Klaus N. Frick hat es hier im Forum mitgeteilt: Rainer Castor ist vor drei Tagen gestorben. Seinen Angehörigen, Freunden und Kollegen möchte ich mein Beileid aussprechen.
Vor einem Jahr etwa erschien der letzte ATLAN-Hardcover, Band 45. Die schwierige, aber gelungene Vollendung der Reihe wurde überschattet durch den Tod Eckhard Schwettmanns, und dass nun auch der Bearbeiter der Reihe gestorben ist, macht mich auch als jemand, der nicht zu den Angehörigen, Freunden und Kollegen, sondern nur zu den Lesern zählt, sehr betroffen. 45 dicke blaue Bücher stehen unübersehbar prominent im Regal und erinnern auch an Rainer Castor.
Die ersten 13 Bände gehören im Grunde (dem vor wenigen Jahren verstorbenen) Hans Kneifel, zu dem Rainer eine besondere Beziehung hatte, die vermutlich am besten von Klaus N. Frick irgendwo beschrieben wurde oder beschrieben wird. Band 14 bis 16 sind ein Höhepunkt der Reihe, die sogenannte Arkon-Trilogie, geschrieben von Rainer Castor, und ich glaube, dass man diese Trilogie im Rahmen der PR- und ATLAN-Serie als sein Hauptwerk bezeichnen darf.
Rainer ist vielen sicher mehr durch seine Kommentare zu den PR-Heftromanen bekannt, und seine intellektuellen Leistungen im Umgang mit den Daten und Fakten zur Serie scheinen unübertreffbar. In einem Bericht zur Erstellung der Kommentare beschrieb er die Schwierigkeiten, denn er hatte pro Heft ja nur eine Seite zur Verfügung und so unendlich viel mehr zu sagen.
Aber als Autor ist er mit nur wenigen PR-Heftromanen, seltenen, aber willkommenen Ereignissen, die immer einer gesonderten Erwähnung auch seitens des Chefredakteurs würdig waren und stets ein großes Raunen durch das Verlagsforum gehen ließen, in Erscheinung getreten. Auch bei diesen Romanen wurde seine Ausnahmestellung deutlich. Seine Romane waren wie keine anderen, und dies trifft auch voll und ganz auf seine Arkon-Trilogie zu.
In dieser Trilogie ist Atlan die Hauptfigur, und es geht um die relativ kurze Zeit, in der Atlan als Imperator über Arkon herrschte. In dieser kurzen Zeit, als die Romane entstanden, herrschte Rainer Castor über die ATLAN-Serie, wie zu keiner Zeit zuvor und auch danach nicht mehr. Deshalb betrachte ich diese Trilogie als sein eigentliches literarisches Vermächtnis. Es sind große Themen, die er in der Trilogie ausbreitet, die Trilogie ist monumental und episch und braucht den Vergleich mit anderen großen Trilogien (Tolkiens Herr der Ringe, Asimovs Foundation), nicht zu scheuen, zumindest nicht aus Sicht eines Atlan-Fans.
Nach Vollendung der Trilogie verbrachte Rainer viele Jahre damit, die Jugendabenteuer Atlans in neuer Form und neuem Glanz herauszubringen. Meist wurden ca. fünf Heftromane in einem Buch zielgerichtet zusammengefasst und mit Herz und Verstand überarbeitet. Dabei gelang ihm das Kunststück, nichts verloren gehen zu lassen, aber neue Qualitäten hinzuzufügen.
Auch in der schwierigsten Phase, dem Ende der Hardcover-Reihe, bewährte er sich glänzend, so dass wir ihm (und Eckhard Schwettmann) eine nahezu makellose, in sich geschlossene Buchreihe verdanken, die derzeit mit neuen, von Arndt Drechsler angefertigen Coverbildern als Ebook-Reihe erscheint und auch noch lange verfügbar sein wird.
Zu Rainers PR-Romanen gibt es sicher Berufenere als mich, um darüber zu schreiben. Der zuletzt von ihm erschienene Band ist PR 2817 "Konterplan der Rayonen". Der letzte von mir gelesene ist sein vorletzter Heftroman, PR 2769 "Das Drachenblut-Kommando". Ich hätte ihm und uns von Herzen noch viele weitere Romane gewünscht.
Bearbeitet von Tiff, 25 September 2015 - 20:01.