Ich bin auch raus, und mich holt da auch kein Eschbach mehr zurück. Vandemaan schwebt in höheren Sphären. Der hält Monti nicht zurück. Wie sich die beiden Expokraten "ergänzen" ist schauerlich: Während der eine den Serienhintergrund bis zur völligen Unkenntlichkeit verdreht und verändert und in immer höhere Sphären entschwebt, liefert der andere die Blaupausen für sinnlose und widerliche Brutalität.
Bei Autoren wie CM und MMT kann ich es mir schon vorstellen, dass die das gerne schreiben.
Eigentlich ... finde ich den Ansatz der beiden Expos gar nicht soo übel. Ich mag z.B. das Einbeziehen alter, langer nicht mehr besuchter Serienelemente, sei es der Blick nach Larenhausen oder viele Schauplätze der Milchstraße wie das Paramag-System, von denen der Leser lang nichts mehr gesehen hat. Der Aufbau des Tefroder-Gernegroß mitsamt Mutantenkorps hat mir gefallen. Ebenso der Blick nach Halut. Was die Onryonen angeht, sind diese sicher eines der am besten ausgefeilten "Gegnervölker" der Serienhistorie. Leider ist es nicht gelungen, das Ungewisse der Onryonen durchzuhalten. Die Ras Tschubai ist seit langem mal wieder ein Schiff, das gut in Szene gesetzt werden konnte.
Was für mich nicht gut funktioniert, ist das Timing der Beiden. Der unsägliche langgezogene Countdown zum Zyklusfinale. Vier Romane um das verkackte Richterschiff zu kapern? In einer Phase des letzten Zyklus Agenteneinätze in Maske, bis selbst das Verlagsforum SOS gefunkt hat. Oder jetzt ein Dutzend Tiu-Romane am Stück. Da muss man doch merken, dass das Timing nicht sitzt. Oder die Tefrod-Geschichte: Wie lange haben wir jetzt nichts mehr davon gehört? Oder von Bughassidov und den genial-skurilen Posbis der Alten Oblast? Toufec? Schlecht gemacht. Warum nicht einfach ein Kapitel eines Romans "opfern", um einen Blick auf einen anderen Schauplatz zu werfen. Das starre "ein Roman - ein Schauplatz"-Schema darf man da gern mal aufweichen.
Es gefällt mir auch nicht, dass die beiden Dinge manchmal an den Haaren herbeiziehen, nur um einen Überraschungseffekt zu erzielen. Dabei geht für mich oft die Glaubwürdigkeit flöten, meine Überraschung besteht meistens in "Das können sie jetzt nicht wirklich ernst meinen." Der geniale Plan des Avestry-Pasik zur Übernahme des Richterschiffs - gute Güte. Was da alles klappen musste, damit der Plan funktioniert. Oder der Gefängnisausbruch mit Superwurm, bei dem rein zufällig just im rechten Moment ein Larenrebellenschiff die Gefängniswelt erreicht. Bostls Superarm. Pimp-my-Avestry-Pasik. Je verrückter und unwahrscheinlicher ein Plan ist, desto sicherer scheint es, das er gelingt. Mir fehlt da das Bodenständige. Es klappt, weil es im Exposé stand, auch wenn keiner weiß, warum.
Tja, warum es dieses neuerliche Mördervolk geben muss, dazu habe ich ja oben schon spekuliert. Ich find' die Tius vollkommen misslungen, und die Aussicht, dass sie diesen Teilzyklus dominieren werden, entsetzlich. Gleichzeitig steht mit Atlan eine der faszinierenden Figuren der Serie zur Verfügung, die eben nicht für Mord und Totschlag steht und die beiden Expokraten haben offenbar nicht die geringste Idee, was sie mit ihm anfangen sollen. Da muss erst Andreas Eschbach kommen, um dem Team zu sagen, wie man das besser macht. Das finde ich erschreckend und entlarvend. Ich finde, der "Geist der Serie" als im Kern positiv wird von den beiden zugunsten eines "realistischen" Ansatzes aufgegeben. Realismus mag ich jedoch in Tageszeitungen lesen, nicht aber bei "Fluchtlektüre" wie PR. Da dürfen "die Guten" sich gern als überlegen erweisen (und nicht etwa mit Massenvernichtungswaffen auf ganze Planeten ballern) und "die Bösen" gern intelligent, aber nicht blutrünstig-brutal sein. Ich brauch kein Game of Thrones im Weltall, da schaue/lese ich lieber das Original (schreib schneller, George)
Schließlich fehlt den beiden offenbar die Einsicht, dass der Leser öfter als es derzeit der Fall ist mit Erfolgserlebnissen bei der Stange gehalten werden möchte. Selbst, wenn mal was klappt, folgt stante pede der nächste Nackenschlag. Perry und seine Mannen stehen danach unweigerlich wieder als Trottel da. Man gewinnt den Eindruck, dass die beiden Expos Ehrenmitglieder der "Freunde des Masochismus" sind. Ich fürchte mich - gerade angesichts der Timing-Schwäche der Expos - davor, dass auf einmal in den letzten fünf Romanen Knall auf Fall alles wieder gut ist, ohne dass das hergeleitet wurde.
Trotz allem: Ohne dieses Volk von verlogenen Straßenschlägern, die sich nur an Schwache herantrauen, würde ich immer noch die Romane verfolgen. Bei den Tiu-freien Romanen werde ich das auch, denn ich sehe auch immer wieder mal positive Dinge. Ich finde nicht, dass die Expos einen übermäßig schlechten Job machen, wenn ich jetzt so langsam auch gern mal eine Verbesserung sehen würde. Aber wenn sie es verwachsen, dann leider richtig. Und das ist für mich aktuell der Fall: Ich verschwende meine Zeit nicht mit dem Mörder der Woche.