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Simone de Beauvoir - Alle Menschen sind sterblich

Simone de Beauvoir Klassikerlesezirkel Februar 2015 Alle Menschen sind sterblich

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Setting und Hintergrund fand ich:

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#31 Trurl

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Geschrieben 11 Februar 2015 - 16:19

... die echten französischen Guillemets ...

Echt gebildet der Herr lapismont.

 

Das steht nicht mal in meinem Fremdwörter-Duden. In meinem Rechtschreib-Duden auch nicht. Ein echter Skandal.

Aber wo du es anführst, habe ich es verglichen. In allen*) meinen anderen Büchern werden Möwchen verwendet.  ;) :biggrin2:

 

 

Inzwischen habe ich den ersten Teil hinter mir (bei mir ist das Seite 205). Fosca erkennt, dass die klassische Machtpolitik, die er 200 Jahre lang betrieben hatte, weder ihn noch die Menschen der Stadt weiterbringen. Es wiederholt sich nur alles. Auch der Reichtum der Leute macht sie nicht dauerhaft glücklicher. Nachdem Fosca das Kriegspielen also vorerst leid ist, bricht in Carmona (nicht Cremona, wie ich oben geschrieben habe) eine friedliche Zeit an, und Fosca wendet sich den Künsten und der Wissenschaft zu. Er sammelt Gelehrte um sich, liest viel und bekommt wieder einen Sohn, dem er alle seine Liebe und Zuneigung schenkt. Foscas Neigung alles kontrollieren und bestimmen zu müssen steht ihm allerdings wieder im Weg. Er verliebt sich erneut (oder erstmalig?), allerdings tragisch in eine Frau, die ihn ablehnt, gerade weil er unsterblich ist. Gerade das hebt sie heraus und scheint sie für ihn interessant zu machen. Aber letztlich verliert Fosca wieder alles, Kind und Frau, auch die friedliche Zeit geht vorüber und Fosca wird wieder in die kriegerischen Auseinandersetzung der italienischen Stadtstadten hineingezogen, in die sich nun auch ausländische Mächte einmischen. Fosca erkennt, dass er sich nicht heraushalten kann, aber auch nicht wie bisher weitermachen kann, wenn er an den festgefahrenen politischen Verhältnissen in Italien dauerhaft etwas verändern will. Italien ist zu klein. Die große Politik wird woanders gemacht. Er muss Italien verlassen. Deshalb entschließt er sich der Partei des deutschen Kaisers anzuschließen, um sein Wirkumfeld zu erweitern.

 

Der letzte Abschnitt war wieder etwas interessanter zu lesen, da sich die Autorin diesmal intensiver den zwei Menschen in Foscas Umfeld zuwendet, die für ihn Bedeutung haben. Das war nicht so episodisch erzählt, wie alles vorhergehende. Auch Antonio und vor allem Beatrice haben etwas Kontur bekommen. Allerdings würde ich mir wünschen, dass gerade diese Momente noch ausführlicher und emotionaler erzählt würden. Es wirkt alles sehr komprimiert und distanziert. Da scheint mir oftmals die Philosophin die erzählerische Oberhand zu haben. Dafür könnten die geschichtsträchtigen Abschnitte, die viele Jahre und politische Ereignisse zusammenfassen, ruhig kompakter sein.

 

 

*) es ist eine Besonderheit des Rowohlt-Verlags!

 

 

LG Trurl


Bearbeitet von Trurl, 11 Februar 2015 - 18:12.

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#32 Amtranik

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Geschrieben 12 Februar 2015 - 18:09

Ich lese im übrigen auch die neuere Ausgabe und habe fast zu Dir aufgeholt trurl. Bin auf Seite 200 stehengeblieben somit also nur noch ein paar Seiten bis zum nächsten Teil des Romanes. Ich kann mich im großen und ganzen deinen und Ralfs eindrücken anschliessen. Etwas zu ausführlich und es hat etwas von einem trockenen Bericht. Ich hatte ehrlich gesagt so etwas nicht unbedingt im Roman erwarten. Es ist quasi ein nicht enden wollendes Tagebuch von Konflikt und Machtpolitik das für meinen Geschmack zu viel war bis hierher. Die Intension dahinter schien auch mir schon lange klar zu sein. Es hätte gereicht nach 50 Seiten die nächste Facette, die ich erwarte, anzuschneiden. Ich bin auch insesamt nicht mehr so ganz zufrieden mit der Figur Fosca. Da hätte man einiges mehr herausholen können. Das ganze wirkt auf mich ein klein wenig zurechtgebogen. Er verhält sich manchmal ein wenig "ungewöhnlich".



#33 Trurl

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Geschrieben 12 Februar 2015 - 22:57

Ich lese im übrigen auch die neuere Ausgabe und habe fast zu Dir aufgeholt trurl. Bin auf Seite 200 stehengeblieben somit also nur noch ein paar Seiten bis zum nächsten Teil des Romanes. Ich kann mich im großen und ganzen deinen und Ralfs eindrücken anschliessen. Etwas zu ausführlich und es hat etwas von einem trockenen Bericht. Ich hatte ehrlich gesagt so etwas nicht unbedingt im Roman erwarten. Es ist quasi ein nicht enden wollendes Tagebuch von Konflikt und Machtpolitik das für meinen Geschmack zu viel war bis hierher. Die Intension dahinter schien auch mir schon lange klar zu sein. Es hätte gereicht nach 50 Seiten die nächste Facette, die ich erwarte, anzuschneiden. Ich bin auch insesamt nicht mehr so ganz zufrieden mit der Figur Fosca. Da hätte man einiges mehr herausholen können. Das ganze wirkt auf mich ein klein wenig zurechtgebogen. Er verhält sich manchmal ein wenig "ungewöhnlich".

Du bist schnell Amtranik, aber glücklicherweise bin ich schon ein Stück weiter und habe den zweiten Teil hinter mir. Darin schildert Fosca seine Zeit mit Karl V., dem er als Freund und engster  Berater dient. War es mit den Machtkämpfen zwischen den italienischen Stadtstaaten schon schlimm, wird es nun auf der europäischen und weltpolitischen Bühne noch um eine Größenordnung ärger.

 

In Foscas Geschichtsperspektive schrumpft diese Epoche zu einer ununterscheidbaren Abfolge kriegerischer Auseinandersetzungen und politischer Ränke zusammen, die noch durch die Religionsstreitigkeiten der beginnenden Reformation verschärft wird. Die Brutalität und Gewalt erreicht ein neues Ausmaß. In Deutschland und Spanien lassen Karl und er tausende Aufständische hinrichten, Ketzer zu hunderten verbrennen. Anfangs hegt Fosca noch die Hoffnung, dass  diese Opfer an Menschenleben als notwendiges Ãœbel auf dem Weg zu einer besseren Welt hingenommen werden müssen. Aber er muss wieder erkennen, dass sich die Menschen nicht so einfach formen lassen und seine Bemühungen, die Welt nach seinen Vorstellungen zu einer besseren zu machen, scheitern, auch wenn er jetzt an den Schaltstellen der Macht sitzt. Fosca fühlt sich immer mehr als machtloses Element in einem historischen Prozess, den nicht er, sondern die Systembedingungen bestimmen.

 

In den Kolonien der Neuen Welt, sieht er mit eigenen Augen, wie eine alte blühende Kultur wegen menschlicher Habgier vernichtet wird und die einheimische Bevölkerung  mit brutalsten Methoden versklavt, zu Tode geknechtet und ausgerottet wird. Er sieht wie auch dort die Unterdrückungsmethoden der alten Welt fortbestehen und seine Hoffnungen eine neue Gesellschaft zu errichten, endgültig zerstört werden. Zurück in der Heimat stehen er und der nun alt und müde gewordene Kaiser Karl V. vor dem Scheiterhaufen ihrer früheren Ambitionen.

 

In der gedrängten Darstellung der historischen Abläufe verliert sich ein wenig der persönliche Bezug Foscas zu den Ereignissen. Meist erlebt man ihn die Geschehnisse beobachtend reflektieren. Das ist zwar nicht uninteressant beschrieben, aber auf Dauer ermüdet es doch. Was er in dieser ganzen Zeit privat erlebt hat, welche Beziehungen er eingegangen ist, darüber erfährt man nichts.

 

Auch gewinnt man inzwischen den Eindruck, dass bei de Beauvoir eine Art Geschichtsfatalismus durchschimmert, der sich darin ausdrückt, dass die Autorin mit ihrer Darstellung die Bemühungen des einzelnen Individuums, gegen die menschliche Natur sowie unabänderliche historische Prozesse ankämpfen zu können, ad absurdum führen möchte. Das wirkt für mich inzwischen etwas aufdringlich, denn aus der Geschichte lassen sich auch leicht andere Schlußfolgerungen ableiten, als die Unveränderlichkeit der menschlichen Natur.

 

Ein Teil der Tragik in Foscas Leben ist, dass er vom Ehrgeiz geradezu besessen ist, die Welt zu verbessern. Er will nicht einfach nur leben und genießen, sondern auch unauslöschliche Spuren in der Welt hinterlassen. Deshalb auch sein Zwang andere Menschen zu manipulieren, sie nach seinem Willen zu formen. So auch seinen Sohn Antonio, aber auch Beatrice, die er gegen ihren Willen zwingt seine Frau zu werden. Beide verliert er aber gerade deshalb.

 

 

LG Trurl


Bearbeitet von Trurl, 12 Februar 2015 - 23:06.

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#34 lapismont

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Geschrieben 14 Februar 2015 - 11:12

Bin, Dank Krankenhausaufenthalt, inzwischen durch, werde aber meine Notizen schrittweise einstellen

 

Stand 218

 

Weder Vernunft noch vorurteile können dem menschen nutzen. Dem menschen kann gar nichts nützen, weil er nichts mit sich anzufangen weiß.

 

Das könnte das fazit des zweiten Teils sein.

 

 

Neues Ziel: Wissenschaft.Durch die Unsterblichkeit hofft Fosca nun, die Früchte seiner Forschung ernzten zu können. Das Universum reizt ihn. Weiter zu reisen, als je ein Mensch zuvor :D

 

Bin gespannt, wie de Beauvoir ihn diesmal scheitern lässt.

 

 

Ich interessiere mich für wissenschaft nur soweit sie unmenschlich ist.

 

Den Teil um Katl V. fand ich auch größtenteils langweilig. Extrem gestrafft, sehr auf eine bestimmte Blickrichtung hin frisiert.

Natürlich muss man bedenken, welchen Forschungsstand de Beauvoir zu den indigenen Kulturen kannte. Heute sieht man sie ja schon lange nicht mehr als paradisische Reiche.


Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#35 Amtranik

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Geschrieben 14 Februar 2015 - 12:32

Ich bin mittlerweile mitten im vierten Teil angekommen der mir soviel kann ich sagen bislang der liebste des Romanes ist. Ich habe das Gefühl weit mehr ins innere der Figur schauen zu dürfen, das was wirklich von Interesse ist, wenn man sich per denkmodell mit dem Thema Langlebigkeit/Unsterblichkeit auseinandersetzt. Der vorangegangene Teil war auch nicht schlecht, auch nicht langweilig, las sich aber ein wenig trocken, so wie ein Reisebericht. Teil IV hat mehr lebendigkeit.

Insgesamt gefällt mir der Roman ziemlich gut muss ich sagen. Ich bin auch ein Freund von Geschichte und Historischen Szenarien. Ich mag das auch sehr gern in Filmen und Serien so auch in Romanen.



#36 Trurl

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Geschrieben 14 Februar 2015 - 14:48

Ich bin mittlerweile mitten im vierten Teil angekommen der mir soviel kann ich sagen bislang der liebste des Romanes ist. Ich habe das Gefühl weit mehr ins innere der Figur schauen zu dürfen, das was wirklich von Interesse ist, wenn man sich per denkmodell mit dem Thema Langlebigkeit/Unsterblichkeit auseinandersetzt.

 

Das hat mir auch besonders gut in diesem Teil des Buches gefallen. Endlich, muss man schon sagen, kommt etwas Fleisch auf die Rippen und man erfährt, wie es in Fosca vorgeht. Das ist ziemlich traurig zu lesen und de Beauvoir gelingt mit diesem Kapitel der bislang bewegendste Einblick in Foscas Leben. Man kann mit ihm erstmals mitleiden. Nicht nur Beobachtung und Reflexion, sondern auch Gefühle. So habe ich mir das gewünscht. Das ist große Literatur. Trotz allem ist (für mich) noch immer nicht vollkommen nachvollziehbar, warum Fosca so sehr von seinem Leben angeödet ist. Er ist schließlich hochintelligent, hat so viele Talente, war Herrscher, engster politische Berater eines Kaisers und forscht erfolgreich als Wissenschaftler. All diese Dinge, die ein ganzes Menschenleben ausfüllen könnten und können, befriedigen ihn nicht. Fosca hat so viele Möglichkeiten seinem Leben, so lange es auch dauert, einen Sinn zu geben. Trotzdem fühlt er in sich nur eine große Leere, die dazu führt, die Welt ohne Farben zu sehen und die Menschen als Eintagsfliegen, die bereits tot sind. Eine Welt, zu der er nicht mehr gehört. Die Welt der Sterblichen. Die Autorin versucht das eloquent zu vermitteln, aber ein leiser Zweifel bleibt bei mir doch zurück. Aber vielleicht ist es auch so, wie sie Fosca sagen lässt: dass ein Sterblicher sich das einfach nicht vorstellen kann.

 

LG Trurl


Bearbeitet von Trurl, 14 Februar 2015 - 16:34.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

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#37 lapismont

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Geschrieben 14 Februar 2015 - 15:27

Trotz allem ist (für mich) noch immer nicht vollkommen nachvollziehbar, warum Fosca so sehr von seinem Leben angeödet ist. Er ist schließlich hochintelligent, hat so viele Talente, war Herrscher, engster politische Berater eines Kaisers und forscht erfolgreich als Wissenschaftler. All diese Dinge, die ein ganzes Menschenleben ausfüllen könnten und können, befriedigen ihn nicht. Fosca hat so viele Möglichkeiten seinem Leben, so lange es auch dauert, einen Sinn zu geben. Trotzdem fühlt in sich nur eine große Leere, die dazu führt die Welt ohne Farben zu sehen und die Menschen als Eintagsfliegen, die bereits tot sind. Eine Welt zu der er nicht mehr gehört. Die Welt der Sterblichen.

Für mich wird das auch nicht deutlich. vielmehr hatte ich ständig das Gefühl, de Beauvoir ordnet eine stringente Figurenentwicklung ihrer Philosophie unter.


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#38 Trurl

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Geschrieben 15 Februar 2015 - 21:39

Ich bin mit dem Buch jetzt durch.

 

Mir ist im fünften und letzten Teil etwas klar geworden, was man eigentlich schon vorher sehen konnte. Und zwar, dass man den Roman nicht von der existenzialistischen Philosophie der Autorin trennen kann. Leider kenne ich mich darin nun überhaupt nicht aus, so dass ich die Spuren dieser Philosophie im Roman nicht eindeutig identifizieren kann und nur spekulieren kann, wo Foscas Sicht diese Philosophie wiederspiegelt. Der Autorin geht es jedenfalls nicht allein darum, nur die psychische Veränderung eines Menschen aufgrund der Erfahrung eines unsterblichen Lebens zu dokumentieren und sie psychologisch realistisch nachzuvollziehen.

 

Foscas Unsterblichkeit ähnelt dazu viel zu sehr einem Fluch. Er ist dazu verdammt, ewig zu leben. Ob er will oder nicht. Das ist ein Unterschied zu reiner Langlebigkeit oder einer nur biologischen Unsterblichkeit, die durch Gewalteinwirkung genauso beendet werden kann, wie das Leben jedes gewöhnlichen Sterblichen. Für Fosca würde sich dadurch im Grunde alles ändern. Er könnte einfach aufhören und sagen - ich habe genug erlebt, es reicht. Da ihm dies nicht möglich ist, es sei denn, er zerstört seinen Körper vollständig (eigentlich eine Lücke in de Beauvoirs Konstruktion ewiger Unsterblichkeit) muss er sich verdammt fühlen.

 

Die Autorin hat mit Fosca eigentlich keine reale Person erschaffen, sondern einen unsterblichen Stellvertreter ihrer Philosophie, der ihr dazu dient die Bemühungen der Menschen über die Jahrhunderte zu beobachten und einer Bewertung zu unterziehen. Wie Sisyphos nimmt jede Menschengeneration die Anstrengung, gegen die bestehenden Lebensverhältnisse anzukämpfen, aufs Neue auf. Weil die Menschen nicht anders können, als ihrem begrenzten Leben wenigstens dadurch ein Ziel und einen Sinn zu geben. Fosca kommt aus seiner unsterblichen Beobachterperspektive aufgrund zahlloser negativer Erfahrungen zu dem Schluss, dass die Anstrengungen der Menschen in einem größeren geschichtlichen Zusammenhang gesehen sich nur ständig wiederholen, somit sinnlos sind und keinen Fortschritt erzeugen. Zu müde um gegen die Sinnlosigkeit des Lebens weiter anzukämpfen, stellt Fosca seine eigene Aktivität immer mehr ein. Er ist nicht mehr in der Lage sich mit den Anstrengungen der Menschen zu identifizieren und fühlt sich den sterblichen Menschen, die trotz allem immer weiter machen, immer mehr entfremdet. Auch die Liebe hilft ihm nicht seine innere Sinnleere zu füllen, da jede Liebe nur endlich sein kann und von Verlust bedroht ist. Außerdem fügt er den Menschen, die er liebt mit seiner unvergänglichen Jugend nur Schmerzen zu.

 

Auch wenn ich andere Erwartungen an das Buch hatte und die Autorin ihren Schwerpunkt anders gesetzt hat, bin ich nicht enttäuscht. Es war eine anregende Lektüre, die streckenweise vielleicht etwas anstrengend zu lesen war, aber durch den guten Stil der Autorin immer gut lesbar war. Kritisch würde ich anmerken, dass de Beauvoir Fosca zu sehr als Werkzeug ihrer Philosophie instrumentalisiert hat und dadurch Foscas Seelenlage nicht immer psychologisch nachvollziehbar gewirkt hat. Ich hätte mir eine dichter an das wirkliche Leben angelegte Darstellung, wie im vierten Teil des Buches angedeutet, gewünscht. Auch dass die Unsterblichkeit nicht als Fluch eines nicht enden könnenden Lebens dargestellt worden wäre. Dadurch wirkt Foscas Unsterblichkeit etwas metaphysisch aufgeladen, was aber möglicherweise gerade in der Absicht der Autorin lag.

 

 

 

Für mich wird das auch nicht deutlich. vielmehr hatte ich ständig das Gefühl, de Beauvoir ordnet eine stringente Figurenentwicklung ihrer Philosophie unter.

 

Sehe ich auch so (s.o.).

 

 

P.S. Wer hat denn das Buch so abgestraft? Warst du das lapismont?

 

 

LG Trurl


Bearbeitet von Trurl, 15 Februar 2015 - 21:45.

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#39 lapismont

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Geschrieben 15 Februar 2015 - 21:47

jap.

 

Das hat mehrere Gründe.

 

a) Ich kann mit ihrer philosophie nichts anfangen, was aber auch ein Sprach- bzw. Kommunikationsproblem sein kann. selbst der Wiki-artikel brachte mich nicht weiter

 

b) Mir sind schon deutlich bessere Geschichten zu den entsprechenden Epochen untergekommen, de Beauvoir überzeugte mich auch historisch nicht

 

c) das schon erwähnte, offensichtliche Belehren, Sie hat mich grundsätzlich nicht überzeugt, weder die Handlung, noch die dahinter stehenden Gedanken konnten mich einfangen

 

 

Aber: Trotzdem vielen Dank für die Lektüre. Es hat mir Spaß gemacht, mich damit zu beschäftigen. 


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#40 Trace

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Geschrieben 15 Februar 2015 - 21:50

Ich habe das Buch nun zu Ende gelesen. Auch nach dem ich es ein zweites Mal gelesen habe, hinterlässt diese Buch bei mir einen komischen Nachgeschmack/Eindruck.

 

Einerseits finde ich, dass die einzelnen Episoden aus dem Leben von Fosca gut erzählt sind. Andererseits besitzt das Buch für mich auch nicht direkt eine Geschichte oder einen Spannungsbogen. Fosca bekommt als Charakter mit der Zeit zwar mehr Konturen trotzdem bleibt er mir auch fern. Aber genau das erzeugt bei mir auch zum Ende hin gewissermaßen das Bedürfnis zu schreien wie Regine. Was so gesehen für die Autorin spricht. Das Buch ist aus meiner Sicht etwas was nicht so ohne weiteres in unsere Zeit passt und es ist nicht so unbedingt Literatur. Als Geschichte die nahe am Existentialismus ist und mehr Literatur ist, empfehle ich "Die Pest" von Camus. Dort ist die Grundstimmung auch etwas positiver als hier.

 

Das Buch dient für mich ganz klar als ein Vehikel um Ansichten aus dem Existentialismus zu transportieren. Aus meiner Sicht gelingt dies dem Buch auch. Aber nun ja ... die Ansichten aus dem Existentialismus sind halt wie sie sind.

 

De Beauvoir gibt Fosca das was sich soviele Menschen wünschen (ewige Jugend, ewige Gesundheit, Unsterblichkeit) und sie macht es nicht wie es in den Mythen gemacht wurde. Dort hatten diese Geschenke meist einen Haken siehe z.B. Mythos von König Midas. Trotzdem hat das Erfüllen für den Wünschenden nicht gebracht was er sich erhoffte. Fosca wird, um so länger er lebt, geradezu zu einem Motivations-"Vampir", er hat selbst keinen Grund mehr zum Sein und es fällt ihm mit jedem Versuch schwerer sich zum Leben aufzuraffen.


Bearbeitet von Trace, 15 Februar 2015 - 22:06.


#41 Trace

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Geschrieben 15 Februar 2015 - 22:20

@Trurl und lapismont: Würdet ihr die Lektüre dieses Buches jemanden empfehlen, der sich nicht für die philosophischen Probleme rund um den Existentialismus interessiert?

 

Ich persönlich würde es niemanden empfehlen, der nicht bereit ist sich mit diesen philosophischen Problemen auseinanderzusetzen.



#42 Trurl

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Geschrieben 16 Februar 2015 - 00:13

@Trurl und lapismont: Würdet ihr die Lektüre dieses Buches jemanden empfehlen, der sich nicht für die philosophischen Probleme rund um den Existentialismus interessiert?   Ich persönlich würde es niemanden empfehlen, der nicht bereit ist sich mit diesen philosophischen Problemen auseinanderzusetzen.

 

Wer Lust hat sich gedanklich eingehender mit dem Thema Unsterblichkeit auseinanderzusetzen, für den ist das Buch auf jeden Fall eine Empfehlung. Ich fand es auf jeden Fall bereichernd.

 

Unabhängig, ob einem der Existenzialismus nahesteht oder nicht.

 

Ich habe damit nichts am Hut und mich auch noch nicht mit Sartre und Co. beschäftigt. Aber allgemein philosophisch interessiert bin ich sowieso und ein wenig kann man auch aus dem Text selbst herauslesen, um was es de Beauvoir geht, auch ohne den Existenzialismus zu kennen.

 

Wer aber hofft, das Thema in einer romanhaft ausgearbeiteten Handlung mit Spannungsbogen aufbereitet zu bekommen, könnte enttäuscht werden, da Fosca seine Erlebnisse häufig nicht erlebend, sondern rein beschreibend wiedergibt und sich die Handlung zwischen langen episodischen Schilderungen reiner Ereignisgeschichte versteckt.

 

 

LG Trurl  


Bearbeitet von Trurl, 16 Februar 2015 - 00:17.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#43 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 16 Februar 2015 - 00:41

Ich bin auch durch und die Ausführungen Trurls geben auch ganz gut meine Meinung wieder. Der Roman hat mir doch insgesamt gut gefallen, gerade zum Ende hin, ab dem vierten Teil durchaus mehr zum Denken angeregt. Bis dahin war es eine Art Geschichtslektüre, ein Berichten von nicht enden wollenden immer gleichen Spielchen um Macht und Einfluß. Das gibt es sicherlich anderswo besser und vor allem Stimmungsvoller, insofern stimme ich auch lapismont zu.

Es ist aber wirklich deutlich das wie schon angemerkt die Geschichte/der Plot dem Anliegen der Autorin strikt folgt und sich nicht groß mühe gibt etwas anderes zu transportieren als die durch und durch pessimistische Grundstimmung Foscas in die er nach meinem empfinden doch allzuschnell fällt. Und auch wenn sich vieles wiederholt so kann man doch stand heute durchaus Fortschritte zum positiven wohl kaum leugnen. Nähme man einzig und alleine mal alle technischen und Zivilisatorischen Errungenschaften die wenn auch lange nicht für alle Menschen so doch für einen Teil ein Leben in Wohlstand und einem Maße an Selbstbestimmung ermöglicht von denen frühere Epochen nur träumen konnten.

Es ist bezeichnend das davon wenn ich nicht irre kein Wort im Text vermerkt ist. Es bleibt also so ein wenig ein Beigeschmack hier eine insgesamt doch recht einseitige Lektüre genossen zu haben. Insgesamt aber ein für mich lohnender Roman.


Bearbeitet von Amtranik, 06 März 2015 - 16:31.


#44 Heliogabal

Heliogabal

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Geschrieben 16 Februar 2015 - 00:52

Sehr gut! Das Thema ist Interessant, weil ich diesen Roman mehrmals gelesen habe und er, neben 'Ein Kampf um Rom' von Felix Dahn und 'Das Spiel ist aus' von Satre zu meinen Favoriten gehört.

 

Alleine diese Szene:

Foska steht vor seiner 2. Ehefrau in der Hochzeitsnacht, und ie weiß nicht, daß er unsterblich ist und sagt:"bis das der Tod uns scheidet" und sein glitzern der Jahrhunderte in seinen Augen. oder die Endszene, wo Regine schreiend rausläuft im Roman, einfach herrlich. "Wenn die Welt nicht mehr ist, gibt es 2 Personen, die Maus und Ich, nur die maus weiß nicht, daß sie unsterblich ist." Und das ist auch das einzige Verbrechen, was er wirklich bedauert.


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#45 lapismont

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Geschrieben 16 Februar 2015 - 07:16

Sehr gut! Das Thema ist Interessant, weil ich diesen Roman mehrmals gelesen habe und er, neben 'Ein Kampf um Rom' von Felix Dahn und 'Das Spiel ist aus' von Satre zu meinen Favoriten gehört.

 

Alleine diese Szene:

Foska steht vor seiner 2. Ehefrau in der Hochzeitsnacht, und ie weiß nicht, daß er unsterblich ist und sagt:"bis das der Tod uns scheidet" und sein glitzern der Jahrhunderte in seinen Augen. oder die Endszene, wo Regine schreiend rausläuft im Roman, einfach herrlich. "Wenn die Welt nicht mehr ist, gibt es 2 Personen, die Maus und Ich, nur die maus weiß nicht, daß sie unsterblich ist." Und das ist auch das einzige Verbrechen, was er wirklich bedauert.

Stimmt, gute Szenen. Da hätte man mehr draus machen können.


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