aber wo Frank Herbert Zitate erdacht hat (vielleicht auch von historischen Quellen adaptiert), die als reale Zitate aus echten religiösen Schriften völlig glaubwürdig wären, da bieten Brian und Kevin atemberaubende Einfältigkeiten, Binsenweisheiten und Allgemeinplätze. Die Charakterisierung von Personen bewegt sich auf derartigem Grotten-Niveau, daß ich an mindestens einer Stelle zuerst nicht glauben konnte, was ich da las. Und ich bin einiges gewohnt. Was die zwei Täter aus der Komplexität, Ausgefeiltheit und Eleganz von Frank Herberts Dune-Universum gemacht haben, kann einen harten Mann zum Weinen bringen. Der Betrachter kommt in einen Salon eines prachtvollen Palastes, und der Salon ist so kostbar, daß dort zwei Gemälde an der Wand hängen: ein Monet und ein Renoir. Für die Nicht-Kenner: wir befinden uns ca. 50.000 Jahre in der Zukunft, man weiß nicht mal mehr, daß es die Erde je gegeben hat. Ganz zu schweigen davon, daß der Senior in "Dune" noch eine echte Idee, ein inhaltliches Anliegen hatte.
/KB
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Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#39
Geschrieben 30 September 2004 - 09:05
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#40
Geschrieben 30 September 2004 - 09:37
Hi, tichy (wie war das noch im anderen Thread als du Tiresias andeutetest, es waere nicht die Kritik, sondern die Art wie man sie ausspricht? )Clarke ist und bleibt halt ein miserabler Schrifsteller. Aber Anfangs hatte er wirklich faszinierende technische Ideen, und deshalb las ich seine Bücher, nicht wegen des literarischen Wertes.
Clarke ist kein miserabler Schriftsteller, sondern m.E. nur kein immer gelungener Romanautor. Bei kuerzeren Sachen hat er eine wesentlich lesbarere Hand: Ich nenne dir gerne (auf EMail-Anfrage) mindestens 5 Kurzgeschichten, die ich genial gut finde; Against the Fall of Night bleibt meine Lieblings-Novella, gerade wegen der Mischung von technischen Ideen und Lyrik. Ich lese auch gerade erneut Childhood's End und finde den Stil sehr ansprechend.
Rama (1) fand ich annehmbar. Natuerlich haben gute Autoren auch schlechte Phasen. Wer irgendwann mal versucht hat, zu schreiben, weiss dass 80% von dem Produzierten in die Akte mit der Aufschrift "traurig aber Blah" muss. Und dass Autoren im Alter den Blick fuer eigene Qualitaeten und fuers Publikum ein wenig verlieren, ist auch sehr normal. Das Lebenswerk ist fuer mich persoenlich eh nicht immer ausschlaggebend, eher die paar Sachen die mich "wegbliesen" (bei Clarke ist und bleibt das 2001)...
/KB
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#41
Geschrieben 30 September 2004 - 10:06
immerhin habe ich Rama doch seinerzeit recht wohlwollen besprochen, oder?
Clarke ist ohne jeden Zweifel einer der wichtigsten SF-Schriftsteller überhaupt, dabei sind seine Romane aber rein schriftstellerisch meist auf dem Niveau eines Groschenromans. Die Rahmenhandlung und die Personen taugen als Verpackung für seine faszinierenden Ideen, die meistens technischer Natur sind, seien das Weltraumaufzüge, rotierende Raumstationen oder denkende Computer mit Fehlfunktionen. Diese Verpackung hat aber selten einen eigenen Wert. Das gilt streckenweise sogar für "2001" (wobei ihm hier gelegentlich auch eine wirklich gute Stimmung gelingt).
Es sind eigentlich immer seine Visionen, die die herausragende Qualität seiner Werke ausmachen -- und wenn diese Visionen fehlen, stürzt das Werk aber dann auch gleich hinab ins Grottenschlechte.
Aber ich gebe zu: Seine Kurzgeschichten kenne ich nicht, jedenfalls ist mir keine im Gedächtnis haften geblieben. Insofern schränke ich meine Aussage auf die Romane ein, wie Du vorgeschlagen hast.
-- tichy
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#42
Geschrieben 30 September 2004 - 10:21
#43
Geschrieben 30 September 2004 - 10:52
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#44
Geschrieben 30 September 2004 - 11:59
Endlich mal ein deutscher Leser, der meine Einschätzung des Romans teilt! Und dieser Hinweis auf einen Titel, der die Nennung hier verdient, hat mich auch dazu gebracht, hier auch noch meine Meinung unterzubringen. Denn "Time" würde ich durchaus als den schlechtesten SF-Roman bezeichnen, den ich in diesem Jahrtausend gelesen habe. Er ist wahrscheinlich nicht einmal der absolut schlechteste,aber zumindest derjenige, über den ich mich am meisten geärgert habe, weil Erwartung und Qualität am weitesten auseinanderliefen. Dann das Buch hatte gute Ansätze und auch gute Passagen, und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass alle Mängel nur durch pure Schlamperei oder Gleichgültigkeit reingekommen sind. Und manches davon war wirklich haarsträubend. So was regt mich eigentlich immer am meisten auf. Einen hübschen, trashigen SF-Roman hingegen, wo man von Anfang an weiß, woran man ist; wo man sich bewusst drauf einlassen kann und wo der Autor auch gar nicht versucht, Dinge einzuführen, mit denen er dann abstürzt - solche Bücher können ansonsten durchaus Spaß machen.Auch nicht gut war "Zeit" von Baxter. Der Roman liest sich unglaubwürdig, fast wie eine Satire.
#45
Geschrieben 30 September 2004 - 12:15
#46
Geschrieben 30 September 2004 - 13:10
Ich lobe das Buch auch nicht in den Himmel, siehe den Thread.Auch nicht gut war "Zeit" von Baxter.
-> Endlich mal ein deutscher Leser, der meine Einschätzung des Romans teilt!
Was AC Clarke anbetrifft: Ich liebe die Kurzgeschichten und bewundere deren hohe Quälität (Inhalt, Technik und Stil) und empfehle sie deswegen auch. Die Romane (ausser die Space Odyssey-Serie, welche ich auch mag) muss ich immer noch anfangen zu lesen.
#47
Geschrieben 30 September 2004 - 13:15
Ich habe auch im zweiten Dune Band das Handtuch geworfen. Ebenso auch bei Otherland. Andererseits empfand ich "Ein dunkler, hungriger Gott erwacht." als Ausgezeichnete Lektüre. Aber das ist stets Geschmackssache. Mich hat halt das Intrigenspiel und die wirrungen fasziniert.Beim Dune-Prequel habe ich auch nach dem zweiten Band aufgegeben. Das war so dermassen routiniert und schematisch aufgebaut und geschrieben. Immer schoen der Reihe nach werden die Point-of-View-Charaktere mit gefaelligen, nicht zu langen Szenen abgeklappert. Und die boesen Harkonnen bieten nun wirklich nicht genuegend Substanz, um eine ganze Handlung zu tragen. Jedenfalls nicht in der Form. Ach ja, da war ja auch das Nicht-Schiff, welches getarnt feuern kann und eingesetzt wird, um ein Attentat der Atreides vorzutaeuschen. Woher kennen wir bloss diese Idee? Und dann krankt es auch daran, dass man im Voraus weiss, welche Thronfolger der Atreides icht ueberleben werden. Als ein oft gelobtes Buch, welches ich selber schlecht fand, moechte ich den dritten Roman des Amnion-Zyklus "Ein dunkler, hungriger Gott erwacht" vo Stephen Donaldson erwaehnen. Dieses kuenstlich aufgeblaehte Buch hat mir einen Urlaub versaut, weil ich nix anderes zum Lesen mitgenommen hatte. Immer wieder erklaert der Autor mit Psychostudiens eine Charaktere, handlungstechnisch kriegt man nicht mehr geboten als in den beiden wesentlich duenneren Vorgaengerbaenden. Abartige Gewaltszenen werden als Hintergrund eingestreut (um die spaetere Sprengung der suendhaften Raumstation, auf der das spielt, zu rechtfertigen?). Ich frage mich, was man an dem Roman toll finden kann.
#48
Geschrieben 30 September 2004 - 13:17
#50
Geschrieben 30 September 2004 - 20:31
Dazu habe ich sogar eine Rezension im Netz stehen, unter http://www.romanecke.../zeit/zeit.html. Da ich irgendwo hier mal gelesen habe, dass man nicht nur Links setzen soll, sondern Inhalte, werde ich mal alles, was ich in der Rezi zu motzen hatte, auch hierhin kopieren. Wenn du also doch noch dem Links folgst, findest du dort zusätzlich nur noch die Sachen, die mir gefallen haben . Ach ja, da die Rezi aus dem Gutachten abgeleitet ist, dass ich damals für Lübbe angefertigt habe, bezieht sie sich auf das englische Original. Ob also in der deutschen Übersetzung irgendwas "angepasst" wurde, kann ich nicht sagen: "Der Roman ist durch den hohen Anteil an technisch-wissenschaftlichen Exkursen sicher kein Buch für leichte Unterhaltung. Von tatsächlicher »Hard-SF« würde der anspruchsvolle Leser allerdings mehr erwarten: Erstens sollten die zentralen wissenschaftlichen Theorien entweder auf dem wissenschaftlichen Stand der Gegenwart aufbauen und von daher glaubwürdig sein, oder sie sollten auf einer grundlegend neuen und originellen Idee beruhen, welche neben den gängigen Theorien bestehen und sich in Auseinandersetzung mit diesen bewähren kann. Das ist bei »Time« bedauerlicherweise nicht immer der Fall: Der zentrale Gedanke des beweisbaren Weltuntergangs in 200 Jahren zum Beispiel lässt präzise Einwände zu, die im Buch auch allesamt genannt werden - denen der Autor allerdings nur begegnet, indem er sie »unterqualifizierten« Figuren in den Mund legt und mit Gemeinplätzen widerlegt wie: »Das haben wir bedacht!« oder »Das kann natürlich die Theorie nicht widerlegen«. Das ist doch etwas billig für ein ernst sein wollendes Buch. Zweitens sollten die technisch-wissenschaftlichen Aspekte durchgehend stimmig sein. Das ist leider auch nicht der Fall: Zwar geht der Autor mit großem Detailreichtum auf teilchenphysikalische Phänomene ein sowie auf kosmologische Modelle. Sein zweites Faible gilt offenkundig der Raumfahrt: Detailiert werden technische Einzelheiten von Malenfants Recycling-Shuttle aufgeführt - was die Raumfahrer dann allerdings am Ziel ihrer Reise machen sollen, war Baxter keine zweite Überlegung wert: Die Ausbeutung des Asteroiden wird nur vage und überaus unglaubwürdig geschildert. Ein deutlicher Bruch in der Darstellung! Und je weiter sich dann das Wissensgebiet von der Physik und der Raumfahrt entfernt, umso haarsträubender werden die Mängel bzw. zumindest die Lücken in der Darstellung: Biologie, Genetik, Entwicklungspsychologie, Wirtschaft - da wirken die Geschehnisse wie mit heißer Nadel zusammengestoppelt. Mit diesen sachlichen Mängeln verharrt der Roman unentschlossen zwischen Hard-SF, Space Opera und »esoterischer« SF - und befriedigt eigentlich in keiner Hinsicht so recht. Wenn dann auch noch neben technischen Beschreibungen Begriffe wie »Shit Cola« verwendet werden, ist das auch ein Humor, der eher unpassend wirkt (auch wenn diese Mängel in der deutschen Übersetzung sicher noch am einfachsten zu beheben sind). Auch über andere Mängel bin ich gestolpert: So wirken die Charaktere fast durchgehend blass und konstruiert - und schon der Name »Malenfant« legt nahe, dass die Charaktere tatsächlich auch nur rollengerecht konstruiert sind. Einige konzeptionelle Lücken waren mir einfach unerklärlich: Beispielsweise schmuggelt der Held angereichertes Uran für seinen zweiten Raumschiffstart herbei, und ein Eindringling auf sein Gelände wird mal eben kurz mit Nervengas unschädlich gemacht - obwohl »1 Million« Zivilisten vor dem Zaun versammelt sind. Derlei Ereignisse werden von den Charakteren kaum reflektiert, was mir allein schon etwas merkwürdig vorkommt ... Wenn dann allerdings die Obrigkeit Uran und Nervengas mit keinem Wort erwähnt, sondern Malenfant nur seinen illegalen Start vorwirft, dann zweifle ich doch etwas an der inneren Plausibilität der Story selbst.""Time" von Baxter ist der beste SF-Roman, den ich dieses Jahr bisher gelesen habe. Was hat Euch denn so geaergert?
#51
Geschrieben 01 Oktober 2004 - 01:04
Ein Autor mit recht unterschiedlichen Bestandteilen seines Werks.
Der ursprüngliche Rama-Roman hatte mir grandios gut gefallen, und ich glaube, daran würde auch eine aktuelle Neulektüre nichts ändern - es ist sowieso meine liebste Art von SF-Thema.
Ansonsten fand ich jeden seiner Romane schwach. So richtig packen konnte mich kein einziger. Allerdings war auch keiner - bis zu den Rama-Fortsetzungen - ein Ärgernis.
Dafür die Kurzgeschichten: es gibt da eine ganz eng begrenzte Zahl von short stories innerhalb seines Werks, die einfach grandios und zauberhaft sind. Eine regelrecht poetische, visionäre Stimmung - sense of wonder, nicht im Sinne von Megalomanie (wie der Begriff ja oft gebraucht wird), sondern im Sinne von wahrhaft wundersam.
Daneben gibt es auch reichlich Geschichten, die davon nichts haben - technische Pointenstories, zahme Humoresken undsoweiter, die gut unterhalten, aber einem schnell den Eindruck vermitteln können, daß man Clarke nicht weiter beachten muß.
Was für mich einen ähnlichen Zauber hatte wie die "großen" Kurzgeschichten war "The City and the Stars". Vielleicht einfach deshalb, weil es damals für mich die ultimativ perfekte Verkörperung jugendlicher Sehnsucht nach dem Weltraum und der Unendlichkeit war.
Mein letzter Clarke, "The Fountains of Paradise", hatte im ersten Drittel übrigens auch diese wunderbare poetische Stimmung - um dann abrupt in eine völlig konventionelle Ingenieurs-Heldengeschichte umzuschwenken, die sich las, wie ein National-Geographic-Artikel über den Erbauer der Brooklyn-Hängebrücke.
Aber als technisches Exposé für die Konstruktion eines Orbitallifts ist es natürlich für Fans technischer SF ein Muß.
#52
Geschrieben 01 Oktober 2004 - 08:37
Hi Harun: Siehst du, da haben wir einen ziemlich aehnlichen Geschmack, denn City & the Stars (Romanversion zumindest) basiert auf Against the Fall of Night. Mir gefiel auch die Laenge der letztgenannten Ausarbeitung am besten.Was für mich einen ähnlichen Zauber hatte wie die "großen" Kurzgeschichten war "The City and the Stars". Vielleicht einfach deshalb, weil es damals für mich die ultimativ perfekte Verkörperung jugendlicher Sehnsucht nach dem Weltraum und der Unendlichkeit war.
Danke fuer deine kompakte aber differenzierende Besprechung von ACC's Werken. Das mit der "ganz eng begrenzten" Zahl sehe ich natuerlich etwas weniger einschraenkend (ich wuerde zumindest "ganz eng" weglassen). Vielleicht koennen wir ja im Kurzgeschichten-Forum mal ein paar Kurzrezis ein einem eigenen ACC-KGen-Thread eroeffnen?
/KB
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#53
Geschrieben 01 Oktober 2004 - 23:00
Richtig; ich hatte auch die kurze Version zuerst gelesen, und das war die stärkere von beiden.Hi Harun: Siehst du, da haben wir einen ziemlich aehnlichen Geschmack, denn City & the Stars (Romanversion zumindest) basiert auf Against the Fall of Night. Mir gefiel auch die Laenge der letztgenannten Ausarbeitung am besten.Was für mich einen ähnlichen Zauber hatte wie die "großen" Kurzgeschichten war "The City and the Stars".
Vielleicht koennen wir ja im Kurzgeschichten-Forum mal ein paar Kurzrezis in einem eigenen ACC-KGen-Thread eroeffnen?
Kurzgeschichten rezensieren? Auweia. Über so wenig Text noch was sinnvolles sagen. Und für das, was ich an seinen Spitzengeschichten großartig finde, die angemessenen Worte finden...
Ich bin mir nicht sicher, ob ich da in absehbarer Zeit was brauchbares beitragen kann, zumal ich mir die Zeit für's Wiederlesen nehmen müßte. Behalten wir die Idee mal im Hinterkopf.
#54
Geschrieben 01 Oktober 2004 - 23:22
Mal abgesehen davon, dass ein Kurzgeschichte meist in einem überraschenden Schluss endet. Da kann man oft gar nichts über eine Geschichte sagen ohne etwas vorweg zu nehmen.Kurzgeschichten rezensieren? Auweia. Über so wenig Text noch was sinnvolles sagen. Und für das, was ich an seinen Spitzengeschichten großartig finde, die angemessenen Worte finden...
#55
Geschrieben 02 Oktober 2004 - 12:47
Ich finde es ist möglich. Es gab ja schon KG-Rezis (s. entspr. Threads im KG-Forum), und es geht m.E. auch darum Leuten, die selten KGen lesen, die Wahl zu erleichtern, welche KGen ihnen gefallen könnten. KGen lesen scheint gerade auch hier im Board leider ein aussterbendes Gewerbe zu sein. Und außerdem macht's mir Spaß mich über KGen auszutauschen, nicht weniger als bei Romanen...Da kann man oft gar nichts über eine Geschichte sagen ohne etwas vorweg zu nehmen.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 02 Oktober 2004 - 12:58.
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#56
Geschrieben 02 Oktober 2004 - 19:47
#57
Geschrieben 02 Oktober 2004 - 20:02
#58
Geschrieben 03 Oktober 2004 - 09:04
/KB
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#59
Geschrieben 07 Oktober 2004 - 00:27
Interessant. Stelle gerade fest: Der Roman hat den Kurd-Laßwitz-Preis für 1969 bekommen. Für alle, die jetzt " Hääää? " machen : das war in der retroaktiven Verleihung von Kurd-Laßwitz-Preisen bis zurück zu 1897, die Klaus Geus, Horst Illmer und Siegfried Seubert 1997 in "Sternenfeuer 7" vorgenommen haben.Mein persönlicher "Liebling": H.-J. Fryberg, Erfolgsaussichten 11%. Der Autor ist nicht nur ziemlich unfähig, sondern hatte auch noch das "Glück", an einen gänzlich unfähigen Verlag zu geraten. Nessuno
#60
Geschrieben 07 Oktober 2004 - 06:16
Du bist gut informiert. Allerdings war die Abstimmung - in diesem Punkt - als Scherz gedacht. Das weiß ich deshalb, weil ich damals mit abgestimmt habe. Nessuno PS.: Im Sternenfeuer 5 gab es übrigens eine 13-seitige Sammelrezension zu diesem Elaborat.Interessant. Stelle gerade fest: Der Roman hat den Kurd-Laßwitz-Preis für 1969 bekommen. Für alle, die jetzt " Hääää? " machen : das war in der retroaktiven Verleihung von Kurd-Laßwitz-Preisen bis zurück zu 1897, die Klaus Geus, Horst Illmer und Siegfried Seubert 1997 in "Sternenfeuer 7" vorgenommen haben.Mein persönlicher "Liebling": H.-J. Fryberg, Erfolgsaussichten 11%. Der Autor ist nicht nur ziemlich unfähig, sondern hatte auch noch das "Glück", an einen gänzlich unfähigen Verlag zu geraten. Nessuno
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