Dass in der Popkultur eine Menge toxische Beziehungsmuster beschrieben werden, stimmt zwar, macht es aber nicht besser, oder?
Insgesamt merke ich, dass mir dieser Austausch an dieser Stelle keinen Spaß mehr macht. Es hat mir zu sehr etwas von "meine Lesart des Textes ist die einzig richtige", es fehlt mir die Neugier dabei, das Fragende. So stirbt dann auch meine Neugier auf den Austausch, denn offenbar habe ich ja alles falsch verstanden. Daher antworte ich recht knapp.
Jol, wenn leicht fließende, lyrische Sprache abstoßen wirkt, dann weiß ich auch nicht. Einen Avatar kann man erschaffen, kreieren, perfektionieren und das weiß einer, der sich mit diesen Dingen beschäftigt. Es ist immer ein künstliches Wesen. Wenn er hier das Wort züchten verwendet, dann ist das im übertragenen Sinne zu verstehen.
Wo schrieb ich, dass die Sprache abstoßend wirke? Und warum zieht der Prota dann selbst Eugenik-Vergleiche? Ich denke, es geht darum, dass er es eben nicht im übertragenen Sinne versteht. Genau das macht den Text aus meiner Sicht spannend. Aber das kann ich beides nebeneinander stehen lassen als zwei Lesarten.
Der Punkt, des »geschönten Lebens« wird von dir offensichtlich gar nicht wahrgenommen, das Übertünchen der Personen und Orte und die Gefahren, die das birgt. Und dass es vernünftig ist, über so etwas nachzudenken, wenn junge Mädchen ihre Selfies allesamt verschönern.
Wie kommst du denn darauf?
Es wird an keiner Stelle im Text gesagt, dass der Prota das Haus für die Frau so baut, wie er es schön findet. Nein, ganz im Gegenteil: Er nimmt ja in seinem »Wahn« Kontakt mit ihr auf, spricht mit ihr und glaubt zu wissen, was sie sich aussuchen würde. Alles, was ihm gefallen würde, tritt für ihn vollkommen in den Hintergrund.
Da sie ausgedacht ist, kann sie aber ja nur schön finden, was er denkt, dass sie schön findet. Das ist zirkulär, oder nicht?
Der Prota erkennt nicht, dass Karen in ihn verliebt war, insofern kann das kein Narzismus sein. Auch seine Unfähigkeit, sich zu lieben, spricht so was von gegen dieses Argument.
Nachdem du deinen Beruf als Therapeutin selbst ins Spiel gebracht hast, muss ich dich doch mal fragen, ob dir beim Lesen nie der Gedanke gekommen ist, dass der Prota depressiv sein könnte und die Welt eben so negativ wahrnimmt.
Marianne liebst du es auch so, wenn Laien dir deinen Beruf erklären? Und dabei nichtmal die verwendeten Fachbegriffe richtig schreiben? Für mich ist das immer ganz großes Kino. (Das ist sarkastisch gemeint. Damit bringst du mich zuverlässig dazu, aus einer Diskussion auszusteigen. Wenn ich dann noch im selben Satz misgendert werde, steigt meine Lust auf Austausch ins Unermessliche.)
Seine Tochter ist keine künstliche Existenz, sondern ein Mensch, der mehrere Väter hat.
Es handelt sich hier um einen Science Fiction Text. Beides muss nicht notwendigerweise ein Widerspruch sein.
Meines Erachtens funktioniert ein Austausch über einen Text nicht, wenn er sich anfühlt wie ein Streit darum "wer Recht hat". Es müssen doch verschiedene Lesarten als legitim und valide stehenbleiben können, sonst können wir nicht auf Augenhöhe diskutieren. Und irgendwie finde ich die Erwartung, dass ich nach einer derart ausführlichen Rezension auch noch weiter erkläre, was ich meine, etwas überzogen.