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Cyberpunk - aus dem Blick von 2017


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44 Antworten in diesem Thema

#1 Mammut

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    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 28 Oktober 2017 - 10:52

Ein Interview mit Christian Dröge zum Thema Cyberpunk:

https://phantastikon.de/cyberpunk/

 

Im Spiegel gab es den Realitätscheck zu Cyberpunk:

http://www.spiegel.d...-a-1136662.html


Bearbeitet von Mammut, 28 Oktober 2017 - 11:05.


#2 Trace

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Geschrieben 30 Oktober 2017 - 20:29

Irgendwie ist mir der Threadtitel zu allgemein. Wie wäre es mit "Cyberpunk - aus dem Blick von 2017" ??? Ist nur ein Diskussionsvorschlag.



#3 Mammut

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    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 30 Oktober 2017 - 21:03

Klar, gerne.

#4 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 14 Juni 2018 - 19:15

The Cyberpunk Renaissance



#5 Ming der Grausame

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Geschrieben 15 Juni 2018 - 12:39

Warum allerdings dieser Thread nicht unter Cyberpunk-News erscheint, ist mir ehrlich gesagt absolut schleierhaft... Eingefügtes Bild
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#6 Trace

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Geschrieben 17 Juni 2018 - 19:56

Cyberpunk ist halt manchmal etwas unübersichtlich und unstrukturiert... :blink: :closedeyes: :devil:



#7 ShockWaveRider

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Geschrieben 17 Juni 2018 - 21:42

Warum allerdings dieser Thread nicht unter Cyberpunk-News erscheint, ist mir ehrlich gesagt absolut schleierhaft... Eingefügtes Bild

Weil das Cyberpunk-News-Forum als Unterforum des Fandom-Forums einsortiert ist. Und mit dem Fandom hat der Artikel nun gar nichts zu tun.

Die Diskussion ist Wasser auf meine Mühlen. (klick!)

 

Gruß

Ralf


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#8 WeepingElf

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Geschrieben 18 September 2018 - 20:54

Ich bin der Meinung, dass Cyberpunk keineswegs veraltet ist. Die Themen des Cyberpunk sind aktueller denn je, und vieles hat sich bewahrheitet. Ich kann auch heute noch beispielsweise die Neuromancer-Trilogie lesen und denken, ja, so könnte die Welt in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts aussehen, von ein paar Kleinigkeiten wie Rauchen in Restaurants abgesehen. Man kann heute sogar einen Roman schreiben, der in der Gegenwart spielt, aber dennoch die meisten zentralen Elemente des Cyberpunk enthält. Gibson hat es mit Mustererkennung vorgemacht. Das erinnert doch stark an den Marly-Strang von Count Zero. Man könnte im Prinzip selbst den Neuromancer so ähnlich in der Gegenwart "nachbauen" (die Rolle der Freeside-Raumstation etwa könnte eine Insel in der Karibik übernehmen, da gibt es ja ein paar Eilande, die Urlaubs- und Finanzparadies in einem sind, und man wäre auch gleich in der richtigen Weltgegend für die Rastafarier-Piraten, von deren Schiff aus Case die Tessier-Ashpool-KI angreift).

 

Wenn ich mir dagegen die Atomkriegsgeschichten der 80er Jahre ansehe, muten die doch 30 Jahre nach Gorbatschow ziemlich veraltet an, auch wenn so was angesichts von Trump, Putin & Co. wieder etwas an Aktualität zu gewinnen scheint. Ganz zu schweigen von Retro-Space-Operas und Zombieseuchen-Schnurren, die mit aktuellen Diskursthemen gar nichts zu tun haben.

 

Aber 30 Jahre nach dem klassischen Cyberpunk sollte man sich fragen, in welche Richtung man das weiterentwickeln kann. Es mangelt meines Erachtens in der gegenwärtigen SF an Weltentwürfen, in denen die Menschheit die Krisenerscheinungen, die der CP so deutlich thematisiert, überwindet. OK, Sachen wie der Kultur-Zyklus von Iain M. Banks schildern eine sehr schöne und lebenswerte Welt (und sind trotzdem spannend, von wegen, schöne und positive Welten sind per se langweilig!), aber man erfährt so gut wie nichts darüber, wie diese Leute es geschafft haben, Armut, Krieg, Tyrannei und Umweltzerstörung zu überwinden. Wenn ich mir ansehe, was es da für Konflikte und Widerstände gibt, kann ich mir vorstellen, dass die Wende zur Nachhaltigkeit viele spannende Geschichten abgibt.


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#9 Ming der Grausame

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Geschrieben 19 September 2018 - 14:12

Aber 30 Jahre nach dem klassischen Cyberpunk sollte man sich fragen, in welche Richtung man das weiterentwickeln kann.

Der Cyberpunk propagiert aber, dass die Menschheit besagte Krisenentscheidungen eben nicht überwinden kann - darum und nur darum geht es im Cyberpunk.
„Weisen Sie Mittelmäßigkeit wie eine Seuche zurück, verbannen Sie sie aus ihrem Leben.“

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#10 WeepingElf

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Geschrieben 19 September 2018 - 16:36

Deswegen sind die Weltenentwürfe, an die ich denke, eigentlich auch kein Cyberpunk mehr. "Punk" ist ja gerade das Nihilistische, Hoffnungslose, dieses "die Welt geht so allmählich vor die Hunde, und niemand kann was dagegen tun". Ich verrate Dir eins: mit dieser Haltung kann ich nichts anfangen. Weder in der Musik noch in der Literatur, auch wenn CP-Geschichten durchaus spannend zu lesen sind (wenn sie denn gut sind) und nicht so irrelevant anmuten wie all die Zombieseuchen-Endzeit-Machwerke, die den gegenwärtigen Markt überschwemmen.

 

Im Grunde genommen ist diese Punk-Haltung Defätismus, und das können wir nicht gebrauchen. Wer nicht daran glaubt, dass sich ein Problem überhaupt lösen lässt, unternimmt auch nichts (oder nur halbherzig), etwas daran zu ändern, und läuft Gefahr, selbst Teil des Problems zu werden. Ich habe schon von dem einen oder anderen "Linken" gehört, dass man derzeit gar nichts gegen den Kapitalismus tun kann, weil nur die proletarische Revolution was bringen würde, aber weil gegenwärtig "keine revolutionäre Situation" bestehe, sei jede Revolutionsagitation zum Scheitern verurteilt. Und alle Versuche, "kleine Schritte" zu tun, sprich, im Konkreten positive Veränderungen zu erwirken, würden nur das "System" stabilisieren und die Entstehung einer "revolutionären Situation" verzögern. Man könne eben "Nebenwidersprüche" wie Klimawandel und ungerechte Globalisierung nicht beheben, ohne den "Hauptwiderspruch" zwischen Kapital und Arbeit aufzuheben, während die Aufhebung des "Hauptwiderspruchs" automatisch auch zur Aufhebung der "Nebenwidersprüche" führen würde. Also könne man nichts tun, außer über marxistische Theorien zu diskutieren und seinen Frust loszuwerden, indem man Luxusautos anzündet. Was für ein Blödsinn!

 

Summa summarum sehe ich das so: Cyberpunk war und ist noch insofern gut und wichtig, dass er Probleme thematisiert, die die Menschheit damals beschäftigten und auch heute noch beschäftigen, womit er schon ein Stück weiter war und ist, als etwa Space Operas und Zombieromane, die nichts mit diesen Realitäten zu tun haben; aber er bleibt eben bei der Konstatierung (und Extrapolation) der Probleme stehen und zeigt keine Lösungsperspektiven auf. Was mir vorschwebt, ist eine spannende Literatur, die solche Lösungswege aufzeigt, auch wenn ich noch nicht so genau weiß, ob das funktioniert und wenn ja, wie. Aber den Versuch ist es meines Erachtens wert. Es gibt ja schon viele gute Ideen für ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit, nur schlummern die bislang noch in Sachbüchern und wissenschaftlichen Arbeiten, die kaum jemand liest. Der Mahner sind genug, es mangelt an Wegweisern. Jeder weiß, dass das Haus brennt, aber die meisten kennen die Fluchtwege nicht.


Bearbeitet von WeepingElf, 19 September 2018 - 16:46.

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#11 Ming der Grausame

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Geschrieben 19 September 2018 - 19:11

Es ändert aber nichts daran, dass der Cyberpunkt diesbezüglich recht hat. Wenn wir z.B. das Problem der Überbevölkerung nicht in den Griff kriegen, dann brauchen wir uns um den Klimawandel, das Artensterben, die grassierende Armut und was es sonst so an Probleme geben mag, keine Sorgen zu machen, denn sie hängen alle damit zusammen. Und Fakt ist: Es besteht nicht die geringste Chance, dass das Problem der Überbevölkerung von der Menschheit aktiv angegangen wird. Ergo folgt daraus:

[font="'comic sans ms', cursive;"]Don't be told what you want
Don't be told what you need
There's no future
No future
No future for you[/font]



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#12 WeepingElf

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Geschrieben 19 September 2018 - 21:23

Ich sehe schon, wir finden zum Thema "Lassen sich die Probleme lösen?" zu keinem gemeinsamen Nenner, also können wir diese Frage stehen lassen und uns darauf einigen, uns nicht einig zu sein. Damit habe ich kein Problem, jedenfalls nicht hier. Hier geht es darum, ob Cyberpunk aus heutiger Sicht überhaupt noch relevant ist, und in dieser Frage sind wir uns wahrscheinlich doch einig: Ja, er ist noch relevant, er ist nicht veraltet. Die vom Cyberpunk betrachteten Probleme sind nach wie vor aktuell, zum Teil heute noch aktueller als vor 30 Jahren, ob sie nun lösbar sind oder nicht.


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#13 Ming der Grausame

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Geschrieben 20 September 2018 - 08:17

Nun, ich lese mich gerade durchs das Å’uvre von John Brunne durch, dass bekanntlich zum Cyberpunkt zugerechnet wird, obwohl seine Hauptwerke bereits in den 70ern des letzten Jahrhunderts publiziert wurden...
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#14 Mammut

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Geschrieben 20 September 2018 - 09:06

Also Lösungen sind ja immer so eine Sache. Es gibt für viele Sachen Lösungen, im Bezug auf die Überbevölkerung sogar ganz einfache. Die Lösung in der Realität umzusetzen ist dagegen das eigentliche Problem.

Aus meiner Sicht ist die Auseinandersetzung mit dem Problem, der Frage, der eigentliche Schritt, sich der Lösung zu nähern. Und daher drehen sich die meisten dieser Geschichten ja auch darum.



#15 WeepingElf

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Geschrieben 20 September 2018 - 16:10

Also Lösungen sind ja immer so eine Sache. Es gibt für viele Sachen Lösungen, im Bezug auf die Überbevölkerung sogar ganz einfache. Die Lösung in der Realität umzusetzen ist dagegen das eigentliche Problem.

Aus meiner Sicht ist die Auseinandersetzung mit dem Problem, der Frage, der eigentliche Schritt, sich der Lösung zu nähern. Und daher drehen sich die meisten dieser Geschichten ja auch darum.

 

Zweifellos ist die Auseinandersetzung mit dem Problem eine unabdingbare Voraussetzung für die Lösung. Es stellt sich dann aber die Frage, ob man dann an der Sache verzweifelt (wie das die Punks und de Autoren von Endzeitszenarien tun), oder ob man die Ärmel hochkrempelt und anfängt, an einer Lösung zu arbeiten.

 

Auch war es vor 40 Jahren tatsächlich so, dass die Situation ausweglos schien. Damals gab es in der Tat ein Dilemma zwischen Ökonomie und Ökologie. Wer ein angenehmes, modernes Leben haben wollte, der musste Umweltzerstörung in Kauf nehmen. Die Alternative war die Landkommune - ein karges Leben, angefüllt mit harter körperlicher Arbeit. Und kein Strom, es sei denn, man hauste in einer alten Wassermühle, wo man das Wasserrad wieder flottmachen und einen Generator dranhängen konnte. (Deshalb waren solche Mühlen dann auch unter Landkommunarden so heiß begehrt!) Daran scheiterten die Utopien der Gegenkultur, was dann zum Nihilismus des Punk führte.

 

Aber was vor 40 Jahren so war, muss nicht ewig so bleiben. Es ist hier, wie so oft, nicht zuletzt eine Frage der Technologie. Ich möchte hier einen Aspekt herausgreifen: Erneuerbare Energien. Zwar gab es schon in den 60er Jahren Windräder und Photovoltaik. Aber die Windräder bewegten sich leistungsmäßig im Kilowattbereich, und die PV-Module waren aus Selen, kosteten zigtausend Dollar pro Quadratmeter und funktionierten nur außerhalb der Erdatmosphäre so richtig, weil sie UV-Strahlung brauchten. Mit derartigen Technologien ganze hochentwickelte Nationen zu versorgen, schien damals völlig utopisch. Ist es heute aber bekanntlich nicht mehr! Wir wissen heute, dass die Sonne uns viel mehr Energie schickt, als wir verbrauchen können, und das gratis. Natürlich gibt es da noch viel zu tun, viele Widerstände zu überwinden. Aber die Aussicht, dass eines Tages 10 Milliarden Menschen auf der Erde ein angenehmes, würdevolles Leben führen können, ohne dass die Umwelt vor die Säue geht, erscheint heute viel realistischer als noch vor ein paar Jahrzehnten. Natürlich geht das nicht so, wie wir hier in Westeuropa heute leben. Aber unmöglich ist das deshalb noch lange nicht!


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#16 Ming der Grausame

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Geschrieben 20 September 2018 - 17:11

Also Lösungen sind ja immer so eine Sache. Es gibt für viele Sachen Lösungen, im Bezug auf die Überbevölkerung sogar ganz einfache.

Stimmt. Zurzeit leben ~7,53 Milliarden Menschen. Ideal wären 1 Milliarde, aber 3 Milliarden Menschen könnte die Erde zur Not noch verkraften, ohne dass wir dabei die Weltressourcen komplett aufbrauchen. Wir müssten uns nur darauf einigen, wie wir die überzähligen 4,56 Milliarden möglichst umweltschonend entsorgen. Den Earth Overshoot Day haben wir übrigens bereits am 1. August überschritten. Und nein, der Cyberpunkt verzweifelt nicht daran, dass die Menschheit als Ganzes sich nicht mehr vorstellen kann, in einer Ordnung der Dinge zu leben, die wesentlich anders als die unsere und zugleich besser wäre. Es zeigt, dass das Leben weitergeht, selbst wenn die ach so lichte Zukunft zum totalen Alptraum pervertiert. Frei nach dem Motto: jeder für sich und Gott für uns alle.
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#17 Amtranik

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Geschrieben 20 September 2018 - 17:20

 

 Mit derartigen Technologien ganze hochentwickelte Nationen zu versorgen, schien damals völlig utopisch. Ist es heute aber bekanntlich nicht mehr!

 

Ähm. Leider nicht wirklich. Es sei denn Dir ist eine Lösung des Speicherproblems eingefallen, denn bekanntlich liefern diese Technologien bis dato nur Energie wenn die Sonne scheint und/oder der Wind weht.



#18 Ming der Grausame

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Geschrieben 20 September 2018 - 17:28

Und selbst, wenn wir über unerschöpflichen Energiereserven verfügen würden, würde das nichts daran ändern, dass unsere Welt nicht mehr als 3 Milliarden Menschen verkraften kann. Von Energie wird man bekanntlich nicht satt...  :closedeyes:
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#19 Amtranik

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Geschrieben 20 September 2018 - 18:52

Und selbst, wenn wir über unerschöpflichen Energiereserven verfügen würden, würde das nichts daran ändern, dass unsere Welt nicht mehr als 3 Milliarden Menschen verkraften kann. Von Energie wird man bekanntlich nicht satt...  :closedeyes:

Leider noch nicht. Aber selbst dann wäre nicht alles eitel Sonnenschein.

 

https://www.amazon.d...=By light alone


Bearbeitet von Amtranik, 20 September 2018 - 18:52.


#20 WeepingElf

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Geschrieben 20 September 2018 - 21:51

Und selbst, wenn wir über unerschöpflichen Energiereserven verfügen würden, würde das nichts daran ändern, dass unsere Welt nicht mehr als 3 Milliarden Menschen verkraften kann. Von Energie wird man bekanntlich nicht satt...  :closedeyes:

 

Diese Zahlen habe ich auch mal gesehen - in einem 40 Jahre alten Buch. Diese Zahlen sind aber veraltet, das glaubt heute niemand mehr. Wenn es so wäre, müssten nicht nur in Afrika, sondern auch in Ostasien und in den Ballungsräumen Westeuropas die Menschen sterben wie die Fliegen. Tun sie aber nicht. Tatsache ist: die meisten Menschen auf der Erde leben zwar nach westeuropäischen Maßstäben in ärmlichen Verhältnissen, aber hungern tun die meisten nicht. Und dass es in manchen Ländern Nahrungsmangel gibt, hat zumeist nichts mit Überbevölkerung zu tun, sondern damit, dass Konzerne sich die Ackerflächen unter den Nagel reißen, um Futtermittel für die Massenviehhaltung in den reichen Ländern zu produzieren, dass viele Leute kein Land und nicht genug Einkommen haben, um genug Lebensmittel zu kaufen, dass sie davon satt werden, und dergleichen mehr. Das sind alles Probleme, die sich grundsätzlich lösen lassen, denke ich.

 

Natürlich ist das nicht nur eine Frage der Energie. Dazu müssen wir in den reichen Ländern unsere Konsumgewohnheiten ändern (u.a. weniger Fleisch essen, denn ein Tier, das bei uns auf dem Teller landet, frisst ca. 7 Menschen das Essen weg) und den armen Ländern bessere Chancen auf dem Weltmarkt geben und ihnen helfen, leistungsfähigere wirtschaftliche Strukturen aufzubauen, so dass sie aus der Armut heraus kommen. Und dazu können erneuerbare Energien durchaus einen Beitrag leisten, denn jede Volkswirtschaft braucht Energie, und in vielen armen Ländern herrscht Energiemangel und stellt das größte Entwicklungshindernis dar. Es gibt sicher eine Menge zu tun, von der Entwicklung leistungsfähiger Energiespeicher bis zur Etablierung einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung.

 

Aber wer meint, das ginge nicht, unterscheidet sich nicht wesentlich von den Weltuntergangspredigern, die in den Fußgängerzonen unserer Städte verkünden, dass das Jüngste Gericht noch zu unseren Lebzeiten hereinbrechen und wir alle in der Hölle landen werden. (Ich meine mal von einer Punkband gehört zu haben, die sich passenderweise auch gleich so nannte: Doomsday Preachers.)

 

Wir kommen hier aber immer mehr vom Thema ab, und ich habe das Gefühl, es hier mit einer Rotte in der Wolle gefärbter Pessimisten zu tun zu haben, die sich gar keine bessere Welt vorstellen wollen, weil sie dann zugeben müssten, dass sie sich vielleicht irren. (Oder dient Euch die Überbevölkerungsthese dazu, Space-Opera-Fantasien von einer Kolonisation des Weltalls zu rechtfertigen?)


Bearbeitet von WeepingElf, 20 September 2018 - 21:52.

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Geschrieben 21 September 2018 - 09:42

Diese Zahlen habe ich auch mal gesehen - in einem 40 Jahre alten Buch. Diese Zahlen sind aber veraltet, das glaubt heute niemand mehr.

Diese Zahlen sind weder veraltet, noch muss man daran glauben. Es sind schnöde nachweisbare und als wahr anerkannten Fakten. Jede Bevölkerungszahl, die oberhalb der 3 Milliarden angesiedelt ist, ist mit dem Standpunkt der ökologischen Nachhaltigkeit nicht zu vereinbaren. Nach einer UN-Studie läge die optimale Weltbevölkerungszahl bei ~1 Milliarde, da sie allen sozialen, ökonomischen, politischen und religiösen Unwägbarkeiten gerecht werden würde und allen Menschen einen vergleichbar hohen Better Life Index garantieren könnte, wie er aktuell in der 1. Welt vorherrscht. Und der Georgia Guidestones gilt allgemein als die offizielle, in Stein gehauene Agenda des Zeitalters der Vernunft und dort wird allerdings sogar eine deutlich niedrigere Weltbevölkerung propagiert. Die aktuelle Weltbevölkerung bräuchte nämlich 2,7 Erden, um einen mit Deutschland vergleichbaren Lebensstandard zu garantieren. Und kein Mensch verspürt auch nur die geringste Lust, sein Konsum, wie auch immer, einzuschränken. Wer also Konsumverzicht propagiert, ist einfach nur ein Heuchler, der öffentlich Wasser predigt und heimlich Wein trinkt.  :mad:
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#22 WeepingElf

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Geschrieben 21 September 2018 - 10:24

Dann bin ich hier wohl auf der falschen Party :mad: Das Georgia-Guidestones-Monument ist auch schon fast 40 Jahre alt (sagt jedenfalls der von Dir verlinkte Wikipedia-Artikel), stammt also aus der Zeit, als die Probleme noch tatsächlich unlösbar zu sein schienen, und nicht alles, was jemand in Stein gehauen hat, ist buchstäblich wahr. Auch die Nazis haben Steininschriften hinterlassen. Ich habe jedenfalls Dutzende von Büchern gelesen von Leuten, die sich professionell mit solchen Fragen befassen und wissen sollten, was sie schreiben, und die sind längst nicht alle so pessimistisch! Wie ich schon gesagt habe, es geht nicht darum, dass 10 Milliarden Menschen so leben sollen wie wir heute, das geht in der Tat nicht. Sondern dass sie ein menschenwürdiges Leben führen sollen. Ob dazu zwingend ein Auto, Plastikverpackungen und die tägliche Ration Fleisch gehören, ist mehr als fraglich. Man muss für alle diese umweltschädlichen Produkte umweltfreundliche Alternativen einführen, und ich sehe nicht, dass das unmöglich wäre. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die empfundene Lebensqualität jenseits eines Jahreseinkommens von ca. 15.000 $ PPP kaum noch ansteigt. Wenn man 2,7 Erden benötigt, um die ganze Weltbevölkerung auf einen mit Deutschland vergleichenden Lebensstandard zu bringen, und es möglich ist, den ökologischen Fußabdruck der Deutschen ohne Verlust von Lebensqualität um den Faktor 4 zu verkleinern, dann müsste das nach Adam Riese hinhauen.


Bearbeitet von WeepingElf, 21 September 2018 - 10:25.

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Geschrieben 21 September 2018 - 11:52

Die Hartz-IV-Grundsicherung garantiert ein menschenwürdiges Leben. Würdest du dich etwa damit begnügen? Ich zumindest ganz sicher nicht. Und ich lasse mir auch nicht vorschreiben, ob ich mein Mercedes-Benz E 400 4Matic Coupé fahren noch, ob ich Fleisch essen darf. Und du solltest dringend aufhören, dir vorzumachen, dass du zu den Guten gehörst, weil du ach so umweltbewusst bist, dein Müll trennst und nur Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft konsumierst. Keiner in der 1. und 2. Welt ist am aktuellen Zustand der Welt unschuldig. Die Einzigen, die so was von sich behaupten können, wären die Buschmänner im südlichen Afrika oder diversen indigenen Völkern im Amazonas...  <_<
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Geschrieben 21 September 2018 - 14:25

Ich nehme mal an, das mit dem "Ich", der das alles nicht missen will, ist nicht so ganz ernst gemeint, aber egal. Es geht auch gar nicht mal so sehr darum, weniger zu konsumieren, sondern anders zu konsumieren. Obwohl weniger oft mehr sein kann, und viele Leute nur deshalb Dinge kaufen, die sie nicht brauchen, weil sie sich leer fühlen und ihr Leben nicht mit sinnvollen Aktivitäten ausfüllen können. Es geht nicht so sehr um Quantität, sondern um Qualität.

 

Wer will beispielsweise wirklich Wegwerfartikel aus Plastik? Die sind nicht nur unvernünftig, schön sind sie auch nicht. Niemand ist der Meinung, dass sie besser oder schöner seien als mehrfach verwendbare Artikel aus Metall, Glas, Holz oder Papier. Und ist es nicht viel bequemer und entspannender, mit der Bahn zu reisen, als mit dem Auto? Und wenn es schon das Auto sein muss, etwa weil es im ländlichen Raum an ÖPNV mangelt oder weil das Fahren Spaß macht (so lange man nicht im Stau steckt), kann dieses Auto dann nicht elektrisch sein? So ein Tesla Model S soll schon ein geiles Gerät sein (ich bin den noch nie gefahren, deshalb kann ich das nicht beurteilen). Und essen wir hier in Deutschland nicht eh zu viel, ist es nicht besser, weniger aber besseres Essen zu essen? Und was materielle Ressourcen wie z. B. Metalle betrifft, so lautet das "Zauberwort" Kreislaufwirtschaft. Also alles nach Gebrauch einsammeln, sortieren und wiederverwenden. Die meisten Abfälle sind nämlich viel ergiebigere Rohstoffquellen als die besten Primärrohstoffe, die man in der Natur findet. Ich sehe in der nahen Zukunft beispielsweise keine Bergwerke auf dem Mond, sondern eher Firmen, die alte Mülldeponien aufgraben, um daraus nützliche Materialien zu gewinnen.

 

Zugegeben: der einzelne kann nicht so sehr viel tun, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, aber ein bisschen kann er schon tun. Da ist natürlich auch die Politik gefragt (aber wir haben ja hier eine Demokratie, also sind letzten Endes wir es, die die Politik machen). Und die Wirtschaft. Sprich: die ganze Gesellschaft. Aber wie ich schon gesagt habe: wer glaubt, dass die Probleme nicht zu lösen seien, ist auch nicht motiviert, es zu versuchen, und Defätismus können wir uns nicht leisten. Hätten Churchill, De Gaulle und Roosevelt nicht daran geglaubt, dass sie Hitler besiegen können (und es gab in ihren Ländern viele, die verzagten und nicht an einen Sieg der Alliierten glaubten), würde heute wohl die Hakenkreuzflagge über dem Stumpf der Freiheitsstatue wehen. (Na gut, das ist ein harter Vergleich, der an Godwin's Law denken lässt. Aber es geht mir einfach nur darum, dass man an den Erfolg glauben muss, um etwas zu erreichen.)

 

Aber um zum Cyberpunk zurückzukommen: Mir sind die gebrochenen Charaktere der CP-Geschichten allemal lieber als die aalglatten, makellosen Helden in ebensolchen Raumkreuzern der klassischen Space Opera. Und wie ich schon sagte, die Themen der Cyberpunk-Autoren sind auch heute noch relevant (und oft sogar noch relevanter als damals), insofern lohnt es sich auch heute noch und mehr denn je, sich mit diesen Texten zu beschäftigen. Nur sollte man angesichts dieser düsteren Visionen nicht die Hände in den Schoß legen und verzweifeln, sondern sich dazu animieren lassen, seinen bescheidenen Beitrag zu einer Welt zu leisten, in der diese Schwierigkeiten bewältigt werden.


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#25 Ming der Grausame

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Geschrieben 21 September 2018 - 15:16

Ich nehme mal an, das mit dem "Ich", der das alles nicht missen will, ist nicht so ganz ernst gemeint

Ich meine es exakt so, wie ich es geschrieben habe. Schon als ich zum 1. Mal als Student beim Daimler gejobbt habe, um mir meinen damaligen NAD-3130-Vollverstärker leisten zu können, wusste ich, dass dieser Verstärker nur über meine Leiche sozialisiert wird. Und nur, weil ich es zwischenzeitlich zum reichsten Prozent der deutschen Steuerzahler gebracht habe, hat sich meine diesbezügliche Meinung nicht geändert. Ich habe hart für mein Geld gearbeitet und habe nichts zu verschenken. Und ich muss mich auch nicht dafür entschuldigen, dass ich ein Mercedes-Benz E 400 4Matic Coupé fahre, teure Luxusuhren trage und mir alljährlich exklusive Urlaubsziele aussuche - ich kann mir meinen ökologischen Fußabdruck schlicht leisten...  :angry:
„Weisen Sie Mittelmäßigkeit wie eine Seuche zurück, verbannen Sie sie aus ihrem Leben.“

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Geschrieben 21 September 2018 - 15:29

Gibts Popcorn? :bighlaugh:



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Geschrieben 21 September 2018 - 15:47

Nicht wirklich. Als ich Die Grenzen des Wachstums gelesen habe, war ich zwar beunruhigt, aber noch jung genug, um mir darüber keine Sorgen zu machen. Als 1992 Die neuen Grenzen des Wachstums veröffentlicht wurden, erkannte ich schlagartig, dass es sich hierbei um ein Problem anderer Leute handelte. Und Das 30-Jahre-Update 2004 und Die 40-Jahre-Prognose bis 2052 2012 intensivierten diese Ansicht... 

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Geschrieben 21 September 2018 - 17:10

Ach Ming, willst du nicht ein paar Runden im Daimler drehen statt uns mit deinen Weisheiten zu verschonen? Ist zwar schlecht fürs Klima aber gut für uns.

#29 WeepingElf

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Geschrieben 21 September 2018 - 23:02

Ich denke, damit ist alles gesagt, was zu dem Thema zu sagen ist. (OK, war zu einem gewissen Grad meine Schuld, dass die Diskussion in diese Richtung ging.) Also lasst uns diese Diskussion ad acta legen und zu dem eigentlichen Thema - Cyberpunk aus heutiger Sicht - zurückkehren. Wie ich schon gesagt habe, halte ich den Cyberpunk auch heute noch für aktuell und relevant, jedenfalls mehr als Space Operas oder Zombieseuchen-Endzeit-Geschichten.

 

Im übrigen sind gerade die Schlüsselwerke des CP oft gar nicht so stockfinster! Wenn ich mir etwa das Europa ansehe, in dem sich in Count Zero die Kunsthändlerin Marly Kruschkowa bewegt, so scheint das weder besser noch schlechter zu sein als das heutige Europa. Auch die Welt von Sterlings Inseln im Netz (auch wenn das eher Post-CP als klassischer CP ist) ist gar nicht mal so übel, jedenfalls nicht viel übler als die gegenwärtige.

 


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#30 Mammut

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Geschrieben 22 September 2018 - 11:41

Der Cyberpunk hat sich ja seit den 80ern weiterentwickelt. Ein gutes Beispiel für Bewusstseinstransfer, Krimi Noir und Weltraum ist dann Das Unsterblichkeitsprogramm von Richard Morgan:

 http://www.scifinet....hkeitsprogramm/

 

Afterparty nimmt die destruktive Handlung und auch die Schemata des Geschichtenaufbaus aus dem Cyberpunk, handelt aber eher von Medizin:

http://www.scifinet....ory-afterparty/

 

Von den deutsche Autoren ist z.B. Psyhack von Michael Iwoleit zu nennen, die Info finden sich hier:

https://www.fabylon....hael-k-psyhack/

 

Wenn Cyberpunk sowas wie die literarische Umsetzung der Zukunftsangst ist, im Gegensatz zur eher optimistischen Space Opera, wäre ja gerade mal wieder eine Parallele zu den 80ern. Damals war der Kalte Krieg in seiner Endphase mit den daraus resultierenden Umbrüchen, jetzt hat man wieder den Eindruck, wir befinden uns in einer Umbruchphase.




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