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Aus für die "neue" Rechtschreibung?


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72 Antworten in diesem Thema

#31 Rusch

Rusch

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Geschrieben 09 August 2004 - 13:22

@ Rusch schrieb:

Jemand, der jetzt in die 6. Klasse kommt, hat nur die neue Rechtschreibung gelernt. Alle anderen mussten die letzten 5 Jahre umlernen. Also nur, weil so ein Arsch von Springer Verlag glaubt, der müsse sein unterentwickeltes Ego aufpolieren, bricht er diese neue Diskussion los, die absolut sinnlos ist, denn die neu Rechtschreibung wird bleiben. Das einzige, was erreicht wird, ist, dass das Chaos noch größer wird. Super! Aber wir wissen ja, was wir von der Bild zu halten haben. Die ganze Diskussion wird auf einen erstaunlich niedrigen Level geführt. ...

Wird sie. Wie man an Deinen Einlassungen leicht feststellen kann. Wenn man schon den Terminus "Arsch" verwendet, dann triff dieser aus meiner Sicht doch wohl eher auf die anmaßenden Bürokraten der KMK und die verbeamteten Sprachverstümmler der "Rechtschreibkommission" zu, die diesen diesen kostspieligen Unfug der Pseudoreform zu verantworten haben.

Ok, bezüglich A**** hast Du recht! Kritik angenommen. Aber wollen wir mal tiefer einsteigen. Wer von Euch hat sich intensiv mit der Materie befasst? Findet ihr es nicht gut, dass nicht mehr zwischen Auto fahren und radfahren unterschieden wird? Wozu sollte man einen rechtschreibunterschied zwischen diesem Begriffen machen, nur weil das eine mehr aktiv und das andere mehr passiv ist? Das wurde gekippt oder Zusammenschreibung von Wörtern: Nicht mehr Sauerstoffflasch und Dampfschiffahrt. Jetzt wird alles mit drei F geschrieben. oder Keine 98 Kommaregeln mehr (die sowieso keiner kannte) sondern nur noch 17. oder Klare Regeln beim ß - Nach einem kurzen Laut ein ß nach einem langen ss. Gut, man hätte das ß kippen können. Das war auch geplant, aber dies haben andere Betonköpf verhindert. Ich will ja nicht sagen, dass alles super ist, aber das meiste ist eine Verbesserung. Ich will auch nicht sagen, dass ich alles beherrsche, aber ich bin Legastheniker und habe mir die alte, teilweise sehr irrationale Rechtschreibung mühseeligst angeeignet. So gesehen befürworte ich jegliche Vereinfachung. Was Groß- und Kleinschreibung betrifft, so beherrsche ich in manchen Bereichen weder die alte noch die neue Rechtschreibung so richtig. Da ist es mir egal. Da sind wir Jahrhunderte hinter den Engländern hinterher, die dies schon vor langer Zeit über Bord geworfen haben. Die englischen Regeln sind sehr einfach. Nur wenige Ausnahmen, in denen man groß schreibt. Schreibt doch mal, was Euch jetzt so daran stört.

#32 tichy

tichy

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Geschrieben 09 August 2004 - 13:38

Hallo Rusch,nur mal so ne Frage: Hast Du die vorangegangenen Beiträge eigentlich so ganz gelesen? Teilweise wiederholst Du nämlich die dortigen Argumente, und teilweise werden Deine Fragen dort beantwortet. Insbesondere ist, finde ich, schon ziemlich klar geworden, wen was stört und wer was gut findet.Und eine andere Frage bleibt noch zu klären: Die neue Regelung beseitigt zweifellos einige unlogische Situationen, schafft aber auch neue. Ist unter dem Strich die Verbesserung so groß, dass sie den enormen Aufwand rechtfertigt? Ich bin da unentschlossen.-- tichy

Bearbeitet von tichy, 09 August 2004 - 13:38.

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#33 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 09 August 2004 - 14:02

@tichy:

Ist unter dem Strich die Verbesserung so groß, dass sie den enormen Aufwand rechtfertigt?

Das ist ja genau meine These: Nein, die Verbesserung ist nicht so groß, dass sie den ENORMEN AUFWAND rechtfertigt. Nur: Die Zeitform ist falsch gewählt. Der Satz müsste lauten:

War unter dem Strich die Verbesserung so groß, dass sie den enormen Aufwand gerechtfertigt hat?

Der Aufwand ist nämlich bereits getätigt worden. Wenn man die Reform jetzt, nach fünf Jahren, wieder zurücknimmt, dann wird dieser ENORME AUFWAND erneut fällig. Und das kann erst recht nicht im Sinne der Verweigerer sein.

Bis dennen,
Henrik Fisch
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
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Serie "Mad Men"

#34 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 09 August 2004 - 14:19

Wer von Euch hat sich intensiv mit der Materie befasst?

Nun, ich bin gerade dran, die neue Rechtschreibung zu erlernen. Aber mit der ganzen Politik habe ich mich natürlich nicht beschäftigt. Was mich im Moment gerade stört, sind diese erneuten Abänderungen. Wie soll ich wissen, was z.B. vor zwei Jahren erlaubt wurde, wenn ich in einem dreijährigen Lernbuch nachschlage. Ich finde die Diskussion hier interessant, insbesondere weil andernorts heftiger geurteilt wird. In anderen Foren schien jeder auf seine Rechtschreibung zu bestehen, während hier alles mit eher offenem Ohr angehört (und somit auch sachlicher diskutiert) wurde. Ich kann die meisten hier vorgebrachten Argumente gut nachvollziehen. Ich für mich habe jetzt entschieden, weiter auf die neue Rechtschreibung zu setzen. Ich klinke mich somit aus der Diskussion aus und lerne weiter ... @ Tichy Stimmt, du hast Recht. Die Schreibung der Vokalen sind im Englischen schlecht geregelt. @ Ronni Danke für die Info über die Verlagswelt. Ich sehe übrigens gerade, dass Shayol das "Automatenzeitalter" in der alten Rechtschreibung herausgegeben hat. :lol:

#35 Gast_Gerd_*

Gast_Gerd_*
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Geschrieben 09 August 2004 - 14:37

Da diese Diskussion durch alle möglich und unmöglichen Foren tobt, kann ich mich genausogut hier wie einklinken.

Klare Regeln beim ß - Nach einem kurzen Laut ein ß nach einem langen ss. Gut, man hätte das ß kippen können. Das war auch geplant, aber dies haben andere Betonköpf verhindert.

Tja, aber man schreibt auch in NSR Mus und Ruß, bis und Riss, Bus und Stuss - von mehr LOGIK (!!!) keine Spur. Allen, die sich mal ein wenig mehr informieren wollen (sowohl pro wie contra) empfehle ich einen Blick auf buchmarkt.de, dort steht genug Sinnvolles (und auch einiges Nichts sagendes :D ) Zwei Dinge noch: Ich bin parteiisch, denn wie alle Menschen, die als freie Mitarbeiter für einen oder mehrere Verlage arbeiten, hat mich die NSR viel Zeit gekostet. Vor Einführung der NSR war ich orthographiesicher genug, um pro Manu vielleicht 5-6 mal in den Duden zu schauen, heute reichen - trotz/wegen Konverter - manchmal 50 mal nicht. Wer bezahlt mir diesen Zusatzaufwand (d.h. mir und allen anderen Übersetzern, Redakteuren, Lektoren etc., die frei arbeiten?). Und dass die Spanne bei verschiedenen Auftraggebern zwischen NSR progressiv, NSR konservativ, Hausregelung und alter Rechtschreibung reicht, macht die Sache nicht einfacher. Klar, das sind Partikularinteressen - aber das sind die der Befürworter auch. Ansonsten kann ich nur einen Übersetzer-Kollegen zitieren: "Ist der Lohn wohlverdient oder wohl verdient? Kann man einen schwerbeschädigten Menschen genauso auf den Schrott werfen wie ein schwer beschädigtes Auto? Soll ich meinen Hund kurzhalten oder nur mal kurz halten? Ob ein alleinstehender Mann auch allein stehen kann? (Ich hoffe es doch!) Doppel-s und notfalls auch Dreifachkonsonanten - an all das kann man sich nach meinem Gefühl gewöhnen. Aber die Einebnung von Bedeutungsunterschieden und die damit verbundene Dedifferenzierung des Denkens durch die NRS - ich finde, da hört der Spaß auf! " Möglicherweise ist manchen Befürwortern diese Einebnung und Dedifferezierung ja auch gar nicht bewusst - möglicherweise können sie sie auch nicht erkennen ... doch dann ist ihnen m.E. eh nicht zu helfen :lol: Aber wie Ronni schon gesagt hat - man kann natürlich auch die Latte immer niedriger legen, in der Hoffnung, dass sie auch noch der letzte Fußkranke nimmt. Ach, und was die ach so schwierige deutsche Grammetik angeht: Ist die englische wirklich soviel einfacher? Oder steigen die meisten Leute, die Englisch lernen, nur einfach nicht so tief ein? Und was ist mit der französischen? Der spanischen? Sprechen und schreiben die bei PISA so gut plazierten Finnen tatsächlich eine einfache Sprache? Fragen über Fragen ... Für mich war die Rechtschreibreform ein aufgeblähter, viel zu teurer Schildbürgerstreich (sozusagen ein "Schildbürgerevent"), den auf den Abfallhaufen der Geschichte zu befördern weniger von Reformunwillen und Konservatismus zeugt, als vielmehr von Lernfähigkeit. Dass unsere politische Kaste sich schwertut, irgendwelche Fehler einzugestehen, müssten wir doch inzwischen begriffen haben - von Frau Ahnen ("grosse Anstrengungen", jaja) und der KMK wird da nichts Vernünftiges kommen. A little bit more than just my two cent Gerd :ph34r: P.S.: Natürlich gibt es Wichtigeres - obwohl ... denkt an Orwell, Leute, denkt an Orwell (& Jack Vance & Chip Delany & Suzette Haden Elgin) ... Sprache beeinflusst das Denken ... :lookaround:

#36 Ronni

Ronni

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Geschrieben 09 August 2004 - 15:20

Ich sehe übrigens gerade, dass Shayol das "Automatenzeitalter" in der alten Rechtschreibung herausgegeben hat.  :lol:

Entspricht also genau dem oben gesagten: Der Autor hatte sich für die alte Rechtschreibung entschieden :D
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#37 misc

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Geschrieben 09 August 2004 - 16:02

Möglicherweise ist manchen Befürwortern diese Einebnung und Dedifferezierung ja auch gar nicht bewusst - möglicherweise können sie sie auch nicht erkennen ...

Immer wieder schön aufbereitet finden sich dieser Sinnentleerung geschuldete Folgen der Reform beim Zwiebelfisch (aber natürlich auch sprachliche Fettnäpfchen, die nicht darauf zurückzuführen sind). Ad Astra, Marc-Ivo PS: Soviel ich weiß, wird derzeit bereits an einer neuen neuen Reform gearbeitet, die tatsächlich erhebliche Vereinfachungen mit sich bringen dürfte. Kernpunkte anbei. 1. Schritt - Wegfall der Großschreibung: einer sofortigen einführung steht nichts im weg, zumal schon viele firmen zur kleinschreibung übergegangen sind. 2. schritt - wegfall der dehnungen und verschärfungen: dise masname eliminirt schon di groeste felerursache in der primaerschule, den sin und unsin unserer denungen und konsonanten verdoplung hat onehin nimand kapirt. 3. schrit - v und ph ersetzt durch f, z und sch ersetzt durch s: das alfabet wird um swei buchstaben redusirt, sreibmasinen und setsmasinen fereinfachen sich. 4. schrit - q, ch und c ersetst durch k, j und y durch i, pf durch f: ietst sind son seks bukstaben ausgesaltet, di sulseit kan sofort fon akt auf swei iare ferkuertst werden, anstat aktsig prosent sprakunterikt koenen nuetslikere faeker wi fisik, kemi und reknen mer geflegt werden. 5. srit - wegfal fon ä, ö und ü, wegfal der seikensetsung: ales uberflusige ist ietst ausgemertst di ortografi wider slikt und einfak naturlik benotigt es einige seit bis dise fereinfakung uberal riktig ferdaut ist fileikt satsungsweise ein bis swei iare anslisend durfte als nakstes di fereinfakung der nok swirigeren und unsinigeren gramatik anfisirt werden

#38 tichy

tichy

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Geschrieben 09 August 2004 - 16:12

Hallo misc! Zu diesem Text gibt es doch ein englisches Vorbild, oder? Wenn ich mich nicht irre ebenfalls von Mark Twain ... aber ich weiss gerade nicht, wonach ich googlen soll ... [edit: jetzt hab' ich ihn:]

A Plan for the Improvement of English Spelling For example, in Year 1 that useless letter 'c' would be dropped to be replased either by 'k' or 's', and likewise 'x' would no longer be part of the alphabet. The only kase in which 'c' would be retained would be the 'ch' formation, which will be dealt with later. Year 2 might reform 'w' spelling, so that 'which' and 'one' would take the same konsonant, wile Year 3 might well abolish 'y' replasing it with 'i' and Iear 4 might fiks the 'g/j' anomali wonse and for all. Jenerally, then, the improvement would kontinue iear bai iear with Iear 5 doing awai with useless double konsonants, and Iears 6-12 or so modifaiing vowlz and the rimeining voist and unvoist konsonants. Bai Iear 15 or sou, it wud fainali bi posibl tu meik ius ov thi ridandant letez 'c', 'y' and 'x' -- bai now jast a memori in the maindz ov ould doderez -- tu riplais 'ch', 'sh', and 'th' rispektivli. Fainali, xen, aafte sam 20 iers ov orxogrefkl riform, wi wud hev a lojikl, kohirnt speling in ius xrewawt xe Ingliy-spiking werld.

An dieses historische Vorbild habe ich während dieses Threads schon öfter denken müssen, ihn aber erst jetzt gefunden. :D -- tichy

Bearbeitet von tichy, 09 August 2004 - 16:33.

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#39 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 09 August 2004 - 16:40

Gerd schrieb:

Für mich war die Rechtschreibreform ein aufgeblähter, viel zu teurer Schildbürgerstreich (sozusagen ein "Schildbürgerevent"), den auf den Abfallhaufen der Geschichte zu befördern weniger von Reformunwillen und Konservatismus zeugt, als vielmehr von Lernfähigkeit.

Exakt so ist es, aber das Erstaunliche in dieser Republik ist, daß auch der offensichtlichste Schwachsinn Anhänger findet, wenn er sich nur als modern und zeitgemäß verkauft. Gruß T.

#40 misc

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Geschrieben 09 August 2004 - 16:50

Zu diesem Text gibt es doch ein englisches Vorbild, oder? Wenn ich mich nicht irre ebenfalls von Mark Twain ...

Schau an! Wußte ich gar nicht. Das war eine von diesen Funmails ohne Verfasserangabe, die ich ab und an in meinem Postfach finde - diese, wenn ich mich richtig erinnere, zusammen mit einer Petition für die Abschaffung des Deutschunterrichts bzw. dessen Überführung in SMS-Workshops. Danke für die Info! Ad Astra, Marc-Ivo

#41 tichy

tichy

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Geschrieben 09 August 2004 - 16:58

aber das Erstaunliche in dieser Republik ist, daß auch der offensichtlichste Schwachsinn Anhänger findet

Wie schön, dass es hier doch auch noch so klarsichtige Denker wie Dich gibt, um dem blinden Fußvolk mit freundlichen Worten seine Fehler zu verdeutlichen! :D -- tichy
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#42 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 09 August 2004 - 17:35

Tichy schrieb:

Wie schön, dass es hier doch auch noch so klarsichtige Denker wie Dich gibt, um dem blinden Fußvolk mit freundlichen Worten seine Fehler zu verdeutlichen!

Nicht wahr? :D Dabei warst Du überhaupt nicht angesprochen, schon zum zweiten Mal, wie ich glaube ... Ich kann auch nicht dafür, daß mich diese Mißgeburt von einer Reform an die Kampagne für Rinder-Offenställe erinnert. Nur mit dem Unterschied, daß die armen Rindviecher wirklich gestorben sind, während hier "nur" der Geist und die Substanz einer Sprache auf der Strecke bleibt. Gruß T.

#43 Rusch

Rusch

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Geschrieben 09 August 2004 - 19:22

Ich bin parteiisch, denn wie alle Menschen, die als freie Mitarbeiter für einen oder mehrere Verlage arbeiten, hat mich die NSR viel Zeit gekostet. Vor Einführung der NSR war ich orthographiesicher genug, um pro Manu vielleicht 5-6 mal in den Duden zu schauen, heute reichen - trotz/wegen Konverter - manchmal 50 mal nicht. Wer bezahlt mir diesen Zusatzaufwand (d.h. mir und allen anderen Übersetzern, Redakteuren, Lektoren etc., die frei arbeiten?). Und dass die Spanne bei verschiedenen Auftraggebern zwischen NSR progressiv, NSR konservativ, Hausregelung und alter Rechtschreibung reicht, macht die Sache nicht einfacher.

Und? Und?? Sollen wir aus solchen Argumenten heraus in 200 Jahren noch den selben Stiefel schreiben wie heute? Ich sage nein. Ich kann Deine Argumente verstehen. Aber halte Dir mal vor Augen, dass Du die alte Rechtschreibung 10 oder 13 (oder noch länger) Jahre in der Schule gelernt hast. Vielleicht würdest Du bei neuer Rechtschreibung nicht 5 -6 Mal, sondern nur 2-3 Mal nachsehen müssen. Bevor ich mich aus dieser Diskussion verabschiede, denn allmächlich geht mir das Rechtschreibungsreformsommerlochgemaule so dermaßen auf den Geist ein Versprechen: Ich habe die Süddeutsche und 5 weitere Zeitschriften im Abo. Ich werde jede Zeitschrift kündigen, die sich dem Springer Kreuzzug anschließt.

#44 tichy

tichy

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Geschrieben 09 August 2004 - 20:04

Dabei warst Du überhaupt nicht angesprochen, schon zum zweiten Mal, wie ich glaube ...

Na und? Das hier ist ein Diskussionsforum. Da kann es schon mal passieren, dass man eine Person anraunzt und dafür von einer anderen aufgezogen wird. :D -- tichy
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#45 Gast_Gerd_*

Gast_Gerd_*
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Geschrieben 09 August 2004 - 20:08

@ Rusch:

Ich hätte mir gewünscht, dass du auf die anderen Argumente eingegangen wärst, nicht auf das einzige persönliche. Aber zu deiner Beruhigung: Ich bin nicht nur lernwillig, sondern durchaus auch lernfähig, sonst hätte ich nicht freiwillig vor ein paar Jahren eine Fremdsprache gelernt. Mir geht es nicht um das Um- oder Neulernen, sondern um den Blödsinn, den ich da lernen muss resp. bereits gelernt habe.

Bevor du deinen persönlichen Kreuzzug gegen die dich beschickenden Zeitungverleger anfängst, zwei kurze Fragen:

Dir ist der Unterschied zwischen einer Hand voll Diamanten und einer Handvoll Diamanten klar, ja?

So etwas meine ich mit Dedifferenzierung.

Und du findest es auch kein bisschen merkwürdig, dass sich die meisten Menschen, die mit Sprache arbeiten, gegen die Reform aussprechen? Glaubst du nicht, dass Menschen, deren Handwerkszeug die Sprache ist, sich ein bisschen mehr Gedanken über den Sinn und Unsinn mancher Veränderungen machen als andere?

Bevor ich mich aus dieser Diskussion verabschiede, denn allmächlich geht mir das Rechtschreibungsreformsommerlochgemaule so dermaßen auf den Geist ein Versprechen: Ich habe die Süddeutsche und 5 weitere Zeitschriften im Abo. Ich werde jede Zeitschrift kündigen, die sich dem Springer Kreuzzug anschließt.

Mir geht die Reform viel mehr auf den Geist als das Gemaule. Und solltest du deine Ankündigung nicht eher der Aboverwaltung der von dir bezogenen Zeitungen schicken??

Grüße
Gerd

#46 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 09 August 2004 - 20:36

@Rusch schrieb:

Bevor ich mich aus dieser Diskussion verabschiede, denn allmächlich geht mir das Rechtschreibungsreformsommerlochgemaule so dermaßen auf den Geist ein Versprechen: Ich habe die Süddeutsche und 5 weitere Zeitschriften im Abo. Ich werde jede Zeitschrift kündigen, die sich dem Springer Kreuzzug anschließt.

Soviel zum Thema Toleranz. Die Süddeutsche kannst Du dann schon mal vorsorglich abbestellen. :D Es soll allerdings auch Leute geben, die Zeitschriften und Bücher ihres Inhalts wegen lesen ... Gruß T.

#47 Rusch

Rusch

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Geschrieben 09 August 2004 - 22:29

Mir geht die Reform viel mehr auf den Geist als das Gemaule. Und solltest du deine Ankündigung nicht eher der Aboverwaltung der von dir bezogenen Zeitungen schicken??

Na, die schicke ich erst, wenn die Süddeutsche auf neue Rechtschreibung umschwenkt. Vielleicht noch ein Wort dazu, warum ich glaube, so handeln zu müssen. Eigentlich ganz einfach. Vor fünf Jahren oder so haben die Verlage umgestellt. Die Frage, die sich mir stellt ist, warum man sich damals dafür und jetzt dagegen stellt. Warum jetzt, nachdem - ich benutzte jetzt eine Metapher - das Schiff schon fertig ist und der Lack drauf soll. Ich für meinen Teil bin für eine erheblich Vereinfachung unserer Rechtschreibung und die Regeln der neuen Rechtschreibung sind eben wesentlich logischer als bei der alten. Natürlich ist die neue Rechtschreibung für einen Erwachsenen schwieriger, aber das liegt halt daran, dass wir die Regeln noch nicht so beherrschen (eben 10 - x Schuljahre). Aber ist das ein Grund zu sagen, es soll sich nichts ändern. Nein. Was mich an der ganzen Sache aber noch viel mehr stört ist, dass ja Änderungen im kleinen von niemanden ausgeschlossen wurden. Die gab es immer und die wird es immer geben. Ganz ehrlich: Die Diskussion ist so richtig typisch Deutsch. Damit meine ich, der Blick ist immer auf das schlechte gerichtet. Bei Diskussionen in unserem Land ist jedes Glas halbvoll. Und weil wir das so intus haben schreien wir das noch in die ganze Welt hinaus. So, jetzt habt ihr es geschafft, dass ich meine eigenen Worte mit Lügen straft habe und doch wieder in diese Diskussion eingestiegen bin *sigh*

#48 Ronni

Ronni

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Geschrieben 09 August 2004 - 23:04

@RutschGerade noch die Kurve gekriegt, was? Wollte Dich schon von meinem Nachtgebet ausschließen.Trotzdem finde ich die Entscheidung von Spiegel und Springer gut. Weniger weil ich die neue Rechtschreibung nicht leiden kann (was zweifelsohne der Fall ist), sondern weil es dadurch eventuell zu einer Liberalisierung kommt. Die Kiddis lernen die neu Rechtschreibung in der Schule, wir gucken uns irgendwann die Radieschen von unten an und in 50 Jahren kräht kein Hahn mehr nach der Reform.Wir werden so oder so einen schleichenden Übergang haben, weil sowieso jeder macht, was er will. Wenn in der Schule die neue Rechtschreibung gelehrt wird, dürfte es trotzdem jedem möglich sein, einen Text in der alten Rechtschreibung zu lesen. Und hätten die Politiker auch nur einen Funken Verstand gehabt (ja, ich weiß, ist eigentlich ein K.O.Kriterium für den Job) und die Medien die Sache weniger aufgebauscht, wäre die Reform einfach in der Schule eingeführt worden. Im Laufe von 10 bis 20 Jahren hätte sich die neue Rechtschreibung still und heimlich und in kleinen Schritten in die Umgangssprache eingeschlichen.Gruß RonniP.S. Was trotzdem nicht daran ändert, daß die Rechtschreibung der Politik einen feuchten Kehricht angeht.
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#49 tichy

tichy

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Geschrieben 09 August 2004 - 23:09

Hallo Rusch,Deine Argumente in Ehren, ich kann sie verstehen, auch wenn ich sie nicht vollständig teile -- aber ich habe es ziemlich satt, in fast jeder Diskussion früher oder später dieses "typisch-deutsch"-Argument hören zu müssen.Wer nicht ein paar andere Länder intimer kennen gelernt hat, kann eh nicht entscheiden, was denn so "typisch deutsch" ist und was in Wahrheit universal. Da würden sich einige wundern, glaube ich.-- tichy
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#50 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 09 August 2004 - 23:35

Ich nochmals.In den Neunzigerjahren war in der Schweiz der Grossbuchstabe I mitten im Wort in der Mode. Zeitungen, Geschäftsleben, privat: jeder schrieb MieterInnen. Irgendwann hatte jeder bis zum geht nicht mehr bewiesen, dass er/sie sich geschlechtsneutral ausdrücken kann. Und plötzlich (etwa seit dem Jahrtausendwechsel) scheint dieses I verschwunden zu sein, nicht mehr zum Alltagsleben zu gehören. Wie man sieht, kann die Sprache sich in viele Richtungen entwickeln und Umschwankungen sind jederzeit möglich.

#51 Gast_Gast_Impala_*

Gast_Gast_Impala_*
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Geschrieben 09 August 2004 - 23:43

Hier können sich Leute wie ich ganz gut auf den neuesten Stand bringen (pro & contra):
http://de.wikipedia...._und_Apologetik

Natürlich gibt es Wichtigeres - obwohl ... denkt an Orwell, Leute, denkt an Orwell (& Jack Vance & Chip Delany & Suzette Haden Elgin) ... Sprache beeinflusst das Denken ... 

Es gibt was Wichtigeres? Hmh. Am Anfang war das Wort Impalas.

Die Manipulationen, die durch "Newsspeak" begangen werden (nicht nur in der Politik :D ;) ).... Das erinnert mich an diesen klassischen Essay von George Orwell, der zumindest für die Sprachprofis interessant sein dürfte.

Zitat: «What is above all needed is to let the meaning choose the word, and not the other way about.»

Zwar geht es hier um die englische Sprache, dennoch wird wohl gut der Zusammenhang zwischen Sprache, dadurch mögliche Gedanken und Gesellschaft klar. Interessanterweise argumentiert er, dass der Untergang des Abendlandes abzuwenden sei, durch unser aller Bemühen.
Politics and the English Language

Dessen ungeachtet möchte ich mal vorsichtig für eine anhaltende Laxheit beim Texten von Scifiboard-Postings argumentieren, aber vielleicht sollten wir auch nicht zu sehr verschlampen, da sonst unter Umständen bspw. hier:

Ob der Autor die Forderung nachkommt hat dann was mit dem Vertrag und dem (nicht) vorhandenen Rückrad des Autoren zu tun

Bedeutung verschleiert wird. Schlichte Gemüter könnten beginnen, mit Rückgrat ein sich Drehen und Wenden in alle Himmelsrichtungen zu assoziieren. :D

Wie schon die Buddhisten wussten: Man unterscheide Inhalt von Form! 

Ich weiß nicht, welche Buddhisten Hr. Yippie empfiehlt, ich empfehle meine Hausbuddhistin, die immer sagt, dass Inhalt Form sei und umgekehrt.

Impala

#52 Ronni

Ronni

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Geschrieben 10 August 2004 - 00:02

Rückgrat

schreibt man das so? Man lernt nie aus (und bei Google werden unter "Rückrad" 3360 Seiten gefunden, bin also nicht allein blöd :D ) Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#53 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 10 August 2004 - 06:49

@Rusch:

Ganz ehrlich: Die Diskussion ist so richtig typisch Deutsch. Damit meine ich, der Blick ist immer auf das schlechte gerichtet. Bei Diskussionen in unserem Land ist jedes Glas halbvoll. Und weil wir das so intus haben schreien wir das noch in die ganze Welt hinaus.

Ahhhh! Gott sei Dank sagt das hier mal einer. Ganz meine Meinung, Rusch,. Fühle Dich bestätigt und unterstützt!


@tichy:

†¦ aber ich habe es ziemlich satt, in fast jeder Diskussion früher oder später dieses "typisch-deutsch"-Argument hören zu müssen.

Tja, lieber tichy. So ist das mit der Kritik. Wenn man etwas verbessern will, dann muss man zumindest als allererstes mal den Mund aufmachen. Und je lauter man den Mund aufmacht, um so mehr Chancen hat man, dass wenigstens irgendeiner mal zuhört und sich die Argumente ein wenig durch den Kopf wandern lässt. Denn was ist denn so schlimm daran zu sagen: „Hier ist was falsch und wie müssen hier, in Deutschland, mit uns Deutschen, etwas ändern?“

Außerdem: Wenn Du das so satt hast, was machst Du dann dagegen? Weghören oder tatsächlich etwas gegen die „typisch deutsche“ Mentalität unternehmen? Und warum hörst Du denn wohl immer wieder dieses Argument? Weil sich alle verschworen haben um den armen tichy zu ärgern? Wohl sicherlich nicht. :D


Bis dennen,
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#54 Rusch

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Geschrieben 10 August 2004 - 07:10

Deine Argumente in Ehren, ich kann sie verstehen, auch wenn ich sie nicht vollständig teile -- aber ich habe es ziemlich satt, in fast jeder Diskussion früher oder später dieses "typisch-deutsch"-Argument hören zu müssen.

Von mir wirst Du es nicht so oft gehört haben. Außerdem ist dieser Hand zur selbstzerfleischenden Selbstkritik etwas ziemlich neues. Früher waren die Leute zufriedener. Ich schreibe dies auch, um was daran zu ändern. Mich regt diese Halb-leer Philosophie ziemlich auf. Die Leute sind inzwischen so sehr damit beschäftigt, in allen das Schlechte zu sehen, dass sie das Gute vollkommen übersehen. Das führt zu einem extremen Verlust an Lebensqualität. Eigentlich ist das egal ob das nun typisch Deutsch ist oder nicht. Damit muss langsam einfach schluss sein.

#55 Holger

Holger

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Geschrieben 10 August 2004 - 09:13

<Abschweifen ein>Ich finde die letzten Gedanken bezüglich des dt. Zweckpessimismus sehr interessant. Ich meine, dieses wohl nicht abstreitbare Phänomen ist auf die Berichterstattung in Deutschland zurückzuführen. Man betrachte nur, wie der dt. Sportjournalist über ein Spiel der Fußballnationalmanschaft schreibt. Diese negative, selbstzweiflerische Grundhaltung scheint in der "seriösen" Bereichterstattung mittlerweile zum guten Ton zu gehören.<Abschweifen aus>
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#56 Gast_Gerd_*

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Geschrieben 10 August 2004 - 09:55

<Abschweifen ein>

Früher waren die Leute zufriedener.

Stimmt. Deswegen haben sie demonstriert. Gegen Pershing II und Nato-Doppelbeschluss. Eine Partei gegründet, die heute mitregiert. Haben die APO gegründet und die sog. "Studentenrevolte" in Gang gesetzt. Haben kräftig Trümmer beiseitegeräumt. Und vorher lange Ausflüge nach Osten gemacht. Und sich in komische kleine Boote gezwängt. Und noch vorher einem Mann mit komischem Bärtchen zugejubelt - aber halt, nicht alle! Und ein paar Juden vergast. Großartige Ingenieursleistungen vollbracht. Und noch ein bisschen früher 20 000 000 000 RM-Scheine besessen. Und noch früher Gräben gegraben und kollektiv ausprobiert, wieviel Senfgas sich einatmen lässt. Und ... ach was soll's. Rusch hat recht/Recht. Früher war alles besser. <Abschweifen aus>

#57 tichy

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Geschrieben 10 August 2004 - 10:00

Hej Leute, ich finde Euer Rumgemoser an der deutschen Mentalität sowas von typisch deutsch! :DIm Ernst: Was ich meinte ist, dass man sich derzeit immer, wenn man etwas kritisiert, gleich eine "typisch deutsche" Einstellung attestieren lassen muss. In einem anderen Forum war ich beispielsweise "typisch deutsch", weil ich wagte zu erwähnen, dass ich es nicht begrüße, wenn an meinem dänischen Urlaubsstrand andere Urlauber mit ihrer Quads herumknattern würden. Zack, Totschlagargument: "typisch deutsch".Es muss auch Kritik zulässig sein, ohne dass man gleich in diese Ecke gestellt wird. Und zwar dann, wenn sie fundiert ist und argumentativ begründet wird. Undifferenziertes Gejammer geht natürlich auch mir auf den Senkel, wie das z.B. häufig beim Euro oder derzeit bei Harz IV der Fall ist, wo die meisten Jammerer gar nicht genau wissen, was Sache ist.-- tichy
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#58 Holger

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Geschrieben 10 August 2004 - 10:41

Ich frage mich bei der doch sehr heiß servierten Debatte, inwiefern das "Sommerloch" Spiegel, Springer und Konsorten zu ihren Schritten bewogen haben mag. Vielleicht sammeln wir dazu mal ein paar Meinungen. Rein markstrategisch war das bestimmt kein unüberlegter Schachzug ...
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#59 Rusch

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Geschrieben 10 August 2004 - 11:11

<Abschweifen ein>

Früher waren die Leute zufriedener.

Stimmt. Deswegen haben sie demonstriert. Gegen Pershing II und Nato-Doppelbeschluss. Eine Partei gegründet, die heute mitregiert. Haben die APO gegründet und die sog. "Studentenrevolte" in Gang gesetzt. Haben kräftig Trümmer beiseitegeräumt. Und vorher lange Ausflüge nach Osten gemacht. Und sich in komische kleine Boote gezwängt. Und noch vorher einem Mann mit komischem Bärtchen zugejubelt - aber halt, nicht alle! Und ein paar Juden vergast. Großartige Ingenieursleistungen vollbracht. Und noch ein bisschen früher 20 000 000 000 RM-Scheine besessen. Und noch früher Gräben gegraben und kollektiv ausprobiert, wieviel Senfgas sich einatmen lässt. Und ... ach was soll's. Rusch hat recht/Recht. Früher war alles besser. <Abschweifen aus>

Nun, ganz so alt wie Du bin ich nicht. Aber den kalten Krieg habe ich mitbekommen. Andererseits APO? 66-69? Sag mal, wie alt bist Du? Willst Du gar die neue Rechtschreibreform so lange verzögert wissen, bist Du in Rente gehest? Gibt es zu. :D Jetzt aber im Ernst. Ich sagt, das die Leute früher zufriedener waren, nicht, dass es ihnen besser ging. Heute ist das ganz Niveau, die Lebensqualität und die Versorgung besser. Und dennoch wir nur gemeckert. Wir haben Probleme, klar, aber insgesamt geht es uns heute besser als vor 20, 30 Jahren. Das meinte ich. Weil Du es angesprochen hast: Es ist schon erschrecken, dass es eigentlich kaum noch politisches Interesse gibt. Was ist aus der APO, den Demos geworden? Ich habe den Eindruck, dass sich heute kaum noch einer für Politik interessiert, sich aber immer über die Entscheidungen aufregt. Einzig die Leute im Osten scheinen noch bereit zu sein, ein Zeichen zu setzten.

#60 Gast_Gerd_*

Gast_Gerd_*
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Geschrieben 10 August 2004 - 12:51

Lieber Rusch,

woher kommt deine Weisheit, dass die Leute früher zufriedener waren? Warst du dabei?

Woher die Überzeugung, dass nur (oder meinetwegen hauptsächlich) diejenigen gegen die NSR sind, die sie nicht lernen wollen? (Hast du zwar nicht hier, aber in Flockys Forum gesagt.) Kannst du Gedanken lesen?

Ich weiß nicht, warum die Reformbefürworter dafür sind, denn ich habe noch keine entsprechenden Begründungen gelesen. Nur dass die NSR logischer sein soll (aber dann post hier doch mal ein paar Beispiele). Oder die Rücknahme der Reform Geld kostet (das tun Lärmschutzwände auch). Oder dass der Protest zu spät kommt (aber aus Fehlern lernen heißt, Fehler zu erkennen und zu korrigieren, nicht sie zu richtigen Entscheidungen umzudefinieren).

<Einschub, der nicht vom Wesentlichen dieses Postings ablenken sollte>
Im Gegensatz zu vielen anderen Leuten musste ich die NSR bereits lernen. Ich beherrsche sie auch. Aber sie gefällt mir nicht, weil sie nivelliert und Bedeutungsunterschiede einebnet, weil sie Differenzierungmöglichkeiten verringert. Und deshalb wende ich sie nur dann an, wenn ich muss. (Davon abgesehen, dass man sich irgendwann eine krude Mischung aus alt und neu für den Hausgebrauch zulegt - siehe "dass", weil sich das beim Tippen mittlerweile eingeschliffen hat.)
<Einschub Ende>

Ich hätte mir eine inhaltliche Diskussion gewünscht, eine, in der man an Beispielen über das Für und Wider von NSR und ASR diskutiert - nicht eine, in der mir irgend jemand erklärt, was er / sie tun wird, wenn diese oder jene Zeitung dies oder das tut.

Aber ich habe den Eindruck, dass wir aneinander (an ein an der?) vorbeireden. Du kannst anscheinend nicht erkennen, welche Gründe es gibt/geben könnte, sich für die ASR einzusetzen. Und ich habe noch nicht einmal damit angefangen, solche Dinge wie den "libidinösen Umgang" mit Sprache ins Feld zu führen. :D

Ein Vorschlag zur Güte: Lass uns 100-Euro-Scheine tauschen.

Ich gebe dir eine Handvoll. Du gibst mir eine Hand voll.

Danach sehen wir weiter. :lookaround:

Grüße
Gerd


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