Ganz andere Frage, weil ich gerade darüber stolpere: Weiß jemand, warum der Hund ein perfektes Gebiss hat?
Streng genommen führt der Autor den Leser keinen Moment lang in die Irre. Die Pflegerin sieht einen "Riesennacktmull mit perfektem Gebiss", der am Fußende des Bettes lag. Der Präsident sieht Hitler zunächst als "Männlein in einem gestreiften Pyjama". Der Präsident verwechselt beide nur, weil er die "nackten Gliedmaßen" im Eifer des Gefechts nicht identifizieren kann. Das wollte ich nochmal nachlesen.
Entscheidend ist dann der letzte Satz: "Mitleid haben sie nur mit dem Hund." Natürlich. Vor allem als aufrechte Amerikanerin und Soldatin, die die Pflegerin ja ist.
Geschickt konstruiert, ja.
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;] Auf jeden Fall hinterfragt man an diesem Punkt seine Meinung, die man sich bis dahin - bewusst oder unbewusst - gebildet hatte[/color]
Ich nicht. Das lag daran, dass mich die Geschichte nicht eingesogen hat. Ich habe sie nicht ernst genommen, und in so einem Fall bilde ich mir auch keine Meinung oder stelle mir moralische Fragen.
Jemanden mit einem Kissen zu ersticken, ist jedenfalls moralisch immer falsch. Die einzige "Begnadigung", die moralisch akzeptabel wäre, wäre ein Verzicht auf weitere lebensverlängernde Maßnahmen, verbunden mit einem natürlichen Tod des Gefangenen.
Man darf nicht übersehen, dass hier die Amerikaner klar unmoralisch handeln. Es wird zwar gesagt, man lasse dem Gefangenen ja schließlich die beste medizinische Behandlung zukommen, aber ganz de facto handelt es sich um eine menschenunwürdige Bestrafung.
Ganz streng genommen hätte der Gröfaz vor einem internationalen Gerichtshof für Menschenrechte sogar gute Chancen, seine Peiniger auf Schmerzensgeld zu verklagen.
Deshalb nehme ich die Geschichte nicht ernst: Sie ist so konstruiert, so fiktiv, so unglaubwürdig, so irreal, beinahe grotesk, die Figuren so flach, dass sie nicht mehr als nette Unterhaltung für zwischendurch war.
Ich kenne jedenfalls eine Reihe intensivere Geschichten mit moralischen oder ethischen Themen, die mich viel stärker mitgenommen haben.
Höchst erfreulich finde ich jedenfalls, dass wir uns hier wirklich mal mit mehreren Leuten über eine SF-Kurzgeschichte sehr intensiv unterhalten. Klarer Fall: Dieser Lesezirkel ist ein Erfolg und hoffentlich nicht der letzte!
Bearbeitet von Uwe Post, 09 Juni 2016 - 20:55.