Leseeindrücke (5)
Ich habe etwas vorgeblättert, da mich die mit-verfasste Geschichte von Yvonne Tunnat interessiert hat.
„Minerva“ (Angelika Brox / Yvonne Tunnat)
Deutschland in den 2050ern: Nach einem Unfall mit einem Speedboard muss das Mädchen Mara-Lena mit einem geschienten Bein das Bett hüten. Zur Ablenkung projiziert die Haushaltsandroidin/KI Minerva Bilder vergangener Erlebnisse. Dabei erscheinen auch Bilder, mit denen etwas nicht stimmen kann †¦
Eine Geschichte, die mit vielen Details, sprachlichen Nuancen und einer sorgfältig konstruierten Ich-Perspektive punktet, ohne sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Handwerklich ganz stark, wird inhaltlich ein Thema bearbeitet, dass uns in diesem Jahrhundert - ich bin mal nach wie vor optimistisch, dass die Menschheit durchkommt - beschäftigen wird. Auch wenn seit der Entdeckung der Widersprüche ziemlich klar ist, wohin die Geschichte inhaltlich steuert, reißt die Spannung nicht ab und führt zu einem sehr schönen Schluss. Ich möchte nicht zuviel spoilern, daher nur die Bemerkung, dass „Minerva“ für mich einer der besten Beiträge der Ausgabe ist.
Eine KI, die Angst hat, dass die Platinen ihres Empathiemodul verbrennen. Das erinnert mich an Leute, die ihrem Auto Namen geben und ihm Eigenschaften andichten. Gebt ihr euren Handys und Laptops auch Namen und redet mit ihnen?
Ich fand Mara-Lena einen interessanten Charakter. Sie ist ja noch jung, eher eine Abenteuerin, also doch mit viel Dampf ausgestattet. Dabei scheint sie sehr erwachsen und cool, nimmt eigentlich alles, und im Laufe der Geschichte kommt ja einiges auf sie zu, doch recht stoisch auf. Das ist wohl dem Alter geschuldet. In dem Alter ist man wohl eher altklug.
Ich frage mich, ob die Eltern Minerva den Auftrag gegeben haben, Mara-Lena über das Geheimnis aufzuklären. Ansonsten scheint mir das eher ein Softwarebug zu sein, in den Daten zu stöbern und das Bild hervorzukramen.