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Bearbeitet für die Jugend - Fluch oder Segen?

Jugendfassung Jugendliteratur Bearbeitungen

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35 Antworten in diesem Thema

#31 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 29 August 2014 - 06:56

Rechtschreibung wird zunehmend eine rein maschinelle Tätigkeit.

Ob das der Kern der Sache ist? Wenn ich mir ansehe, wie schlecht bei meiner Arbeit so gut wie alle - insbes. die Chefs - ihre Mails gestalten... Automatik scheint mir zzt. (also +- 10 Jahre) v.a. Faulheit zu fördern, und irgendwie übernehmen alle das Motto "(Schreib-)Faulheit ist cool". Heraus kommen ätzende "Chat-Mails", wo ich bei jeder 5. noch nicht mal weiß, wer sie schrieb, weil es ja auch cool ist, das Signature inkl. Abschiedsgruss einfach weg zu lassen. Bei englischen Mails ist es noch mal viel schlimmer, weil die Herren zusätzlich zur schlampigen Schreibweise noch nicht mal umgangssprachliches Englisch können.

Was das Aufzeichnen gesprochener Texte angeht: Da fließen momentan bei längeren Texten noch viele Fehler ein, in meiner Erfahrung. Der Mensch, der da vorm Monitor sitzt und liest, was da von seiner Rede transkribiert wurde, lässt dann evtl. auch meistens die falschen Sachen aus Faulheit stehen ("ein Fach" anstatt "einfach"), oder sieht sie gar nicht erst.

Letztendlich scheint es also bei korrekter Rechtschreibung um so etwas wie den offen demonstrierten Willen zur Selbstdisziplin zu gehen. In geschäftlichen Kreisen durchaus ein wertvolles Merkmal, finde ich, gerade in meiner (IT-) Branche.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 29 August 2014 - 07:00.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#32 lapismont

lapismont

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Geschrieben 29 August 2014 - 07:06

Kai, Du bestätigst ja meine Aussage. Da viele sich auf die maschinelle Rechtschreibprüfung verlassen, wird sie für sie selbst unwichtig. Vielleicht geht der Trend auch wieder in die andere Richtung, aber momentan sehe ich eine weitreichende Verlagerung der Regelanwendung auf die Computer.

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#33 FrankS

FrankS

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Geschrieben 29 August 2014 - 07:35

Die Monitor-Romane von Rolf Ulrici waren mein allererster Einstieg in die SF und ich erinnere mich noch heute mit viel Nostalgie. Ich habe sie geliebt und alle Bände gesammelt und so oft gelesen (selbst als ich aus dem Alter für die Bücher bereits herausgewachsen war), dass die Seiten am Ende völlig abgewetzt waren. Eingefügtes Bild
LG Trurl

Bei mir war und ist es genauso. Damals hatte ich nur die sechs Monitorbände und den ersten Gigantoband (Die anderen waren noch nicht erschienen.). Inzwischen habe ich mir alle SF-Bücher von Ulrici um Superhirn und seine Freunde nachgekauft. Es sind insgesamt 26 Bände. Leider lässt die Qualität ab einschließlich dem 6. Monitorband nach.

DAS ist wirklich schlimm zu erfahren. Eingefügtes Bild

Ein echtes Trauerspiel, dass man nicht einmal so kurze Büchlein im Original belassen kann. Eingefügtes Bild

Wenn Du bzw. Ihr alle Euren Unmut dazu zum Ausdruck bringen möchtet, dann könntet Ihr die Rezensionen entsprechend bewerten (hilfreich: ja/nein) oder eine eigene hinzufügen:

http://www.amazon.de...yRankDescending


Die Übertragung auf neue Rechtschreibung ist unerlässlich. Denkt bitte dran, wenn ein Kind in alter Rechtschreibung schreibt, ist das einfach falsch und bei 2-3 Fehlern ist das bei einer Deutschschularbeit ein Notengrad.

Mit einer Diskussion über den Sinn und Unsinn der Rechtschreibreform bzw. Rechtschreibveränderung könnten wir hier sicherlich diverse Threads füllen. Bei Büchern, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richten, dürfte eine Anpassung unausweichlich sein. Im Sinne der ursprünglichen Fragestellung in diesem Thread ist hier eher zu klären, wie groß bzw. wie schädlich der Einfluss dadurch auf das originale Werk ist. Ich behaupte, dass die Auswirkungen durch einen Angleich an die aktuelle Rechtschreibung harmlos sein dürften im Vergleich zu Kürzungen und inhaltlichen Veränderungen. Ich gebe zu bedenken, dass auch zu Zeiten der alten Rechtschreibung ältere Werke (darunter auch viele Klassiker) an die damals gültigen Regeln angepasst wurden.

Bearbeitet von FrankS, 29 August 2014 - 07:36.


#34 derbenutzer

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Geschrieben 29 August 2014 - 23:17

@lapismont
Ja, es stimmt, wenn Du schreibst, dass Rechtschreibung zunehmend eine maschinelle Tätigkeit werde. Allerdings kann sich das nur auf die normgerechte Schreibung einzelner Wörter beziehen. Vielleicht noch paar Zusatzfunktionen, das war es dann schon. Ich kenne kein Programm, das die korrekte Beistrichsetzung, die Feinheiten der Groß- und Kleinschreibung oder Getrennt- und Zusammenschreibung beherrscht.

Und nein, die Regeln werden meiner Meinung nach nicht unbedeutender, wenn man sehr große Zielgruppen im wahrsten Sinn des Wortes verständlich ansprechen will.
Dass das jetzige Regelwerk verpfuscht wurde, ist nur eine Frage der Qualität, nicht aber eine der Sinnhaftigkeit von verbreiteten Normen für den Gebrauch von Sprache.
Ich beziehe mich dabei primär auf Publikationen. Privat kann man vieles anders machen und auf Konventionen pfeifen, vollkommen richtig.

Aber zurück zum Thema Bearbeitungen, bei dem eben die Frage auftauchen kann, ob man (auch) ältere Formen der Rechtschreibung in neuere übertragen soll. Abgesehen von den bereits erwähnten Ausnahmen, bin ich nicht dafür.

Es besteht meines Erachtens immer die Gefahr, dass ein Werk im Laufe von Jahrzehnten gewissermaßen unauffällig mutiert, da in der Praxis wohl (zusätzlich) auch an gewissen grammatischen Formen gefeilt wird. Heutzutage ungebräuchliche Wörter werden dann auch noch ausgetauscht, der Satzbau vielleicht auch noch etwas vereinfacht. Und so weiter und so fort.

Kurz und Gut: Zurückhaltung ist angebracht.

Und dann gibt es noch "bearbeitende" Aktionen im Namen der politischen Korrektheit:

Webportal, Neue Zürcher Zeitung

Tom Sawyer und Huckleberry Finn jetzt politisch korrekt
Das «N-Wort» kommt bei Mark Twain in neuer Auflage nicht mehr vor ...


Dazu sage ich momentan nichts.

LG

Jakob

Austriae Est Imperare Orbi Universo


#35 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 29 August 2014 - 23:40

Auch die 2 Jim-Knopf-Bücher gibt es nur noch in politisch korrigierter Form neu zu kaufen! Einsam hervorragende Säulen meiner Jugend... so verhunzt!

P.S.: Um aber auch mal ein Gegenbeispiel zu bringen. Beende gerade Lederstrumpf im Original (nur im Sinne der Vollständigkeit - lese die neue dt. Übersetzung) und verstehe nun, warum es fast überall im 20. Jahrhundert gekürzt wurde. Es ist eben teilweise sehr rassistisch für moderne Brillen. Der namensgebende Held war mir deswegen durchweg einen Touch oder 7 unsympathisch...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 29 August 2014 - 23:43.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
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Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

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Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#36 FrankS

FrankS

    Ufonaut

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Geschrieben 30 August 2014 - 12:27

Aber zurück zum Thema Bearbeitungen, bei dem eben auch die Frage auftauchen kann, ob man (auch) ältere Formen der Rechtschreibung in neuere übertragen soll. Abgesehen von den bereits erwähnten Ausnahmen, bin ich nicht dafür.

Es besteht meines Erachtens immer die Gefahr, dass ein Werk im Laufe von Jahrzehnten gewissermaßen unauffällig mutiert, da in der Praxis wohl (zusätzlich) auch an gewissen grammatischen Formen gefeilt wird. Heutzutage ungebräuchliche Wörter werden dann auch noch ausgetauscht, am Satzbau vielleicht auch noch etwas vereinfacht. Und so weiter und so fort.

Kurz und Gut: Zurückhaltung ist angebracht.

Es sollten ausschließlich nur die Anpassungen erfolgen dürfen, die durch die neuen Regeln zwingend vorgeschrieben werden.

Gerade bei dem Austauschen von ungebräuchlichen Wörtern besteht die große Gefahr, dass Wörter noch ungebräuchlicher werden und schließlich ganz aussterben, wodurch unsere Sprache an Ausdrucksvielfalt verarmt.

Ich sehe die Problematik mit dem Anpassen an neue Regeln ähnlich wie die beim Übersetzen aus anderen Sprachen. Dies ist ein viel weitgehenderer Eingriff in den Originaltext. Um eine originalgetreue Übersetzung zu erstellen, verlangt es vom Übersetzer viel Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Werken. Von einigen Werken gibt es "gute" und "schlechte" Übersetzungen, wobei die neueren nicht unbedingt die besseren sein müssen.

Und dann gibt es noch "bearbeitende" Aktionen im Namen der politischen Korrektheit:

Webportal, Neue Zürcher Zeitung

Dazu sage ich momentan nichts.

Im Gegenteil dürfte dieses sogar kontraproduktiv sein, da dadurch die Gesellschaftkritik, die in Twains Werken durchaus vorhanden ist, unnötig entschärft wird.



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