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Ansichten zur Phantastik


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112 Antworten in diesem Thema

#61 misc

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    Infonaut

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Geschrieben 08 Februar 2004 - 23:31

So geschehen übrigens bei meinem Lieblings-Beispiel: "Die Differenzmaschine" von William Gibson und Bruce Sterling. Beide kennt man als hervorragende Autoren von Cyberpunk-Romanen. Entsprechendes habe ich mir beim Kauf dieses Buches ausgemalt. Auf den wirren Blödsin an Non-Fiction war ich jedoch nicht vorbereitet.

na ja, stimmt schon - wenn ich den Roman eines bestimmten Autors kaufe, habe ich meist auch eine bestimmte Erwartungshaltung, die ich lieber erfüllt sehen möchte. Trotzdem finde ich es schön, wenn ein im Genre oder Thema "festgelegter" Autor mal aus dem Raster ausbricht. Bin halt kein Freund von "Schubladen", auch wenn ich sie selbst ständig benutze. Ad Astra, Marc-Ivo

#62 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 03 März 2004 - 20:38

Hallo Leute,die Diskussionen in diesem Thread erinnern mich an den guten alten Damon Knight,der einmal sinngemäß gesagt hat: Wenn zwei SF-Fans versuchen, sich auf eine Definition von Science Fiction zu einigen, kommt's zu einer Keilerei.Hat das denn kein Ende? Seit es SF gibt, streiten sich Autoren, Leser und Kritikernahezu ergebnislos darüber, wie das Genre zu definieren ist. Und die allermeisten,die fest davon überzeugt sind, daß sie die einzig wahre, unangreifbare Definition derScience Fiction parat haben, übersehen dabei etwas ganz Naheliegendes: Ein literarisches Genre ist etwas Organisches, das sich mit einer eigenen Dynamik entwickelt, sich aufspaltet, verändert, mit anderen Genres kreuzt, unterschiedlichsteEinflüsse aufnimmt usw. Nirgendwo sitzt jemand, der diktatorisch verfügen kann,was Science Fiction zu sein hat. Jeder gute Autor entwickelt eine eigene Auffassung davon, was SF ist - und gerade das macht die Sache für mich interessant. Mit denmeisten Definitionen, die in diesem Thread genannt wurden, legen sich Leser selbstauf eine gewisse Erwartungshaltung fest - und nach meiner Erfahrung gibt es nichtsDestruktiveres als Erwartungshaltungen. Ich persönlich freue mich, wenn es einemAutor gelingt, meine Erwartungshaltungen zu überlisten und mal wieder eine neueFacette aus dem so unendlich wandlungsfähigen SF-Genre herauszuholen. Literaturist etwas Lebendiges, Definitionen sind etwas Starres. Ich staune immer wieder,wie manche Leute sich aufregen können, wenn die Wirklichkeit sich ihren Erwartungenwidersetzt.Ich erlaube mir in diesem Zusammenhang mal eine grundlegende Anmerkung (undmöchte mich selbst dabei ausdrücklich nicht ausnehmen!): Wir alle sind in unseren Erwartungshaltungen nahezu ausschließlich von der angloamerikanischen Science Fiction geprägt. Spätestens seit den Fünfzigerjahrenhat sich SF aber zu einer internationalen Ausdrucksform entwickelt, und in nahezuallen geographischen Regionen auf der Welt existieren kreative lokale SF-Szenen.Einer der besten Storyautoren der aktuellen SF heißt Guy Hasson und lebt in Israel- in Deutschland völlig unbekannt. Die rumänische Szene hat eine völlig eigenständige,surrealistische SF hervorgbracht. Ein Teil der besten Cyberpunk-Literatur wird heute auf Kuba geschrieben. Die gesamte lateinamerikanische SF-Szene ist an Umfang und Vielfalt mindestens mit der britischen, wenn nicht sogar mit derUS-amerikanischen vergleichbar, aber völlig anders geartet. Von all dem kenntder gemeine SF-Leser (und wieder: mich eingeschlossen) nicht einmal einenBruchteil. Und trotzdem bilden wir uns ein, ganz genau zu wissen, was ScienceFiction ist - sorry, Leute, bleibt mal auf dem Teppich. Wer ernsthaft glaubt,angesichts dessen mehr als vorsichtige, näherungsweise Aussagen über dieSF machen zu können, den beglückwünsche ich für sein Selbstbewußtsein.Ich kann Franks Empörung, offen gesagt, gut verstehen (auch wenn er im Ton etwas über die Stränge geschlagen haben mag). Ich habe eigentlich eingenommen,daß für jeden SF-Leser mit ein bißchen Leseerfahrung nach zwei Seiten klar sein müßte,daß die Marslandschaft in Franks Geschichte einfach als Kulisse dient, die der seelischenVerfasssung des Protagonisten entspricht. Niemand, der z.B. einmal Ballard gelesen hat,sollte mit solchen Geschichten Schwierigkeiten haben. Tja, aber da war ich wohl zu optimistisch...Und auch wenn es arrogant klingen mag: Auf einem SF-Markt, auf dem sich schauder-hafter Schrott wie C.J. Cherryh oder McMaster Bujold immer noch besser verkauft alsein Roman von, sagen wir, Gene Wolfe, ist mir durchaus nicht jeder SF-Leser sympathisch- was auf Gegenseitigkeit beruhen dürfte. Als Mitherausgeber von NOVA mache ich mirvor diesem Markthintergrund keine Illusionen: Originell konzipierte und gut geschriebeneSF ist eine Minoritätensache und wird es absehbarer Zeit bleiben. Also, was soll die Aufregung? Wir stellen aus dem Material, das uns angeboten wird, das bestmöglicheMagazin zusammen und versuchen, die Qualität zu halten und wenn möglich zu steigern.Wir können uns weder unsere Autoren noch unsere Leser backen. Wir können nurversuchen, die - nach unserem besten Ermessen - besten Autoren und Stories an dieLeser zu bringen, die sie lesen wollen. Nicht mehr, nicht weniger. Daher besteht auchkeinerlei Konkurrenzsituation zwischen Phantastisch!, AC und uns - im Gegenteil, wirtauschen uns problemlos aus. Wir sitzen im selben Boot. Jedes der drei Magazine istanders konzipiert, jedes bedient eine andere Facette eines sehr kleinen Markts. Und was schrieb hier jemand: Daß es niemanden außerhalb der SF-Szene gibt, der NOVA kaufen würde? Tja, damit lag der Betreffende mächtig daneben. NOVA wird sogar _über-wiegend_ von Leuten außerhalb der Szene gekauft. Ronald Hahn, der den Vertrieb vonNOVA betreut und seit Jahrzehnten in der Szene ist, kennt nur einen Bruchteil der Leser,die bei uns bestellen. Scheint, als hätten wir - für uns selbst übrigens unerwartet! - ein kleines brachliegendes Leserpotential entdeckt.Die zum Teil recht lautstarken und apodiktischen Äußerungen, die in diesem Thread gefallen ist, haben mich daran erinnert, daß die Ghettoisierung der SF in den Köpfenanfängt - nicht nur bei denen außerhalb der Szene, sondern ganz besonders bei denSF-Anhängern selbst. Bei manchen Postings klang zwischen den Zeilen mit: Verschmutztuns bloß unsere SF nicht! Haltet sie sauber! Wäre furchtbar, wenn uns mal jemand mitetwas Neuem überrascht! Schöne GrüßeMichael Iwoleit

#63 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 03 März 2004 - 22:21

@Michael Iwoleit

Hat das denn kein Ende? Seit es SF gibt, streiten sich Autoren, Leser und Kritiker nahezu ergebnislos darüber, wie das Genre zu definieren ist.

Nur eine lebhafte Diskussion bringt auch neue Einsichten für den Diskussionspartner.

Ein Teil der besten Cyberpunk-Literatur wird heute auf Kuba geschrieben.

so, so...da bin ich aber mal auf ein paar Namen gespannt :lol: (rein persönliches Interesse)

Und trotzdem bilden wir uns ein, ganz genau zu wissen, was Science Fiction ist - sorry, Leute, bleibt mal auf dem Teppich.

Das bleiben wir doch... aber jeder hat eine Meinung und diese darf auch gepostet werden.

Und auch wenn es arrogant klingen mag: Auf einem SF-Markt, auf dem sich schauder- hafter Schrott wie C.J. Cherryh oder McMaster Bujold immer noch besser verkauft ....

Jepp, es klingt arrogant und hebelt deine eigene Argumentation aus. Nur weil es dir nicht gefällt, muss es noch lange kein Schrott sein. Und da wir schon beim Thema arrogant sind... der Ton macht die Musik und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass diese Diskussion so ausartet , wenn die Antwort auf eine Kritik weniger arrogant ausgefallen wäre. Ein Autor, der so abfällig eine Kritik kommentiert (und dabei auch noch überliest, dass die Kritik die Tatsache beinhaltet, das die Story gar nicht so schlecht war), muss damit leben, dass die Wellen ein wenig höher schlagen.

Wäre furchtbar, wenn uns mal jemand mit etwas Neuem überrascht!

Nein ! Bestimmt nicht ! Furchtbar ist es nur, wenn uns jemand mit etwas Altem überrascht. Gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 03 März 2004 - 22:23.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#64 Holger

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Geschrieben 04 März 2004 - 00:12

Hallo Michael.Du urteilst ja selbst recht freizügig darüber, was Schrott ist, und was nicht. Ich wäre da nicht so voreilig. Und auch Deine Enttäuschung "Tja, aber da war ich wohl zuoptimistisch..." kann ich nicht nachvollziehen. Ist es denn so schlimm, wenn der eine Leser eine Story ganz anders liest als der andere? Kann man dann nicht einfach das artikulieren, was einem unschlüssig erscheint, ohne dass gleich mehrere Grundsatzdiskussionen losgetreten werden? Ich frage mal: wieso werfen Autoren und Redakteure so alergisch mit Schlagwörtern wie "Ghettoisierung", "Niedergang der (dt.) SF-Kurzgeschichte" um sich oder unterstellen Hintergangen wie "Verschmutzt uns bloß unsere SF nicht! Haltet sie sauber!". Das ist dann doch ganz schön dick aufgetragen, meinst Du nicht? Ich kann aus der hier geführten Diskussion einfach nicht die Dichte an allgemeingültigen Erkenntnissen über das Leseverhalten oder die "Einstellung der Leserschaft zur SF" ziehen, die Du scheinbar gewonnen hast.
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#65 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 04 März 2004 - 10:22

Jürgen:>Und da wir schon beim Thema arrogant sind... der Ton macht die Musik und ich kann mir >wirklich nicht vorstellen, dass diese Diskussion so ausartet , wenn die Antwort auf eine Kritik >weniger arrogant ausgefallen wäre.Punkt für Dich. Es waren in diesem Thread einige Hitzköpfe dabei (und ich muß zu meinerSchande gestehen, daß ich wohl einer davon war... :-s) Versuchen wir's mal etwas nüchterner...;-) >so, so...da bin ich aber mal auf ein paar Namen gespannt (rein persönliches Interesse)Vladimir Hernandez Pacin (hat so etwas wie den kubanischen "Neuromancer" geschrieben)Juan Alexander Padron GarciaAber ich recherchiere noch. Ich habe gerade mit den Kubanern Kontakt aufgenommen undbekomme in den nächsten Tagen Material zugesendet. Es ist aber schwierig, an die Bücherzu kommen, und ich werde - um lateinamerikanische SF im Original lesen zu können - auchnoch Spanisch lernen.Übrigens wird in vielen Ländern teilweise sehr interessanter Cyberpunk geschrieben. Besonders abgefahrene Stories hat der Rumäne Michael Haulica geschrieben. Ich habesogar von einem Südafrikaner (Arthur Goldstuck) eine Cyberpunk-Story gelesen.Wilde Straßenszenen und Streetwise-Slang in Praetoria, gar nicht mal schlecht.>Jepp, es klingt arrogant und hebelt deine eigene Argumentation aus.>Nur weil es dir nicht gefällt, muss es noch lange kein Schrott sein.Ich beurteile etwas auch nicht deshalb als Schrott, nur weil es mir nicht gefällt. Ian Banks,zum Vergleich, gefällt mir nicht besonders, trotzdem würde ich sein literarisches Talentniemals anzweifeln.Um meine Äußerung zu präzisieren: Ich habe mal 1.400 Seiten eines C.J. Cherryh-Romansübersetzt. Als Übersetzer, der sich monatelang Zeile für Zeile mit einem Autor beschäftigt, merkt man sehr genau, ob ein Autor wirklich schreiben kann oder nur ein Zeilenreißer ist.Es ist einfach eine Frage des Handwerks. Die Schreibe, die von Autorinnen wie Cherryh,McCaffrey, Zimmer-Bradley usw. betrieben wird, tritt jegliches literarisches Handwerk mitFüßen. Man kann sich schon mal darüber ärgern, wenn ein hochtalentierter deutscher Autor wie Marcus Hammerschmitt Schwierigkeiten hat, Verleger zu finden, sich solcher Zeug aber weiterhin glänzend verkauft.Aber Du brauchst mir nicht zu glauben. Weit fähigere und literarisch besser gebildete Leuteals ich haben Ähnliches geäußert. Lies mal einige Artikel von Marcus in "Telepolis". Oder such mal im Internet nach einem Gespräch zwischen Barry Malzberg und Carter Scholz.Ich könnte auch auf Andreas Eschbach verweisen, der - es war, glaube ich, in diesem Forum- ziemlich hartnäckig darauf bestanden hat, daß literarische Wertungen eben nicht reine Geschmackssache sind. Oder lies einfach mal ein paar Artikel von Franz Rotteinsteiner, dervierzig Jahre länger dabei ist als ich.>Ich frage mal: wieso werfen Autoren und Redakteure so alergisch mit Schlagwörtern wie >"Ghettoisierung", "Niedergang der (dt.) SF-Kurzgeschichte" um sich oder unterstellen >Hintergangen wie "Verschmutzt uns bloß unsere SF nicht! Haltet sie sauber!". Das ist dann doch >ganz schön dick aufgetragen, meinst Du nicht?Finde ich nicht. Lies diesen Thread doch bitte nochmal genau durch. Ist Dir nicht aufgefallen,daß einige Leute (sorry für die Formulierung, aber so ist es mir vorgekommen!) regelrechtSchaum vor dem Mund, wenn etwas ihrer Definition von SF widerspricht? GrußMichael

#66 tichy

tichy

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Geschrieben 04 März 2004 - 11:45

Liebe Leute,Ihr streitet in die falsche Richtung.Tiresias' Geschichte wurde nicht kritisiert, weil sie irgendeiner SF-Definition widersprach, sondern weil sie schlicht nicht verstanden wurde. Und -- auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen -- es ist die Aufgabe eines Autors, seine Geschichte so zu schreiben, dass sie von seinen Lesern verstanden wird. Und die Aufgabe eines Lektors, ihm dabei zu helfen. Und die Aufgabe eines Herausgebers, solche Geschichten auszuwählen, die zu seiner Zielgruppe passen.Ich kenne "Die weißen Schmetterlinge" nur soweit, wie sie auf Tiresias' Homepage als Leseprobe zu finden sind, und halte sie für gut geschrieben und von der (aus diesem Anfang bereits absehbaren) Idee für interessant und originell. Es ist schade, dass sie nicht ohne diese "Hakeligkeit" auskam, an der sich der ganze Streit aufgezogen hat. -- tichy
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#67 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 04 März 2004 - 12:18

@Michael Iwoleit:

Die Schreibe, die von Autorinnen wie Cherryh, McCaffrey, Zimmer-Bradley usw. betrieben wird, tritt jegliches literarisches Handwerk mit Füßen.

Verstehe ich nicht. Bücher müssen zunächst einmal gut geschrieben sein, um verstanden zu werden. Belletristik soll außerdem noch unterhalten. Beides trifft für mich auf C. J. Cherryh - zumindest auf die allermeisten ihrer Werke - zu. Ergo: Frau Cherryh schreibt für mich - wieder in den allermeisten Fällen - gute Bücher. Genau das ist für mich literarisches Handwerk. Oder bin ich in meiner kindlichen Einfalt da etwas zu weit geprescht und dürfen nur langstudierte graubärtige Doppel-Professoren ihr Geschriebenes als so etwas wie Literatur bezeichnen?

Bis dennen,
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#68 Robert Kerber

Robert Kerber

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Geschrieben 04 März 2004 - 12:44

Tiresias' Geschichte wurde nicht kritisiert, weil sie irgendeiner SF-Definition widersprach, sondern weil sie schlicht nicht verstanden wurde.

Sorry, tichy, aber das stimmt so nicht. Der Streit entbrannte tatsächlich über die "wissenschaftliche Haltbarkeit" von Franks Geschichte bzw. der von ihm gewählten Szenerie. Hätte er den Schauplatz vom Mars auf einen imaginären Planeten verlegt, wäre die Diskussion sicherlich anders verlaufen - oder gar nicht erst aufgekommen.

Und -- auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen -- es ist die Aufgabe eines Autors, seine Geschichte so zu schreiben, dass sie von seinen Lesern verstanden wird.

Stimmt - aber es ging eben nicht um ein Verständnis-, sondern um ein Definitionsproblem des Genres überhaupt: "Was darf SF und was nicht?". Ehe dieser Thread in dieselbe Haarspalterei ausartet wie die Diskussion "Was ist Qualität?" auf sf-fan.de sollte sich jeder mal darüber klar werden, dass die "Erhöhung" einer persönlichen Sichtweise zu einem allgemeingültigen Dogma zwangsläufig in die Sackgasse führt - oder zum Jihad. (Hält irgendjemand diesen Vergleich für überzogen? Dann lest euch nochmal einige der Kommentare, die hier abgegeben wurden, sorgfältig durch.) Die Diskussion über die Qualität bestimmter Autoren gehört für mich im übrigen nicht hierher. Die hat, glaube ich, in Franks Fall auch niemand in Zweifel gezogen. Robert Kerber Das ganzheitliche System

#69 tichy

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Geschrieben 04 März 2004 - 12:56

Tiresias' Geschichte wurde nicht kritisiert, weil sie irgendeiner SF-Definition widersprach, sondern weil sie schlicht nicht verstanden wurde.

Sorry, tichy, aber das stimmt so nicht. Der Streit entbrannte tatsächlich über die "wissenschaftliche Haltbarkeit" von Franks Geschichte bzw. der von ihm gewählten Szenerie.

Richtig. Und diese Szenerie hat er bewusst gewählt und bewusst die nicht-atembare Atmosphäre ausser acht gelassen. Und diese bewusste Entscheidung wurde nicht als solche erkannt, sondern als sachliche Nachlässigkeit aufgefasst. Kurz: Der Autor wurde nicht verstanden.

"Was darf SF und was nicht?"

Was soll denn die Frage? Ein Autor darf ALLES. Wenn er verlegt und gelesen werden will, darf er zumindest alles, was seine Leser akzeptieren. Die ganze Diskussion "Was ist SF" ist in diesem Zusammenhang eine Scheindiskussion.

-- tichy
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#70 Holger

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Geschrieben 04 März 2004 - 13:58

Ihr streitet in die falsche Richtung.

Korrekt. Ich weiß nicht so recht, aber ich habe wirklich den Eindruck, dass dieser Thread (der ohnehin aus einem anderen zusammengeschustert wurde) deutlich seine Richtung verloren hat. Vielleicht sollten wir in neuen Threads über die Qualität gewisser Autoren, die Defizite von Lesern oder die Grundsatzfrage diskutieren, was SF darf und was nicht (was für eine Frage!)? Weis nicht wie es kam, aber eigentlich gehört der ganze Faden zu den NOVA3-Kritiken. Deswegen würde ich vorschlagen ihn auch dort wieder anzusiedeln. Es sei denn jemand hat etwas dagegen? Grüße, Holger
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#71 Robert Kerber

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Geschrieben 04 März 2004 - 14:12

diese Szenerie hat er bewusst gewählt und bewusst die nicht-atembare Atmosphäre ausser acht gelassen. Und diese bewusste Entscheidung wurde nicht als solche erkannt, sondern als sachliche Nachlässigkeit aufgefasst. Kurz: Der Autor wurde nicht verstanden.

Nun, einige Leser haben darin eine Nachlässigkeit gesehen, die man verschmerzen kann, andere haben sie ihm krumm genommen. Und dann gab es Leser, die darin eine Absicht erkannt haben und diese entweder akzeptierten oder ablehnten. Da hätten wir schon vier verschiedene Auffassungsweisen. Viel Spaß beim Versuch, diese über einen Strich zu bürsten.

"Was darf SF und was nicht?"

Was soll denn die Frage? Ein Autor darf ALLES. Wenn er verlegt und gelesen werden will, darf er zumindest alles, was seine Leser akzeptieren. Die ganze Diskussion "Was ist SF" ist in diesem Zusammenhang eine Scheindiskussion.

Das sehe ich genau umgekehrt. Die Plausibilität von Franks Geschichte war der Aufhänger für die anschließende Grundsatzdiskussion, weil die jeweilige persönliche Auffassung von SF mit Franks Vorgehensweise kollidierte. Lieber tichy, ungeachtet unserer 100% konträren Sichtweise wünsche ich dir einen wunderschönen Tag. Cheers, Robert Kerber Das ganzheitliche System NACHTRAG: Holger, ich lese grade deinen neuen Beitrag während ich auf tichys Einwand antworte. Auch wenn dieser Thread zu zerfasern beginnt halte ich ihn von einer Diskussion zu NOVA 3 soweit entfernt, dass man ihn separat stehen lassen sollte. Oder?

#72 tichy

tichy

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Geschrieben 04 März 2004 - 15:14

Viel Spaß beim Versuch, diese über einen Strich zu bürsten.

Aber warum sollte ich das denn tun? Ich sage meine Meinung, andere sagen ihre, und die müssen nicht übereinstimmen. Weder bei der Einschätzung der Kurzgeschichte noch bei der Definition der SF. Sonst wäre ja keine Diskussion nötig.

Die Plausibilität von Franks Geschichte war der Aufhänger für die anschließende Grundsatzdiskussion, weil die jeweilige persönliche Auffassung von SF mit Franks Vorgehensweise kollidierte.

Nein. Die Diskussion kam zustande, weil Frank seine Leser im unklaren gelassen hat darüber, an was für eine Geschichte sie da geraten sind. "Die weissen Schmetterlinge" lesen sich (soweit sie mir vorliegen) wie eine nachdenkliche Geschichte in einem durchaus realistischen Setting (da wird z.B. gleich am Anfang detailliert beschrieben, was für ein Raumschiff landet und warum das technisch kritisch und ungewöhnlich ist). Die Anwesenheit von Atemluft passt gefühlsmäßig einfach nicht in diese Stimmung, weil man sie nicht erwartet. Und genau das kann die Freude an der Geschichte verderben, weil man es eben automatisch als Nachlässigkeit des Autors einordnet; das stört das "Eintauchen" des Lesers in die Geschichte.

Lieber tichy, ungeachtet unserer 100% konträren Sichtweise wünsche ich dir einen wunderschönen Tag.

Wo käme ich denn da hin, mir von Leuten, die nicht meiner Meinung sind, schöne Tage wünschen zu lassen? :lol: -- snorri
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#73 Mammut

Mammut

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Geschrieben 04 März 2004 - 15:29

Ich glaube, Aufhänger dieses Beitrages war die Rechthaberei von verschiedenen Gruppen. Im Laufe des Beitrages hat sich die Anzahl der Gruppen erhöht, sonst gar nichts.Vielleicht solltet ihr einsehen, das so verschiedene Sichtweisen wie hier geäußert, einer Diskussion nicht förderlich sind, weil sie aus jeglicher Bahn gleiten.Bis bald,Michael
Jahresrückblick 2023
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#74 Henrik Fisch

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Geschrieben 04 März 2004 - 15:57

Ehrlich gesagt sehe ich im Moment nur, dass eine Diskussion - die im Moment zustande kommt und erfreulich sachlich bleibt - aus irgend welchen Gründen immer wieder abgewürgt wird. Der Thread sollte so bleiben wie er ist. Ich finde ihn im Moment sehr spannend.Bis dennen,Henrik Fisch
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#75 Jakob

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Geschrieben 04 März 2004 - 16:41

@Henrik:Sorry, so weit im Thread zurückzugreifen, aber ein ganz bisschen Widerspruch betreffs deiner auf S. 4 Ansichten kann ich nicht unwidersprochen lassen:1. Pratchett schreibt keinen Blödsinn und IST ABSOLUT NICHT MIT DOUGLAS ADAMS ZU VERGLEICHEN. Das tut beiden Unrecht. Desweiteren gibt es kaum einen Autor, der bezeichnender dafür wäre, wie man sich weiterentwickeln kann - zumindest, wenn man die Phase Anfang/Mitte der 90er nimmt, in der er sich mit ernsthaften Themen befasst hat und etwas philosophischer geworden ist.2. Die Differenzmaschine mochte ich eigentlich sehr gern. Weiß aber nicht mehr genau warum.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

Verlag das Beben
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Schlotzen & Kloben
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  • • (Buch) gerade am lesen:Zachary Jernigan, No Return/James Tiptree Jr., Zu einem Preis
  • • (Buch) als nächstes geplant:Samuel R. Delany, Dunkle Reflexionen/Thomas Ziegler, Sardor - Der Flieger des Kaisers
  • • (Buch) Neuerwerbung: Julie Phillips, James Tiptree Jr. (Biographie)
  • • (Film) gerade gesehen: Oblivion
  • • (Film) als nächstes geplant: Star Trek Into Darkness
  • • (Film) Neuerwerbung: American Horror Story (Serie)

#76 Ronni

Ronni

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Geschrieben 04 März 2004 - 19:20

äh, hallo Leute,

eigentlich ist das hier ein Diskussionsforum und da soll auch Diskutiert werden, auch gerne mal etwas heftiger. Wichtig ist nur, daß man sich hinterher noch guten Gewissens in die Augen schauen kann. Frank hat zum Anfang etwas heftig reagiert, nach meinen dafürhalten dafür um Entschuldigung gebeten, und nun sollte gut sein, oder nach Burg Schreckenstein: "Vergeben und Vergessen".

Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#77 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 04 März 2004 - 19:42

@Ronni Also ich finde diese Diskussion lebhaft, auf recht hohem Niveau und vor allen Dingen... sehr informativ. Auch wenn ich bei einigen Postings eine vollkommen konträre Meinung habe, lerne ich doch dazu. Das ist schlichtweg genial... zumindest für mich. Es mag ja sein, dass wir (mal wieder) vom eigentlichen Thema wegtreiben, aber ist es nicht genau das, was einen "guten" Diskussionkreis ausmacht... Ansichten und Meinungen auszutauschen, manchmal lautstark, manchmal nachdenklich, in der Hoffnung, dass sich Faktoren herauskristallisieren, die die eigene Meinung in Frage stellt ? Tatsächlich hat dieser Thread eine heftige Eigendynamik entwickelt und ich muss schon weit nach vorne blättern, um zu sehen, um was es eigentlich ursprünglich ging. ;) ABER... was solls! Vielleicht führt diese Diskussion ins Nirwana... aber auf dem Weg dorthin hat der eine oder andere wertvolle Informationen gesammelt. Ich liebe dieses Forum! :lookaround: @Michael Iwoleit huhu Michael...wenn du schon beim recherchieren bist, schau doch gleich mal, ob es von den Romanen evtl. deutsche oder englische Übersetzungen gibt. Mein Spanisch beschränkt sich nämlich auf ... " quanta costa el viachel a la playa de ingles " ... und ein paar andere Sätze, die zwar literatisch unbedeutend, aber im Leben sehr wichtig sind :D :D :D @Holger lass diesen Thread mal so http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png Gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 04 März 2004 - 20:00.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#78 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 05 März 2004 - 11:57

>huhu Michael...wenn du schon beim recherchieren bist, schau doch gleich mal, ob es von den> Romanen evtl. deutsche oder englische Übersetzungen gibt.>Mein Spanisch beschränkt sich nämlich auf ... " quanta costa el viachel a la playa de ingles " >..und ein paar andere Sätze, die zwar literatisch unbedeutend, aber im Leben sehr wichtig sindDamit ist Dein Spanisch schon hundertprozentig besser als meins ;-)Meines Wissens nach - aktueller Stand - ist die kubanische SF, von ein paar Kurzgeschichten abgesehen, praktisch nicht übersetzt worden. Aber das kann ich erst genau sagen, wenn ich nähere Informationen vorliegen habe. Dabei istdas eine kleine, sehr aktive und lebendige Szene (außerordentlich stark beeinflußt von William Gibson, was mich selbst überrascht hat), und die Jungs freuen sich außerordentlich, wenn sich jemand aus Europa für sie interessiert. Hier mal den Link zur wichtigsten SF-Site in Kuba (aber auch nur in Spanisch ;-( )www.cubaliteraria.com/guaican/Kurz was zum Kontext, wie ich an meine Informationen gekommen bin:Ich arbeite an einer internationalen Literaturgeschichte der Science Fiction, mit Schwergewicht auf SF-Stories. Einige Teilstücke davon sind hier und dort schonerschienen (ein Essay über Ballard kommt im nächsten SF-Jahr). Das Projekt wirdsehr umfangreich, weil ich vorhabe, dafür noch einige Fremdsprachen zu lernenund möglichst viel internationale SF selbst zu lesen. Es wird mir nicht gelingen, der gesamten internationalen SF im Alleingang gerecht zu werden, aber eininteressant Fragment könnte schon dabei herauskommen. In den letzten Monatenhabe ich vor allem Kontakt geknüpft und habe jetzt Ansprechpartnert in zehn,zwölf Ländern.In absehbarer Zeit werde ich eine Homepage ins Netz stellen und dort immer aktuell über das Projekt informieren. Wer sich dafür interessiert, kann mir untermki@iacd.de schreiben.Einige meiner Entdeckungen werden sicher in Nova auftauchen. In Nova 6 im Herbst wird eine Story des Israelis Guy Hasson erscheinen. Bei allem Vorbehaltvor Übertreibungen: Der Mann ist einfach stark, ein Geistesverwandter von GregEgan. Er hat einige Geschichten geschrieben, die nah an die besten Stories vonEgan herankommen.GrußMichae

#79 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

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Geschrieben 05 März 2004 - 12:18

"Die weissen Schmetterlinge" lesen sich (soweit sie mir vorliegen) wie eine nachdenkliche Geschichte in einem durchaus realistischen Setting (da wird z.B. gleich am Anfang detailliert beschrieben, was für ein Raumschiff landet und warum das technisch kritisch und ungewöhnlich ist). Die Anwesenheit von Atemluft passt gefühlsmäßig einfach nicht in diese Stimmung, weil man sie nicht erwartet. Und genau das kann die Freude an der Geschichte verderben, weil man es eben automatisch als Nachlässigkeit des Autors einordnet; das stört das "Eintauchen" des Lesers in die Geschichte.

Genau. Es geht gar nicht darum (ging es je darum?), ob Franks Geschichte SF ist oder nicht. Selbstverständlich ist sie SF - sie wurde ganz klar als SF konzipiert (schönes Beispiel siehe oben, ausserdem die sehr realistisch geschilderte Fahrt auf dem Mars), nur hat Frank dann entweder alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über Bord geworfen (warum nur?), oder einfach nicht beachtet (soll ja auch vorkommen...) Das musste irritieren.

Bleibt zu fragen, warum er sich überhaupt die Mühe mit dem Mars gemacht hat, die Sahara, die Wüste Gobi oder Sibirien hätten´s auch getan, sicherlich hätte er sich mit all dem Geld der Journaille (der Kanaille) erwehren können...

Ein anderer Planet (wie von einem Diskussionsteilnehmer vorgeschlagen) hätte´s ganz gewiss nicht getan, das wäre grober Unfug gewesen. Wir sind ja schon froh, wenn wir als Kinder des vergangenen Jahrhunderts, die sich noch an dieses Konzert erinnern, den Mars erreichen.

Also: Warum nur? Hätte man die Botschaft nicht auch vernünftiger rüberbringen können?

Es geht also gar nicht darum, ob SF oder nicht, ob erlaubt oder nicht, sondern darum, ob vernünftig oder nicht. So ist die Logik so dünn wie die Luft auf Mars. Musste ja nicht sein.

#80 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 05 März 2004 - 14:04

Genau. Es geht gar nicht darum (ging es je darum?), ob Franks Geschichte SF ist oder nicht. Selbstverständlich ist sie SF - sie wurde ganz klar als SF konzipiert (schönes Beispiel siehe oben, ausserdem die sehr realistisch geschilderte Fahrt auf dem Mars), nur hat Frank dann entweder alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über Bord geworfen (warum nur?), oder einfach nicht beachtet (soll ja auch vorkommen...) Das musste irritieren.

Ich wollte eigentlich nichts mehr dazu sagen, aber das ist einfach zuviel. Nochmal für jene, die es beim erst- und zweitmaligen Lesen nicht verstanden haben: Ich WEISS, daß die Atmosphäre auf dem Mars derzeit nicht atembar ist. Nur hat dieser Tatbestand nichts mit meiner Geschichte zu tun, die keine Hard-SF-Geschichte ist und sein will. Merkwürdigerweise hat keiner der Leser außerhalb dieses Forums jemals an diesem Tatbestand Anstoß genommen, vermutlich deshalb, weil sie wußten, daß es sich bei dieser Geschichte um reine Fiktion handelt und nicht um ein mögliches oder wahrscheinliches Zukunftsszenario. So limitiert kann man doch eigentlich gar nicht sein, daß man - gerade in Anbetracht einer Vielzahl ähnlich gearteter Geschichten aus prominenterer Feder (Bradbury, Sheckley etc.) - immer wieder auf dem gleichen vermeintlichen "Fehler" herumhackt und damit offenbart, daß man die Geschichte nicht verstanden hat und sie auch nie verstehen wird, da das entsprechende Sensorium fehlt. Früher habe ich mich immer geärgert, wenn SF als Trivialliteratur abgestempelt wurde. Angesichts dessen, was ich hier erlebe, beginne ich diese Position zu verstehen. Michael hat im übrigen völlig recht, mit dem, was er zu diesem Thema zu sagen hatte. Gruß FWH

Bearbeitet von Tiresias, 05 März 2004 - 15:17.


#81 tichy

tichy

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Geschrieben 05 März 2004 - 14:33

daß man die Geschichte nicht verstanden hat und sie auch nie verstehen wird

Mein Reden. Und warum das Verstanden-Werden Deine Aufgabe als Autor ist, habe ich jetzt schon mehrfach zu erläutern versucht. Dein kindisch-arroganter Selbsschutzreflex, mit dem Du das immer auf die Dummheit / Ungebildetheit / Bosheit der Leser abschieben willst, ist wirklich bedauerlich, denn stilistisch gefällt mir das, was ich von Dir gelesen habe, durchaus. -- tichy
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#82 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 05 März 2004 - 15:12

Dein kindisch-arroganter Selbsschutzreflex, ...

Da ich den Sachverhalt nun schon dreimal ohne den geringsten Erfolg erklärt habe, verzichte ich auf einen weiteren Versuch.

Noch ein Wort zum "Selbstschutz": Wenn jemand eine Plastik anpinkelt, weil sie ihm nicht gefällt oder er gerade mal muß, dann beschädigt er nicht den Ruf des Bildhauers, sondern nur seinen eigenen.

Klar, der Bildhauer sollte dergleichen mit Fassung tragen, da er in einer Auseinandersetzung nur verlieren kann. Aber manchmal will es eben der Zufall, daß er exakt in dem Moment des Weges kommt ...

Gruß

FWH

Bearbeitet von Tiresias, 05 März 2004 - 15:15.


#83 tichy

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Geschrieben 05 März 2004 - 15:31

"Deutsche Autoren haben es vor allem deshalb schwer, weil der einzige Anlaß, zu dem sie leidenschaftlich werden, dann ist, wenn sie darauf beharren, daß an ihrem Text bitteschön nicht das Geringste zu ändern sei." -- Andreas Eschbach -- tichy

Bearbeitet von tichy, 05 März 2004 - 15:32.

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#84 Henrik Fisch

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Geschrieben 05 März 2004 - 16:20

@Tiresias:

Ruhig bleiben, immer mit der Ruhe. Es gibt auch noch die schweigende Masse an Lesern, denen diese Diskussion um ausgerechnet DIESEN Tatbestand in Deiner Geschichte - und das wohlgemerkt bereits vor der ersten Erklärung - schlichtweg einfach zu doof ist. Dieses Masse denkt sich nämlich einfach, dass es in der SF gar keinen so ungebildeten Autoren geben kann, der sich der momentanen atmosphärischen Beschaffenheit des Mars nicht bewusst ist. Also wird der Autor mit seiner Darstellung des Sachverhaltes etwas Bestimmtes bezweckt haben. Dieses Bestimmte wird dann entweder vom Leser nicht verstanden, oder der Leser macht sich gar nicht erst die Mühe, darüber weiter nachzudenken. Vielleicht wollte der Autor auch gar nichts tiefschürfendes damit sagen, sondern nur eine Art romantische Teppich für das Weitere legen? Wie dem auch sei: In allen Fällen muss ich auch einmal vorsichtig und schüchtern anmerken, dass dieser Umstand der Geschichte in diesem Thread wirklich genug beleuchtet worden ist.

Interessant finde ich aber in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass bei den Leser der SF und Phantastik, und beide Genres setzen zum Verständniss ein gehöriges Maß an Phantasie voraus, ausgerechnet bei diesen Lesern fehlt die Phantasie um sich einen phantastischen Schmetterling in einer vakuumreichen Athmosphäre vorzustellen. Das sollte uns hier in diesem Thread wirklich mal zu denken geben. Oder?

Bis dennen,
Henrik Fisch
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#85 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 05 März 2004 - 19:06

@tichy

Deutsche Autoren haben es vor allem deshalb schwer, weil der einzige Anlaß, zu dem sie leidenschaftlich werden, dann ist, wenn sie darauf beharren, daß an ihrem Text bitteschön nicht das Geringste zu ändern sei." -- Andreas Eschbach

Du täuschst Dich, wenn Du annimmst, daß die gedruckte Version die erste dieser Geschichte gewesen ist. DWS wurde vorher durch x Literaturforen geschleust, dabei mehrfach überarbeitet, dann noch einmal lektoriert usw. usf. Ich besitze einen ganzen Hefter mit Zeitungsausschnitten und Teilnehmerberichten des Hyde-Park-Konzertes, zusätzlich habe ich mir den Originalsoundtrack besorgt u. v. a. mehr. Die Arbeit an DWS hat zwölf Wochen gedauert (was natürlich allein noch kein Qualitätsmerkmal ist), die Nachbearbeitung noch einmal viele zusätzliche Stunden. Und da wunderst Du Dich, wenn ich angesichts von Statements wie dem folgenden in die Luft gehe? :D

Es geht gar nicht darum (ging es je darum?), ob Franks Geschichte SF ist oder nicht. Selbstverständlich ist sie SF - sie wurde ganz klar als SF konzipiert (schönes Beispiel siehe oben, ausserdem die sehr realistisch geschilderte Fahrt auf dem Mars), nur hat Frank dann entweder alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über Bord geworfen (warum nur?), oder einfach nicht beachtet (soll ja auch vorkommen...) Das musste irritieren.

@Henrik Fisch

Danke!

Ich reg mich ja schon wieder ab. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png

Viele Grüße
FWH

P. S. Ja, ich weiß, es bringt nichts, sich derartig zu echauffieren. Aber wenn das Adrenalin nun mal da ist ...

Bearbeitet von Tiresias, 05 März 2004 - 19:37.


#86 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 05 März 2004 - 20:52

"Deutsche Autoren haben es vor allem deshalb schwer, weil der einzige Anlaß, zu dem sie leidenschaftlich werden, dann ist, wenn sie darauf beharren, daß an ihrem Text bitteschön nicht das Geringste zu ändern sei." -- Andreas Eschbach -- tichy

Ich wage hier noch mal zu widerprechen. Es ist bei Nova einige Male vorgekommen, daß wir Stories mit Verbesserungsvorschlägen an die Autoren zurückgeschickt haben. Die Reaktionen waren sogar recht postiv, jedenfalls hat sich niemand mit Händen und Füßen gewehrt. Wenn eine Story mit einem unbe- friedigenden Ende abbricht oder offenkundige Schludereien den Wert einer eigentlich guten Story mindern, sind auch deutsche Autoren durchaus einsichtsfähig. Gruß Michael

#87 Ronni

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Geschrieben 05 März 2004 - 21:08

Es ist bei Nova einige Male vorgekommen, daß wir Stories mit Verbesserungsvorschlägen an die Autoren zurückgeschickt haben. Die Reaktionen waren sogar recht postiv, jedenfalls hat sich niemand mit Händen und Füßen gewehrt.

Da gibt es solche und solche. Komischerweise sehen gerade die Autoren, die bisher selten oder nie was veröffentlicht hatten, ein Lektorat als persönlichen Angriff an, während die "Gewohnheitsschreiber" und gerade die Profis einem Lektorat nicht nur positiv gegenüber stehen, sondern geradezu fordern. Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#88 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 05 März 2004 - 21:19

daß man die Geschichte nicht verstanden hat und sie auch nie verstehen wird

Mein Reden. Und warum das Verstanden-Werden Deine Aufgabe als Autor ist, habe ich jetzt schon mehrfach zu erläutern versucht. Dein kindisch-arroganter Selbsschutzreflex, mit dem Du das immer auf die Dummheit / Ungebildetheit / Bosheit der Leser abschieben willst, ist wirklich bedauerlich, denn stilistisch gefällt mir das, was ich von Dir gelesen habe, durchaus. -- tichy

Nachdem ich mich in diesem Thread schonmal neben Frank in die Nesseln gesetzt habe, versuche ich's gleich wieder http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png Zwei Bemerkungen zu Tichy: 1) Wenn die Aufgabe des Autors das Verstanden-Werden ist, dann sollte die Aufgabe des Lesers doch das Verstehen sein. (Habe ich das jetzt richtig verstanden?) Hm, das ist durchaus eine Kunst, die geübt sein will. 2) Genauso wie es faule, schlampige und schlechte Autoren gibt, genauso gibt es auch dumme, ungebildete und boshafte Leser. So sind die Menschen, sogar in unserer geliebten SF-Welt. Kaum zu fassen. Ich lese aus Forschungsinteresse sehr viel, auch von Autoren, die mir zunächst einmal fremd und unzugänglich sind. Wenn ich einen fähigen Autor lese und auf etwas stoße, das mir unverständlich ist, frage ich mich erst einmal, ob mir nicht etwas entgangen ist oder mir einfach die Kennt- nisse oder die Fähigkeiten fehlen, dem Autor gerecht zu werden. Es scheint Leser zu geben (an alle: no offence intended!), die sich eher den umgekehrten Reflex angeeignet haben, nämlich dem Autor pauschal die eigene Dummheit anzukreiden. Ich lasse mal offen, welche von beiden Verhaltensweisen ich für fruchtbarer halte. Wenn ich Frank richtig verstanden habe (widersprech mir, falls nötig), hat ihn an diesem Thread folgendes beunruhigt: Es gab Zeiten, da war der typische SF-Leser jemand, der praktisch nur SF liest, der keine Leseerfahrung in der Weltliteratur und modernen Literatur hat, in der postmodernen schon gar nicht, und dem jegliches Rüstzeug fehlt, um mit etwas anspruchsvolleren Schreibweisen zurechtzukommen. Bei einigen Äußerungen, die in diesem Thread gefallen sind, habe ich mir die durchaus düstere Frage gestellt, ob dieser SF-Lesertypus wirklich schon ausgestorben ist. Ich fürchte nicht. Aber um das gleich wieder zu relativieren: Ganz so schlecht kann es um eine SF-Leserschaft nun auch nicht bestellt sein, wenn Autoren wie Egan, McAuley, Hamilton usw. ihre Fans haben. Will sagen: Es ist zu differenzieren... Gruß Michael

#89 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 05 März 2004 - 21:27

Es ist bei Nova einige Male vorgekommen, daß wir Stories mit Verbesserungsvorschlägen an die Autoren zurückgeschickt haben. Die Reaktionen waren sogar recht postiv, jedenfalls hat sich niemand mit Händen und Füßen gewehrt.

Da gibt es solche und solche. Komischerweise sehen gerade die Autoren, die bisher selten oder nie was veröffentlicht hatten, ein Lektorat als persönlichen Angriff an, während die "Gewohnheitsschreiber" und gerade die Profis einem Lektorat nicht nur positiv gegenüber stehen, sondern geradezu fordern. Gruß Ronni

Genau, richtige Beobachtung. Kenne ich von mir selber. Ich möchte nicht in die Situation kommen, mich einmal per Zeitreise mit dem Schreiberling rumschlagen zu müssen, der ich vor zehn Jahren war (so wie ich's meine künftigen Ich nicht wünsche, sich mit dem Iwoleit von heute rumstreiten zu müssen http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/laugh.png ) Man könnte da fast philosphisch werden: Je mehr man kann, desto genauer weiß man, was man nicht kann - und desto interessierter ist man daran, sich weiter zu verbessern. Gruß Michael

#90 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 05 März 2004 - 22:52

Michael schrieb:

Wenn ich Frank richtig verstanden habe (widersprech mir, falls nötig), hat ihn an diesem Thread folgendes beunruhigt: Es gab Zeiten, da war der typische SF-Leser jemand, der praktisch nur SF liest, der keine Leseerfahrung in der Weltliteratur und modernen Literatur hat, in der postmodernen schon gar nicht, und dem jegliches Rüstzeug fehlt, um mit etwas anspruchsvolleren Schreibweisen zurechtzukommen.

Genau genommen kenne ich diese Zeiten und den typischen SF-Leser von damals gar nicht. Bis 89 erschien im Osten relativ wenig SF, aber wenn sie dann erschien, war sie zumindest handwerklich in Ordnung (inhaltlich gab es natürlich auch Propaganda-SF, die schon ein wenig peinlich war). Ich kenne aber niemanden, der etwa nur SF gelesen hätte. Was mich an der Diskussion in diesem Ordner erstaunt, nein, schon beinahe schockiert hat, war vielmehr die Tatsache, daß gestandene SF-Liebhaber sich plötzlich nicht mehr an die ... zig Geschichten und Romane erinnern konnten, in denen der Mars (früher der Mond) als Kulisse für die Darstellung im Grunde irdischer Probleme benutzt wurde. Oder man hat sich zwar erinnert, macht aber einen Unterschied zwischen den sogenannten "Klassikern" und aktuellen deutschen Autoren, indem man letzteren nicht zugesteht, den äußeren Rahmen entsprechend dem Anliegen der Geschichte frei zu gestalten. Oder glaubt irgend jemand hier, daß es 1950 aus wissenschaftlich-technischer Sicht erfolgversprechend war, Holzbretter mit Raketen auf den Mars zu schaffen? Eventuell zieht man sich ja auch auf den Standpunkt zurück: Was dem Jupiter (also Bradbury) erlaubt ist, ist dem Ochsen (Haubold) noch lange nicht erlaubt. Ist auch eine Haltung - aber eben keine, die irgend jemanden weiterbringt.

Ich möchte nicht in die Situation kommen, mich einmal per Zeitreise mit dem Schreiberling rumschlagen zu müssen, der ich vor zehn Jahren war ...

Da ist etwas dran. Damals waren ellenlange Schachtelsätze mit mindestens drei (besser fünf) Kommas für mich der Inbegriff literarischer Hochkultur, und es hat ziemlich lange gedauert, bis ich dann angefangen habe, die Ungetüme zu teilen ... Gruß FWH


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