Man darf nicht vergessen, dass die Abstimmungsverfahren einer gehörigen Zufallsstreuung unterliegen. Beim DSFP noch mehr als beim KLP. Es ist doch so: Frag 5 verschiedene Leute, und Du erhältst 5 verschiedene Meinungen Auch wenn die Punktevergabe von der Jury verlangt, pro Kategorie einmal 15 und einmal 0 Punkte zu geben: Das bewirkt nur eine Streckung der Abstände, nicht aber eine Verringerung des Zufallseinflusses. Es muss ja bloß mal ein "Fan" eines bestimmten Werks aus irgendeinem Grund verhindert sein, und schon kann dies zur Nichtnominierung oder zu einer schlechteren Platzierung führen. Das liegt vor allem daran, dass es nicht möglich (mindestens aber nicht gewollt) ist, irgendwelche genauen Kriterien möglichst(!) objektiv zu bewerten (etwa: Originalität, Anspruch, Unterhaltungswert, Sprache/Stil, Figurengestaltung...) und dann einen (gewichteten) Mittelwert zu bilden. So beurteilt (vielleicht) TV Spielfilm den Samstagabendkrimi, aber so beurteilt niemand einen SF-Roman. Und selbst dann würde immer noch die schlechte Statistik kleiner Grundgesamtheiten zuschlagen: Je kleiner eine Jury, umso größer zufällige Abweichungen. Gerade bei den Kurzgeschichten-Nominierungen (die ja bei DSFP und KLP komplett verschieden sind) darf man vermutlich dieses Jahr ohne weiteres einen hohen Zufallseinfluss unterstellen. Ein Kruschel-Fan mehr in der Jury, und der KLP.-Gewinner wäre vielleicht auch für den DSFP nominiert gewesen und (das ist jetzt freilich eine aus der Luft gegriffene Vermutung) wäre sicher nicht Letzter geworden.
Beim KLP (hier strenggenommen offtopic) ist es etwas anders. Dort spielt freilich die Verbreitung eines Werkes eine Rolle. Um das rauszurechnen, müsste man Mittelwerte bilden. Zumindest soweit ich die Zahlen kenne (aus meiner Zeit im Vorauswahlgremium z.B.) ist es aber so, dass der Unterschied im Endeffekt meist gering ist, aber durchaus mal 1 oder 2 Plätze ausmachen kann. Total unbekannte Werke sind dabei in der Regel chancenlos.
Als "Betroffener" sei noch zur Bedeutung des DSFP (und KLP) gesagt, dass mehrfache(!) Nominierungen ganz sicher für etwas(!) mehr Aufmerksamkeit sorgen. Der Name wird (in der Szene und nur da!) etwas bekannter, und vielleicht kauft dann der eine oder andere zusätzliche Fan den nächsten Roman. Kommerzielle Bedeutung hat das aber nicht. Aber bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Brandhorst, Eschbach...) verkauft eh kein deutscher SF-Autor so hohe Auflagen, dass er davon leben kann. Das ist bei den meisten von uns Hobby, Passion, Mission - aber kein Broterwerb.
Zu Alfreds Äußerung: Wenn das DSFP-Gremium allein schon die Nominierung als Wertschätzung verstanden sehen möchte, und nicht nur den Preisträger, dann wäre es vielleicht mal angebracht darüber nachzudenken, den Preis zu splitten und zumindest auch dem Vize und Platz 3 einen kleinen Betrag zu spendieren (600/300/100 z.B.), mindestens aber eine Urkunde. Nur Platz 1 würde weiterhin eine Medaille erhalten. So gäbe es keine nennenswerten Mehrkosten. Bei der Preisverleihung könnte man nacheinander sechs Leute auf die Bühne bitten statt nur zwei. Diskutiert das doch mal intern. Warum eigentlich nicht?