simifilm, on 17 Jan 2016 - 13:51, said:
Die andere Folge, die vor allem beim Film sehr deutlich zu spüren ist, ist, dass immer mehr Texte von bezahlten Promo-Heinis Texte veröffentlicht werden, die nichts mehr mit Journalismus zu tun haben.
Ich weiß nicht, inwiefern das in großen Zeitschriften und Zeitungen ein Problem ist und hoffe eigentlich inständig, dass dort keine solchen Texte veröffentlicht werden, aber heute wundert mich nichts mehr ...
Ich bekomme als Chefredakteurin von Literatopia.de jede Woche (!) Mails, in denen jemand anbietet, einen Text für uns zu schreiben - und zwar einen Promotext, der zwar irgendwas mit Literatur zu tun haben soll, aber eigentlich nur der Werbung dient. Inzwischen antworte ich da gar nicht mehr drauf, ich halt auch nichts davon und ich will auch keine Links zu Pokerwebsites etc. auf meiner Seite.
Das hat jetzt mit Qualitätsjournalismus zwar wenig zu tun, aber: Ein bisschen Sorge bereitet mir als Rezensent, dass Verlage immer stärker versuchen, Einfluss auf Onlinerezensenten zu nehmen, vor allem auf die Blogger, was ja meist junge Mädels sind, die man leicht mit Gratisbüchern ködern kann. Da wird von Verlagsseite erklärt, wie eine Rezension auszusehen hat - ursprünglich mit dem Gedanken, um mitzuteilen, das Klappentext plus "Fand ich gut" nicht ausreicht, aber dass inzwischen Verlage Anleitungen zum Rezensieren verteilen, ist schon komisch. Man kann ja auch sagen, okay, Blogger XY kann nichts, wir schicken dem keine Rezensionsexemplare - stattdessen wird sich aber ein Verlagsfan herangezüchtet, der seltsamerweise fast nur 5 Herzchen, Muschelchen oder weiß der Teufel was vergibt. Und das soll jetzt nicht gegen Blogger gehen, es gibt viele sehr gute Blogs und ich folge auch einigen, aber es gibt eben auch einige, die alles toll finden und immer wieder von ihren "Kooperationspartnern" schwärmen.
Ein ganz krasses Beispiel ist audible (Amazon), die gerne Rezensionen zu ihren Hörbüchern haben wollen, aber dann bitte mit Link zu audible, Amazon und Co. und bitte in dem Stil und außerdem soll das auch so und so aussehen und das und das schreibt man besser nicht. Bitteschön, ich muss keine audilbe Hörbücher rezensieren
... wer mit meinen Rezensionen nicht zufrieden ist, kriegt gar keine Rezension. Ich muss niemandem nach dem Mund schreiben, um was gratis zu bekommen *rolleyes*.