So, nachdem ich jetzt das halbe Wochenende mit einem Stöpsel im Ohr verbracht habe, bin ich nun fertig.
Bei dem Roman ist mir etwas ungewöhnliches passiert: Bis ca. drei Stunde vor dem Ende fand ich ihn "gerade noch gut genug, um nicht aufzuhören" und dann wurde er tatsächlich gut. Ich mochte den Plan, den Würfel zu stürzen und war beeindruckt davon, wie viele scheinbare Nebenhandlungen von vorher doch noch wichtig wurden. Der Mann hatte ja nie Nebengleise, der wusste die ganze Zeit, was er tut!
Besonders beeindruckt war ich davon, dass Peters Unterhaltung mit Taso, eine Arbeitskollegin sei in ihn verliebt, doch tatsächlich wichtig für die Handlung war.
Und die monatlichen Treffen von Taso mit Lea im Offline.
Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet und war positiv überrascht!
Auch der viele Weltenbau, von wegen China usw. war wichtig für die Handlung. Ich bin immer noch der Meinung, das hätte man geschickter vermitteln sollen, aber immerhin war es nicht einfach nur nice to have.
Zwischendurch hatte ich wirklich den Eindruck, dass der Plot nur dazu dient, möglichst viele Aspekte der Welt zu zeigen. Auch die recht unwahrscheinliche Wandlung von Taso mittendrin erschien mir etwas gewollt. Oder, freundlicher: Ich bin gerade so noch mitgegangen, wenn auch etwas kopfschüttelnd.
Doch der Showdown war gut. Das ist insofern witzig, dass ich fast immer den Showdown eben NICHT gut finde. Bei den Romanen, die ich in letzter Zeit sehr genossen habe, z. B. "memories of summer" kam dann immer gegen Ende so eine Hollywood-Action-Showdown, der oft gar nicht zu dem Roman passte.
Hier waren die letzten drei Stunden, vor allem die letzte Stunde, wirklich hörenswert. Gut geschrieben, spannend, folgerichtig, wirklich richtig gute Schlusspointe.
Wenn der Autor es noch geschafft hätte, die Figuren plastisch darzustellen, wäre es sogar ein richtig guter Roman gewesen. (Grins)
Leider wurden einige Nebenfiguren irgendwann beliebig. Die ganzen Nachbarinnen von Dahlia, keine Ahnung, die konnte ich kaum auseinanderhalten. Und die Leute neben Tim und Pascale im Widerstand, das waren zu viele und zu wenig unterschiedlich.
Aber das ist bei vielen Romanen so.
Fazit: Weil der Schluss richtig gut war, habe ich das Lesen (bzw. das Hören) am Ende doch genossen. Ich würde beim nächsten Roman des Autors mal reinhören. Offenbar war das hier ja sein erster.
Und jetzt höre ich einen anderen DSFP-Gewinner, "Der Letzte seiner Art". Eschbach mit einem Ich-Erzähler, das hatte ich noch nicht. An den ersten Satz erinnere ich mich aber, ich muss in das Buch schon mal reingeschaut haben. Nun, der erste Satz ist auch supergut, dann dauert es etwas, bis ich mich wieder halbwegs interessiere, bisher nicht so mein Thema.
Ich habe den Roman jetzt durch:
https://defms.blogsp...der-wurfel.html
Die Welt der Kubisten ist unserer nicht so unähnlich. Es handelt sich um einen Wohlfahrtsstaat mit Grundeinkommen, welches aber nicht bedingungslos ist bzw. seine Höhe. Die Menschen in Deutschland werden von einer künstlichen Intelligenz regiert, dem Würfel. Ähnlich ist es in China, da heißt es Harmonismus und die KI nennt sich Xi. Und es gibt blockfreie Staaten, in Deutschland gibt es die Neue Amische, die sich dem Würfel entziehen, es gibt Offliner und Taso, der sich als Gaukler versucht und einen niedrigen Predscore anstrebt. Je höher dieser ist, desto angesehener der Mensch und so höher das Einkommen. Den Predscore erhöht man, in dem man Daten von sich preisgibt. Genau das will Taso nicht und so lernen wir seine Reise zwischen Gaukelei, Kubistentum und Revolution kennen. Dabei wird sehr anschaulich die Vor- und Nachteile eines solchen Systems dargelegt. Das ist die Stärke des Romans. Die zweite Hälfte wird es dann allerdings doch sehr gewöhnlich. Es geht natürlich darum, den Würfel zu stürzen und ich will gar nicht verraten, wie und mit wem, aber damit beschäftigt sich der zweite Teil des Romans und sowas hat man natürlich hundertmal gelesen. Dazu ist Taso eine sehr wankelmütige Person, die es einem nicht einfach macht, das Buch zu lieben.
Insgesamt ein Buch mit Stärken und Schwächen, bei der die doch sehr naiv wirkende Hauptperson doch einige mal nervt. Eine Lektüre würde ich trotzdem empfehlen, hat der Roman doch eindeutig interessante Aspekte, die zum Nachdenken anregen und die Grauen Zellen in Bewegung setzen. Leider hält der Roman das Niveau nicht bis zum Ende durch, dafür wird es reichlich unterhaltsam.
Hehe, wenn ich mal vergleiche, was du geschrieben hast und was ich geschrieben habe, könnte man meinen: Du stehst auf Niveau und ich auf Unterhaltung. :-)
Aber ich weiß schon, warum du es so siehst (ich habe diese Story auch noch nicht hundertmal gelesen) und warum ich am Anfang des Buchs genervt war. Es war weniger der Inhalt, eher die Art, wie der vermittelt wurde und was mir alles fehlte.