Nein, es besteht kein Grund für Untergangsstimmung. Der Szene geht es gut, sie verändert sich nur und es gibt auch jede Menge Nachwuchs. Auch im Literaturbereich. Das macht sich nur in bestimmten Ecken nicht unbedingt bemerkbar - vor allem, da wo man gern unter sich und dem Radar der sozialen Medien bleibt.
Wenn ich im Jahr 2004 auf einer Convention war, dann habe ich da vielleicht drei oder vier Leute gesehen, die ich kannte und mit Zweien gesprochen. Wenn ich heute über die RPC gehe - gedenken wir ihr an dieser Stelle einige Sekunden - oder den Buchmessecon, dann komme ich keine drei Meter weit, ohne jemanden zu treffen, für den ich entweder eine Lesung organisiert und moderiert, , mit dem ich sogar zusammen gelesen habe, oder an dessen Anthologieprojekt ich beteiligt gewesen wäre.
Das gegenseitige Ignorieren war immer mal wieder ein Kritikpunkt, der von allen Seiten genannt wurde. Aber ich empfinde das schon lange nicht mehr so stark. Könnte natürlich auch daran liegen, dass die Ignorierer langsam aussterben.
Das Problem ist wohl auch eine rein passive Erwartungshaltunmg.
Man muss den Leuten Möglichkeiten bieten, etwas miteinander auf die Beine zu stellen. Ich kann nur für mein Projekt sprechen:
Bei den virtuellen Lesungen, vor allem beim Literaturcon lassen wir ja gerade die zusammen auftreten, die normalerweise gar keine Gelegenheit dazu haben. Beispielsweise Uwe Hermann, Arno Behrend, Gabriele Behrend und ich in der selben Lesung. Weg vom alten Muster Jeder-leiert-seinen-Scheiß-runter. Gebt der Sache nen richtigen Performancecharakter. Man muss Projekte auf die Beine stellen, zu denen Vertreter aus den unterschiedlichsten Genreecken zusammenkommen können.
Auf der anderen Seite könnte man dann anmerken, dass man bei solchen, für die alte Garde ungewohnten Veranstaltungen jene, die besonders laut über die vermeintlich sterbende Szene klagen, nicht antreffen wird. Und das liegt nicht daran, dass sie noch nie davon gehört hätten.
Wat der Buer nich kennt, dat fret er nich, hätte meine Oma gesagt.
Auf der anderen Seite merkt man auch, dass alle, die nicht jammern, süblicherweise auch irgendwann mal auf den neuen Bühnen reinschauen.
Der Fandomler ist noch da. Aber er ist der Fandomler des Jahres 2019.
Bearbeitet von ThK, 16 März 2019 - 12:03.