Jemand hat mal die SF unterteilt in SF und Light SF. Ich glaube, es war Dr. Michael Drewniok.
Light SF bietet gängige Abenteuergeschichten, aber auch Thriller, Krimi usw., die in die Zukunft oder den Weltraum verlegt werden. Damit folgt diese Richtung der Tradition der Pulps und baut unter Umständen auch soap opera-Elemente ein.
Daneben existiert eine mehr technisch-naturwissenschaftlich fundierte SF.
So ein Unsinn. Diese beiden - phänomenologisch durchaus existenten - Subströmungen der SF gibt es zwar irgendwie, aber sie durchdringen sich ja ständig gegenseitig. Wie z.B. sollte man eine Space Opera einordnen, die zwar offensichtlich gegen naturwissenschaftliche Tatsachen verstößt (Überlichtreisen, PSI-Kräfte, etc.) aber dabei tiefschürfende gesellschaftswissenschaftliche Fragen behandelt? (Dieses spezielle Subgenre ist ja in D nicht selten, weil hier viele Geisteswissenschaftler auch mal SF schreiben.) Provokant: Ist Ursula Le Guins "Winterplanet" "Light SF"? Sicher nicht.
Solche Kategorien helfen nicht und vertiefen höchstens die vorgestellten Gräben.
Die Frage nach den Leseerwartungen bleibt natürlich interessant, der von Mammut verlinkte Artikel von Mattig bietet da ein paar Ansätze.
Wenn ich mich z.B. in Selbstmitleid suhlen möchte, lese ich die aktuellen Rezensionen zu meinem ersten Roman auf Audible. Das ist ganz erhellend, weil Hörbuch-Konsumenten offenbar nochmal eine etwas andere Spezies sind als Buchleser. In diesem Fall ist offensichtlich, dass manche Hörer von dem Konzept von D9E entweder überfordert oder schlicht nicht angesprochen sind: Sie wollen keine komplexe Multiperspektiven-Erzählung, sondern eine geradlinige Heldengeschichte (optimalerweise von Dirk van den Boom, aber das ist ein Thema für sich ). Kollision Erwartung vs. Realität.
Es geht also um Erwartungen, auch bei den potentiellen Übersetzern und Herausgebern internationaler Magazine. Aber warum sind wir da so anders als alle anderen Europäer? Und sind wir das wirklich?
Bearbeitet von Naut, 08 Februar 2023 - 11:55.