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Zum Thema Dramaturgie


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299 Antworten in diesem Thema

#1 Quinto

Quinto

    Typonaut

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 16:22

Verehrte Anwesende,

wir wollen uns hier mit Dramaturgie beschäftigen, der Fesselungskunst in Film, Schauspiel und Literatur. Ich entschuldige mich für die Länge des Beitrags. Trotz seiner Länge kann er aber nur einen groben Eindruck liefern, daher empfehle ich den interessierten Anwesenden unbedingt die Lektüre der verlinkten Texte. Ich bin weder Schriftsteller noch habe ich sonst mit der Kunstszene zu tun sondern schreibe vom Standpunkt eines interessierten Laien, der erschüttert ist über die dürftige dramaturgische Leistung professioneller Autoren.

Gibt es bestimmte allgemeine Prinzipien, die beachtet werden sollten, wenn man eine Geschichte so erzählen will, dass der Leser/Zuschauer nicht vor dem Ende das Theater verlässt oder den Roman zuklappt? Klar ist, dass auch Dinge wie die Figuren, die Originalität der Geschichte oder die Sprache, im Film die Qualität der Schauspieler und die Kamera einen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis haben. Aber ohne gute Dramaturgie verpufft alles, denn (Jens Eder): "Dramaturgie ist eine strukturelle Eigenschaft von Erzählungen." Unstrukturiertheit ist Gift für jeden Text. Aristoteles hat in der "Poetik" bereits die wesentlichen Punkte formuliert: http://www.digbib.or...4vChr/De_Poetik

Bis heute ist dazu wenig Neues hinzugekommen. Hier ein erster Überblick:
http://bildungsserve...Dramaturgie.pdf

Jedenfalls sollte man diese Prinzipien kennen, auch dann, wenn man gegen sie aus vielleicht guten Gründen und mit voller Absicht verstoßen will. Der erste gute Grund könnte sein, dass man gar keine spannende oder komische Geschichte erzählen will sondern ein bestimmtes Anliegen hat oder lediglich einen Rahmen benötigt, der den Anlass zu lustigen Szenen, Überraschungen und Effekten liefert wie zum Beispiel im Fall der Filmkomödie "Is' was Doc?" oder bei Mack Sennetts berühmten Slapstick-Filmen mit den Keystone Cops. Bestimmte Erzählformen haben generell keinen Spannungsbezug. So hat Herr Borsch in PR-Neo erste und durchaus gelungene Gehversuche in die Parodie unternommen, konnte sich aber dann zwischen Parodie, Reiseerzählung und Spannungsroman nicht recht entscheiden.

In der Rhodan-Serie wollte und hat man früher spannende Geschichten erzählt. Zwischen der Rhodan-Serie einst und jetzt klaffen allerdings Welten. Die Unterschiede bestehen natürlich in der Schreibweise, vor allem aber in der Handlungsführung. Sie haben sich nicht von heute auf morgen ergeben sondern sind allmählich, mit Unterbrechungen, eingetreten. Heute trägt die Serie unverkennbar Züge einer Seifenoper oder deutschen Telenovela. Das verstärkte Auftreten von Cliffhangern ist dabei kein Zufall. Ebenfalls nicht zufällig ist, dass die von KNF ausgeschrienen Höhepunkte keine sind sondern nur Reminiszenzen an eine Zeit, in der eine Handlung mehr war als ein Rahmen, in den die immer gleichen Handlungselemente einmontiert werden.

Dass diese Veränderung etwas mit dem Zeitgeist zu tun hat, ist natürlich Unsinn. Die Hollywood-Filme, ob Komödie oder Drama, funktionieren heute nach demselben Muster wie vor 50 Jahren, sie behandeln ähnliche Themen wie vor 50 Jahren und sie sind ebenso erfolgreich wie vor 50 Jahren. Einfach deshalb, weil die Menschen heute den Menschen vor 50 Jahren gleichen, lediglich die Umwelt und die gesellschaftlichen Regeln haben sich geändert.

Welche für das Thema relevanten Unterschiede gibt es zwischen einer Endlos-Heftserie und einem Roman? Eine Endlos-Serie hat naturgemäß kein geplantes Ende, Enden müssen künstlich eingefügt werden. Das Ergebnis sind die Zyklen bei PR. Ein Zyklus läuft üblicherweise über zwei Jahre oder 100 Hefte, manchmal sogar länger, ein Fall krasser Zahlenmagie. Während man einen 1000-Seiten-Roman in zwei Wochen durchlesen kann und eine Romanhandlung daher gut im Gedächtnis bleibt, ist das bei einer 2-Jahres-Handlung viel schwieriger. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten. Man versucht, dem Leser die Übersicht zu erhalten, oder man versucht sie ihm zu nehmen. Früher hat man sich für die erste, aktuell offenbar für die zweite Variante entschieden. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Roman und Serie ist, dass für den Roman nur einmal gezahlt wird und nicht alle 60 Seiten nachgelöst werden muss. Daraus ergibt sich für eine Heftserie die Verlockung, die Handlung möglichst in die Länge zu ziehen. Die notwendige Begleitmusik dazu sind ständige werbetechnische Fanfarenstöße: NEUER HÖHEPUNKT! JETZT MITLESEN! So wird der Leser daran erinnert, dass er seine bisherige Enttäuschung runterschlucken soll, denn es wird der nächste Hauptgewinn ausgeschüttet und ein Beenden der Lektüre gerade jetzt wäre ein ganz schwerer Fehler. Und schließlich ist zu beachten, dass auch die Zyklusenden kein wirkliches Ende bedeuten. Es müssen daher keineswegs wie im Film oder Roman alle Fragen beantwortet sein. Offene Fragen können für spätere Zyklen genutzt werden, und scheinbar gilt das Motto: je mehr es davon gibt, desto besser für die spätere Handlung.

Nun zum eigentlichen Thema. Ich verweise auf die Theorie des Dramas nach Freytag in fünf Akten:
http://www.magic-poi...ma-freytag.html

1. Akt: Der Zuschauer wird in die Verhältnisse eingeführt und lernt die Personen kennen (Exposition). Seine Aufmerksamkeit wird auf den Kern des Konflikts gelenkt.
2. Akt: Die Handlungsfäden werden verknüpft, es gibt Konflikte und Intrigen, das Geschehen beschleunigt sich, die Spannung steigt.
3. Akt: Ein erster Höhepunkt, die Situation eskaliert, Entscheidungen stehen an. Sieg oder Niederlage.
4. Akt: Eine Verzögerung. Der Sieg des Helden (oder sein Untergang) wird noch einmal fraglich.
5. Akt: Erlösung und Ende

Eine detaillierte Herausarbeitung der Techniken des populären Films findet man bei Jens Eder:
http://edocs.ub.uni-...xte/2009/11984/
Wer nicht die Geduld zur kompletten Lektüre aufbringt, kann auch die Zusammenfassung ab S. 93 lesen. Die Inhaltsübersicht steht übrigens am Schluss.

Dass sich Eder auf Filmproduktionen konzentriert, ist nicht entscheidend, denn die dramaturgischen Prinzipien gelten ebenso für Texte, Bühnenhandlungen oder bestimmte Typen von Computerspielen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass es das Medium Film in bezug auf die Vermittlung von Emotionen einfacher hat als ein Roman. Bilder wirken ohne Vermittlung des Verstandes und ein Bild kann die Gesamtheit einer Situation in wenigen Sekunden vermitteln.

Bei PR hat man sich ursprünglich, bewusst oder unbewusst, an diesen Prinzipien orientiert. Ein schönes Beispiel liefern die Hefte 122 bis 125. Im ersten Heft wird eine Verschwörung aufgedeckt (Akt 1), im zweiten Heft schlagen die Verschwörer zu und manipulieren den Robotregenten (Akt 2), im dritten Heft das geistige Duell zwischen Atlan und seinem Kontrahenten, Atlans Niederlage und der Blick in den Abgrund (Akt 3), im vierten Heft der verzweifelte Versuch, durch eine Zeitreise alles zu wenden, scheinbar erneutes Scheitern (Akt 4), dann die überraschende Wendung und Erlösung, die Selbstzerstörung des Robotregenten, veranlasst durch seinen Konstrukteur als Folge der Zeitreise. Auch ganze Zyklen wie MdI und M87 folgen dem Rhythmus aus Spannungsaufbau, Entspannung und neuem Spannungsaufbau, wobei der Beginn jeder Teilhandlung (im Film sind das die Szenen, bei einem Schauspiel die Akte) durch das Ende der vorherigen bestimmt ist. Für jedes Heft gilt im Prinzip dasselbe. Die Zerlegung eines 2-Jahres-Zyklus in verschiedene Abschnitte, die jeder für sich wieder einen klaren Abschluss haben, stellt daher eine erhebliche Vereinfachung für den Leser dar. In einem Supermarkt steht auch nicht die Butter neben den Mülltüten und die Laufwege sind nicht als Labyrinth konzipiert.

Man muss sich daran nicht halten. Ich verweise auf
http://www.magic-poi...an-theorie.html
und zitiere:

"Der von souveräner Überlegenheit abgerückte Erzähler benutzt alle denkbaren Spielformen erzählerischer Haltung und erzählerischen Vorgehens mit dem Ziel, möglichst viele Aspekte oder eine möglichst intensive Schau der gewählten Thematik zu erschließen."

"Dem Leser wird immer erneut angestrengte Bemühung um ein subtiles Verständnis von Aussage und Kompositionsform zugemutet."

"Das heißt, dass an die Stelle von Anschaulichkeit, Geschlossenheit und Kontinuität des Erzählens andere Kriterien zur Wertung eines Romans treten müssen: die Intensität des Erzählten sowie die Faszination, die von der Formgebung, von der Komposition auszugehen vermag."

Also nochmal: intensive Schau, angestrengte Bemühung des Lesers anstelle von Anschaulichkeit und Kontinuität der Handlung, weniger auf den Inhalt schauen als vielmehr auf dessen faszinierende Formgebung und Komposition. Beschreibt dieses Konzept vielleicht besser die heutige Rhodan-Serie als der prototypische Aufbau des populären Films, wie ihn Eder schildert? Mag sein, aber wahrscheinlich tut man der Serie selbst damit zu viel Ehre an. Sie funktioniert nach viel banaleren Prinzipien.


Der Handlungsaufbau

Ich bespreche Eders Thesen dazu in aller Kürze. Im letzten Abschnitt geht es dann um typische Spannungselemente.

These:

Es gibt eine und nur eine Geschichte. Die Haupthandlung kreist um ein zentrales Problem, typischerweise um einen Konflikt von zwei Parteien. Der Leser/Zuschauer muss davon emotional gepackt werden, Sympathie und Antipathie sind klar zu verteilen. Nebenthemen wie eine Liebesgeschichte dürfen aufgegriffen werden, aber nur im Sinne einer an der Haupthandlung orientierten Ergänzung. Die Haupthandlung selbst muss konzentriert verfolgt werden: "Stets ist der Zuschauer durch die enge kausale Verknüpfung und lineare Abfolge der Szenen in der Lage, zu verstehen, was geschehen ist und geschieht, und kann die kausalen und zeitlichen Relationen der dargestellten Ereignisse ohne große Anstrengung rekonstruieren." Kurz, der Zuschauer/Leser ist stets orientiert.

An anderer Stelle heißt es:
"Durch den quasi natürlichen Ablauf der Handlung ist es für den Rezipienten einfacher, die Zeit- und Kausalverhältnisse der Ereignisse untereinander zu rekonstruieren. Er muß nicht die kognitive Anstrengung aufbringen, weit auseinanderliegende Ereignisse miteinander in Beziehung zu setzen, und muß nicht früher dargestellte Ereignisse über längere Zeit im Gedächtnis behalten. Insgesamt werden die kognitiven Investitionen des Zuschauers in den Rezeptionsprozeß also gesenkt."

Aristoteles sagt, dass eine Handlung in ihrer "Einheit und Ganzheit einem Lebewesen vergleichbar" und nicht wie bei einem Geschichtswerk eine Ansammlung von Ereignissen sein soll. Allzu umfangreiche, unübersichtliche, überkomplizierte Erzählungen seien zu vermeiden. Selbst bei einem Epos müsse man die Handlungen "von Anfang bis Ende überblicken" können, allerdings kann man "sehr wohl mehrere Handlungsabschnitte bringen, die sich gleichzeitig vollziehen; diese Abschnitte steigern, wenn sie mit der Haupthandlung zusammenhängen, die Feierlichkeit des Gedichtes. Dieser Vorteil gestattet es dem Epos, Großartigkeit zu erreichen, dem Zuhörer Abwechslung zu verschaffen und verschiedenartige Episoden einzubeziehen. Denn es ist ja die Gleichförmigkeit, die, da sie rasch Sättigung hervorruft, bewirkt, daß die Tragödien durchfallen."

Das widerspricht ganz offen dem heutigen PR-Handlungsschema, das auf einer Einführung verschiedenster Probleme und Konflikte beruht, die sich ineinander und durcheinander verknoten. Man könnte ironisch bemerken, dass ein Hin und Her zwischen verschiedensten Handlungssträngen mit unterschiedlichen Stufen der Auflösung, so dass niemand weiß, wie was wo zusammengehört, unweigerlich zur Desorientierung führt und damit zur erwünschten Vorbereitung von Überraschungen und Höhepunkten. Offenbar wird auch vorausgesetzt, dass der Leser ein unbegrenztes Gedächtnis hat und ihm die aktuell offenen Themen immer gegenwärtig sind. Sind wir nicht auch bei einer Fernsehdiskussion emotional gepackt, wenn die Beteiligten durcheinanderreden, von Hölzchen auf Stöckchen kommen, Nebensächlichkeiten breittreten und überhaupt in jeder Beziehung die Geduld der Zuschauer strapazieren?

These:

Einheit und Ganzheit der Handlung. Nichts Wesentliches fehlt, Entbehrliches wird weggelassen. Schlechte Dramaturgie zeigt sich darin, dass man aus einem Text Teile weglassen kann, ohne dass die Handlung leidet. "Die Elemente, um die es in unserem Zusammenhang geht, sind Ereignisse und Zustände. Da ihre Selektion durch den Autor einem bestimmten Konzept folgt, muß ein dargestelltes Ereignis für die Gesamtkomposition in irgendeiner Weise notwendig sein. Man kann ... sagen: Es erfüllt eine bestimmte Funktion." Dazu gehört die
"Realismusfunktion (realistic motivation): Das Auftreten des Elements in der Welt der Geschichte wird von den Zuschauern (innerhalb der Logik dieser fiktionalen Welt) auf der Grundlage ihrer Alltagserfahrung und der Wahrscheinlichkeit erwartet." Aristoteles bemerkt dazu: "Was die Erfordernisse der Dichtung betrifft, so verdient das Unmögliche, das glaubwürdig ist, den Vorzug vor dem Möglichen, das unglaubwürdig ist."

Entbehrliches wegzulassen ist nicht mehr Teil der Rhodan-Strategie. Ein Thema wird in allen seinen Verästelungen bearbeitet, denn das Erschließen einer komplexen Thematik kann unmöglich in wenigen Zeilen gelingen. Und natürlich dürfen aktuelle und brisante Themen wie Hartz IV oder Gewerkschaftsarbeit auf keinen Fall den Tageszeitungen überlassen bleiben! Rückblenden sind selbstverständlich unverzichtbar. Heutzutage wäre es nicht mehr möglich, auf die Beschreibung der Jugendjahre von Dabrifa zu verzichten oder einfach zu übergehen, wie Iratio Hondro seinen Zellaktivator erlangte. Was irgendwie angesprochen wurde, das gehört natürlich erzählt und sei es für die eigentliche Geschichte noch so belanglos. Jedes Nebenthema bringt ein zusätzliches Heft und zusätzliches Geld. Die Taschenbuchreihe, in die solche Dinge früher ausgelagert wurden, existiert schließlich nicht mehr.

Mit der Realismusfunktion, mit der Glaubwürdigkeit hatte die Rhodan-Serie schon immer zu kämpfen, aber in den letzten Jahren ist nun wirklich jede Hemmung geschwunden. Das Unerwartete und Absurde wird zum Prinzip, Plausibilität gilt als Ideentöter. Was noch nie da war muss auch gut sein. Aristoteles' Bemerkung über das glaubwürdige Unmögliche passt besonders zu SF-Themen, denn genau darum geht es in diesem Genre. Ein Leser darf ein Mindestmaß an Sinn und Verstand in den Handlungen der Figuren und in der Handlung insgesamt erwarten. So sollten die eingesetzten Mittel in einer Handlung ihrem Zweck angemessen sein. In dieser Beziehung die seit 2700 laufende Farce noch halbwegs zu verstehen, ist mir jedenfalls nicht möglich.

These:

"Faszinierende Bilder und spektakuläre Effekte darf es, soll es geben, jedoch nie losgelöst von einer Handlungsfunktion der Ereignisse. Der kohärente, linear vorwärtsdrängende Ereignisstrom wird so selten wie möglich durch Anachronien, Rückblicke, Vorausschauen unterbrochen, um den Eindruck der Erlebnisgegenwart nicht zu zerstören."

In PR sind davon lediglich die spektakulären Effekte geblieben: komplettes Herzversagen bei gleichzeitigem Weiterleben der Figur oder eine eintönige Wanderung, deren kolossale Wirkung darin bestehen soll, dass sie schlappe 20 Millionen Jahre dauert. Auf eine sonderliche Handlungsfunktion wird kein Wert gelegt. Der Effekt an sich genügt völlig, auch hier gilt, je mehr davon desto besser. Und ein linear vorwärtsdrängender Ereignisstrom widerspricht wie erwähnt der verkäuferischen Kaugummi-Technik. Eine mehr kreisförmige Handlung und die konsequente Wiederverwertung bereits etablierter Handlungstypen wird vorgezogen, zum Beispiel muss das Thema "auf der Flucht" regelmäßig wiederholt werden, offenbar damit es sich dem Leser besser einprägt.

These:

"Eine schnelle Erzählweise soll wiederum dazu dienen, Langeweile zu verhindern."
"Durch den raschen Erzählfluß und die Vermeidung von Unterbrechungen, bei denen der Zuschauer nachdenken muß, um die Geschichte zu verstehen, erhöhen sich die Chancen, den Zuschauer die Handlung direkt miterleben zu lassen; es wird verhindert, daß er die Lust verliert, reflektierend vom Geschehen zurücktritt oder durch sein Bemühen um Verständnis an der Entwicklung starker, unreflektierter Emotionen gehindert wird."

Wie entscheidend das Handlungstempo für die Aufnahme durch die Leser ist, hat jeder sicher schon selbst erlebt. Zyklen oder Zyklenteile mit behäbigem Handlungsfortschritt und vielen Füllromanen werden auch in PR soweit ich sehe durchweg schlechter bewertet als Abschnitte mit hohem Handlungstempo. Kaum jemand wird bestreiten wollen, dass das enorme Handlungstempo des MdI-Zyklus im letzten Drittel für den Gesamteindruck entscheidend war. Auch der M87-Folgezyklus kannte kaum Längen. Man sieht, wie eine gut ausgedachte und konzentriert vorangetriebenen Serienhandlung die Qualität der Einzelhefte fördert.

These:

Der Gang der Handlung besteht aus einem Frage-und-Antwort-Spiel, in das sich der Leser/Zuschauer versetzt sieht. Er stellt Hypothesen auf, sieht sie bestätigt oder widerlegt. Es werden Überraschungen und unerwartete Wendungen geboten, ohne dass jedoch Frustrationen entstehen, die das Verfolgen der Geschichte verhindern.

Für PR gilt: Fragen ja, Antworten ja, aber nicht abwechselnd. Vielmehr kommen zunächst gebündelt die Fragen. Fragen, Fragen, nochmals Fragen, so dass sich der Leser ratlos fragt: wo bin ich, wo ist die Handlung, was tue ich hier, was soll das alles? Die Antworten werden möglichst in das letzte Heft verschoben, selbst auf die Gefahr hin, dass sich der Leser an die Frage nicht mehr erinnert. Schließlich stehen auch im Rätselheft die Auflösungen ganz hinten.

These:

Das Wirkungspotential "steigert sich während des Films im Angenehmen wie im Unangenehmen; Ängste intensivieren sich ebenso wie Erlebnisse der Freude. Immer aber steht das Versprechen eines auflösenden Höhepunkts im Hintergrund, der als kognitive und emotionale „Belohnung“ für die Aufwendungen an Aufmerksamkeit und unangenehmen Gefühlen am Ende des Films winkt."

Von welchem Wirkungspotenzial kann man bei PR aktuell sprechen? In erster Linie ist es die Neugierde, die Leser bei der Stange halten soll. Mehr dazu weiter unten.

These:

"Die zentrale Frage des Zuschauers findet [im Handlungshöhepunkt] eine Antwort, die intensivsten Emotionen und Sinnesempfindungen werden hier erreicht. Der Konflikt ist beendet, alle noch offenen Informationslücken werden geschlossen, auch die Fragen beantwortet, die sich an die Subplots knüpfen. Die Beantwortung der Fragen erfüllt dabei die Erwartungen, bestätigt die Hypothesen, die der Zuschauer bereits im point of attack aufgestellt hatte. Das Erfolgserlebnis der erwiesenen Prognosefähigkeit verbindet sich mit dem Gefühl endgültig erreichter kognitiver Beherrschung der Situation und mit der zufriedenen Wahrnehmung einer vollendeten „Gestalt“ des Films, seiner Geschlossenheit."

Natürlich gibt es auch in PR das Versprechen eines auflösenden Höhepunkts. Leider ist es oft genug beim Versprechen geblieben, denn die Auflösung ist kein Höhepunkt sondern eben nicht mehr als eine Auflösung. Und zwar eine, bei der man allzu oft den Kopf schüttelt angesichts des Ergebnisses.

Ich möchte noch kurz auf eine ganz spezielle Erzählform eingehen, die Heldenreise.
http://de.wikipedia....iki/Heldenreise

Eine typische Heldenreise findet sich in Rhodans Naupaum-Abenteuern zwischen den Heften 622 und 649. Der Held wird durch Machenschaften seines Feindes in ferne Gegenden verschlagen, kann durch geschicktes Agieren in der Fremde Freunde finden, in die Heimat zurückkehren und den Feind stellen. Das erschien wohl zu kompakt und nicht originell. Man hat daraus gelernt. In Heft 2538 bricht Alaska S. zu einer Heldenreise auf, um einem Hilferuf seiner Angebeten zu folgen und sie aus den Klauen des Bösen zu befreien. 150 Hefte später (!) ist er endlich am Ziel, doch seine Angebete zeigt sich auf empörende Weise undankbar, ja, sie macht Alaska geradezu zum Trottel. So soll es sein, das ist Originalität! Zunächst der klassische Beginn, dann die Verzögerungstaktik, mit der die Leserschaft gezwungen wird an ihrem Erinnerungsvermögen zu arbeiten, schließlich überwindet die Handlung die klassischen Vorstellungen und kulminiert in einem verstörenden Ende, das alle vorherigen Anstrengungen des Helden ad absurdum führt. Warten wir ab, ob Perry Rhodans aktuelle Rundreise zu ähnlich umstürzenden Neuerungen führen wird. Es spricht alles dafür. Allein schon der Beginn, die äußerst schlau eingefädelte Idee, sich dem Gegner auszuliefern und ihn gerade dadurch seiner Geheimnisse zu berauben, ist dermaßen verblüffend, dass sich die Konkurrenz aus Hollywood vermutlich schwarz ärgert. Darauf ist noch niemand gekommen.

Soweit zum Handlungsaufbau. Es ist wohl deutlich geworden, worauf es ankommt.


Spannungstypen

Man hat drei typische Spannungstypen identifiziert: Surprise, Suspense, Mystery.
http://de.wikipedia.org/wiki/Suspense

Surprise, die Überraschung, ist unmittelbar klar. Überraschungen werden natürlich auch bei PR gern verwendet, leider allzu oft als bloßer Effekt ohne jede Handlungsfunktion. Die Hauptperson stirbt beispielsweise. Schock! Im nächsten Heft lebt sie wieder. Freudiger Schock! Oder das Herz stirbt ab, die Person lebt weiter. Wer wäre darauf gekommen? Sehr gut! Nur eine kleine Kritik nebenbei: Die größte denkbare Überraschung wird zu selten eingesetzt: Herz, Leber, Hirn, alles stirbt ab, der Tod tritt unwiderruflich ein. Von dieser unglaublichen Überraschung können sich Leser kaum jemals erholen, wie die Diskussion um Tekeners Ende zeigt. Ganz anders sieht es bei einer Überraschung aus wie dem Auftauchen der Lemurer im MdI-Zyklus. Sie bestimmt die Handlung der nächsten 15 Hefte und liefert Antworten auf Fragen der letzten 10 Hefte. Ein Effekt liefert keine Antworten und führt selten zu einer handlungsrelevanten Frage.

Mystery, die Technik der fehlenden Information, die Neugier über den weiteren Verlauf der Handlung, ist die in PR inzwischen hauptsächlich verwendete Spannungstechnik. Wo zur Hölle ist der Mond um warum ist er überhaupt losgeflogen? Die Serie lebt neben dem Sammeltrieb vor allem von der Neugier und der Angst der Leser, sie könnten etwas Wichtiges verpassen. Hitchcock soll diese Methode für zweitrangig gehalten haben. Das ist auch gar kein Wunder, denn Neugier führt nur höchst selten zu Herzklopfen. Und damit sind wir beim nächsten zentralen Problem der Rhodan-Serie angelangt.

Hitchcock und die Drehbuchschreiber des Hollywood-Mainstreams legen verständlicherweise ihren Schwerpunkt auf die dritte Technik: suspense, die Spannung im engeren Sinn, die, die das Herz klopfen und dem Leser/Zuschauer seine Umgebung vergessen lässt. Dem Leser werden Informationen serviert, die ihn in Erregung versetzen. Ein Spion durchsucht eine Wohnung während der Mieter vorzeitig nach Hause kommt und jeden Moment die Tür aufsperren wird. Der Protagonist tappt in eine Falle, von der er nichts weiß, wohl aber der Leser. Der Mörder nimmt sein Opfer ins Visier. In diesem Zusammenhang werden auch gern die sogenannten deadlines verwendet wie im Film "12 Uhr mittags". Diese eigentliche und wesentliche Spannungstechnik kommt in der Rhodan-Serie schon lange nicht mehr vor, einfach deshalb, weil die Autoren sie nicht beherrschen. Voltz war der maßgebliche Vertreter der Suspense-Technik. Nach seinem Tod konnte keiner der Stammautoren den leeren Platz ausfüllen. Im übrigen wissen wir heute, dass der moderne Leser sich auch mehr für die arkonidische Sprache und ihre Herkunft aus dem Alt-Tefrodischen und Letzt-Lemurischen interessiert und die damit verbundene spannende Frage, ob die Substantive im Letzt-Lemurischen zwei oder fünf grammatische Geschlechter hatten. Ich bitte dazu um einen Vortrag auf dem nächsten Weltcon.

Spannung entsteht unter anderem durch den Einbruch des Unheimlichen und Unerklärlichen in die bisher geordnete Welt des Protagonisten. Eigentlich sollte das ein typisches Merkmal einer SF-Handlung sein. Im Rhodan-Kosmos gibt es scheinbar keinen Platz mehr für Dinge, die unsere eigene Realität manchmal so seltsam erscheinen lassen. Während es in unserer realen Welt Phänomene gibt, die Betroffene völlig aus dem Gleichgewicht bringen und ratlos zurücklassen, man denke an das UFO-Phänomen, ist davon in der Rhodan-Serie nichts zu merken. Die "geheimnisvollen Boten" haben nichts Geheimnisvolles an sich, die Superintelligenzen sind nur intelligent, doof, bizarr oder machtgierig, genau wie die Politiker aus den Nachrichten. Die tollsten Geheimnisse verpuffen ohne große Wirkung, wenn entweder ihre Präsentation amateurhaft ist, keine angemessene Fortsetzung folgt oder eine banale Auflösung geliefert wird. Dann ist man als Leser enttäuscht oder fühlt sich für dumm verkauft. Aristoteles: "Viele schürzen den Knoten vortrefflich und lösen ihn schlecht wieder auf; man muß jedoch beides miteinander in Übereinstimmung bringen."

Ich fasse zusammen: Gerade aus dem Umsturz der Tradition, der Aufgabe der Kontinuität der Handlung, dem zerfasernden Hierhin und Dorthin, dem erneuten Besuch alter Schauplätze, der gesamthaften Schau, also dem Aufgreifen verschiedenster Konflikte, Probleme und Aspekte, der Verwechslung von Verblüffung und Neugier mit echter Spannung, mit einem Wort aus einem dramaturgischen Dilettantentum bezieht ein moderner Zyklus seine vorgebliche Qualität. Allerdings bietet gerade die Unstrukturiertheit dem Leser sowohl Sicherheit (anders wird es nicht mehr) als auch Spannung (welche Tollheit kommt als nächste?). Und das, verehrte Anwesende, haben sowohl Aristoteles als auch Schiller und K. H. Scheer übersehen. Danke für ihre Aufmerksamkeit.


Nachtrag: Dass dramaturgische Schwächen nicht nur die Rhodan-Serie auszeichnen, bedarf wohl keiner besonderen Erläuterung. Es geht auch nicht um eine schablonenhafte Anwendung der beschriebenen Grundsätze und Methoden. Dogmatismus ist der Tod von Kunst und Wissenschaft. Es geht um Reflektion, um Hinterfragen und Überprüfen der eigenen Entwürfe, um ein Dazulernen.

#2 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 18:25

Das ist sehr gut analysiert. Mir persönlich hilft es zu verstehen, warum ich lieber viele der dreißig, vierzig Jahre alten Romane als die meisten neuen Romane lese. Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen sich das durchlesen und verstehen.

In Heft 2538 bricht Alaska S. zu einer Heldenreise auf, um einem Hilferuf seiner Angebeten zu folgen und sie aus den Klauen des Bösen zu befreien. 150 Hefte später (!) ist er endlich am Ziel, doch seine Angebete zeigt sich auf empörende Weise undankbar, ja, sie macht Alaska geradezu zum Trottel. So soll es sein, das ist Originalität! Zunächst der klassische Beginn, dann die Verzögerungstaktik, mit der die Leserschaft gezwungen wird an ihrem Erinnerungsvermögen zu arbeiten, schließlich überwindet die Handlung die klassischen Vorstellungen und kulminiert in einem verstörenden Ende, das alle vorherigen Anstrengungen des Helden ad absurdum führt.

Für mich war dies auch einer der absoluten Tiefpunkte der Serie. Schlechter hätte man es kaum noch machen können.

#3 Lilena Elle

Lilena Elle

    Illuminaut

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 19:20

Auch der M87-Folgezyklus kannte kaum Längen. Man sieht, wie eine gut ausgedachte und konzentriert vorangetriebenen Serienhandlung die Qualität der Einzelhefte fördert.


Gut ausgedacht ist etwas anderes. Wenn ich jetzt Arl rufe, erzählt er dir im Detail (er kann das sehr viel besser als ich), warum im M87-Zyklus von den Autoren ca. fünf verschiedene - und widersprüchliche - Geschichten erzählt werden, teilweise von Heft zu Heft bzw. Autor zu Autor wechselnd, jede Menge Widersprüchlichkeiten auftreten und das Konzept bis zum bitteren Ende sinnlos ist.

Das kostet ihn ziemlich wenig Aufwand, da er das Ganze schon mal im Autorenforum ausführlich dargestellt hat. Soll ich?

#4 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 19:23

Das kostet ihn ziemlich wenig Aufwand, da er das Ganze schon mal im Autorenforum ausführlich dargestellt hat. Soll ich?

Ja, gerne, mich interessiert das. :)

#5 Lilena Elle

Lilena Elle

    Illuminaut

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 19:25

Okay!

Bearbeitet von Lilena Elle, 22 Juni 2014 - 19:26.


#6 Arl Tratlo

Arl Tratlo

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 19:51

Das hat Lilena falsch in Erinnerung. Ich habe einiges dazu hier: http://www.scifinet....arkons-wurzeln/ geschrieben. Der Thread im Autorenforum ist aus gutem Grund nicht-öffentlich. Ich könnte allerdings noch einiges aus dem Dialog zwischen Atlan und seinem Extrasinn bringen, dazu muss ich allerdings kurz recherchieren.
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#7 MoiN

MoiN

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 19:53

Der Thread im Autorenforum ist aus gutem Grund nicht-öffentlich.

Welcher Grund? Im übrigen gab es diese Ausarbeitungen schon an vielen Stellen... Aber - nun gut... :D

Bearbeitet von MoiN, 22 Juni 2014 - 19:54.

πάντα ῥεῖ

 

Büchermarkt ...druckfrisch...dlr lit  ...Verena ... Dana ...swrwi ...brwi ..   .A I N


#8 Arl Tratlo

Arl Tratlo

    Temponaut

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 19:59

'Und noch etwas!', bohrte der Extrasinn weiter. 'Es waren ausgerechnet die Posbis, die Kalup nach jahrzehntelangen vergeblichen Versuchen, das Paratronfeld und die ATG-Technologie zu verstehen, zu einem Durchbruch verhalfen. Es war ihr Hinweis auf die strukturelle Ähnlichkeit der Paratrons zu den Relativschirmen, der Kalup erst einen entscheidenden Schritt weiterbrachte!'

'Kalup!', dachte Atlan. 'Langsam wird dieser Name zu einem Schimpfwort!'

'Und mit Recht!', erwiderte der Extrasinn. 'Glaubst Du, dass Frauen wie Beninali oder Basnal jahrzehntelang vergeblich an einem Stück Technik herumgedoktert hätten? Aber darum geht es jetzt nicht. Jedenfalls nicht primär.'

'Was ist für Dich primär?', wollte Atlan wissen.

'Primär ist der aktuelle Kenntnisstand, den wir Beninali verdanken. Danach sind der blaue Schirm der Akonen, der tefrodische Halbraumschirm und der Relativschirm der Posbis allesamt allesamt als Varianten einer jeweils spezifisch konfigurierten Varianzfeldtechnologie zu betrachten. Nimmst Du den Hinweis der Posbis an Kalup noch dazu, kannst Du die Paratrontechnologie der Uleb oder auch der KdZ ebenfalls in diese Liste aufnehmen. Fällt Dir an dieser Liste etwas auf?'

Es fiel Atlan wie Schuppen vor den Augen. 'Alle diese Völker verfügten über Technologien, die die Manipulation der Zeit ermöglichten!' Seine Augen tränten vor Erregung. 'Die Akonen hatten Zeittransmitter, die Tefroder oder die MdI ebenfalls. Die Uleb hatten das ATG-Feld, das sich als eine getunte Variante eines Paratronfeldes erwies. Die Posbis versteckten sich mittels ihres Relativschirms in der Zukunft - ebenso wie die Uleb!'

'Richtig', bestätigte der Extrasinn. 'Wird Dir jetzt klar, wieso die Uleb eine Institution wie die Zeitpolizei einrichteten? Und worum es bei dieser Organisation wirklich ging?'

Atlan wurde schwindlig. Wahrhaft kosmische Zusammenhänge taten sich vor ihm auf. Bevor er ohnmächtig wurde, hörte er gerade noch mit halbem Ohr die Meldung van Dykes: "Linearetappe beendet!"

Bearbeitet von Arl Tratlo, 22 Juni 2014 - 20:10.

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#9 Arl Tratlo

Arl Tratlo

    Temponaut

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 20:22

'Wie auch immer, selbst Du wirst mittlerweile verstanden haben, dass es den Zweitkonditionierten primär darum ging, Einsätze eines Varianzgenerators zu identifizieren und in der Folge zu unterbinden. Ein durchaus nobles Unterfangen, übrigens! Immerhin geht es darum, einen Kontextwirbel und die daraus folgende Implosion des Multiversums zu verhindern! Ihr habt unter Umständen die Falschen bekämpft!'

Atlan hätte geschworen, dass der Extrasinn jetzt ein Kichern ausstoßen würde - wenn er es denn gekonnt hätte.

'Denke an die Ereignisse auf dem Planeten Pfranat!', erinnerte der Extrasinn. 'Seinerzeit wurde den Gurrads unterstellt, durch ein Zeitexperiment den Unwillen der Zeitpolizei erregt zu haben. Tatsächlich handelte es sich jedoch um nicht mehr als eine Annahme! Der Einsatz der Spezialisten Charlie, Inka und Opa auf Pfranat wies jedenfalls in eine völlig andere Richtung. Die Gurrads hatten eine künstliche Welt innerhalb einer Blase erschaffen, die selbst Du mit Deinem heutigen Kenntnisstand als Varianzfeld zu identifizieren in der Lage sein müsstest!'

'Er hat Recht! Verdammt, wieso muss dieser Extrasinn immer Recht behalten!'

'Weil es die Grundlage meiner Existenz darstellt!', belehrte ihn der Extrasinn.

Bearbeitet von Arl Tratlo, 22 Juni 2014 - 20:25.

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#10 Arl Tratlo

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 20:27

'Tatsächlich machten die Gurrads im Prinzip nichts anderes als das, was die Uleb - und, in anderer Form, auch die Zeitpolizei - machten. Sie schufen sich einen geschützten Rückzugsraum! Wie übrigens - auf Basis der gleichen Technologie! - die Konstrukteure des Zentrums!'

Der Extrasinn ließ nicht locker.

'Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die wirklich interessante Frage ist doch: wer waren die eigentlichen Gegenspieler der Zeitpolizei? Oder, wenn Du willst, der Uleb?'

'Ich dachte, das sei klar!', erwiderte Atlan. 'Eben diese Konstrukteure des Zentrums!'

'Das schien damals die naheliegende Annahme zu sein!', konzidierte der Extrasinn. 'Nichtsdestoweniger ist diese Annahme eindeutig falsch!'

'Wieso das?', fragte Atlan überrascht.

'Koinzidenz bedeutet nicht zwangsläufig Kausalität!', antwortete der Extrasinn. 'Etwas, das Ihr übrigens nie verstanden habt. Nur, weil Ihr innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums zwei Parteien kennenlernt, die sich irgendwann einmal kriegerisch gegenüberstanden haben und dies aktuell wieder tun, bedeutet das noch lange nicht, dass sie in den letzten Zehntausenden von Jahren niemals etwas anderes in ihren Schädeln gehabt haben. Die Konstrukteure des Zentrums waren bei Eurem Eintreffen in M87 ganz offenkundig mit einem anderen Projekt beschäftigt. Dafür spricht nämlich der gerade zuvor vorgenommene Austausch der Skoars durch die Kurlux, auch als Dumfries bekannt! Die Kurlux waren in einem potentiellen Krieg gegen die 'Bestien' gerade die denkbar ungeeignetsten Soldaten. Sie hatten eine panische Angst vor allen Skoar-Abkömmlingen. Eine Angst, die durch die Zellstrahlung der 'Bestien' noch verstärkt wurde!'

Atlan erinnerte sich an die Ereignisse auf dem Planeten der Aphaneus, als ganze zwei(!) Bestien die Kurlux-Wachtruppen in den Wahnsinn getrieben hatten. Der Extrasinn hatte einen Punkt - mal wieder!

'Erst Euer Auftauchen in M87 - und die Tatsache, dass ihr zwei 'Bestien' im Schlepptau hattet - hat die KdZ daran erinnert, dass das Problem der 'Bestien' unter Umständen noch nicht vollständig erledigt sein könnte. Davor hatten sogar die Mooghs und die Pelewon ein unbeschwertes Leben und konnten relativ unbehelligt schalten und walten, wie sie wollten. Als die KdZ jedoch die Sachlage begriffen hatten, reagierten sie schnell und konsequent. Sowohl in der eigenen Galaxis, als auch in der Milchstraße! Das Problem der 'Uleb' wurde durch die KdZ innerhalb weniger Tage gelöst - nachdem sie durch Eure freundliche Mithilfe wussten, wo diese zu finden waren. 'Auftauchen, Zuschlagen und wieder nach Hause fliegen', war die Devise. Andere machen in dieser Zeit gerade mal einen Nachmittagsspaziergang! Und jetzt frage Dich einmal selber: Rechtfertigt ein Problem, das man so ganz locker im Nebenbei erledigen kann, den horrenden Aufwand, den die KdZ über 70.000 Jahre lang getrieben haben?'

'Natürlich nicht!', räumte Atlan ein. 'Verdammt, wir haben damals nicht weiter über diese Dinge nachgedacht!'

'Ihr habt über viele Dinge nicht nachgedacht!', bestätigte der Extrasinn. 'Ihr tendiert ohnehin eher mehr zum Handeln und weniger zum Nachdenken!'

'Das betrifft hauptsächlich Rhodan!', protestierte Atlan.

'Du bist nicht sehr viel besser!', widersprach der Extrasinn. 'Du tust nur so! Wie auch immer, unter den dargestellten Bedingungen sollte ich meine Eingangsfrage erweitern. Mit wem haben sich Uleb und Zeitpolizei in den letzten Zehntausenden von Jahren herumgeschlagen - und mit wem die KdZ? Und was haben ihre Gegner miteinander zu tun? Oder handelte es sich gar um ein und denselben Gegner?'

Bearbeitet von Arl Tratlo, 22 Juni 2014 - 20:32.

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#11 Arl Tratlo

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 20:39

Welcher Grund? Im übrigen gab es diese Ausarbeitungen schon an vielen Stellen... Aber - nun gut... Eingefügtes Bild


Vermutlich aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich nicht einfach in das Intranet von PBM einloggen kann, um mir die Exposes der nächsten 50 Hefte reinzuziehen.
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#12 MoiN

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 20:50

Vermutlich aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich nicht einfach in das Intranet von PBM einloggen kann, um mir die Exposes der nächsten 50 Hefte reinzuziehen.

Vielleicht wird es besser verständlich für viele, wenn Du sagen würdest, um welche Serie es sich dabei handelt. Eingefügtes Bild

Eine sehr versierte Analyse!

Summa summarum klingt das aber für mich ein wenig so wie : Solcherart Autoren müssen erst noch geboren werden.

(Und das ist durchaus ernst gemeint.)

Bearbeitet von MoiN, 22 Juni 2014 - 20:57.

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#13 Lüy Piötlerc

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 22:24

Treffend wie immer, mein lieber Quinto! Genauso ist es wohl - und eine schöne Sauerei noch dazu! Und was machen wir jetzt? Nein, ganz ernsthaft - was macht man in so einer aussichtslosen Situation? (Außer, sich ans Ufer eines Flusses zu setzen, und zu warten, bis ein paar Expokraten vorbeischwimmen...) Gute Autoren gibt es zweifellos, aber die werden sich nicht bei der Mitarbeit an einem Produkt erwischen lassen, wie es PR/NEO/wasauchimmer derzeit darstellt. Diese Autoren haben es auch nicht notwendig, sich durch konzeptlose, von Widersprüchen und Hirnrissen gesprenkelten Exposés zum Narren machen zu lassen. Diese Autoren brauchen weder Rastatt noch PR - und viele von ihnen werden mit diesen Begriffen auch garnichts anfangen können. Wenn es für Perry Rhodan (damit meine ich die Reste des Handlungsstrangs, der mal die EA war) noch eine Zukunft gibt, dann wahrscheinlich nur in einer nicht-kommerziellen Form, als Fanprojekt etwa. Im kleinen Rahmen passiert das ja schon. Auch hier, in diesem Forum...
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#14 MoiN

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Geschrieben 22 Juni 2014 - 22:35

Wenn es für Perry Rhodan (damit meine ich die Reste des Handlungsstrangs, der mal die EA war) noch eine Zukunft gibt, dann wahrscheinlich nur in einer nicht-kommerziellen Form, als Fanprojekt etwa.

Bei aller Sympathie...

Erst, wenn jemand bereit ist, für solche Geschichten auch tatsächlich 1 oder 2 Euro zu zahlen wie z.B. für Hefte der EA, dann wäre ich überzeugt, daß dies eine mögliche Zukunft sein könnte. ;)

Beim Geld hört ja bekanntlich die Liebe auf... (oder so ähnlich).

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#15 Quinto

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 17:24

Gut ausgedacht ist etwas anderes. Wenn ich jetzt Arl rufe, erzählt er dir im Detail (er kann das sehr viel besser als ich), warum im M87-Zyklus von den Autoren ca. fünf verschiedene - und widersprüchliche - Geschichten erzählt werden, teilweise von Heft zu Heft bzw. Autor zu Autor wechselnd, jede Menge Widersprüchlichkeiten auftreten und das Konzept bis zum bitteren Ende sinnlos ist.

Ich wüsste nicht, was an dem Grundkonzept sinnlos sein sollte, aber darüber ließe sich diskutieren. Ich würde es aber vorziehen, wenn dafür ein anderer Strang eröffnet würde. Was Arl Tratlo dazu schreibt, ist interessant und vielleicht ausbaufähig, wird aber wie jede gründliche Ex-post-Analyse der damaligen Situation nicht ganz gerecht. Sein schönster Satz ist sicher: "Wir haben damals nicht weiter über diese Dinge nachgedacht." Ich als Leser auch nicht. Es geht nämlich in einer Handlung auch darum, die logischen Löcher so klein zu halten, dass sie einem während des Lesens (oder Ansehens des Films) nicht schmerzhaft auf den Fuß fallen. Das gelingt jedenfalls durch eine schnelle und spannende Handlung eher als durch langatmiges Gewäsch, das einen erst richtig zum Nachdenken bringt. Ähnlich schreibt es auch Eder in seinem Buch. Der Leser/Zuschauer sollte so gefangen sein, dass er gar nicht erst groß zum Nachdenken kommt.

Aus meiner Erinnerung halte ich den M87-Zyklus als Ganzes genommen für den dramaturgisch besten, den es in PR gegeben hat. Ich habe nicht alle Details im Gedächtnis, aber inhaltlich wird auch er Schwächen gehabt haben, spontan fällt mir diese unsägliche Gesangseinlage Perry Rhodans bei der Übernahme von OLD MAN ein. Aber es hat wohl einen Grund, warum in diesen Jahren die Neuleser scharenweise angelaufen kamen. Dass KNF den Grund in den Zeitumständen sieht und in sonst gar nichts, ist natürlich reine Zweckpropaganda.

Inhaltliche, dramaturgische und andere Schwächen durchziehen die Rhodan-Serie von ihrem Anfang bis heute. Sie sind, wie ich denke, das unvermeidliche Nebengeräusch des Produktionsprozesses einer Heftserie. Es kommt darauf an, sie nicht über ein gewisses Maß ansteigen zu lassen. Das ist es, was ich der aktuellen Serie vorwerfe.

Wenn es für Perry Rhodan (damit meine ich die Reste des Handlungsstrangs, der mal die EA war) noch eine Zukunft gibt, dann wahrscheinlich nur in einer nicht-kommerziellen Form, als Fanprojekt etwa.

Ich bin überzeugt, dass die letzten Fans eines Tages für sich selbst die Serie weiterschreiben werden. Aber erst, wenn die Auflage auf ein nicht mehr vertretbares Niveau gesunken ist und VPM die Sache aufgibt. Das dauert noch.

Summa summarum klingt das aber für mich ein wenig so wie : Solcherart Autoren müssen erst noch geboren werden.

Ich behaupte, dass sie immer wieder geboren werden und früher haben solche Autoren sogar bei der Serie mitgeschrieben. Aber natürlich waren Leute wie Scheer und Voltz für den Verlag wie ein Hauptgewinn im Autorenlotto. Doch benötigt man wirklich besondere Talente, um gewisse Grundregeln um zu beachten, die eigentlich zum Handwerkszeug eines Autors gehören, zumindest dann, wenn er sich im Bereich der Spannungsromane tummeln will? Das wird doch auch in Schreibwerkstätten gelehrt, wenn ich mich mal so im Internet umschaue. Ist es denn so schwer, sich kritisch mit dem eigenen Handlungsentwurf auseinander zu setzen und mal Fragen zu beantworten wie: Sollte die Handlung gestrafft werden? Sind die Spannungshöhepunkte richtig angeordnet, gibt es überhaupt welche? Stimmt die Logik einigermaßen? Gibt es Wendungen und Überraschungen und welche Funktion haben sie? Und so weiter. Aber vielleicht besteht bei PR ja schon der Handlungsentwurf selbst nur aus dem Motto: Jetzt fangen wir einfach mal an mit unseren vorhandenen Ideen und später machen wir irgendwie weiter.

In einem alten Interview mit KNF
http://www.sf-fan.de...-jahr-1998.html

geht er kurz auf Auflagenschwankungen ein:
"Wir haben trotzdem übers Jahr hinweg eine Kurve, die halt bei Jubelbänden irrsinnig hochgeht. Von denen verkaufen wir richtig fett mehr, und dann geht’s aber natürlich sofort wieder runter, aber auf ein höheres Level als vorher. Und dann geht’s wieder los mit der Pendelei und es pendelt sich natürlich auch wieder runter, weil viele Leute, die bei einem Jubelband einsteigen, nach 5, 6 Bänden einfach den Atem verlieren. Ja, ist einfach so."

Soll man sich wirklich mit einem "ist einfach so" begnügen, wenn man bemerkt, dass die Rhodan-Serie scheinbar eine enorme Schleppe von Ex-Lesern hinter sich herzieht, die immer mal wieder reinschnuppern und dann sofort wieder aussteigen?

#16 Klaus N. Frick

Klaus N. Frick

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 18:48


Soll man sich wirklich mit einem "ist einfach so" begnügen, wenn man bemerkt, dass die Rhodan-Serie scheinbar eine enorme Schleppe von Ex-Lesern hinter sich herzieht, die immer mal wieder reinschnuppern und dann sofort wieder aussteigen?


Natürlich nicht. Man muss immer wieder versuchen, den Leserkreis durch Aktivitäten und neue Produkte auszuweiten. Dann muss man allerdings damit rechnen, von den Hütern der reinen Materie (also in diesem Forum hier, haha) einen über den Deckel zu bekommen ... weil Scheer und Voltz hätten das anno dunnemals ja anders und vor allem besser gemacht.

#17 Simbad

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 19:07

Man könnte aber auch versuchen erfolgreich aquirierte Leser von bestehenden Produkten zu überzeugen. Das hat den Charme das die dann neue Produkte vielleicht auch kaufen. Durch erfolgreiches Ausweiten der Leserschaft des Basisprodukts zieht man auch Kunden für Nebenprodukte heran. Wenn man das umkehrt, neue Produkte auf den Markt bringen obwohl das Basisprodukt schwächelt, in der Hoffnung das die Käufer dann auch das Basisprodukt kaufen, halte ich für unklug, und vor allem ineffektiv und sehr blauäugig.

#18 MoiN

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 19:53

In einem alten Interview mit KNF ... geht er kurz auf Auflagenschwankungen ein:
...
Soll man sich wirklich mit einem "ist einfach so" begnügen, wenn man bemerkt, dass die Rhodan-Serie scheinbar eine enorme Schleppe von Ex-Lesern hinter sich herzieht, die immer mal wieder reinschnuppern und dann sofort wieder aussteigen?


Wer verkauft schon über 50000 Hefte pro Woche?

Allein diese Zahl sollte nachdenklich stimmen, daß so furchtbar viel falsch wohl nicht sein wird ... Eingefügtes Bild

Bearbeitet von MoiN, 23 Juni 2014 - 19:55.

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#19 Lilena Elle

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 20:15

Aus meiner Erinnerung halte ich den M87-Zyklus als Ganzes genommen für den dramaturgisch besten, den es in PR gegeben hat. Ich habe nicht alle Details im Gedächtnis, aber inhaltlich wird auch er Schwächen gehabt haben, spontan fällt mir diese unsägliche Gesangseinlage Perry Rhodans bei der Übernahme von OLD MAN ein.


Aus meiner Erinnerung sehe ich das nicht so - allerdings ist meine Erinnerung sicherlich frischer.
Die Gesangseinlage ist keine inhaltliche Schwäche. Sie ist eine lustige - Einlage. Und den Lesern offenbar eher in positiver Erinnerung.

Nehmen wir mal das Szenario in M87. Wie würde ich das Ganze HEUTE anlegen - wenn das mein Job wäre? Wie würden sich etwa Basnal, Garth und Co. in einer solchen Situation verhalten?

1) Sie würden sich zu einem Meeting zusammenfinden, alle möglichen Details und Einwände besprechen und dann zu einem gemeinsamen Vorgehen kommen.
2) Dabei würde viel Kaffee getrunken werden.
3) Intuitiv würde ich vermuten, dass ihr Vorgehen etwa so aussehen würde:

a. Die Haluter - die in dieser Galaxis nicht gern gesehen sind - werden "zurückgezogen", d.h. irgendwo auf einem einsamen unbewohnten Planeten "geparkt". Ebenso die CREST. Es agiert ein kleiner Einsatztrupp mittels einer Korvette.
b. Man würde auf keinen Fall versuchen, die KdZ oder ihre Schergen davon zu überzeugen, dass die Haluter eigentliche friedliche Kerle sind. Jedenfalls nicht, nachdem dieser Versuch schon einmal in die Hose gegangen ist. Der Versuch, die Verhältnisse in M87 grundlegend zu ändern, ist schon ziemlich anmassend.
c. Stattdessen würde man die Priorität auf drei Aspekte legen:
  • nach Hause zu kommen
  • sich das Dimetranstriebwerk anzueignen (und einiges mehr, was die Burschen da draufhaben)
  • das Ganze möglichst unauffällig durchzuführen
d. Der Ansatzpunkt wäre zweifellos der Urlaubsplanet. Dort würde man sich allerdings nicht einen Stützpunktingenieur vornehmen, sondern eher einen Kurlux-Triebwerkstechniker. Überhaupt ist dieser Planet eine Informationsquelle sondergleichen - solange man nicht auffällt (worauf es Rhodan und Co. im Unterschied zu Basnal und Co. anlegen).
e. Am Ende entführt man ein geeignetes Kurlux-Raumschiff und kehrt damit nach Hause. Das Dimetranstriebwerk bleibt heil, man hat einige Nettigkeiten wie den Etatstopper oder die Absolute Bewegung im Marschgepäck. Paratrons sowieso. Zudem hat man von den Kurlux gelernt, was wirklich in M87 gespielt wird. Denn Kurlux tragen keine blauen Steine. Man kann sie folglich einem Hypnoverhör unterziehen.

Vielleicht nicht so "spannend", aber realistisch und der heutigen Zeit eher angemessen.

Bearbeitet von Lilena Elle, 23 Juni 2014 - 20:26.


#20 Lilena Elle

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 20:29

Ich glaube, ich habe es hier noch nicht gesagt:

Dieser Editor ist SCHROTT!

Wer auch immer ihn verbrochen hat, sollte dazu verurteilt werden, lebenslänglich alte Cobol-Programme zu pflegen!

#21 Tiff

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 20:29


Wer verkauft schon über 50000 Hefte pro Woche?

Allein diese Zahl sollte nachdenklich stimmen, daß so furchtbar viel falsch wohl nicht sein wird ... Eingefügtes Bild

Die Leserschaft bzw. Käuferschaft von PR ist aber historisch gewachsen. Die Autoren machen nicht alles falsch, aber sie haben sich diese Basis an Lesern nicht selbst aus dem Nichts geschaffen, und selbst wenn die Romane noch viel schlechter wären, würden immer noch genug Käufer übrig bleiben. Das Problem ist, dass diese treuen Käufer langsam wegsterben.

Wenn die aktuellen Autoren, Redakteure usw. alles richtig machen würden, müssten die Zahlen aber immer stärker nach oben gehen, z.B. weil u.a. auch viele ausgestiegene Altleser zurückgewonnen würden. Allein mit ausgestiegenen Altlesern, die der Serie noch mal eine Chance gäben, könnte man die Käuferzahl verdoppeln. Auf viele Neuleser braucht man nicht zu hoffen, die werden in der Regel von den vierstelligen Bandnummern abgeschreckt.

Bearbeitet von Tiff, 23 Juni 2014 - 20:30.


#22 Lilena Elle

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 20:32


Wer verkauft schon über 50000 Hefte pro Woche?


Wieviel tägliche Auflage hat nochmal die BILD?

Allein diese Zahl sollte nachdenklich stimmen, daß so furchtbar viel falsch wohl nicht sein wird ... Eingefügtes Bild


Allein diese Zahl sollte nachdenklich stimmen, daß so furchtbar viel falsch bei der BILD wohl nicht sein wird.

#23 MoiN

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 20:45

Allein diese Zahl sollte nachdenklich stimmen, daß so furchtbar viel falsch bei der BILD wohl nicht sein wird.

Richtig erkannt! Verkaufszahlen sind nunmal für die meisten Verlage die allein ausschlaggebende Argumente. Ist halt so. Eingefügtes Bild

(immerhin bedeutet es, daß das Produkt für die Leute einen gewissen Wert darstellt, der sich in EURO ausdrücken läßt :D )

Bearbeitet von MoiN, 23 Juni 2014 - 20:49.

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#24 Quinto

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 21:09

Vielleicht nicht so "spannend", aber realistisch und der heutigen Zeit eher angemessen.

Ich möchte auf deine Ideen nicht näher eingehen. Nur eines: Das ist wieder alles ex post. Verbessern ist immer einfacher als neu erfinden. Viele von uns können an vielen Stellen vieles verbessern. Darum geht es mir aber nicht und schon gar nicht geht es mir darum, alte Handlungen auf die Gegenwart zu trimmen. Es geht mir um das Bewusstsein, dass Roman- oder Hefthandlungen gewissen dramaturgischen Regeln genügen sollten und dass darauf schon bei der Konzeption Wert gelegt wird. Und, sorry, wenn wir da unterschiedlicher Ansicht sind: wenn ich die Wahl habe zwischen spannend und realistisch, dann entscheide ich mich für spannend. Wirklich reale Polizeiarbeit möchte ich auch im Fernsehen nicht sehen. Was ich sehen will ist eine spannende Handlung, die bei mir die Illusion erzeugt, so könnte es sein. Offensichtlicher Blödsinn nimmt mir diese Illusion.

Allein diese Zahl sollte nachdenklich stimmen, daß so furchtbar viel falsch bei der BILD wohl nicht sein wird.

Ich finde BILD grausam. Tatsache ist aber, dass BILD tatsächlich im Sinne des Verkaufserfolgs viel richtig gemacht hat und noch immer macht. Tatsache ist auch, dass PR noch immer viel richtig macht, obwohl die Zahl der Gewohnheitsleser heute vielleicht die Mehrheit darstellt und nicht die Zahl der Begeisterten. Aber bei PR ist noch jede Menge Luft nach oben, bei BILD nicht.

#25 Waffeleisen

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 21:13

Auf viele Neuleser braucht man nicht zu hoffen, die werden in der Regel von den vierstelligen Bandnummern abgeschreckt.


Das halte ich für einen Trugschluss. Wenn man betrachtet, wie die Heftregale im Bahnhofsbuchhandel aussehen, gibt es für potenzielle Neuleser gar keine Chance. Bzw. es gibt sie nicht. Bergdoktor-Leser werden wohl nicht aus Interesse mal nach einem Rhodan greifen, und anderen, den Nichtheftchenlesern, bleibt Rhodan verborgen. Niemand sucht nach Romanheften, wenn er sie nicht kennt. Es gibt niemanden, der von hohen Bandnummern abgeschreckt werden könnte.

Was nicht in mein Regal passt: Booklooker

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#26 Valerie J. Long

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 22:02

Wer auch immer ihn verbrochen hat, sollte dazu verurteilt werden, lebenslänglich alte Cobol-Programme zu pflegen!

Das wäre ein mildes Schicksal.
RPG II wäre brutal genug.


Das halte ich für einen Trugschluss. Wenn man betrachtet, wie die Heftregale im Bahnhofsbuchhandel aussehen, gibt es für potenzielle Neuleser gar keine Chance. Bzw. es gibt sie nicht. Bergdoktor-Leser werden wohl nicht aus Interesse mal nach einem Rhodan greifen, und anderen, den Nichtheftchenlesern, bleibt Rhodan verborgen. Niemand sucht nach Romanheften, wenn er sie nicht kennt. Es gibt niemanden, der von hohen Bandnummern abgeschreckt werden könnte.

Ich würde ja eher mit Jerry Cotton vergleichen. Ähnlich hohe Nummern, nur ist (fast) jedes Heft eine abgeschlossene Geschichte - ab und zu kommt mal eine Doppelfolge.

#27 Arl Tratlo

Arl Tratlo

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 22:03

Und, sorry, wenn wir da unterschiedlicher Ansicht sind: wenn ich die Wahl habe zwischen spannend und realistisch, dann entscheide ich mich für spannend. Wirklich reale Polizeiarbeit möchte ich auch im Fernsehen nicht sehen. Was ich sehen will ist eine spannende Handlung, die bei mir die Illusion erzeugt, so könnte es sein. Offensichtlicher Blödsinn nimmt mir diese Illusion.


Das ist ein sehr interessanter Gesichtspunkt! Seien wir mal ehrlich - auch und gerade in der "alten" Serie wurde die Spannung dadurch erzeugt, dass sich Rhodan völlig unverantwortlich und inkompetent verhalten hat. Allein seine Aktionen im MdI-Zyklus hätten dazu führen müssen, dass ihm die Berechtigung zur Befehligung eines Raumschiffs auf Lebenszeit hätte entzogen werden müssen! Beispiele gefällig:
  • die (Wieder-)annäherung an Horror, mit der Konsequenz, dass die CREST II durch die "Geheimwaffe Horror" verkleinert wird.
  • die Annäherung an den Moby in Andro-Beta
  • die Annäherung an Vario (in Folge wird die CREST III in die Vergangenheit versetzt).
Auf die Dauer wird Spannung, die durch die Tolpatschigkeit der Akteure erzeugt werden muss, nervig. Das ist so wie die Sache mit den blöden Jugendlichen, die im Meer herumplantschen, obwohl wir doch alle wisen, dass der böse Hai gerade im Anmarsch ist.

Was die Polizeiarbeit angeht - da ich durchaus auch Krimileser bin (Lilena noch viel mehr): ich bevorzuge "realistische" Krimis vor "spannenden". Ich bevorzuge auch englische Kriminalserien vor Hollywood-Verfolgungsjagden.
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#28 MoiN

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 22:16


Gut ausgedacht ist etwas anderes. Wenn ich jetzt Arl rufe, erzählt er dir im Detail (er kann das sehr viel besser als ich), warum im M87-Zyklus von den Autoren ca. fünf verschiedene - und widersprüchliche - Geschichten erzählt werden, teilweise von Heft zu Heft bzw. Autor zu Autor wechselnd, jede Menge Widersprüchlichkeiten auftreten und das Konzept bis zum bitteren Ende sinnlos ist.

Das kostet ihn ziemlich wenig Aufwand, da er das Ganze schon mal im Autorenforum ausführlich dargestellt hat. Soll ich?

Ja, gerne, mich interessiert das. Eingefügtes Bild

Okay!

Nun, der Arl hat daraufhin mit einer Fülle an Dialogen zwischen Atlan und Extrasinn diesen Thread gefüllt, aber der Sinn des Ganzen erschließt sich mir noch nicht ... Vorsichtige Frage: Was genau sollte damit nun demonstriert werden?Eingefügtes Bild

Bearbeitet von MoiN, 23 Juni 2014 - 22:17.

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#29 Arl Tratlo

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 22:28

"Der Arl" kann das zum Glück gerade selbst beantworten. Ausgangspunkt war bekanntlich Quintos Behauptung, der M87-Zyklus sei ein "gut ausgedachter". Das ist er nicht. M87 strotzt vor Widersprüchlichkeiten, von denen einige (und keineswegs alle!) in den angesprochenen Dialogen zwischen Atlan und seinem Extrasinn zur Sprache kommen. Deswegen habe ich mit ihnen "diesen Thread gefüllt".
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#30 MoiN

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Geschrieben 23 Juni 2014 - 22:37

Manchmal braucht man "den Arl" gar nicht zu rufen - wie Lilena es hin und wieder macht -, er ist einfach da! Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild

Okay, habe ich nun verstanden. Aber diese Dialoge sind nun nicht aus der EA entnommen, sondern einem anderen Universum. (Sollte man vielleicht noch erwähnen, da nicht alle Leser immer alle Details wissen können Eingefügtes Bild )

Bearbeitet von MoiN, 23 Juni 2014 - 22:39.

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