Teils lässt sich manches aber nicht mal von einer Wordversion in die andere übertragen. Ein Beispiel, dass ich schon oft hatte, war, dass die automatische Silbentrennung plötzlich "harte" Trennstriche erzeugt hat. Das wissen viele Autoren halt nicht (kann ich ihnen nicht verübeln, damit rechnet man ja auch nicht), aber man muss das dann beim Lektorieren händisch rauslöschen.
Die Standards für Dateiformate ändern sich auch. Ich wurde früher ganz fuchtig, wenn wer .odt gesendet hat. Ich konnte das nicht öffnen. Inzwischen geht das auch mit Word auf. Auf. Bei Kommentierfunktionen zum Lektorieren gab es neulich noch mal Probleme. Versionen, die docx erzeugen und standardmäßig lesen können, sind inzwischen gefühlsmäßig so weit verbreitet, dass es kaum noch Probleme gibt. Umgekehrt habe ich gedacht, dass ich allen alles als .rtf schicke, weil das ÜBERALL geht. Mir hat aber mal ein Chefredakteur geschrieben, dass er .rtf nicht lesen kann.
Was ich echt irre fand, dass mal bei einer Ausschreibung vor wenigen Jahren noch Works gesendet wurde. Das Team saß ratlos davor. Und die Frage war, lehnen wir das ab, weil es nicht in der Ausschreibung stand (wir haben die erwünschten Dateiformate angeführt) oder schreibt man dem noch mal zwecks Neusenden. Ich habe die Datei dann geknackt, die war zwar etwas verkorkst (also einzelne Buchstaben durch Kästchen in der Größe der Buchstaben ersetzt - wie heißt das eigentlich "auf gescheit"?), aber es war eindeutig, dass auch die Längenbeschränkung durch ein Vielfaches überschritten war.
Man sieht aber schon: Es ist heute nicht alles besser. Es ist halt anders. Und würde man einen Autor von früher an einen Computer setzen (ohne langsames Umlernen, was ja viele gemacht haben) oder umgekehrt, wäre das Ergebnis wahrscheinlich echt schlimm.
Von der Rechtschreibreform gar nicht zu sprechen. Jetzt finde ich, geht es wieder, aber ich hatte das Problem, dass sich auf einen Schlag sehr viel geändert hat und dann auch schrittweise wieder zurückgenommen wurde. Ich schreibe inzwischen interessanterweise am Computer in möglichst der neuesten Version. Mit Abweichungen von der Norm, auch wenn ich gar keinen Fehler mache. (Fehler mache ich natürlich auch genug.) Weil es oft mehrere Versionen gibt. Und durch die neue Regelung bezüglich "scharfem S" ist es als Österreicherin halt oft schwer, der Duden-Empfehlung zu entsprechen, weil bei uns werden manche Wörter anders ausgesprochen. Beispielsweise "Geschoss". Wir dehnen das "O" in die Länge und dadurch wird "Geschoß" draus. Das ist auch richtig und darf so geschrieben werden. Man findet das auch so in den Wörterbüchern, als richtige Variante. Aber deutsche Lektoren empfinden das als Rechtschreibfehler.
Ich verstehe überhaupt nicht, warum man das "scharfe S" nicht gleich abgeschafft hat. Das hätte einiges erleichtert - und zwar wirklich, die Rechtschreibreform hat das ja nur behauptet und die Verwirrung ist größer denn je. Mir haben schon mehrmals Leute erklärt, ich müsste doch "Strasse" und nicht "Straße" schreiben. Wegen der Rechtschreibreform. Öhm, nein? Vorher nicht und nachher auch nicht.
Es hat sich doch ohnehin in so vielen Fällen geändert, dass man sich nicht mehr auf Gewohnheit und Tradition berufen kann. Und die Schweizer kommen auch dann, wenn sie auf Deutsch schreiben, super ohne aus. Mit internationalen Tastaturen hat man auch so seine Probleme. (Wenn ich da ein E-Mail schreibe, ich suche mir das bestimmt nicht in den Sonderzeichen.)
Das sind auch Probleme, von denen die ansonsten mit Schreibmaschine und Blaupause armen Autoren keine Ahnung hatten.