Bearbeitet von Ronni, 12 Februar 2004 - 02:19.

Kurd Laßwitz Preis 2004
#1
Geschrieben 12 Februar 2004 - 02:13
#2
Geschrieben 13 Februar 2004 - 14:05
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#4
Geschrieben 18 Februar 2004 - 13:27
in der Diskussion ist auch der entscheidende Satz gefallen: "Interessant finde ich auch an diesem Beispiel übrigens wieder mal, dass so etwas durchs Lektorat geht." Eigentlich ist eine Übersetzung keine Ein-Mann-Veranstaltung, auch wenn der Übersetzer die meiste Arbeit hat. Ich kenne das aus meiner eigenen Arbeit. Du wirst Betriebsblind, siehst manchmal die naheliegensten Sachen nicht. Wenn dann noch Termindruck dazu kommt, also keine Zeit da ist, sich die Sache in Ruhe nach einer Woche noch mal anzusehen, rutscht irgendwelcher Mist durch (und Fehler lassen sich nunmal nur dann vermeiden, wenn Du das Bett nicht verläßt) Deswegen gilt die eiserne Regel, egal wer was gemacht hat, ein Anderer schaut noch einmal darüber. In dem Moment, in dem die Kontrollinstanz wegrationalisiert wird, darf sich keiner über mangelnde Qualität wundern. Gruß RonniInteressant, die Übersetzung des Buches 'Eine Tiefe am Himmel' (Vernor Vinge) von Erik Simon ist nominiert. In einem anderen Forum wurde sie in Grund und Boden gestampft...
#5 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 18 Februar 2004 - 17:23
Vollkommen richtig. Es ist für keinen Autor/Übersetzer möglich, alle Schwachstellen/Fehler in eigener Regie auszubügeln. Man übersieht die tollsten Sachen. Aber das Geld für die Zweitsichtung wird heutzutage meist gespart, und im Prinzip ist das ja auch nur konsequent: Wenn schon der Einkäufer das Original nicht liest, warum sollte man dann die Übersetzung kontrollieren? http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png Gruß T.Deswegen gilt die eiserne Regel, egal wer was gemacht hat, ein Anderer schaut noch einmal darüber. In dem Moment, in dem die Kontrollinstanz wegrationalisiert wird, darf sich keiner über mangelnde Qualität wundern.
#6 Gast_Gerd_*
Geschrieben 18 Februar 2004 - 18:49
#7
Geschrieben 18 Februar 2004 - 19:11
schon mal darüber nachgedacht, Dich im Forum zu registrieren?
Nun gut ich habe Eine Tiefe am Himmel nicht gelesen und bin eigentlich auch nicht fähig, eine gute Übersetzung von eine Kastenweißbrot zu unterscheiden. Trotzdem war ich doch recht geplättet, als ich die Kritik an Eriks Übersetzung gelesen habe. Ich kenne aber Erik als Erbsenzähler und verdammt guten Redakteur. Oder um einen anderen Übersetzer-Kandidaten zu zitieren, der sich bessere Chancen als Erik beim KLP ausrechnet: "ich hatte schließlich das Glück, von Erik Simon lektoriert zu werden".Nur mal so eingeworfen, damit die Diskussion nicht in die völlig falsche Richtung geht http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png
Wenn in der Übersetzung also solche "Dinger" drin sind, muß das einen Grund haben. Mag sein, daß Simon sich nicht so gut in der amerikanischen Umgangssprache auskennt, aber gerade das sollte dann beim Lektorat dann auch bekannt sein und berücksichtigt werden, Erik ist ja schließlich kein Neuling.
Wer hat eigentlich das Lektorat bei Eine Tiefe am Himmel gemacht?
Gruß Ronni
#8
Geschrieben 18 Februar 2004 - 19:31
Freiwillige vor!
(Bevor ich noch ran muss.) http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png
Sullivan
#9
Geschrieben 18 Februar 2004 - 19:40
kanst Du lesen hier oder selber schreiben http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.pngDa fällt mir auf dass hier noch gar keine Buchkritik zu Eine Tiefe am Himmel geschrieben wurde.
#10
Geschrieben 18 Februar 2004 - 19:46
Wir weichen vom Thema ab, aber meinen Senf möchte ich auch noch dazugeben. Ich weiss nichts über Übersetzungen in Verlagswesen (und schon gar nichts kann ich etwas über den Kurd Laßwitz Preis sagen), doch ich habe ein, zwei Erfahrungen bei Übersetzungen aus Sicht des Autors.... dass redigieren nochmal deutlich schlechter bezahlt wird als übersetzen, so dass man schon aus finanziellen Gründen auf einen gewissen Durchsatz achten muss
Ich liess vor zwei Jahren einen mittellangen Text (etwa 15 Seiten) ins Englisch übersetzen und zwar wollte ich dies mal richtig machen, über ein gutes Übersetzungsbüro, die einen Berufsübersetzer einsetzen. Das geschah und ich musste ein paar Sachen feststellen.
Man bezahlt pro Anzahl Wörter und zwar jene Anzahl Wörter in der Sprache, in der die Übersetzung vorliegt (hier also Englisch). Mein Text wurde "vergewaltigt". Der Text war eh schon schludrig übersetzt worden - so wurde beispielsweise ein Negativum als etwas Positives dargestellt - doch das Allerschlimmste war, dass der Übersetzer einfach Sachen - teilweise ganze Stellen - hinzugedichtet hatte, die ich niemals schrieb. Tja, so wurde alles teurer aber mit dem Text konnte ich nicht viel anfangen.
Ich verstehe natürlich, was du meinst. Doch der Leser ärgert sich natürlich wohl über mangelnde Qualität. Ausser ein paar Interessierten (wie wir) wird kaum jemand nachschlagen, wer das Rektorat, die Übersetzung, usw. machte. Die meisten Käufer werden nicht mal schauen von welchem Verlag ein Buch stammt, geschweige dann zu denken "Oh, das Buch ist von Heyne (nur mal als Beispiel), da gab es doch viele Personaländerungen in den letzten Jahren, nun gut, dann verstehe ich, ja akzeptiere ich sogar eine schwache Übersetzung (Druck, Redaktion, was auch immer)".In dem Moment, in dem die Kontrollinstanz wegrationalisiert wird, darf sich keiner über mangelnde Qualität wundern.
#11
Geschrieben 18 Februar 2004 - 20:46
Deine Erfahrungen mit Übersetzungsbüros werden bestimmt von vielen Anderen geteilt, sind aber nicht mit den Übersetzungen zu vergleichen, über die wir hier gerade reden (obwohl das gewisse Parallelen nicht ausschließt).
recht hast Du und außerhalb eines Kreises wie diesem wäre jedes Wort darüber auch Zeitverschwendung. Mir tut es nur sehr Leid, daß Eriks Übersetzung scheinbar teilweise mißlungen ist, wobei er durchaus nicht unschuldig daran sein wird.Ich verstehe natürlich, was du meinst. Doch der Leser ärgert sich natürlich wohl über mangelnde Qualität. Ausser ein paar Interessierten (wie wir) wird kaum jemand nachschlagen, wer das Rektorat, die Übersetzung, usw. machte. Die meisten Käufer werden nicht mal schauen von welchem Verlag ein Buch stammt, geschweige dann zu denken "Oh, das Buch ist von Heyne (nur mal als Beispiel), da gab es doch viele Personaländerungen in den letzten Jahren, nun gut, dann verstehe ich, ja akzeptiere ich sogar eine schwache Übersetzung (Druck, Redaktion, was auch immer)".
Ein kleines Beispiel aus meinem Arbeitsbereich: Ich habe ich Jahrelang die Schlußredaktion und Imprimatur eines Wirtschaftsmagazins gemacht. Als ich damit angefangen habe war es üblich, jede Telefonnummer anzurufen um sie zu überprüfen und jede Internetadresse auszuprobieren. Nach und nach wurden Leute wegrationalisiert und irgendwann ging die Überprüfung einfach aus Termingründen nicht mehr. Aus dem anfänglichen dreifachen Lesen jedes Beitrages (1x fachlich, 2x auf Druckfehler) wurde zum Schluß ein einmaliges Lesen. Als ich dann aufgehört habe, war auch der Punkt erreicht, an dem die Redakteure ihre Beiträge selber setzen mußten. Das Magazin ist vielleicht nicht schlechter geworden, aber auf alle Fälle schlampiger. Nun bin ich auch ab und zu in der Situation, daß ich die Vorarbeiten mache und jemand anderes die Imprimatur. Wenn ich dann weiß, daß dieser Schlußkontrolleur entweder keine Ahnung oder keine Lust hat, ist das für mich der größte denkbare Alptraum. Du wirst Nervös, weil Du versuchst, jedweden Fehler zu vermeiden, was logischerweise zu mehr Fehlern führt.
Ich denke, daß ein Übersetzer in seinem Fach in einer ähnlichen Situation ist, und es einem Autoren bestimmt auch nicht viel anders geht.
Das Problem ist ja, daß die Fehler immer auf den Übersetzer zurückfallen, ihm aber das Sicherheitsnetz unterm Hinter weggezogen wird. Klar, daß interessiert den Leser nicht. Aber die Verlage dürfen sich dann auch nicht wundern, wenn die Leser enttäuscht sind. Ich habe ja noch immer die stille Hoffnung, daß hier ab und zu mal die Verantwortlichen mitlesen und verstehen, daß wir ihnen nichts böses wollen, sondern nur für sie, für uns und für alle anderen Leser mit Liebe gemachte Bücher.
Gruß Ronni
Bearbeitet von Ronni, 18 Februar 2004 - 22:09.
#12
Geschrieben 19 Februar 2004 - 00:43
#13
Geschrieben 19 Februar 2004 - 00:57
Sorry, aber gegen die fehlervermeidung im bett spricht eine weltbevölkerung von sechs milliarden. das mag ja spass gemacht haben aber besonders vernünftig erscheint mir das nicht.(und Fehler lassen sich nunmal nur dann vermeiden, wenn Du das Bett nicht verläßt)
--------------------------------------------------------
It's all fun and game until someone loses an eye
- • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker
#14
Geschrieben 19 Februar 2004 - 12:59
Nun, immerhin ein verdammt GUTER Witz. Ich für meinen Teil halte Mieville in erster linie für einen erstklassigen Autor. Was die Klassifizierung angeht: König Ratte finde ich auch etwas neben der Spur für den KLP. ich denke mal, da hat die Begeisterung für Perdido Street Station nachgeschwunden. Aber prinzipiell würde ich mal behaupten, PSS und The Scar durchaus genügen SF-Elemente enthalten, um Mieville als SF-Autor durchgehen zu lassen.Miéville SciFi? Guter Witz...
Als "verkommen" würde ich den KLP nicht unbedingt bezeichnen, nur weil ein gutes Buch nominiert wird, dass dummerweise eher in die Kategorie Dark Fantasy passt.
Phainomenon hab ich nicht gelesen. Eine durchaus interessante Entwicklung finde ich allerdings, dass 2 Shadowrun-Romane und ein Perry Rhodan nomniert wurden. Die werde ich mir jetzt mal zu Genüte führen - die Entwicklung ist mir nämlich an sich recht sympathisch. Auf jeden Fall ein kleiner Schritt aus dem ghetto mehr oder weniger frustrierter deutscher SF-Autoren, die einen hohen Anspruch vor sich her tragen, ihn dann aber oft doch nicht ganz erfüllen können. Da könnte es doch durchaus sein, dass Romane mit einem "niedrigen" Grundanspruch, den sie übererfüllen, tatsächlich besser sind ... das ist natürlich reine Spekulation, erst mal muss ich die Dinger lesen.
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
Verlag das Beben
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#15
Geschrieben 19 Februar 2004 - 16:52
Das leise Gefühl hat mich auch beschlichen... @Jakob Tja, also der P. Rhodan ist vielleicht nicht das schlechteste Buch aller Zeiten, aber ganz sicher das schlechteste Buch, was ich letztes Jahr gelesen habe. Viel Spaß damit, und wenn doch nicht, dann erinnere Dich einfach, dass es noch andere Bücher auf einem anderen Level gibt. ImpalaSieht nach einem kalkuliertem und abgesprochenen Medienereigniss aus.
#16
Geschrieben 19 Februar 2004 - 17:54
Wie gesagt, ich hab schlicht und einfach keine Ahnung, wie das buch ist, habe auch noch nie einen PR gelesen (Aber so einige Shadowrun). Aber deine Formulierung bringt ein bisschen das Problem auf den Punkt, dass ich manchmal insbesondere mit der deutschen SF habe: das in ihr nämlich die Trennung von "hoher Literatur" und "Schund" auf einem niedrigeren Level reproduziert wird. Natürlich ist es etwas anderes, ob ich einen PR-Heftroman runtertippe oder ernsthaft an einem eigenständigen SF-Roman arbeite. Aber trotzdem habe ich den Verdacht, dass viele Nicht-Serien-Schreiber oft auf einem etwas zu hohen Ross sitzen und als "Literaturproduzenten" auf die "Marktschreiber" bei Shadowrun und Co. herabschauen. Und das reproduziert leider genau die Haltung, die viele "Literaturleser" zur SF haben: Dass es sich bei ihr um etwas handelt, was auf iniem grundlegend anderen, minderwertigen Level angesiedelt sei.
Natürlich plädiere ich nicht dafür, Qualitätsmaßstäbe herunterzuschrauben. Eher im Gegenteil: Ich plädiere dafür, den eigenständigen Romanen nicht einfach so zuzubilligen, dass sie auf einem höheren Niveau angesiedelt sind als die Serien. Und gleichzeitig muss man den Serienautoren zubilligen, dass sie auch Romane schreiben können, die nicht nur Handwerklich sauber sind, sondern auch tatsächlich anspruchsvoll.
Dass man natürlich richtig liegt, wenn man davon ausgeht dass die Serienromane in der Regel schlechter sein werden, will ich nicht abstreiten. ich würde hier nur gegen eine grundlegende Abgrenzung dieser Felder voneinander sprechen.
Um es konkret auszudrücken: Vonda N. McIntyre hat mindestens zwei Star-Trek-Romane geschrieben, die auch als SF-Romane recht ansehnlich sind (Die erste Mission und Der Entropie-Effekt), auch Greg Bear hat nen ganz guten Star Trek-Roman geschrieben. Ian Watson hat sich für Warhammer hinter die Tastatur geklemmt (ob er dabei geschludert hat, weiß ich allerdings nicht aus eigener Erfahrung). Und der meines erachtens mit Anstand beste aktuelle deutsche Fantasyautor (okay, davon habe ich nicht viele gelesen, aber Markus Heitz und Markolf Hoffmann dürfte er m.E. aus dem Feld schlagen) heißt Karl-Heinz Witzko und schreibt Romane für Das Schwarze Auge.
Nun, erst mal werde ich es mit Shelley von Andre Wiesler versuchen. Mal sehen, ob dieser Shadowrun-Roman meinen glühenden Einsatz für die Trashecke rechtfertigen kann.
R. Scott Bakker
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#17 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 19 Februar 2004 - 18:50
Wenigstens war nicht ich es, der das ausgesprochen hat.Dies Nominierungen sind geradezu unglaublich. Sieht nach einem kalkuliertem und abgesprochenen Medienereigniss aus.

#18
Geschrieben 19 Februar 2004 - 19:37
deswegen stimmen ja auch ein paar Leute mehr ab, wenn es einen Einheitsgeschmack gäbe, könnte ja jemand die Show alleine durchziehen. Gruß RonniAlles andere würde ich nicht in eine Anthologie aufnehmen, aber die Geschmäcker sind zum Glück verschieden ...
#19
Geschrieben 19 Februar 2004 - 21:12

#20 Gast_Gerd_*
Geschrieben 19 Februar 2004 - 21:18

#21
Geschrieben 19 Februar 2004 - 21:38
was soll ich dazu sagen? Natürlich hättest Du Deine Pflicht als Mitglied der Vorauswahl-Jury erfüllen sollen. Mehrer Nominierungen sind von der Jury gestrichen worden, gut für meinen Geschmack zuwenig, aber da im Zweifelsfall eine Nominierung beibehalten wird, ist es gerade wichtig, bei der Vorauswahl mitzumachen, wenn man gegen eine Nominierung ist. Wenn ich richtig gezählt habe, gab es fünf Nominierungen, die auf der Kippe standen, Du hättest also sehrwohl was ausgerichtet.Ich muss auch zugeben, dass mein Interesse am KLP über die Jahre kontinuierlich abgenommen hat & ich es dieses Jahr auch wieder nicht geschafft habe, meine Pflichten als Mitglied der Vorauswahl-Jury zu erfüllen - es hätte allerdings auch nicht viel resp. nichts geändert, wenn ich es getan hätte ;-)
Gruß Ronni
#22
Geschrieben 19 Februar 2004 - 23:13
Ich bin der letzte, der Sagen würde, dass SF an sich Schund ist oder dergleichen. Aber der Größtteil ist es, das gilt allerdings für die meiste Literatur und bei Genreliteratur verstärkt. Das heißt aber nicht, dass diese Art der Literatur keinen Wert hätte. Das "Zeug" unterhält viele Leute. Mich nicht sonderlich, obwohl ich auch solche Phasen hatte. Momentan bin ich ein wenig angenervt, weil fast alles Neue das ich so entdecke, absolut uninnovativ ist; sprachlich und strukturell meistens nach einem 08/15-Schema gestrickt und höchstens mal durch die Andeutung einer Idee interessant. Das soll kein Vorwurf sein, jeder tut, was er kann. Mir geht es da auch nicht besser. Es fallen nun einmal keine Vonneguts und Ballards und Bradburys vom Himmel.das reproduziert leider genau die Haltung, die viele "Literaturleser" zur SF haben: Dass es sich bei ihr um etwas handelt, was auf iniem grundlegend anderen, minderwertigen Level angesiedelt sei.
Kenne ich leider nicht, die Romane. Aber ich frage mich, unschuldig, aber mit einem leicht diabolischen Lächeln: Sind sie "nur" auch als SF-Romane ansehnlich - oder auch als Romane, die restliche Literatur mit eingeschlossen? Mir scheint eine genretypische Eigenart zu sein, dass Romane und Geschichten linear und aus simpler Perspektive erzählt werden. Ich kann mich da täuschen - und es gibt sicher eine Menge Gegenbeispiele. Soweit ich mich erinnern kann, ist die einzige neuere "SF"-Publikation, die mich nicht nur inhaltlich, sondern auch von der Struktur und der Art der Erzählung begeistert hat, PERDIDO STREET STATION, also wieder einmal der wunderbare Miéville. Ausgerechnet jemand, der nur mit einigem Drücken und Schieben in die SF-Schublade passt.Vonda N. McIntyre hat mindestens zwei Star-Trek-Romane geschrieben, die auch als SF-Romane recht ansehnlich sind
Geht mir so ähnlich. Wobei die Sachen, die ich bisher von Thorsten Küper gelesen habe, durchaus darauf hinweisen könnten, dass die nominierte Geschichte auch die Nominierung verdient. RalphBei den Romanen kenne ich mich nicht so aus, wohl aber bei den Kurzgeschichten, und da erscheint mir einzig die Florian-Marzin-Geschichte preiswürdig (obwohl das Etikett SF da auch nicht zutrifft).
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#23
Geschrieben 20 Februar 2004 - 14:05
Ich gebe Dir Recht, dass Palimpsest, sicher eine sehr gut geschriebene Story, keine Science Fiction ist. Auch teile ich die Auffassung, dass mehrere der genannten Stories nach Selbstnominierung, Fürsprache und Interessensgemeinschaft riechen...Richtig. Das muss man halt riskieren...Für einen Autor ist es immer ein wenig schwierig, sich da engagiert zu positionieren, da schnell der Eindruck und Vorwurf des "Futterneides" entsteht.
... bei den Kurzgeschichten, und da erscheint mir einzig die Florian-Marzin-Geschichte preiswürdig (obwohl das Etikett SF da auch nicht zutrifft).
Trotzdem meine ich, dass mindestens 2 Stories den KLP verdienen, allen voran Don't Make Me Come Down There von Christian Fischer, aber auch Radio Orbit von Thorsten Küper.
Bei der Nominierung hat das Vorauswahl-Gremium kläglich versagt. So scheint es entweder unisono die Werke nicht zu kennen, oder, was schlimmer ist, die eigenen Statuten: „...eindeutig der Science Fiction zuordenbar sein (siehe 6.2).“ Wie sonst konnte Palimpsest von Florian Marzin auf die Liste kommen? Eindeutig keine Science Fiction, reine Fantasy.
Am allermeisten versagt hat aber die Gemeinde der sogenannten „SF-Profis“, jener SF-Schaffenden, die abstimmungsberechtigt sind und zu eben deren Förderung der Preis seinerzeit ins Leben gerufen wurde. Nur eine geradezu lächerlich geringe Anzahl hat sich bequemt, eine Nominierung abzugeben, so dass bereits eine einzige Stimme gereicht haben würde, eine Story in die Nominierungsliste zu hieven. Und sei es die eigene.
Freilich erhöht sich bei der Abstimmung selbst die Anzahl der Teilnehmer auf voraussichtlich 50-60 (traurig genug...!) in der Kategorie Kurzgeschichte, doch was nützt das, wenn der Vorlauf erbarmungswürdig ausfällt?
Es wird höchste Zeit, dass der KLP einen neuen Wahlmodus erhält, will er nicht endgültig an Glaubwürdigkeit verlieren.
#24 Gast_Gerd_*
Geschrieben 20 Februar 2004 - 18:14
Da hab' ich ja nochmal Glück gehabt, schließlich habe ich bereits kundgetan, dass ich meine Pflicht als Mitglied der Vorauswahl-Jury nicht erfüllt habe - womit mal wieder bewiesen wäre: wer nichts tut, macht keine Fehler :lookaround:Bei der Nominierung hat das Vorauswahl-Gremium kläglich versagt. So scheint es entweder unisono die Werke nicht zu kennen, oder, was schlimmer ist, die eigenen Statuten: „...eindeutig der Science Fiction zuordenbar sein (siehe 6.2).“ Wie sonst konnte Palimpsest von Florian Marzin auf die Liste kommen? Eindeutig keine Science Fiction, reine Fantasy.
Aber Spaß beiseite, lieber Helmuth, einerseits hast du natürlich recht - aber wirklich versagt haben (und sie tun es alle Jahre wieder) die - sorry - Deppen, die mit schöner Regelmäßigkeit Werke vorschlagen, die schon formal nicht wählbar sind. Das habe ich gemeint, als ich geschrieben habe, dass nominiert wird, ohne auch nur eine Sekunde das Hirn einzuschalten. Und der Vor-Jury obliegt es dann, die Spreu vom Weizen zu trennen (wobei das meiste bereits der Treuhänder ausfiltert - sollte vielleicht auch mal gesagt werden). Nur - es hat nie geheißen, man müsste zu allen Nominierungen etwas sagen; das geht auch gar nicht, und wenn so wenig Zeit wie dieses Jahr ist, hätte man noch nicht einmal dann die Chance, alles zu lesen, wenn man es wollte. Und ich will das ganz sicher nicht!
Ich erwarte von Leuten, die etwas nominieren, dass sie die KLP-Statuten kennen, sich die entsprechenden Gedanken machen & ihre Nominierung begründen (und begründen heißt eben nicht einfach: ist 'ne tolle Geschichte!). Aber wenn man wirklich alle diese Kriterien ansetzen würde - tja, dann würden noch weniger Nominierungen übrig bleiben...
Außerdem hat du dich mit deinem Einwand auf ... hm ... reichlich dünnes Eis begeben ...
Denn eigentlich ist der KLP doch ein SF-Preis von Profis für Profis (resp. professionelle Veröffentlichungen). Okay, die Frage des Profi-Status der A'ten wird immer mal wieder diskutiert, können wir aber im Moment beiseitelassen. Doch ich glaube mich erinnern zu können, dass du in einem anderen Thread gesagt hast, dass ihr für Veröffentlichungen in NOVA kein Honorar zahlt. Ist etwas, für dessen Veröffentlichung ich kein Honorar bekomme, eine professionelle Veröffentlichung? (Wobei das ja beileibe nicht nur NOVA betrifft.)
Der KLP bewegt sich in vielerlei Hinsicht in einer Grauzone, aber wenn ich an all die vielen, meist fruchtlosen Überlegungen und Gespräche denke, die es die letzten 10-12 Jahre in diesem Zusammenhang gegeben hat, dann mache ich mir wenig Hoffnung, dass sich das auf absehbare Zeit ändern wird. Wobei man nicht übersehen sollte, dass es ja sehr wohl auch graduelle Verbesserungen gegeben hat - etwa die Übersetzer-Jury (aber das ist dann auch richtig Arbeit).
Aber ich will dich keineswegs daran hindern, einen anderen Wahlmodus ins Gespräch zu bringen - bin gespannt, was dir da vorschwebt. Wohin es allerdings führt, wenn man einfach alle abstimmen lässt, kann man alle Jahre wieder beim Deutschen Phantastik-Preis (ich hoffe, das ist jetzt die richtige Bezeichung - dat Ding von phantastik.de eben) sehen.
Die KLP-Ergebnisse finde ich gelegentlich peinlich. Das Gefühl, das bei der Bekanntgabe einiger Preisträger des besagten anderen Preises in mir aufsteigt, mag ich hier jetzt nicht ausbreiten... :alien:
Gerd (dem bei diesem Thema immer ein wenig mulmig ist - schließlich ist er mit dem Treuhänder gut befreundet & weiß, dass der tut, was er kann)
#25 Gast_Udo_*
Geschrieben 20 Februar 2004 - 18:36
#26 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 20 Februar 2004 - 22:46
Mmmh, wenn man die Augen schön fest zukneift und sich vielleicht auch noch die Ohren zuhält, dann könnte man in der Tat zu einer derartigen Einschätzung kommen ...Und ich kann auch bestätigen, dass weder in den Begründungen zu Nominierungen oder bei den Juroren, ja nicht einmal beim Abstimmungsverhalten zu erkennen ist, dass hier irgendwelche Interessengruppen unter den Abstimmungsberechtigten agieren
Auf Grund welcher Fähigkeiten vermagst Du das so sicher zu beurteilen? Ganz unabhängig von meiner persönlichen Einschätzung gibt es einige ernstzunehmende Rezensenten, die das durchaus anders sehen. Gruß T.Ich habe alles gelesen, was vorgeschlagen wurde. Mag sein, dass dem einen oder anderen mancher Roman oder Story nicht gefällt, aber etwas wirklich Schlechtes war nicht dabei.
#27
Geschrieben 21 Februar 2004 - 09:09
Das kannst Du wohl kaum beurteilen.Mmmh, wenn man die Augen schön fest zukneift und sich vielleicht auch noch die Ohren zuhält, dann könnte man in der Tat zu einer derartigen Einschätzung kommen ...
Und genauso viele andere ernsthafte Rezensenten sehen das wiederum anders. Denkt doch nicht immer, daß ihr alleine im Besitz der Wahrheit seit.Auf Grund welcher Fähigkeiten vermagst Du das so sicher zu beurteilen? Ganz unabhängig von meiner persönlichen Einschätzung gibt es einige ernstzunehmende Rezensenten, die das durchaus anders sehen.
#28
Geschrieben 21 Februar 2004 - 09:32
Professionell ist abhängig von Form und Inhalt, zumindest nach Definition des KLP. Also: ISBN-No, professionelle Aufmachung (das wird allerdings, glaube ich, nicht explizit gesagt... Egal!) und lektoriert.Außerdem hat du dich mit deinem Einwand auf ... hm ... reichlich dünnes Eis begeben ...
Denn eigentlich ist der KLP doch ein SF-Preis von Profis für Profis (resp. professionelle Veröffentlichungen). Okay, die Frage des Profi-Status der A'ten wird immer mal wieder diskutiert, können wir aber im Moment beiseitelassen. Doch ich glaube mich erinnern zu können, dass du in einem anderen Thread gesagt hast, dass ihr für Veröffentlichungen in NOVA kein Honorar zahlt. Ist etwas, für dessen Veröffentlichung ich kein Honorar bekomme, eine professionelle Veröffentlichung? (Wobei das ja beileibe nicht nur NOVA betrifft.)
Wenn ein regulärer Verlag pleite geht und seinen Mitarbeitern das Honorar schuldig bleibt, ist das Werk dennoch professionell. Zahlt er nur ein lächerliches Honorar (gleich Null), ebenso. Zahlt er gar nix, wie ALIEN CONTACT, NOVA oder andere, gleichfalls. Sogar wenn's nur online erscheint, ist es nach Definition, wenn wenigstens lektoriert und nicht auf der eigenen Homepage, professionell - diese Variante würde ich aber bedingungslos streichen, denn ONLINE verlangt nicht einmal den geringsten zusätzlichen finanziellen Aufwand für eine Publikation ... im Gegensatz zu BoD oder einer Kleinauflage. Ausserdem: AC-Stories (die hier im wesentlichen betroffen sind) erscheinen im Jahr darauf regulär als Jahrbuch. Eine wunderbare Einrichtung, sehr zu empfehlen! Ich wollte, ich müsste die Stories nicht am Bildschirm lesen, um meine Nominierungen abzugeben.
Nun, das ist alles wohl bekannt; dennoch: vielleicht regt es zu neuen Bestimmungen an.
#29
Geschrieben 21 Februar 2004 - 09:41
Sorry, wenn Palimpsest „eindeutig“ Science Fiction sein soll, wie es die Statuten vorschreiben, dann halte ich das, nahezu allen Definitionen gemäss, für eine merkwürdige Auffassung von Science Fiction. Es ist zwar keine „Wunscherfüllungsstory“ im herkömmlichen Sinn, nur so gut wie - denn unser Held wünscht sich in der Zeit zurück und - schwupps - sein Wunsch geht in Erfüllung: klassische Fantasy! Auch braucht es keine Zeitmaschine oder sonst ein technisches Vehikel, um daraus eine SF zu machen; es reichen unerklärliche Naturphänomene wie Zeitfrakturen, Anomalien im Raum-Zeit-Kontinuum, was weiß ich... und jetzt kommt†™s! Von nun an muss sich alles logisch entwickeln. Ich bin nicht plötzlich auf magische Weise im Kopf meines alten Selbst und habe den jungen Körper und Geist usurpiert und keinerlei detaillierte Erinnerung des alten Selbst: keine Schulkenntnisse, etc. - Schlichtweg Fantasy! Und Fantasy ist eine Story immer noch, auch wenn darin keine Elfen, Engel oder Zauberer vorkommen. Diese Story aber entbehrt der für Science Fiction so charakteristischen wissenschaftlichen bzw. logisch konsequenten Grundlage.Es gibt immer wieder Grenzfälle, ob ein Roman oder eine Story zur SF zählt. Und ob das dann einen SF-Preis bekommen sollte. Bei "Palimpsest" kann man hier sicher streiten, bei "König Ratte" eventuell auch. Letzteres ist sicher auch ein Horror-Roman, aber eben auch SF.
#30 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 21 Februar 2004 - 10:30
Was ich beurteilen kann und was nicht, kannst wiederum Du nicht beurteilen. Könnte es nicht sein, daß jemand, der keiner "Interessengruppe" verpflichtet ist, etwas unabhängiger in seiner Bewertung ist? Das hat nichts mit dem Anspruch auf den Besitz irgendwelcher Wahrheiten zu tun. Gruß FWHDas kannst Du wohl kaum beurteilen.
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