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Die Sterne leuchten am Erdenhimmel herausgegeben von S. Freyberg, A. Dickmann und J. Nielbock-Noon

Südkorea Übersetzungen Kurzgeschichten 2024

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11 Antworten in diesem Thema

#1 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 29 April 2024 - 12:51

Hallo zusammen,

 

ich lese gerade diese Anthologie und wenn ich auf eine Kurzgeschichte stoße, zu der ich gern was sagen möchte, schreibe ich das hier. Sofern mir genügend gefallen, mache ich auch noch eine richtige Rezension. Ich habe aber erst eine gelesen, die hat mir aber gefallen.

 

Die Sterne leuchten am Erdenhimmel von Kim Bo-Young

 

Die Geschichte hat zunächst zwei Themen und einiges steckt zwischen den Zeilen. Ich werde hier also verstärkt mit Spoiler-Tags arbeiten. Sehr schön finde ich den Gedanken: Wenn eine außerirdische Gesellschaft unsere Nachricht entschlüsselt (oder nur zum Teil entschlüsselt), was kann sie daraus schlussfolgern?

 

Der Satz

 

Die Sterne leuchten am Erdenhimmel

 

ergibt für das außerirdische erzählende Ich zunächst keinen Sinn und es erklärt auch, wieso. Dann kommt es nach und nach dahinter, was es bedeuten könnte und rät auch richtig, außerdem kommt es darauf (und so schließt sich der Kreis zum ersten Thema), was das für seine "Narkolepsie" bedeuten könnte.

 

Die Story ist nicht wirklich eine Story, es ist ein Brief, den das erzählende Ich (die Schwester, also kann ich ab jetzt "sie" verwenden) an ihren Bruder schreibt. Sie ist ungefähr dreißig Jahre alt und schläft ständig ein, offenbar aber immer noch wenige Stunden am Stück. Sie scheint aber zu den wenigen zu gehören, auf dem Planeten, die dies tun. Dort wird das Narkolepsie genannt und als Krankheit, geradezu als Behinderung angesehen.

 

Insofern ist das auch kulturell interessant, da wir ja gerade gelernt haben, dass in Südkorea Behinderungen auch Thema sind, anders als hier. 

 

Die Story ist etwas langsam, hatte für mich aber genügend Spannung und ich hatte Spaß daran, dabei einiges zu entdecken.

 

Spoiler

 

Ich finde die Story sehr gut, man braucht aber etwas Geduld, denke ich. 

 


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#2 Pogopuschel

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Geschrieben 29 April 2024 - 14:17

Ich habe das Buch vor ein paar Wochen auf meiner Webseite besprochen.



#3 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 29 April 2024 - 15:44

Cool

Ich bin bei Story vier oder so und finde es toll, dass wir mehr Übersetzungen haben

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#4 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 29 April 2024 - 16:20

Pentagon von Djuna

 

Liest sich rein stilistisch wie ein Krimi, hat leichte Horror-Anteile und einen tollen ersten Satz:

 


 

Leichen sind nichts als Klumpen verrottendes Eiweiß.

 

 

Es dreht sich alles um fünf Personen, und eine davon, Kim Wooshik, wurde ermordet. Es gibt einen Ich-Erzähler. Nach und nach entblättert sich, wer diese fünf sind, was ungefähr passiert ist und die Idee ist wirklich cool. (Das Gegenteil einer ähnlichen Idee in einer anderen Story, die ich letztens las)

 

Spoiler

 

Obwohl die Figuren alle recht weit entfernt bleiben (ca. Reihe 15 in einem Theater, und das trotz Ich-Erzähler) hat die Geschichte gute Momente, gute Ideen und passt von der Stimmung her.

 

Ab hier habe ich nicht mehr alle zu Ende gelesen oder zumindest fällt mir nicht zu allen etwas ein.

 

 

Ein Hauch von Vintage von Lee Seoyoung

 

Bis auf den Schluss (der ging entweder über meinen Kopf oder war belanglos) eine sehr gute Story über eine Frau, die ihren Sex-Roboter behalten will, obwohl es längst coolere, bessere Modelle gibt. Es ist fast sowas wie Liebe, oder zumindest Zugehörigkeit, oder Gewohnheit, oder Nostalgie, recht komplex. Der Roboter hat einen Defekt und die Ersatzteile sind schwer zu beschaffen, eine Reparatur sehr teuer. 

 

Ich merke, wie verdammt selten ich SF-Sex-Geschichten lese und das voll nicht gewohnt bin. So selbstverständlich über die Klitoris und Orgasmen und Sex zu lesen, auch über das Verwechseln von Öffnungen. Das bin ich wirklich nicht gewohnt. Ich finde, wir könnten ruhig häufiger SF und Sex verbinden. (Richtig gut war das ja bei Grandma's Sex Robot, aber streng genommen ging es in der Story ja gar nicht um Sex).

Hierzulande scheint Bernhard Kempen darauf das Patent zu haben (oder was?), aber auch im anglo-amerikanischen Raum lese ich das selten.

 

Zumal es in dieser Story ja auch nicht wirklich um Sex geht, die Prämisse geht ja auch anders. Ich traue mich jetzt nicht, eine zu formulieren, aber etwas in die Richtung, dass man Dinge (oder Personen) nicht so leicht aufgeben sollte und wenn man etwas (oder jemanden) will, kann man dafür auch den Preis zahlen, anstatt einen Ersatz zu nehmen, nur weil das en vogue, einfacher, billiger oder whatever ist. 

 

Eine ganz normale Ehe von Bora Chung

 

Das war jetzt ein wenig zu vorhersehbar für mich 

 

Spoiler

 

aber ich fand das Detail mit den Händen ganz nice. 

 

 

Jetzt stecke ich gerade in Genesis von Jeon Samhye und werde (ggf.) beizeiten etwas dazu schreiben.


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#5 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 29 April 2024 - 18:44

Genesis von Jeon Samhye

Ja, die hat mir auch gefallen.

Sehr tragisch, sehr schöne Stimmung, schöne Idee des Moonwriters, ein paar sprachlich wirklich tolle Momente. Die bildet den perfekten Abschluss für die Anthologie (die Reihenfolge ist insgesamt perfekt, finde ich). 

Die Ich-Erzählerin ist sympathisch, insgesamt ist die Story für mich (vor allem gegen Ende) angenehm feministisch, wenn auch eher subtil. 

 

Ihre Art, mit ihrer Situation umzugehen (sie ist in einer sehr hoffnungslosen Situation), ist tapfer, aber auch glaubwürdig. 

 

Natürlich ist dieser Trope "Ich bin alleine auf einem Mond/Planeten/Raumschiff" nicht neu, aber das macht nichts. Der Weg dorthin, der spezielle Weltenbau, die Idee des Moonwriters - es gibt genug Neues, was mir hier geboten wird. 

 

Vermutlich ist diese Story sogar mein Highlight.

 

 

Fazit

Diese hier, die erste und die zweite Story haben mir am besten gefallen. Vom Stil her und von der Figurennähe und Poesie würde ich sagen, von der Autorin der letzten Geschichte würde ich gern mehr lesen, oder: am liebsten mehr lesen (lieber als von den anderen), aber insgesamt ist klar, dass es sich gelohnt hat, diese Anthologie zu lesen und ich werde sie weiterempfehlen.

 

Das Nachwort war auch cool. Ich wusste gar nicht, dass Sylvana sich noch gar nicht so lange für Korea interessiert. Außer, dass ich koreanischen Kampfsport mache (was aber eher Zufall ist), weiß ich so gut wie nichts über das Land, was ich nicht aus normalen Film und Fernsehen habe. Und immerhin gibt es nun den Roman Tausend Arten von Blau, den ich sehr gut fand.


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#6 Pogopuschel

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Geschrieben 29 April 2024 - 19:29


Eine ganz normale Ehe von Bora Chung

 

Das war jetzt ein wenig zu vorhersehbar für mich 

 


 

aber ich fand das Detail mit den Händen ganz nice. 

 

Die Geschichte war die größte Enttäuschung der Anthologie für mich. Schlecht geschrieben ist sie jetzt nicht. Und immerhin hat sie mit ihrer Kurzgeschichtensammlung Der Fluch des Hasen für Aufsehen gesorgt, die wurde sogar für den International Booker Prize nominiert. Dafür fand ich die Geschichte dann doch etwas altbacken und vorhersehbar.


Bearbeitet von Pogopuschel, 29 April 2024 - 19:29.


#7 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 30 April 2024 - 06:00

Die Geschichte war die größte Enttäuschung der Anthologie für mich. Schlecht geschrieben ist sie jetzt nicht. Und immerhin hat sie mit ihrer Kurzgeschichtensammlung Der Fluch des Hasen für Aufsehen gesorgt, die wurde sogar für den International Booker Prize nominiert. Dafür fand ich die Geschichte dann doch etwas altbacken und vorhersehbar.

 

Genau deswegen habe ich gerätselt. Das ist ja nicht irgendwer. Womöglich ist mir ja was entgangen? Es kann ja nicht sein, dass das hier der Plot ist und weiter nichts:

 

Spoiler

 

Ich meine, das wäre doch extrem stumpfsinnig?

Wenn das jetzt von Newcomer aus Deutschland, der seine erste SF-Story schreibt gekommen wäre, würde ich mir denken: Na, schöner Stil, hat vielleicht seine Themen noch nicht gefunden.

 

Aber hier schreibt ja ein Profi.

 

Was habe ich also verpasst? Haben die Hände eine tiefere Bedeutung? Oder bin ich die koreanische Erzählweise nur nicht gut genug gewohnt (wobei ich inzwischen massig aus China und Japan gelesen habe und von der asiatischen Diaspora, die jetzt in den USA wohnt, die teilweise auch nicht sehr westlich schreibt).


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#8 Pogopuschel

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Geschrieben 30 April 2024 - 08:53

Vielleicht ist es eine Allegorie auf den Status der Ehe in Südkorea. Das ist da alles noch mal eine Ecke extremer als in Japan oder China. Also der Druck auf die Frauen, zu heiraten, Kinder zu bekommen, zum nationalen Wohlstand beizutragen, um nicht ständig von Taxifahrern dumm angequatscht zu werden. Aber so richtig sehe ich das nicht in der Geschichte, da es ja um den Mann geht.



#9 Nathaniel_Xembri

Nathaniel_Xembri

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Geschrieben 30 April 2024 - 17:33

Abgesehen von der Bedeutung der Hände in asiatischen Kulturen als Repräsentanten der fünf Elemente der Natur sind sie in Korea unverzichtbar für Kommunikation, die Herstellung sozialer Kontakte. Hände sind vor allem wichtig, um mittels Handzeichen zu kommunizieren. (Und nein - im Gegensatz zu Italienern bringt man einen Koreaner nicht zum Schweigen, indem man ihm die Hände abtrennt.)
 
Nate

Hush tarbija ċkejkna, tgħidx kelma

U qatt ma jimpurtahom dak l-istorbju li smajt

Huwa biss il-beasts taħt sodda tiegħek

Fil-closet tiegħek, fir-ras

 


#10 A-reum

A-reum

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Geschrieben 01 Mai 2024 - 03:25

Ich finde ein anderes Thema wichtig: das konforme Verhalten und Befehle zu verfolgen. Die Frau muss gehorchen oder sie stirbt. Auch der Mann gehorcht am Ende. Seltsam.
Aber die Geschichte kann besser sein. Wie ist es, wenn sie versuchen nicht zu gehorchen?
Die ganze Geschichte hat viele Punkte zum richtigen Verhalten: Fremde in Öffentlichkeit ansprechen, Rauchen im Wohnblock, gute Ehe führen.
Ich kenne die Geschichte nicht original. Mollige Finger sind dick? Ist das richtig übersetzt?

#11 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 01 Mai 2024 - 07:01

Womöglich ist es eine Kritik am Verhalten des Mannes. Er rafft zunächst nicht, wer oder was seine Frau wirklich ist, reduziert sie auf die Hände (was womöglich auch etwas bedeutet, immerhin dienen die ja zur Kommunikation, wie ich dank Post #9 gelernt habe, und das passt auch zu dem ganzen Telefonieren) und später vermisst er sie auch, vor allem ihre Hände.

 

Nochmaliges Lesen lohnt sich vielleicht doch.

Womöglich hat die Autorin nur ein abgegriffenes SF-Thema genommen und darin etwas ganz anderes versteckt, eine Art Gesellschaftskritik und viele, die das lesen (ggf. auch aus Korea) raffen das gar nicht. 


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#12 A-reum

A-reum

    Nanonaut

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Geschrieben 02 Mai 2024 - 10:59

Es gibt eine Online-Geschichte von Bora Chung A Song For Sleep

 

An elderly tenant captures the attention of an unexpected building element in this science fiction story from Your Utopia, written by South Korean writer Bora Chung and translated by Anton Hur.

 

Was haltet ihr davon?





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