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Sven Haupt: "Wo beginnt die Nacht" (VÖ November 2022)


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50 Antworten in diesem Thema

#31 ChristophGrimm

ChristophGrimm

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Geschrieben 24 November 2022 - 10:13

Ein Werkstattbericht von Sven Haupt zu "Wo beginnt die Nacht"

(Gepostet mit Einverständnis des Autors)

 

"Der Roman Wo beginnt die Nacht entstand, weil ich mich zu lange über Klischees aufgeregt habe. Er ist gewissermaßen das Ergebnis einiger gesammelter Unzufriedenheiten, oder einer inneren Liste von Stereotypen, welche zu lang wurde. Nervige Motive, die ich langsam mal irgendwo adressieren wollte.

 

Ganz oben auf der Liste stand die Frage, warum die Welt eigentlich immer von Männern gerettet wird. Nun, der Teil ist jetzt nicht schwer. Das lässt sich ja mit geringem Aufwand korrigieren. Schicken wir halt einfach eine Hobbit-Dame los. Mein Unmut ging jedoch noch weiter. Was ist das eigentlich mit der Unschuld vom Lande, die eines Tages in ihrem Heimatdorf Besuch von dem mächtigen Magier, dem  Botschafter, dem Geist, dem Roboter bekommt, um zu lernen, dass ihr die Rettung des Landes, oder der Welt, oder des Universum bestimmt ist? Das diese Bestimmungen, oder Weissagungen, oder Ãœberlieferungen gerne die Hälfte der Menschheit übersehen ist schon schlimm genug, aber ist es nicht seltsam, dass nie jemand völlig Falsches auserwählt wird? Ich finde das verdächtig. Man würde doch meinen, dass nur jeder zehnte Auserwählte es überhaupt schafft die Welt zu retten. Der Rest marschiert in die falsche Richtung davon, vertickt das magische Schwert auf eBay, um eine Playstation zu kaufen, oder gerät in eine Superspreading-Schlacht, wird von seinen Gefährten angsteckt, sitzt zu lange in Quarantäne und verpasst den letzten Kampf zwischen Gut und Böse. Oder, und das wäre wahrscheinlich meine Lösung: Die Heldin hat keinen Bock die Welt zu retten, weil verblüffend unfähig und unmotiviert, seit sie herausgefunden hat, dass der Zauberstab zur Drachenabwehr auch Wasser in Cocktails verwandeln kann.

Long story short: Ich wollte unbedingt einen unfähigen Auserwählten. Jemanden für den sich das Universum schämen sollte. Und überhaupt: Mit einem übermächtigen magischen Wesen an seiner Seite kann jeder die Welt retten. Was mich zu meinen nächsten Klischee brachte: Ist es nicht erstaunlich, wie die Kräfte des Guten praktisch auf Knopfdruck die Reihen gegen das Böse schließen? Und so zuvorkommend für jede Auserwählte. Ich würde jetzt erwarten das sich das Böse leise kichernd einen frischen Kaffee holt und danach amüsiert beobachtet, wie die Auserwählte von fünfzig verschiedenen Interessengruppen korrumpiert und zerrissen wird. Im wahren Leben wird der Zugang zum Schicksalsberg von Lobbyisten bewacht. An meiner Heldin sollten pausenlos konkurrierende Kräfte zerren. Es ist doch viel realistischer, wenn ihr zehn wohlmeinende Finger den Weg ins Licht zeigen, jedoch jeder in eine andere Richtung weist. Wie rettet man ein Universum, wenn man nicht weiß wie, und wenn niemand der Unterstützung sein sollte, wirklich hilfreich ist? Ich erwartete chaotische Verhältnisse, die sich bis auf die Chronologie der Erzählzeit auswirken. Leser lieben es, wenn man Unsinn mit der Zeitlinie macht (#Ironie).

 

Wenn aber Chaos und völlige Unverständlichkeit die Hauptfaktoren des Erzählens sind, was bedeutet das dann für den Weltenbau? Ich habe lange darüber nachgedacht, wie sich ein Universum repräsentieren würde, dass in eine Zerstörung gleitet, welche sich aber eben nicht in bekannt simpler Weise erfassen lässt. (Im Sinne von: Seht dort, die Bösen. Man kann sie gut erkennen, denn sie sind schwarz!) Mir schien es eine gute Gelegenheit ein weiteres Klischee anzugehen, denn mein Universum ist überaus seltsam, um nicht zu sagen: Weird. Nicht in der Science-Fiction und auch nicht in der Fantasy. Eine saubere Trennung zwischen den beiden Genres hat mich sowieso nie überzeugt. Es ist überaus verführerisch Grenzen zwischen Genres auszulösen, jedoch auch sehr gefährlich, denn es geht leicht schief. Benutzt man die Motive zu unbeholfen, entdeckt man kein neues Potential, sondern verärgert die Leser. Ein Magier auf der Brücke eines Raumschiffs führt dann schnell dazu, dass sowohl die SciFi-Fans als auch die Fantasy-Anhänger zu den Fluchtkapseln rennen, um sich aus dem Buch zu sprengen. Es musste also darum gehen Motive zu finden, die in beiden Genres funktionieren und dennoch permanent die Frage nach Zugehörigkeit aufwerfen.

Da hatte ich also mein Setting. Befremdliche Rettung eines seltsamen Universums mittels unfähiger Auserwählter. Jetzt fehlten noch die grundlegenden Fragen …

 

Nachdem ich das Setting etabliert hatte, brauchte der Roman noch die grundlegenden Fragen. Ich habe zwei gefunden: Die erste fragt, woher die Dunkelheit in uns kommt und was mir tun können, um ihr entgegenzutreten. Daran schließt sich direkt die zweite an, nämlich wie sich die Antwort auf die Identität einer Heldin auswirkt, wenn jeder Einfluss auf sie eine andere Agenda hat. Oder, in einfacheren Worten: Wie frei sind wir eigentlich, wenn es darum geht ein Universum zu retten?

 

Die erste Frage steht bereits als Titel auf dem Buch.

Im gesamten Universum kommen alle Zeitlinien nach und nach zu einem Ende, weil in jeder von ihnen eine ewige Nacht anbricht. Monster und Parasiten überfallen alle Welten, Religionen und politischer Fanatismus zerstören jede Existent und die ewige Dunkelheit begräbt das Leben unter sich.

Doch diese Nacht ist nur ein äußeres Symptom, eine plakative Visualisierung der Vorgänge im Innern der Menschen. Dort beginnt die Dunkelheit oft schon viel früher.

Immer wieder stellt sich dabei heraus, dass die Menschen keine hilflosen Opfer der Nacht sind, denn wahre Dunkelheit muss von Menschen eingeladen und aktiv gefördert werden. Vorangetrieben von Menschen, welche vielleicht sogar in der Überzeugung handeln Gutes im Leben zu tun. Woher kommen diese Überzeugungen? Sind es äußere Einflüsse, welche unser Leben in die Nacht hineinziehen, oder sind es die einsamen Entscheidungen, welche wir treffen, wenn wir überzeugt sind, anderen oder einem höheren Zweck zu dienen. Sind wir in diesen Momenten ein Individuum innerhalb einer Gesellschaft, oder nur eines der exekutiven Organe, welches die kollektiven Entscheidungen nach außen tragen?

Darauf aufbauend stellte sich mir sofort die Frage nach der Realität diese bizarren Wesens, welches wir Identität nennen.

Mich hat die Frage bewegt, woher eigentlich dieses merkwürdige Ding kommt, dass wir Identität nennen und welches in der gegenwärtigen Zeit unserer postmodernen Gesellschaft immer mehr Macht und Realität zugewiesen bekommt, scheinbar bis an die Grenze des Doktrinären und manchmal auch weit darüber hinaus. Ist Identität angeboren, oder ist es etwas, was wir erwerben können und wenn ja, wie?

 

Wie finde ich meine sogenannte Identität? Horche ich nach innen auf eine Stimme der Wahrheit, oder horche ich nach außen, auf dass was mir die Gesellschaft zuflüstert (Respektive heutzutage ins Ohr brüllt). Und wenn in meinem Innern eine Stimme spricht, wem gehört diese Stimme dann? Mir? Wirklich? Um einer möglichen Antwort näher zu kommen habe ich zum zweiten Mal eine meiner Protagonistinnen auf die Suche nach ihren Erinnerungen geschickt. In meinem Roman Die Sprache der Blumen bestand Aufgabe der Heldin darin ihre Rolle zu verstehen und diese aktiv anzunehmen, anstatt darauf zu warten, dass jemand für sie die Entscheidung trifft.

In diesem Buch werden meiner Protagonistin Clawdia ebenfalls die Erinnerungen genommen. Diesmal jedoch bekommt die arme Frau keine Pause, denn umgehend beginnen mehre starke Mächte sie als Mittel zum Zweck zu gebrauchen und ihre Persönlichkeit massive zu beeinflussen und zu formen.

Wenn der Kopf der Heldin also voll mit unbewussten Einflüssen ist, welche ihr Handeln lenken, kann man dann am Ende von einer Identität sprechen, wenn die Protagonistin erklärt sie habe eine Entscheidung getroffen?

 

Wo beginnt meine eigene Persönlichkeit und wie viel davon gehört tatsächlich mir? Wie viel gehört dem Umfeld, welches mich formt?

Es dürfte niemanden überraschen, dass ich keine endgültigen Antworten auf derart fundamentale Fragen finden kann.

Am Ende muss vieles einfach offenbleiben. Ein möglicher Schluss könnte jedoch implizieren, dass in dem Moment, wo wir uns und unseren Platz gefunden haben und beginnen aus unserem wahren Selbst heraus zu handeln, auch die Dunkelheit in uns ein Ende findet. Zumindest dieser Gedanke tröstet mich."

 

Der Roman könnt ihr hier vorbestellen:

Wo beginnt die Nacht - Eridanus Verlag - Sciencefiction und Dystopien


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#32 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 24 November 2022 - 10:46

Da liest man den speziellen Humor des Autors heraus, made my day!


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#33 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 24 November 2022 - 11:52

Sehr amüsant, man hört geradezu Svens Stimme (wenn man ihn kennt).

Allerdings weise ich ergebenst darauf hin, dass er nicht der erste ist, der mit Stereotypen bricht, und ist die Existenz eines/einer "Auserwählten" allein nicht auch schon ein Stereotyp?  :happy:


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#34 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 24 November 2022 - 13:06

Hey, verdirb nicht den Spaß, Uwe! :-)


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#35 ChristophGrimm

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Geschrieben 24 November 2022 - 13:07

Ich glaube, alle Schreibende möchten irgendwo etwas Neues auf den Tisch bringen und mit Klischees brechen - auch die Mainstream- und Romanheftfraktion. (Das soll kein Affront sein. Ich bin selbst Leser von PR:NEO und etlichen Cosy Crimes.)
Meistens wird eben doch auf gängige Struktur-Muster zurückgegriffen und das Außergewöhnliche den Erwartungen von Lesenden bzw. dem Großteil davon gebeugt. Von einem Bruch mit Klischees, Strukturen und Stereotypen bleiben dann nur (durchaus willkommene) Färbungen übrig. So etwas wirklich Ungewöhnliches wie Heribert Kurths „Unter den Sternen von Tha“ lese ich jedenfalls selten. Ob Sven seinen ambitionierten Worten gerecht werden kann? Keine Ahnnung - aber ich bin gespannt.
- Onlinepause -

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#36 Uwe Post

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Geschrieben 24 November 2022 - 13:25

Na ja, es gibt auch Fans, die immer wieder genau dasselbe wollen und auf "Brüche" mit Konventionen empfindlich reagieren.

AutorX, die es so halten wie Sven (oder meine Wenigkeit), werden üblicherweise mit deutlich niedrigeren verkauften Auflagen "belohnt".

Deshalb will ich keineswegs die Begeisterung dämpfen, man sollte aber eben auch nicht so tun, als wäre das hier die große Innovation, auf die die SF so lange gewartet hat.


Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#37 heschu

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Geschrieben 25 November 2022 - 14:24

Es ist schon interessant, wie der Autor Sven Haupt seine Gedanken darlegt. Das ist die beste Werbung für sein Buch. 


Carpe diem!

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#38 T.H.

T.H.

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Geschrieben 25 November 2022 - 22:31

Hey, verdirb nicht den Spaß, Uwe! :-)

…wird ihm nicht gelingen…


Phantastische Grüße,
Thomas

...meine "Phantastischen Ansichten" gibt's hier.
Auf FB zu finden unter phantasticus

(Hinweis: Derzeit keine Internetrepräsentanz meiner Bilder; schade eigentlich...)


#39 Uwe Post

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Geschrieben 26 November 2022 - 08:00

Ist auch nicht seine Absicht. Er liest manchmal bloß etwas kritischer zwischen den Zeilen als andere.


Bearbeitet von Uwe Post, 26 November 2022 - 08:01.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#40 T.H.

T.H.

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Geschrieben 26 November 2022 - 10:17

Ist auch nicht seine Absicht. Er liest manchmal bloß etwas kritischer zwischen den Zeilen als andere.

 

 

Wenn ich Sven Haupt richtig verstanden habe, dann ist das auch richtig so; er möchte Kritik hören / lesen.


Phantastische Grüße,
Thomas

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#41 rostig

rostig

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Geschrieben 26 November 2022 - 12:30

Es ist ein Haupt - mit seinem typischen Erzählstil (flüssig, mitreißend, wendungsreich), der typischen Protagonistin (zierliche, androgyn wirkende, taffe, junge Frau), es geht mal wieder um alles = Rettung des Universums, mit viel Hintergründigem um zentrale Fragen des Menschen (freier Wille, Freiheit, Sinn des Lebens). 
Es ist keine konventionelle SF (obwohl ein Raumschiff und viele Aliens vorkommen), aber es ist auch keine Fantasy. Ich würde es dem weiteren Bereich Phantastik zuordnen.
Es ist schwierig, den Inhalt zusammen zu fassen. Ein Alkoholiker, eine russische Haushälterin (mit bemerkenswerter Kampfkraft), eine Kindfrau (in schwarzer, viktorianischer Uniform) und ein geflügelte, weiße Katze (siehe das sehr gut zum Text passende Cover) müssen das Universum (in diesem Buch ist dies die Summe aller Zeitlinien der Menschheit, d.h. Haupt präsentiert eine anthropozentrische Form der Space Opera) vor den Zeitwächtern und Parasiten retten, indem sie die letzten aktiven Zeitlinien (Ordnung und Reinheit - zwei nicht sehr liebenswerte Welten) fusionieren. Sie reisen zusammen im Haus, einem multidimensionalen Artefakt nicht unähnlich der "Tardis". Auch andere SF-Analogien mag der geneigte Leser finden (so taucht z.B. eine Art Darth Vader auf). Es ist eine recht düstere Geschichte, aber volle liebenswerter und heiterer Details. Und immer wieder zeigt sich: nichts ist wie es scheint. Bemerkenswert ist für mich das Ende. Ãœblicherweise führt ein ansteigender Spannungsbogen zu einem fulminanten Höhepunkt und (mehr oder weniger abruptem) Ende. Hier baut sich der Bogen langsam auf, es gibt eine reinigende Katharsis und dann klingt die Geschichte in einigen Kapiteln langsam aus. Ein Roman wie eine harmonische Welle, abgesehen von einigen Haupt-typischen Zeitsprüngen. Natürlich geht es Haupt wieder um zentrale Fragen der Menschheit: freier Wille vs Bestimmung, was bedeutet Freiheit überhaupt, religiöser und politischer Fanatismus, Toleranz und Mut. 
Negativ fällt mal wieder das Lektorat dieses Verlags auf. Da wird aus einem Landhaus ein Langhaus, Anführungszeichen fehlen öfters, manche Verbwiederholung hätte leicht vermieden werden können.


#42 heschu

heschu

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Geschrieben 26 November 2022 - 16:37

Na, wenn du schon schreibst - es ist ein Haupt - dann habe ich mit meiner Bestellung nichts falsch gemacht. :happy: 

Das Buch kommt nächste Woche.


Carpe diem!

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#43 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 02 März 2023 - 15:31

Ich mochte vieles an dem Buch, zuallererst aber den Humor. Die Dialoge habe ich wirklich genossen. Beim Vorgänger habe ich mich in manchen Längen doch etwas gequält, das war hier gar nicht der Fall: Ich fand es durchweg unterhaltsam und werde sicher noch eine ausführliche Rezi dazu schreiben. Das Ende allerdings macht mich ratlos. Für mich bleiben da jede Menge offener Fäden hängen - und das finde ich immer unbefriedigend.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

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#44 Helge

Helge

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Geschrieben 06 April 2023 - 17:22

Das Buch schien mir vielversprechend, drum habe ich es mir auch zugelegt - und nun mal so etwas wie eine kleine Rezension von mir:

Der erste Eindruck war großartig: Ein Haus, das in andere Welten führt, schräge Protagonisten, eine eigenwillige, anfangs völlig unklare Handlung - das erinnerte mich an "Psycho Shop" von Alfred Bester und Roger Zelazni. Überhaupt hat das Buch einen erfreulichen Zelazni-Touch. Leider wird die Handlung dann aber zäh und immer zäher; es gibt viel Erklärung, oft in Form von Dialogen, was eigentlich geschickt sein könnte, in diesem Ausmaß aber bemüht wirkt. Dazu kommt, dass all die vielen Seiten voller Erklärungen überhaupt nichts klarer, sondern ganz im Gegenteil alles immer verworrener machen. Es tauchen immer noch mehr fantastische Details und Charaktere auf, die zu erratende Hintergrundhandlung wird immer komplizierter und man kann nur noch hoffen, dass der Knoten schließlich doch irgendwann aufgelöst wird.

Wird er aber nicht.

Als die Handlung schließlich doch Fahrt aufnahm, hatte ich es aufgegeben, verstehen zu wollen, wer da eigentlich wofür oder wogegen und wieso, und worum es überhaupt ging - aber wenigstens war es unterhaltsam und schön bunt, bildlich gesprochen. Schließlich krankte die Handlung auch noch an zuviel Magie. Wenn die Zauberheldin aus dem Zauberhaus mit ihrem Wundersäbel und der außerirdischen geflügelten Katze usw. unterwegs ist - was soll da schon noch passieren? Ein paar Lichtblitze waren immerhin auszumachen: Die zu bekämpfenden Bösen sind eine Kaste von arroganten Bürokraten, die unter dem Vorwand, das Universum retten und bewahren zu müssen, hemmungslos Welten vernichten, es gibt zwei antagonistische Gesellschaftssysteme, und es gibt die rauchenden, saufenden, verwirrten oder auch dreckigen Helden der Geschichte, die letztlich schlicht auf der Seite des Lebens stehen.

Nebenbei bemerkt ist der Roman streckenweise in einer recht grobschlächtigen Sprache geschrieben, die dazu eigentlich nicht passt, und bei etlichen Formulierungen kam mir das Wort "Stilblüte" in den Sinn. Alles in allem ist es trotzdem noch ein mehr oder weniger lesenswerter Roman, aber den größten Teil des Potenzials, mit dem er anfing, hat der Autor leider verschenkt. Wirklich schade.

P.S.: Wirklich großartig finde ich übrigens das Coverbild, hervorragend passend illustriert und einfach schön.


Bearbeitet von Helge, 06 April 2023 - 17:23.


#45 heschu

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Geschrieben 06 April 2023 - 21:05

Es ist schon interessant, wie andere über den Roman denken. Ich habe ihn Ende letzten Jahres gelesen und war zufrieden. Er hat meine Erwartungen erfüllt und mich gut unterhalten. Das steht auch in meinem Blog. 

Der Roman ist halt etwas ungewöhnlich, aber das ist nun mal vom Autor so gewollt. Meinen Lesevorlieben kommt es entgegen. Ich will ja etwas anderes, neues und nicht das, was schon hundertmal in irgendwelchen Büchern stand. 

Das Cover fand ich auch in Ordnung und richtig passend für den Roman. Doch die Geschmäcker sind wirklich verschieden.

Ich habe einer jungen Fantasy Leserin, die ich sonst als sehr aufgeschlossen kenne, das Buch wärmstens empfohlen. Aber das Cover mochte sie gar nicht. Sie hatte Probleme mit der Katze und deshalb den Roman nicht gelesen.

Vielleicht sollte man das mit den Covern doch überdenken. Vielleicht kann man mit einer anderen Gestaltung noch mehr Leser finden.

Das wäre dem Autor zu wünschen. Es wäre sehr schade, wenn seine, in meinen Augen, wirklich besonderen Werke irgendwo untergehen.


Carpe diem!

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#46 Zack

Zack

    Illuminaut

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Geschrieben 10 Juli 2023 - 16:34

Mal wieder late to the party, aber ich habe endlich "Wo beginnt die Nacht" gelesen und rezensiert :)

 

Ich muss sagen, das Cover hat mich gar nicht angesprochen, der Klappentext auch nicht, auch wenn er schön skurril klingt. Am Anfang dachte ich auch, uff, wild - dann dachte ich, hui, wild! Und es hat mir sehr gut gefallen :D ... ich maaaag Genremixe, vor allem Science Fantasy und das hier war auch noch etwas unheimlich und schräg und trotzdem menschlich. Hat mich etwas an "This Is How To Lose the Time War" / "Verlorene der Zeiten" erinnert, an dem ich ebenfalls große Freude hatte.

 

Jetzt müsste ich mehr von Sven Haupt lesen, aber es kommt ja bald was Neues!


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#47 Jol Rosenberg

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Geschrieben 10 Juli 2023 - 16:57

Hier fehlt ja auch der Link zu meiner Rezi! Na sowas: https://www.jol-rose...-nacht-eridanus

 

Wir sind uns einig darin, dass das Buch enorm gut ist!


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#48 Zack

Zack

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Geschrieben 10 Juli 2023 - 18:52

High Five! :D

Wir haben sogar die gleiche Stelle zitiert:

"Meine Erfahrung mit Menschen ist, dass je lauter sie sich über die Umstände beklagen, desto genauer wissen sie eigentlich, was als Nächstes getan werden muss. Sie reden jedoch beständig weiter, um zu verhindern, dass sie der Alternativlosigkeit ihrer Situation ins Auge sehen müssen. Ihr Weg liegt eigentlich glasklar vor ihnen."
“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#49 heschu

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Geschrieben 11 Juli 2023 - 14:54

Ihr habt das Buch toll beschrieben. Es gefällt mir, wie ihr eure Rezensionen aufgebaut habt.


Carpe diem!

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#50 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 12 Juli 2023 - 18:00

Danke! :)


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#51 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 18 Juli 2023 - 20:53

High Five! :D

Wir haben sogar die gleiche Stelle zitiert:

"Meine Erfahrung mit Menschen ist, dass je lauter sie sich über die Umstände beklagen, desto genauer wissen sie eigentlich, was als Nächstes getan werden muss. Sie reden jedoch beständig weiter, um zu verhindern, dass sie der Alternativlosigkeit ihrer Situation ins Auge sehen müssen. Ihr Weg liegt eigentlich glasklar vor ihnen."

 

Das ist wirklich zu witzig, oder?


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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