Kritikaster schrieb am 20 Feb 2015 - 12:55:
Das Tagesgeschäft eines Lektors zur Beurteilung der schriftstellerischen Kompetenz eines Autors ist sicher notwendig, um dem Verlag Hinweise zu geben, ob man diese Werke für eine Veröffentlichung in Erwägung ziehen sollte. Ich wüsste jetzt nicht, ob hier im Forum jemand diesen Auftrag erhalten hat. Von wem auch - und warum?
Den Auftrag geben wir uns als Kunden dann natürlich selber. Das ist dann aber nicht frei von Problemen. Friedrich Glasl hat in seinem Handbuch zu Konfliktmanagement ja auch den "König im Exil" eingeführt, der als selbstmandatierter Herrscher eingreift...- und ja doch, in dieser Rolle sind wir dann. Keiner hat uns gerufen; trotzdem dürfen wir urteilen. Pegida, Legida und wie sie alle heißen, hat ansonsten auch niemand gerufen und trotzdem, auch wenn ich deren Meinung nicht teile, würde ich mich immer dafür einsetzen, dass sie das dürfen, was sie da machen - und sofort an einer Gegendemonstration teilnehmen
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Was wir kritisieren sind erstmal vorliegende fertige Druckerzeugnisse. Und mit welcher Intention? Um den Verlag aufzufordern, diesen Autor zukünftig nicht mehr in Erwägung zu ziehen und ihn vom Schreiben weiterer Geschichten abzuhalten?
Meine Intention ist das ganz bestimmt nicht, bei mir hat jeder mehr als nur eine Chance. Wenn diese dann aber immer wieder nicht genutzt werden sollten, dann ist es unvermeidlich, dass es irgendwann auch einfach weh tut.
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Das kann doch wohl nicht ernsthaft das Anliegen irgendeines Foristen sein, der sich für die Perry Rhodan-Serie interessiert. Es geht doch darum, Autor und Lektor darauf aufmerksam zu machen, dass sie noch Verbesserungsmöglichkeiten haben.
Ja natürlich, nur dabei möchte man dann doch auch einmal den einen oder andern Lernerfolg erleben. Die Erfahrung eben, dass die Kritiken zu Verbesserungen führen. Wenn man dann aber hingegen zum sechsundfünfzigsten Male hört, das Fehler eben unvermeidlich seien, dabei dann aber feststellen muss, dass diese Fehler immer wieder in einander sehr ähnliche Kategorien fallen, dann taucht doch so langsam am Horizont die Frage auf, ob Verbesserungen überhaupt angestrebt werden. Das kann dann schon zu Verärgerung führen; wobei ich persönlich dazu eigentlich gar nicht neige. Das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, habe ich aber auch nicht so gerne - und ich denke, genau das treibt eine Reihe von Kritikern um. Ich brauche da nur an Klaus`Replik auf deine Frage zu erinnern, weshalb auf die Kritiken nicht eingegangen wird: Weil es vor fünfzig Jahren schon Kritiken gab. Das ist einfach Missachtung der Kunden.
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Jetzt muss ich gestehen, dass ich meinen Vorsätzen untreu geworden bin, weil meine Neugier stärker war. Und so habe ich mir deine Textverarbeitung zur Leseprobe NEO 87 doch angesehen. Chapeau. Ich habe mich gekringelt vor Vergnügen als ich mir Thora mit straßenwärts gerichteten Füßen auf einem hochkant stehenden Brett liegend vorstellte. Und deine Ausführungen haben deutlich gemacht, dass diese Passagen keine Sternstunde schriftstellerischen Schaffens abbilden. Okay.
Gut. Schön zu hören, denn dann habe ich wohl das eine oder andere Ziel erreicht; schließlich sollte der Text bei aller Schärfe ja auch unterhalten, um dadurch die Schärfe zu mildern. Ansonsten - ohne mich überbewerten zu wollen - gilt auch hier, das ein Verriss ein Akt der Aufmerksamkeit ist. Autoren sollten von daher nicht jammern, wenn ihre Text verrissen werden. Soviel Aufmerksamkeit bekommen sie sonst selten.
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Aber gerade Serienautoren sind sehr darauf angewiesen, Rückmeldungen von den LeserInnen zu bekommen, nicht nur um sich Bestätigung zu holen sondern auch, um Verbesserungsvorschläge für ihren Schreibstil zu erhalten.
Völlige Zustimmung. Von den Stammautoren der Serie fällt mir auf Anhieb aber nur MMT ein, der mal sinngemäß geschrieben hat, dass Kritiken ihn mehr interessierten als kurzes Lobessätze.
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Nicht, dass jeder Autor gleichermaßen in der Lage ist, seine Ergebnisse permanent zu verbessern. Aber ihn abzuqualifizieren und die Möglichkeit von Verbesserungen im Rahmen von Lernprozessen einfach zu negieren, wird der Thematik der Textbeurteilungim Serienkontext nicht gerecht.
Simples Beispiel: Ich setze 100 € darauf, dass du von Michelle nichts mehr über eingemauerte Gebäudekomplexe lesen wirst.
Das will ich doch schwer hoffen; und wenn sie in Zukunft auch noch ihre Vergleiche besser ausarbeitet,Wand statt Wandung schreibt und ich statt mir, werde ich ganz bestimmt einer der ersten sein, der sie lobt. Kein Scherz.