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Ursula K. Le Guin: Die linke Hande der Dunkelheit


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48 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

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Geschrieben 07 August 2004 - 07:55

Auf Joes Wunsch hin, hier der zweite Thread zum Augustklassiker. Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren,

Holger

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Rezension zu Die Linke Hand der Dunkelheit von Markus Wolf
Rezension zu Die Linke Hand der Dunkelheit von Rupert Schwarz

Bearbeitet von Rusch, 28 Oktober 2004 - 09:23.

"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen BĂŒcher befĂ€llt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 11 August 2004 - 09:44

Okay, ich bin durch. "Winterplanet" ist eines der BĂŒcher, dessen Wirkung sich erst nach dem Lesen entfaltet. Die einzelnen Teile fĂŒgen sich wie bei einem Puzzle zusammen und ergeben ein interessantes Gesamtbild. Der Schluss kam mir etwas zu schnell und verlief ĂŒberraschend glatt. Schwer vorstellbar, dass mit der Ankunft des Schiffes alle Konflikte gelöst sein sollen. An einer Stelle wird gesagt, dass "die Reise wichtiger ist als das Ziel". Normalerweise bin ich mit dieser Philosophie einverstanden, aber in diesem speziellen Fall habe ich meine Zweifel. Wenn die Reise fast in den Tod fĂŒhrt, dann kann mir keiner erzĂ€hlen dass das Ziel nicht wichtig sei. Oder anders gesagt, wenn der Weg das Ziel ist, sollte man sich genau ĂŒberlegen, welchen Weg man einschlĂ€gt...Sehr gut gefallen hat mir die Passage mit den Wahrsagern und die Erkenntnis, dass es sich nicht lohnt, die Antwort auf bestimmte Fragen zu kennen.Weiß jemand woher Ursula K. LeGuin die Informationen und Details ĂŒber die Eislandschaft hatte? Die Beschreibungen waren ĂŒberaus realistisch (Blizzards, Spalten im Eis, ĂŒbereinandergestapelte Eisschollen, Erfrierungen, ...) und sehr beeindruckend. Sullivan

#3 Rusch

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Geschrieben 11 August 2004 - 10:34

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass dieses Buch eine Meilenstein in punkto SexualitĂ€t und SF ist. Das ist Unsinn. Was wurde den schon angesprochen? Klar, der Eingeborene hat sich in Ai verliebt und sein Geschlecht gewechselt. Aber das kam erst sehr spĂ€t raus uns wurde nur kurz angesprochen. So gesehen ist dieses Buch recht bieder und keinesfalls der hochgelobte Durchbruch in dieser Hinsicht.Das Buch an sich hat mir nicht so gut gefallen. Die Reisepassage war eindeutig zu lange und das Ende kam in der Tat sehr schnell. Zwei, drei weitere Kapitel wĂ€ren wĂŒnschenswert gewesen.Bereits frĂŒher habe ich den fehlenden Zusammenhang des Buches kritisiert. Man hat den Eindruck, dies seien zwei ErzĂ€hlungen, die miteinander verbunden wurden. Der ĂŒbergrefende Spannungsbogen fehlt.Fazit: FĂŒr einen Hugo Gewinner ist das ein wenig dĂŒrftig, aber vielleicht war das ein mieser Jahrgang und unter den Blinden ist der EinĂ€ugige bekanntlich König. ;)

#4 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 11 August 2004 - 14:23

Hallo Rusch,

so schlecht ist das Buch doch gar nicht obwohl ich es viel besser in Erinnerung hatte. :lol: Es ist sehr gut geschrieben und der Stil von Ursula K. LeGuin macht Lust auf mehr. Die Handlung hĂ€tte spannendere Momente gut vertragen können, dafĂŒr ist das Gesamtbild ĂŒber "Winter" in sich schlĂŒssig und gut ausgedacht.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass dieses Buch eine Meilenstein in punkto SexualitÀt und SF ist. Das ist Unsinn.

Genau, ich hatte gedacht dass auf der Reise noch irgendwas passiert aber es kam nichts. Bei einer Wanderung von ĂŒber 70 Tagen muss Estraven 2 bzw. 3 mal in Kemmerer gewesen sein. Wenn man bedenkt wie hilflos er/sie in dieser Zeit gewesen sein muss und welche Spannung es wahrscheinlich gegeben hat dann ist es verwunderlich, wie leicht Estraven mit der Situation umgegangen ist.

Einer der wesentlichen Punkte in diesem Roman ist die UnfĂ€higkeit von Genly Ai, die Bewohner als Zwitter zu sehen und nicht als Mann bzw. Frau. Zuerst erschien mir dieser Konflikt logisch, aber mittlerweile habe ich meine Zweifel. Sind es Menschen wie wir? Anscheinend ja. Unterscheiden sie sich von uns? Definitiv. Gibt es Ă€ußerliche Unterschiede???

Der letzte Punkt ist der wichtigste. Wenn ich jemanden vor mir sehe der in meinen Augen wie eine Frau aussieht, dann habe ich natĂŒrlich ein Problem damit, ihn/sie nicht als Frau zu sehen. Die Frage ist, wie die Einwohner beschrieben werden - sehen sie aus wie MĂ€nner und Frauen auf der Erde??? Es ist immer nur von "weiblichen ZĂŒgen" o.Ă€. die Rede aber ich habe nicht verstanden, wo jetzt das Problem liegt. Anscheinend versucht Genly Ai uns weiszumachen, dass es bestimmte typisch mĂ€nnliche und typisch weibliche WesenszĂŒge gibt die sich gegenseitig ausschließen. Ist es so???

Bereits frĂŒher habe ich den fehlenden Zusammenhang des Buches kritisiert. Man hat den Eindruck, dies seien zwei ErzĂ€hlungen, die miteinander verbunden wurden. Der ĂŒbergreifende Spannungsbogen fehlt.

Ich finde ein Zusammenhang ist vorhanden. Mit dieser Reise baut der Gesandte Genly Ai eine persönliche Beziehung zu einem Eingeborenen auf. Diese persönliche Beziehung scheint ein wichtiger Aspekt zu sein in der Rolle als "Gesandter". Dass bei der RĂŒckkehr die politische Lage umkippt und die Ankunft des Schiffes ermöglicht, ist ein geplanter Nebeneffekt.

Wieso aber das Schiff ĂŒberhaupt gerufen wurde fand ich sehr merkwĂŒrdig. Der Gesandte hat seine Aufgabe noch lange nicht erfĂŒllt, im Grunde waren die Einwohner nicht bereit fĂŒr die Aufnahme in die Ökumene. Da sie von sich aus keinen Vorteil sahen, wĂ€ren sie (genau wie befĂŒrchtet) nur eine weitere Zahl in der Liste, ein weiterer Planet unter vielen. Die "sanfte" Eingliederung ist gar nicht so sanft.

Sorry fĂŒr den langen Beitrag.

Sullivan

#5 Rusch

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Geschrieben 11 August 2004 - 16:04

Der letzte Punkt ist der wichtigste. Wenn ich jemanden vor mir sehe der in meinen Augen wie eine Frau aussieht, dann habe ich natĂŒrlich ein Problem damit, ihn/sie nicht als Frau zu sehen. Die Frage ist, wie die Einwohner beschrieben werden - sehen sie aus wie MĂ€nner und Frauen auf der Erde??? Es ist immer nur von "weiblichen ZĂŒgen" o.Ă€. die Rede aber ich habe nicht verstanden, wo jetzt das Problem liegt. Anscheinend versucht Genly Ai uns weiszumachen, dass es bestimmte typisch mĂ€nnliche und typisch weibliche WesenszĂŒge gibt die sich gegenseitig ausschließen. Ist es so???

Ich kann Ais Handlungen schon nachvollziehen. Das wĂ€re etwa so, als ob man erwĂ€gt, eine Homosexuelle Beziehung einzugehen. Ich glaube nicht, dass die weiblichen ZĂŒge im Kemmerer Stadium so klar zu Tage treten. Außerdem waren ja beide eingemummt. Selbst wenn er/sie 100 % weiblich gewesen wĂ€re, hĂ€tte dies nicht auffallen mĂŒssen. Zuguterletzt hatte Ai ja stets das Bild des kraftvollen Einheimischen vor Augen, der ihm das Leben gerettet hat.

Interessant fand ich ĂŒbrigens, dass die Einheimischen Ai mit seiner klaren SexualitĂ€t als Monstrum ansehen.

#6 Sullivan

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Geschrieben 11 August 2004 - 19:31

Interessant fand ich ĂŒbrigens, dass die Einheimischen Ai mit seiner klaren SexualitĂ€t als Monstrum ansehen.

Du kannst ruhig sagen dass er ein "Perverser" ist. :lol: Wo bleiben die anderen Mitleser? So eine rege Beteiligung hatten wir schon lange nicht mehr aber keiner hat Zeit zum lesen?! :D

Bearbeitet von Sullivan, 11 August 2004 - 19:33.


#7 Pogopuschel

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Geschrieben 13 August 2004 - 23:21

So, jetzt habe ich das Buch endlich durch. Der Anfang hat mir ja nicht so gefallen, aber das letzte Drittel, ab Estravens und Genlys Flucht gefĂ€llt mir ganz gut. Allerdings hatte ich die ganze Zeit erwartet, daß zwichen denn beiden sexuell was lĂ€uft. Doch hier wurde meine Erwartung etwas entĂ€uscht. Ich finde auch, daß am Ende alles ein bißchen plötzlich passiert. Fazit:Nachdem das Buch bereits im Voraus hoch gelobt wurde, waren meine Erwartungen auch dementsprechend hoch und wurden leider ein wenig entĂ€uscht. Es gelingt der Autorin zwar ganz gut, die Geselschaft und die Rasse auf Winter zu beschreiben, aber leider fehlt der Handlung ein wenig die Spannung. Langweilige Passagen wechseln sich stĂ€ndig mit sehr interessanten Passagen ab. Trotz meiner EntĂ€uschung, ein Buch das man gelesen haben sollten, vor allem im Kontext zum Erscheinungsjahr.Gruß Markus

#8 Rusch

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Geschrieben 14 August 2004 - 11:53

Allerdings hatte ich die ganze Zeit erwartet, daß zwichen denn beiden sexuell was lĂ€uft. Doch hier wurde meine Erwartung etwas entĂ€uscht. Ich finde auch, daß am Ende alles ein bißchen plötzlich passiert.

Das deckt sich haargenau mit meinen Erfahrungen. Aber das hatte ich ja geschrieben. Ich denke das kommt daher, dass auf dem BuchrĂŒcken und auch in vielen Rezis immer wieder geschrieben wird, wie maßstabsetzend dies Buch in punkto Sex und SF war. Bei genauer betrachtung ist dies natĂŒrlich Unsinn.

#9 Henrik Fisch

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Geschrieben 16 August 2004 - 07:15

So Leute,ich verkĂŒnde hiermit offiziell, dass ich den "Winterplaneten" zumindest vorlĂ€ufig aufgebe. Die ersten vier Kapitel waren noch ganz interessant; entsprechendes erwĂ€hnte ich im Thread zu den ersten Kapiteln. Aber jetzt hat es mich erwischt: Zum einen war ich die ganze letzte Woche so mĂŒde, dass ich weder im Zug noch abends im Bett lesen konnte.Zum anderen geht mir der Stil ein wenig auf den Keks. Ich frage mich nach ĂŒber sechzig Seiten immer noch, was mir die Frau eigentlich erzĂ€hlen will. Und das nervt mich. Und BĂŒcher dĂŒrfen alles mögliche; aber sie dĂŒrfen nicht in Arbeit und Nerverei ausarten. Vor fĂŒnfzig Jahren mag ein entsprechender Schreibstil noch angesagt gewesen sein; hintergrĂŒndig und mit versteckten Andeutungen, da damals sowieso nur Intellektuelle entsprechendes gelesen haben. Aber mir ist meine Zeit dafĂŒr zu schade.Ich werde hier im Thread nachschauen, ob noch irgendwelche weltbewegenden Erkenntnisse warten, aber bisher sieht es ja eher nicht danach aus.Bis dennen,Henrik Fisch
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#10 Jakob

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Geschrieben 16 August 2004 - 17:26

Misch ich mich doch auch noch mal ein, obwohls lange her ist, dass ich das buch gelesen habe:Ich erinnere mich auch recht eindrĂŒcklich an die Reise durchs Eis, und ich denke mal, da hat der Roman schon als reine Abenteuerliteratur gehobenen Niveaus eine Menge geboten.Was die Geschlechter-Thematik angeht, war LeGuin auch zu ihrer Zeit aber m.E. nicht so revolutionĂ€r, wie oft gesagt wird. Ich habe den Eindruck, das hat mit ihren manchmal ganz leicht esoterischen Anwandlungen zu tun, die auch in "Die ErzĂ€hler" recht negativ auffallen. Die linke Hand der Dunkelheit unterstellt tendenziell schon so was wie "mĂ€nnliche" und "weibliche" Prinzipien. Und weil das so ist, kommt LeGuin dann ja auch letztlich doch nicht darum herum, fĂŒr das Ausleben der SexualitĂ€t das einnehmen bestimmter Geschlechterrollen als notwendig zu beschreiben. Das finde ich ein bisschen Schade, da bleibt LeGuin ein bisschen hinter ZeitgenossInnen wie Russ oder Delany zurĂŒck. Wobei ich es nicht prinzipiell verwerflich finde, von "mĂ€nnlichen" und "weiblichen" Prinzipien auszugehen (obwohl ich anderer Meinung bin). Nur ist das eben auch sexueller Mainstream, und deshalb muss mensch sich nicht wundern, dass "Winterplanet" nicht wirklich zu radikalen Verunsicherung der GeschlechterverhĂ€ltnisse beitrĂ€gt. Trotzdem ein verdammt schöner Roman.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

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#11 Joe Chip

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Geschrieben 22 August 2004 - 11:53

hi alltut mir leid - aber ich hab bei winterplanet das handtuch geworfenich werde das buch lesen - und meinen senf ein andern mal abgeben - der thread hat ja kein ablaufdatumlg joe :D
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#12 Henrik Fisch

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Geschrieben 27 August 2004 - 12:03

So Ihr Lieben,

ich wage mal den Stich in das Wespennest und stelle den Wert dieses Buches mal ganz global zur Diskussion. Ich selber habe die ersten vier Kapitel mit Begeisterung gelesen - wobei zwei Kapitel ja nun nichts anderes als ĂŒberlieferte und damit fiktive Mythen waren - und ab da wurde es sehr zĂ€h. ZunĂ€chst habe ich das einer gewissen SommermĂŒdigkeit zugeschrieben - ich lese immer in der Bahn und bin ĂŒber den Seiten regelmĂ€ĂŸig eingeschlafen - aber auch konzentrierte Lese-Orgien am Wochenende haben zu keinem anderen Ergebnis gefĂŒhrt. Ich kann das nicht weiterlesen.

Das alleine wÀre ja nun noch nicht wert, hier erörtert zu werden, wobei ich bereits weiter oben in diesem Thread entsprechendes zu Protokoll gab. Was mich als Allesfresser stört, ist die HartnÀckigkeit, mit der dieses Buch sich erfolgreich meiner Aufmerksamkeit entzieht. Deswegen meine Frage: Warum ist das so?

FĂŒr einen ErklĂ€rungsversuch hole ich ein wenig aus, und erörtere mal, warum ich ĂŒberhaupt Belletristik in die Finger nehme. Da fallen mir spontan folgende GrĂŒnde ein:

    [*]Zur Entspannung. Mein Hauptargument ĂŒberhaupt. Man will von seinem Alltag eben auch einmal abschalten du in fremde Welten eintauchen, schlichtweg einfach weil es interessant ist. Das Entspannungs-Argument bedingt, dass die LektĂŒre nicht ĂŒbermĂ€ĂŸig kompliziert geschrieben ist.
    [*]Um in eine gewisse Stimmung einzutauchen. Das ist zwar sehr nahe am Entspannungs-Argument, allerdings nehme ich dafĂŒr auch eine gewisse MĂŒhe beim Lesen in Kauf. Mein 1a-plus-Vertreter dieser Gattung ist „Neuromancer“ von William Gibson. Wortwahl, Schreibstil und die ganze Story erzeugen so ein gewisses Feeling, das man eben nur bei diesem Roman findet.
    [*]Intellektuelle Gedankenspiele. Das „Was wĂ€re wenn“-Prinzip. DenkanstĂ¶ĂŸe fördern den eigenen Intellekt, ohne dass dem Leser dabei unbedingt bahnbrechende Erkenntnisse vermittelt werden. Rudy Rucker hat ein paar sehr schöne Romane zu dem Thema geschrieben (zum Beispiel „Weißes Licht“).
    [*]Zur Wissens-Steigerung. Romane also, die dank ihres Themas DenkanstĂ¶ĂŸe vermitteln und dem Leser fĂŒr sein ganz persönliches Leben Entscheidungshilfen liefern. Peinlicherweise fĂ€llt mir hierzu im Moment kein Roman ein ... mit Filmen kann ich es besser.
    [/list]Wenn ich den vorliegenden Leserunden Roman auf diese vier GrĂŒnde hin abklopfe, dann trifft wohl am ehesten Argument c „Intellektuelle Gedankenspiele“ zu. Wir sind also auf einem Planeten, der zum einen fast immer Winter hat und auf dem zum anderen eine Abart der Menschheit lebt, die Unisexuell sind. Auf diesen Planeten kommt eine Gesandter eines galaktischen Bundes, um die dort lebenden Menschen in den Bund aufzunehmen. Das ist zunĂ€chst eigentlich alles recht interessant.

    Das Problem ist nun die Art und Weise, wie die Autorin mit diesem Thema umgeht: Ich erfahre zunĂ€chst einmal nicht, dass die Menschen auf dem Planeten weder MĂ€nnlein noch Weiblein kennen. Stattdessen werde ich auf den ersten Seiten mitten in die Fehde eines ausgeflippten Königs geworfen. Die sexuelle Andersartigkeit wird nur am Rande erwĂ€hnt, obwohl das doch so ungewöhnlich, so einzigartig ist, dass die Story schlichtweg nach AufklĂ€rung schreit. Stattdessen stapft der Protagonist von einem Kloster zum nĂ€chsten Dorf, lernt hunderte von Leuten kennen, die alle irgendwie komisch heißen und die sexuellen Gewohnheiten werden immer nur Bröckchenhaft vermittelt. Und zwar in derart homöphatischen Dosen, dass man sie eigentlich gar nicht richtig bemerkt.

    Man möchte vor Verzweiflung die Seiten aus dem Buch reißen um zu schauen, ob sich dazwischen nicht irgend etwas an Informationen versteckt, das man ĂŒberlesen haben könnte. Was mich wieder zurĂŒck zu meinem Grund fĂŒhrt, warum ich ein Buch lese. Offenbar will mich hier die Autorin mit der Frage konfrontieren, wie eine Gesellschaft wĂ€re, die weder Frauen noch MĂ€nner kennt. Ok. Danke. Gerne. Nur muss sie mir diese Frage eben auch stellen, um meine Gehirnwindungen auf Trapp zu bringen. Und diese eben nicht in vielen kleinen Andeutungen verstecken, auf dass der Leser selber irgendwie damit zurande kommt.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass 1969 solche Romane vielleicht noch ein wenig zu arg direkt wÀren und deshalb so geschrieben sein mussten wie sie geschrieben sind. Aber heute? Im Jahre 2004 hÀtte ich es gerne ein wenig direkter.

    Bis dennen,
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#13 Rusch

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Geschrieben 27 August 2004 - 15:10

Das deckt sich so ziemlich mit meiner Meinung. Interessant, dass Du schreibst, dass 1969 man solche Themen nicht offen diskutiert hat. Hey, das war doch die Hippy Zeit. Wenn die nicht freizĂŒgig waren, wer dann. Oder, und der Schluss liegt nahe (ich war ja damals noch ein Windelpoopser), man hat es gemacht und war freizĂŒgig, hat aber nicht darĂŒber gesprochen und schon gar nicht darĂŒber geschrieben.Auf jeden Fall ist die Aussage, das Buch sei ein Meilenstein zum Thema SF und Sex einfach nur noch lachhaft.

#14 Henrik Fisch

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Geschrieben 27 August 2004 - 15:16

@Rush:

Hey, das war doch die Hippy Zeit. Wenn die nicht freizĂŒgig waren, wer dann. Oder, und der Schluss liegt nahe (ich war ja damals noch ein Windelpoopser), man hat es gemacht und war freizĂŒgig, hat aber nicht darĂŒber gesprochen und schon gar nicht darĂŒber geschrieben.

Hm, jetzt da Du das mit der Hippy-Zeit ansprichst ... stimmt ... die waren doch damals eigentlich gerade sehr freizĂŒgig drauf. Komisch das.

Auf jeden Fall ist die Aussage, das Buch sei ein Meilenstein zum Thema SF und Sex einfach nur noch lachhaft.

Das deckt sich nun wieder komplett mit meinem Empfinden. Ich wĂŒrde dazu aber gerne noch einmal eine Meinung von jemanden hören, der das Buch so richtig gut findet. Oder gibt diesen jemand in unserer Runde gar nicht?

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#15 rockmysoul67

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Geschrieben 27 August 2004 - 19:44

Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, dennoch schreibe ich hier, weil Henriks Posting anregend ist. Weshalb lesen wir eigentlich? Weshalb mag jeder Einzelne Literatur? Zeit fĂŒr eine kleine Analyse.

Ich fĂŒhle Ă€hnlich wie Henrik, doch sein Punkt D, der "Wissensfaktor" ist bei mir an zweiter Stelle, knapp nach dem "Entspannungsfaktor".

Unter "Wissen" sieht Henrik eine Möglichkeit zur Entscheidungshilfe im wahren Leben. Nun, "Lebenshilfe" wĂŒrde bei mir etwa unter Punkt N landen. FĂŒr mich hat der Wissensaspekt in Literatur eine andere Bedeutung.

Weshalb landet "Wissen" bei mir unter Punkt B?

(FĂŒr mich zĂ€hlt:) Romane sind der Platz, in der Wissen tiefgreifend vermittelt werden kann. Nicht Theater, nicht Zeitung, nicht Film, nicht FachbĂŒcher. Im Roman gibt es Platz um ein interessantes Thema wirklich gefĂŒhlsmĂ€ssig nĂ€her zu bringen, auf menschlicher Ebene und auf sachlicher Ebene. Das Einzige, das einen Roman schlagen kann, ist die persönliche Erfahrung.

Ich möchte ein Beispiel geben. FrĂŒher, als ich Anfang zwanzig war, las ich gerne die Romane von Frederick Forsyth. Seine BĂŒcher sind meistens politische Thriller, mit grĂŒndlich erforschtem Hintergrund. In einem Buch ging es u.a. ĂŒber WaffenkĂ€ufe und -Schmuggel. Die Hauptfigur, die diese KĂ€ufe tĂ€tigte, im Geheimen operierte, Menschen unterschiedlichster Couleur traf, brachte mich nach meinem GefĂŒhl nĂ€her an diese Welt als ein Fachbuch oder eine Fernsehdokumentation dies je machen könnte. Ich hatte das GefĂŒhl, ich wĂ€re dabei, ja, ich wisse jetzt, wie so etwas ablĂ€uft.

Noch ein Gedanke zum Wissen (es geht jetzt in Richtung von Punkt C / "was wÀre wenn"), wieder mit einem Beispiel: Jurassic Park.
Ich kannte die Theorie des Klonens von Dinosauriern. Aber vor dem Buch war diese Idee "eines Tages könnte es tatsĂ€chlich wieder Dinos geben" kein Allgemeinwissen. ( Wenn ich jetzt im Nachhinein sage, dass auch ich schon vor der Publikation von Jurassic Park an einer Dino-Klon-Geschichte arbeitete, glaubt mir niemand das, also sage ich es gar nicht ;) ) Nach dem Buch und vor allem nach dem Film hörte ich öfter einen Spruch wie: "Ich muss weder Jurassic Park lesen oder sehen, um etwas ĂŒber Dinos zu erfahren. Es gibt wunderbare FachbĂŒcher ĂŒber dieses Thema."
Ja, stimmt. Man muss weder das Buch lesen noch den Film schauen, um die Klon-Idee oder die Tiere selbst zu kennen. Man hat nach dem Film oft genug darĂŒber geredet und geschrieben, man weiss Bescheid. ABER: Ohne das Buch von Michael Crighton wĂ€re das Interesse an Dinosaurier vor fĂŒnfzehn Jahren etwa gleich geblieben. Es hĂ€tte keinen Hype (inklusive viele Publikationen ĂŒber Dinos) gegeben. Und die Idee des Dino-Klonens wĂ€re heute kein Allgemeinwissen.

So, genug blablabla. Ich habe "Winterplanet" nicht gelesen, aber mir ist ein Gedanke gekommen. Kann es sein, dass dieses Androgynie-Thema fĂŒr Frau Le Guin nur ein Nebenthema oder ein Hintergrund war? Dass sie einfach eine Geschichte erzĂ€hlen wollte? Romane haben so die Eigenschaft ein Eigenleben zu entwickeln und einen besonderen Status in der Kultur einzunehmen. Vielleicht sind Kritiker damals einfach ĂŒber die Androgynie hergefallen, vielleicht hat der Verlag diesen Aspekt nur als Werbepunkt benutzt? Vielleicht wollte die Schriftstellerin das Thema wĂ€hrend des Schreibens gar nicht betonen, aber als es unter diesem Gesichtspunkt gut verkaufte, hat sie einfach wohlweislich den Mund gehalten? Wie wĂŒrde das Buch sich lesen, wenn man es einfach so direkt lesen wĂŒrde, ohne irgendeine Erwartung ĂŒber Geschlechter?

#16 ANUBIS

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Geschrieben 27 August 2004 - 20:06

Wie wĂŒrde das Buch sich lesen, wenn man es einfach so direkt lesen wĂŒrde, ohne irgendeine Erwartung ĂŒber Geschlechter?

Anstrengend...*lach* Greetz
" Der erste Trank aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott "

Werner Heisenberg,Atomphysiker
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#17 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 27 August 2004 - 20:12

@rocky:

Kann es sein, dass dieses Androgynie-Thema fĂŒr Frau Le Guin nur ein Nebenthema oder ein Hintergrund war? Dass sie einfach eine Geschichte erzĂ€hlen wollte? ...

Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen. Das sie quasie diese bisexuelle Gesellschaft auf dem eingefrorenen Planeten im Kopf hatte und darĂŒber etwas schreiben wollte, und dann wĂ€hrend des Schreibens in eine ganz andere Richtung abgedriftet ist. Dabei kann natĂŒrlich auch etwas Interessantes entstehen; allerdings sollte ein Autor seinen Lesern innerhalb einer Strecke von rund 120 Seiten wenigstens die grobe Richtung des Romans aufzeigen. Oder zumindest so interessant und einfĂŒhlsam schreiben, dass man es gar nicht erwarten kann, die nĂ€chste Seite umzublĂ€ttern. Beides ist bei „Winterplanet“ irgendwie Fehlanzeige.

Oder bin ich einfach nur ein Kind meiner Zeit und viel zu ungeduldig?

Nein, kann nicht sein: Romane wie „Das Schloß“ von Kafka habe ich auch gerne gelesen und „Lost Highway“ von David Lynch schaue ich mir immer wieder gerne an. Und beide sind als Beispiele fĂŒr klare strukturierte GeschichtserzĂ€hlung nicht gerade berĂŒhmt.

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#18 Rusch

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Geschrieben 28 August 2004 - 20:29

Ich denke es ist wie mit Filmen: Manche Filme sieht man sich an, weil man einfach nur kurzweilig unterhalten werden will und andere Filme, weil man was zum Nachdenken braucht. Was ich aber ĂŒberhaupt nicht ab kann, sind Tragödien - glanz gleich ob Film oder Buch.

#19 Henrik Fisch

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Geschrieben 29 August 2004 - 08:34

@Rush:

Was ich aber ĂŒberhaupt nicht ab kann, sind Tragödien - glanz gleich ob Film oder Buch.

Ohhh, Du bist also kein Fan der Filme „Der englische Patient“ oder „Stadt der Engel“? Beide gehören in mein absolutes Pflichtprogramm, weil tolle Story, tolle Schauspieler mit zugehöriger Leistung, toll gefilmt und tolle AtmosphĂ€re.

Und so schön traurig ... :angry: ... manchmal (selten) brauche ich das einfach.

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#20 Rusch

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Geschrieben 29 August 2004 - 10:08

Stadt der Engel ist gut. Den englischen Patienten habe ich nicht gesehen.Lass es mich besser ausdrĂŒcken. Ich mag keine Filme von durchgehend negativer Stimmung. Und, mein Nick ist Rusch, nicht Rush. Das ist ein Unterschied.

#21 Henrik Fisch

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Geschrieben 29 August 2004 - 10:17

@Rusch (mit 'c'):

Ok, Filme mit negativer Stimmung mag ich auch nicht. Die Fallen bei mir auch gerne in die Kategorie - ich entschuldige mich fĂŒr die Wortwahl - "Intellektuellenkacke". Und so ewas brauche ich auch einfach nicht.

Uops, sorry wegen der vergessenen 'c'. Ich war gerade die ganze Zeit auf amerikanischen Seiten unterwegs; da ist mir das durchgerutscht. :angry:

Bis dennen,
Henrik
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#22 Rusch

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Geschrieben 29 August 2004 - 12:18

Ok, Filme mit negativer Stimmung mag ich auch nicht. Die Fallen bei mir auch gerne in die Kategorie - ich entschuldige mich fĂŒr die Wortwahl - "Intellektuellenkacke". Und so ewas brauche ich auch einfach nicht.

Mit einer fast amerikanischen Ignoranz sage ich: Das Leben ist nicht leicht. Da brauche ich mich nicht mit dem Elend anderer zu belasten. :angry:

#23 Sullivan

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Geschrieben 30 August 2004 - 12:37

Hi,ich bin wieder zurĂŒck aus dem Urlaub und habe anscheinend nichts verpasst. Als Fazit kann man ziehen, dass an WINTERPLANET der Zahn der Zeit genagt hat und das Buch kein zeitloser Klassiker ist, mir hat es beim zweiten Lesen auch nicht mehr so einen Spaß gemacht.Eine andere Theorie wĂ€re, dass wir als Lesepublikum schon "zu alt" sind bzw. zu viele andere, bessere BĂŒcher gelesen haben.Sullivan

#24 Henrik Fisch

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Geschrieben 30 August 2004 - 14:04

@Sullivan:

... bzw. zu viele andere, bessere BĂŒcher gelesen haben.

Das ließe wiederum den Umkehrschluss zu, dass in der Vergangenheit die QualitĂ€t der SF-Romane auch nicht immer zum Besten bestellt war und dass Lem - der ja von dem Roman geschwĂ€rmt hat - ebenfalls nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Aber letzteres hatten wir ja in einem anderen Thread schon einmal. :D

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#25 Sullivan

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Geschrieben 30 August 2004 - 15:59

Hallo Henrik,

Das ließe wiederum den Umkehrschluss zu, dass in der Vergangenheit die QualitĂ€t der SF-Romane auch nicht immer zum Besten bestellt war...

Deswegen machen wir ja die Klassikerrunde! :lol:

Mir macht es großen Spaß, die BĂŒcher noch einmal bzw. zum ersten Mal zu lesen und mit heutigen MaßstĂ€ben zu messen. Wenn dabei herauskommt dass ein Buch ĂŒberbewertet oder als verklĂ€rtes und falsches Abbild im GedĂ€chtnis haften geblieben ist, dann ist es eben so.

Sullivan

P.S. Übrigens habe ich gerade SOLARIS gelesen und konnte dem Buch nicht viel abgewinnen. Mal schauen was im Lesezirkel damals geschrieben wurde...

#26 Rusch

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Geschrieben 30 August 2004 - 16:00

Auch ein Lem redet viel Unsinn, wenn der Tag lang ist.Letztens habe ich mir die Mars Chroniken in einem Exquisiten Hörbuch angehört. Das Werk ist zeitweise schon so veraltet, dass man unfreiwillig schmunzeln muss. Das waschen Frauen ihre WÀsche in den KanÀlen des Mars. LOL. Dennnoch: Das Buch ist in einer sehr schönen, zeitlosen Weise geschrieben und manche Teile sind heute aktueller denn je.

#27 Henrik Fisch

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Geschrieben 31 August 2004 - 15:06

@Sullivan:

Deswegen machen wir ja die Klassikerrunde!

Dann bin ich bisher eigentlich mit den falschen Voraussetzungen in den Klassiker-Lesezirkel gegangen. Ich lese nĂ€mlich eigentlich mit, um ein herausragendes altes Buch zu lesen, das ich sonst nicht in die Finger genommen hĂ€tte. Stimmt natĂŒrlich: Wenn sich heraus stellt, dass es bei aktuellem Licht betrachtet nicht so dolle ist †© Pech gehabt.

Solaris von Lem habe ich noch vor mir. Nach den beiden Verfilmungen (Tarkowsky und Soderbergh) muss ich doch endlich mal das Buch lesen.

@Rusch:

Ich lese gerade aktuell „Der Unbesiegbare“ von Lem (da sich hoffentlich heute beende, damit ich morgen frisch gestĂ€rkt in die neue Leserunde einsteigen kann). Das ist technisch auch schon etwas antiquiert. Aber trotzdem interessant!

Bis dennen,
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#28 Rusch

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Geschrieben 31 August 2004 - 16:21

Dann bin ich bisher eigentlich mit den falschen Voraussetzungen in den Klassiker-Lesezirkel gegangen. Ich lese nĂ€mlich eigentlich mit, um ein herausragendes altes Buch zu lesen, das ich sonst nicht in die Finger genommen hĂ€tte. Stimmt natĂŒrlich: Wenn sich heraus stellt, dass es bei aktuellem Licht betrachtet nicht so dolle ist †© Pech gehabt.

Genau so sehe ich das auch. Winterplanet ist zwar nicht schlecht, aber das Buch ist absolut nicht mehr ZeitgemĂ€ĂŸ. Allerdings ist es durchaus interessant, mal so ein Werk zu lesen und darĂŒber zu reden. Man bekommt ein GefĂŒhl fĂŒr die Zeit, in der das Werk geschaffen wurde. Das war bei Schlachthof 5 auch so. Aber das nĂ€chste Mal werde ich fĂŒr Gateway stimmen. Dieses Werk habe ich schon ein paar Monate auf meiner Liste. Das kommt gelegen.

#29 Sullivan

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Geschrieben 31 August 2004 - 19:10

Hallo Rusch,

Aber das nĂ€chste Mal werde ich fĂŒr Gateway stimmen. Dieses Werk habe ich schon ein paar Monate auf meiner Liste. Das kommt gelegen.

Geht mir Ă€hnlich, bei mir steht das Buch ebenfalls schon laaaange auf der Liste. Übrigens denke ich nicht, dass der Inhalt von WINTERPLANET etwas mit der schwachen Beteiligung zu tun hat. So schlecht war das Buch nun auch wieder nicht. Mich hat schon gewundert dass ĂŒberhaupt so viele Leute abgestimmt haben. Es gab nur wenige die wie Henrik zugegeben haben, dass sie das Buch nicht zu Ende lesen. Auf zu neuen Ufern bzw. "Altered Carbon". Sullivan

#30 Patze

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Geschrieben 02 September 2004 - 11:41

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass dieses Buch eine Meilenstein in punkto SexualitĂ€t und SF ist. Das ist Unsinn. Was wurde den schon angesprochen? Klar, der Eingeborene hat sich in Ai verliebt und sein Geschlecht gewechselt. Aber das kam erst sehr spĂ€t raus uns wurde nur kurz angesprochen. So gesehen ist dieses Buch recht bieder und keinesfalls der hochgelobte Durchbruch in dieser Hinsicht. Das Buch an sich hat mir nicht so gut gefallen. Die Reisepassage war eindeutig zu lange und das Ende kam in der Tat sehr schnell. Zwei, drei weitere Kapitel wĂ€ren wĂŒnschenswert gewesen. Bereits frĂŒher habe ich den fehlenden Zusammenhang des Buches kritisiert. Man hat den Eindruck, dies seien zwei ErzĂ€hlungen, die miteinander verbunden wurden. Der ĂŒbergrefende Spannungsbogen fehlt. Fazit: FĂŒr einen Hugo Gewinner ist das ein wenig dĂŒrftig, aber vielleicht war das ein mieser Jahrgang und unter den Blinden ist der EinĂ€ugige bekanntlich König. ;)

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass dieses Buch eine Meilenstein in punkto SexualitÀt und SF ist. Das ist Unsinn. Was wurde den schon angesprochen?

Ich bin mit der Antwort etwas spĂ€t, bin aber neu im Forum und erst gerade daruf gestossen... Nicht was die SF angeht, aber aus der Zeit heraus betrachtet in der das Buch geschrieben wurde ist es ein Statement, das Beachtung verdient. In den ausgehenden 60er Jahren wurde gerade auch in den USA viel ĂŒber die sexuelle Befreiung und vor allem ĂŒber die Gleichstellung der Frauen in der Gesellschaft diskutiert. Le Guin setzt hier eine Konterpunkt, da sie eine Gesellschaft zeigt, die ohne typische und klischeehafte Geschlechterrollen auskommt, weil die meiste Zeit einfach kein Geschlecht vorhanden ist. Sie fĂŒhrt die emanzipatorische Bewegung ad absurdum, weil sie das Weibliche dem MĂ€nnlichen weder unterordnet oder sonstwie bewertet. Der Mensch (Mann) der in diese Gesellschatf geworfen wird scheitert daher mit seinem Denkweise, fast alles solchen Kategorien unterzuordnen. Eigentlich das Idealbild der Emanzipation. Das dieses Gedankespiel ausgerechnet von einer Frau kommt war damals mutig und vor allem neu. Das Buch wurde auch außerhalb der SF viel diskutiert und legte dadurch auch mit den Grundstein fĂŒr Le Guins PopularitĂ€t, und sie zog sich den Zorn der halben Emanzipationsbewegung in den USA zu. Sicherlich ist das Buch heute nicht mehr soviel wert wie damals, wenn ihr es aber mit diesem Hintergrund lest, nimmt es wieder einen anderen Stellenwert ein. Genauso muss SF sein: Die Geschichte ist spannend und gut erzĂ€hlt (wenn auch nicht herausragend) und nimmt eine Psoition ein, die ĂŒber das reine Extrapolieren gegenwĂ€rtiger Strömungen hinausgeht und einen neuen Gesellschaftsentwurf abliefert. Ich denke deshalb hat Le Guin auch die Preise gewonnen. Zu Recht, wie ich finde. Vielleicht wurde das alles in diesem Thread auch schon geschrieben, ich hab nur quergelesen, ehrlich gesagt :bigcry: Gruß, Patze


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