Das Buch wird zurzeit vielfach besprochen und gekauft - wahrscheinlich sogar gelesen.
"Ein gewaltiger Roman", schreibt die renommierte Literaturkritikerin Kakutani. "Die Kritiker jubeln", meinte die FAZ. Der Spiegel vergleicht es mit McCarthys "Die Straße", weil es eine ähnliche dystopische Wucht habe.
Worum geht's?
Die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels haben Amerika erreicht. Und im Folge dieses Desasters ist ein neuer Bürgerkrieg ausgebrochen. Die "Roten" gegen die "Blauen". Süden gegen Norden. Die einen wollen nicht auf Benzin verzichten - die anderen fordern genau das. In den Wirren dieses Kriegs erzählt das Buch das Schicksal einer Flüchtlingsfamlie.
Warum trifft das Buch einen Nerv?
Der Autor vertauscht die Rollen: Er erzählt über Flüchtlinge, die in Zeltstädten leben - diese Flüchtlinge sind allerdings Amerikaner. Die USA sind längst keine Weltmacht mehr. Die reichen Nationen, sie liegen woanders. (In einem Nebensatz schildert er im Übrigen, wie europäische Flüchtlinge übers Mittelmeer versuchen, nach Afrika zu gelangen.) Im Zeitalter des Klimaleugners Trump und da wir uns daran gewöhnt, dass "die Anderen" zu "uns" flüchten, eine Umdrehung der Geschehnisse.
Eure Meinung?
Ich bin erst zu einem Viertel durch. Und zwiegespalten, aber doch sehr angetan. Warum zwiegespalten? Weil man sich denkt, Omar El Akkad macht doch nichts radikal anderes als so viele vor ihm. Es gab in den letzten Jahren einige gute Dystopien. Warum entsteht gerade um dieses Buch so ein Hype? Nur, weil es hier um die USA geht? Und um Klima? ("Das Licht der letzten Tage" war beispielsweise für mich ein wunderbares Buch, das auch einen Hype verdient gehabt hätte.)
Aber zugleich, so meine Wahrnehmung nach einem Viertel, ist es eben nicht nur das Thema, das den Roman auszeichnet. Der Autor kann schreiben. Wirklich gut. In einer Szene beschreibt er beispielsweise, wie ein Mädchen merkt, wie es von einem Freund beim Duschen beobachtet wird - die Art und Weise, wie er das macht, ist für mich Literatur im besten Sinne.
Also: Von mir eine Empfehlung - ohne es ganz gelesen zu haben. Allerdings vergleiche ich es nicht - niemals! - mit McCarthys "Straße". Dieses Buch spielt für mich in einer eigenen Liga.